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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Der fünffte Mißbrauch.

Wegen der stillen Aussprach der Cansecration, und unbekanter Sprache in der Messe.

ES ist auch dieses nicht ein geringer Mißbrauch der Meß-Pfaffen/ daß sie die Wort der Consecration gantz ins Geheim und in der Stille aussprechen: Da sie doch fürgeben/ gleich wie die gebenedeyte Jungfrau Maria durch diese fünff Wort mir geschehe nach deinem Wort / Christum in ihrem Leibe habe empfangen: Also erschaffe gleichsam der Priester durch Krafft dieser fünff Wort hoc est enim corpus meum dann diß ist mein Leib seinen Schöpffer: Das ist Christum. Liegt also die Verwandlung fürnemlich an Aussprechung dieser Wort. Indