Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.XXII. Auff solche Weise würde man auch den Bischöffen auff den Köpffen tantzen wollen und sagen ihr geschorne Platte oder grosse Cron auff dem Haubt/ wie auch die kleinere Cron der gemeinen Priester: Ja so gar das Scheren aller Mönchen und Ordens-Geistlichen seye lauter Aberglaube: Da doch diese Cron und Bescherung der Bischöffen und Geistlichen (nach Auslegung Cusani in seiner Zucht-Schul part. 6. c. 4.) bedeutet die dörnere Cron Christi / oder/ wie Bailius Summ. controv. tr. 2. q. 26. will /) die Bußfertigkeit der Geistlichen. Andere aber bey Bailio l. c. geben für/ diese Cron seye ein Zeichen der Priesterlichen Vollkommenheit/ und des geistlichen Reichs bey den Päbstischen Priestern: Weilen geschrieben stehet: Ihr seyd ein heiliges Priesterthum/ 2. Pet. 2. v. 9. Andere mit dem Ertz-Bischoff Rovenio reipubl. Christ. c. I. p. 4. wollen/ es seye diese Cron ein Zeichen der Beharrlichkeit/ wodurch sich die Geistliche erinneren/ daß sie die zeitliche Ding verachten müssen. Andere mit Costero. l. I. Sodal. c. 10. seynd der Meinung/ es deute diese Cron den Priestern an/ daß sie sich gleichsam für Könige erkennen/ und über ihre Begierden herschen und das Regiment führen sollen. Antwort. Wann diese Cron solle bedeuten die Bußfertigkeit der Priester und Geistlichen: So bedeutet sie recht wohl: Dann gleich wie diese Cron und Buß-Zeichen nur äusserlich ist / also ist auch die Buß der Päbstischen Geistlichen offtermahls nur äusserlich/ und bestehet mehrsten theils in einer äusserlichen Form und Geberden. Wann aber die Cron bedeuten solle das Königliche Regiment über die Begierden/ so muß man gestehen diese Könige regieren gar gelind/ und wollen ihre Liebe Unterthanen/ die Begierlichkeiten / lieber beherschen mit der Güte/ als mit scharffen Zwang und Gewalthätigkeit. Summa der aus GOttes Wort diese verschorne Andacht behaupten/ und vom Aberglauben loßsprechen will / der will einen Mohren waschen: Dann auch schon vorlängst hat Optatus Milevitanus lib. contra Parmenian. die Donatisten/ (so den Catholischen Priestern mit Gewalt die Häupter beschoren /) gestrafft mit diesen Worten: Lehret wo euch befohlen seye den Priestern die Häupter glat zu scheren? Da im Gegentheil so viel Exempel seynd vorgestellet/ daß es nicht geschehen solle: Dann in Warheit hat nicht GOtt befohlen den Israeliten Levit. 19. v. 27. sie solten ihre Haar rund-um nicht abschneiden? Hat nicht GOtt absonderlich geheissen den Priestern/ Aarons Söhnen/ sie solten ihre Köpff nicht bescheren Lev. 21. v. 5.? Hat nicht GOtt den Nazaraeeren ein ausdrückliches Gesetz gegeben kein Scheermesser solte über ihr Haubt fahren: Sondern sie solten das Haar auff ihrem Haubt lassen wachsen Num. 6. v. 5. ? Nun geben die Papisten für/ durch die Priester und GOtt geheiligte Nazaraeer des Alten Testaments seyn vorbedeutet die Priester und Geistlichen des neuen / und so gar/ nach Zeugnüß Bellarmini l. 2. de miss. c. 14. sollen die priesterliche Kleider des Alten Testaments seyn gewesen Fürbilder und Schatten der heiligen Kleider welche jetz und antragen die Päbstische Priester: So müsten dann/ (wann diese Vorbedeutungen auff die Geistliche im Pabstum zielen solten /) die Priester und Nazaraeer, weilen sie ihre Haar aus Geheiß GOttes musten wachsen lassen/ vorbedeutet haben/ daß die Priester und Mönche des Neuen Testaments sollen kahl beschoren werden. Seynd das nicht artige Pfaffen- und Mönchen-Grillen? Wiederum S. Paulus I. Cor. II. v. 14. rechnet es für eine Unehr/ wann ein Mannsperson lange Haar zeuget: Hingegen halten Mönche und Pfaffen es für eine Ehr: Und setzen ihre Demuth und Bußfertigkeit in den gestutzten Haaren/ und kahlen Platten. So spricht auch S. Paulus daselbst v. 4. Ein jeglicher Mann (auch keinen Mönch ausgenommen /) der da XXII. Auff solche Weise würde man auch den Bischöffen auff den Köpffen tantzen wollen und sagen ihr geschorne Platte oder grosse Cron auff dem Haubt/ wie auch die kleinere Cron der gemeinen Priester: Ja so gar das Scheren aller Mönchen und Ordens-Geistlichen seye lauter Aberglaube: Da doch diese Cron und Bescherung der Bischöffen und Geistlichen (nach Auslegung Cusani in seiner Zucht-Schul part. 6. c. 4.) bedeutet die dörnere Cron Christi / oder/ wie Bailius Summ. controv. tr. 2. q. 26. will /) die Bußfertigkeit der Geistlichen. Andere aber bey Bailio l. c. geben für/ diese Cron seye ein Zeichen der Priesterlichen Vollkommenheit/ und des geistlichen Reichs bey den Päbstischen Priestern: Weilen geschrieben stehet: Ihr seyd ein heiliges Priesterthum/ 2. Pet. 2. v. 9. Andere mit dem Ertz-Bischoff Rovenio reipubl. Christ. c. I. p. 4. wollen/ es seye diese Cron ein Zeichen der Beharrlichkeit/ wodurch sich die Geistliche erinneren/ daß sie die zeitliche Ding verachten müssen. Andere mit Costero. l. I. Sodal. c. 10. seynd der Meinung/ es deute diese Cron den Priestern an/ daß sie sich gleichsam für Könige erkennen/ und über ihre Begierden herschen und das Regiment führen sollen. Antwort. Wann diese Cron solle bedeuten die Bußfertigkeit der Priester und Geistlichen: So bedeutet sie recht wohl: Dann gleich wie diese Cron und Buß-Zeichen nur äusserlich ist / also ist auch die Buß der Päbstischen Geistlichen offtermahls nur äusserlich/ und bestehet mehrsten theils in einer äusserlichen Form und Geberden. Wann aber die Cron bedeuten solle das Königliche Regiment über die Begierden/ so muß man gestehen diese Könige regieren gar gelind/ und wollen ihre Liebe Unterthanen/ die Begierlichkeiten / lieber beherschen mit der Güte/ als mit scharffen Zwang und Gewalthätigkeit. Summa der aus GOttes Wort diese verschorne Andacht behaupten/ und vom Aberglauben loßsprechen will / der will einen Mohren waschen: Dann auch schon vorlängst hat Optatus Milevitanus lib. contra Parmenian. die Donatisten/ (so den Catholischen Priestern mit Gewalt die Häupter beschoren /) gestrafft mit diesen Worten: Lehret wo euch befohlen seye den Priestern die Häupter glat zu scheren? Da im Gegentheil so viel Exempel seynd vorgestellet/ daß es nicht geschehen solle: Dann in Warheit hat nicht GOtt befohlen den Israëliten Levit. 19. v. 27. sie solten ihre Haar rund-um nicht abschneiden? Hat nicht GOtt absonderlich geheissen den Priestern/ Aarons Söhnen/ sie solten ihre Köpff nicht bescheren Lev. 21. v. 5.? Hat nicht GOtt den Nazaraeeren ein ausdrückliches Gesetz gegeben kein Scheermesser solte über ihr Haubt fahren: Sondern sie solten das Haar auff ihrem Haubt lassen wachsen Num. 6. v. 5. ? Nun geben die Papisten für/ durch die Priester und GOtt geheiligte Nazaraeer des Alten Testaments seyn vorbedeutet die Priester und Geistlichen des neuen / und so gar/ nach Zeugnüß Bellarmini l. 2. de miss. c. 14. sollen die priesterliche Kleider des Alten Testaments seyn gewesen Fürbilder und Schatten der heiligen Kleider welche jetz und antragen die Päbstische Priester: So müsten dann/ (wann diese Vorbedeutungen auff die Geistliche im Pabstum zielen solten /) die Priester und Nazaraeer, weilen sie ihre Haar aus Geheiß GOttes musten wachsen lassen/ vorbedeutet haben/ daß die Priester und Mönche des Neuen Testaments sollen kahl beschoren werden. Seynd das nicht artige Pfaffen- und Mönchen-Grillen? Wiederum S. Paulus I. Cor. II. v. 14. rechnet es für eine Unehr/ wann ein Mannsperson lange Haar zeuget: Hingegen halten Mönche und Pfaffen es für eine Ehr: Und setzen ihre Demuth und Bußfertigkeit in den gestutzten Haaren/ und kahlen Platten. So spricht auch S. Paulus daselbst v. 4. 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I. p. 4. wollen/ es seye diese Cron ein Zeichen der Beharrlichkeit/ wodurch sich die Geistliche erinneren/ daß sie die zeitliche Ding verachten müssen. Andere mit Costero. l. I. Sodal. c. 10. seynd der Meinung/ es deute diese Cron den Priestern an/ daß sie sich gleichsam für Könige erkennen/ und über ihre Begierden herschen und das Regiment führen sollen.</p> <p>Antwort. Wann diese Cron solle bedeuten die Bußfertigkeit der Priester und Geistlichen: So bedeutet sie recht wohl: Dann gleich wie diese Cron und Buß-Zeichen nur äusserlich ist / also ist auch die Buß der Päbstischen Geistlichen offtermahls nur äusserlich/ und bestehet mehrsten theils in einer äusserlichen Form und Geberden. Wann aber die Cron bedeuten solle das Königliche Regiment über die Begierden/ so muß man gestehen diese Könige regieren gar gelind/ und wollen ihre Liebe Unterthanen/ die Begierlichkeiten / lieber beherschen mit der Güte/ als mit scharffen Zwang und Gewalthätigkeit. Summa der aus GOttes Wort diese verschorne Andacht behaupten/ und vom Aberglauben loßsprechen will / der will einen Mohren waschen: Dann auch schon vorlängst hat Optatus Milevitanus lib. contra Parmenian. die Donatisten/ (so den Catholischen Priestern mit Gewalt die Häupter beschoren /) gestrafft mit diesen Worten: Lehret wo euch befohlen seye den Priestern die Häupter glat zu scheren? Da im Gegentheil so viel Exempel seynd vorgestellet/ daß es nicht geschehen solle: Dann in Warheit hat nicht GOtt befohlen den Israëliten Levit. 19. v. 27. sie solten ihre Haar rund-um nicht abschneiden? Hat nicht GOtt absonderlich geheissen den Priestern/ Aarons Söhnen/ sie solten ihre Köpff nicht bescheren Lev. 21. v. 5.? Hat nicht GOtt den Nazaraeeren ein ausdrückliches Gesetz gegeben kein Scheermesser solte über ihr Haubt fahren: Sondern sie solten das Haar auff ihrem Haubt lassen wachsen Num. 6. v. 5. ? Nun geben die Papisten für/ durch die Priester und GOtt geheiligte Nazaraeer des Alten Testaments seyn vorbedeutet die Priester und Geistlichen des neuen / und so gar/ nach Zeugnüß Bellarmini l. 2. de miss. c. 14. sollen die priesterliche Kleider des Alten Testaments seyn gewesen Fürbilder und Schatten der heiligen Kleider welche jetz und antragen die Päbstische Priester: So müsten dann/ (wann diese Vorbedeutungen auff die Geistliche im Pabstum zielen solten /) die Priester und Nazaraeer, weilen sie ihre Haar aus Geheiß GOttes musten wachsen lassen/ vorbedeutet haben/ daß die Priester und Mönche des Neuen Testaments sollen kahl beschoren werden. Seynd das nicht artige Pfaffen- und Mönchen-Grillen? Wiederum S. Paulus I. Cor. II. v. 14. rechnet es für eine Unehr/ wann ein Mannsperson lange Haar zeuget: Hingegen halten Mönche und Pfaffen es für eine Ehr: Und setzen ihre Demuth und Bußfertigkeit in den gestutzten Haaren/ und kahlen Platten. So spricht auch S. Paulus daselbst v. 4. Ein jeglicher Mann (auch keinen Mönch ausgenommen /) der da </p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0453]
XXII. Auff solche Weise würde man auch den Bischöffen auff den Köpffen tantzen wollen und sagen ihr geschorne Platte oder grosse Cron auff dem Haubt/ wie auch die kleinere Cron der gemeinen Priester: Ja so gar das Scheren aller Mönchen und Ordens-Geistlichen seye lauter Aberglaube: Da doch diese Cron und Bescherung der Bischöffen und Geistlichen (nach Auslegung Cusani in seiner Zucht-Schul part. 6. c. 4.) bedeutet die dörnere Cron Christi / oder/ wie Bailius Summ. controv. tr. 2. q. 26. will /) die Bußfertigkeit der Geistlichen. Andere aber bey Bailio l. c. geben für/ diese Cron seye ein Zeichen der Priesterlichen Vollkommenheit/ und des geistlichen Reichs bey den Päbstischen Priestern: Weilen geschrieben stehet: Ihr seyd ein heiliges Priesterthum/ 2. Pet. 2. v. 9. Andere mit dem Ertz-Bischoff Rovenio reipubl. Christ. c. I. p. 4. wollen/ es seye diese Cron ein Zeichen der Beharrlichkeit/ wodurch sich die Geistliche erinneren/ daß sie die zeitliche Ding verachten müssen. Andere mit Costero. l. I. Sodal. c. 10. seynd der Meinung/ es deute diese Cron den Priestern an/ daß sie sich gleichsam für Könige erkennen/ und über ihre Begierden herschen und das Regiment führen sollen.
Antwort. Wann diese Cron solle bedeuten die Bußfertigkeit der Priester und Geistlichen: So bedeutet sie recht wohl: Dann gleich wie diese Cron und Buß-Zeichen nur äusserlich ist / also ist auch die Buß der Päbstischen Geistlichen offtermahls nur äusserlich/ und bestehet mehrsten theils in einer äusserlichen Form und Geberden. Wann aber die Cron bedeuten solle das Königliche Regiment über die Begierden/ so muß man gestehen diese Könige regieren gar gelind/ und wollen ihre Liebe Unterthanen/ die Begierlichkeiten / lieber beherschen mit der Güte/ als mit scharffen Zwang und Gewalthätigkeit. Summa der aus GOttes Wort diese verschorne Andacht behaupten/ und vom Aberglauben loßsprechen will / der will einen Mohren waschen: Dann auch schon vorlängst hat Optatus Milevitanus lib. contra Parmenian. die Donatisten/ (so den Catholischen Priestern mit Gewalt die Häupter beschoren /) gestrafft mit diesen Worten: Lehret wo euch befohlen seye den Priestern die Häupter glat zu scheren? Da im Gegentheil so viel Exempel seynd vorgestellet/ daß es nicht geschehen solle: Dann in Warheit hat nicht GOtt befohlen den Israëliten Levit. 19. v. 27. sie solten ihre Haar rund-um nicht abschneiden? Hat nicht GOtt absonderlich geheissen den Priestern/ Aarons Söhnen/ sie solten ihre Köpff nicht bescheren Lev. 21. v. 5.? Hat nicht GOtt den Nazaraeeren ein ausdrückliches Gesetz gegeben kein Scheermesser solte über ihr Haubt fahren: Sondern sie solten das Haar auff ihrem Haubt lassen wachsen Num. 6. v. 5. ? Nun geben die Papisten für/ durch die Priester und GOtt geheiligte Nazaraeer des Alten Testaments seyn vorbedeutet die Priester und Geistlichen des neuen / und so gar/ nach Zeugnüß Bellarmini l. 2. de miss. c. 14. sollen die priesterliche Kleider des Alten Testaments seyn gewesen Fürbilder und Schatten der heiligen Kleider welche jetz und antragen die Päbstische Priester: So müsten dann/ (wann diese Vorbedeutungen auff die Geistliche im Pabstum zielen solten /) die Priester und Nazaraeer, weilen sie ihre Haar aus Geheiß GOttes musten wachsen lassen/ vorbedeutet haben/ daß die Priester und Mönche des Neuen Testaments sollen kahl beschoren werden. Seynd das nicht artige Pfaffen- und Mönchen-Grillen? Wiederum S. Paulus I. Cor. II. v. 14. rechnet es für eine Unehr/ wann ein Mannsperson lange Haar zeuget: Hingegen halten Mönche und Pfaffen es für eine Ehr: Und setzen ihre Demuth und Bußfertigkeit in den gestutzten Haaren/ und kahlen Platten. So spricht auch S. Paulus daselbst v. 4. Ein jeglicher Mann (auch keinen Mönch ausgenommen /) der da
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/453>, abgerufen am 10.06.2024. |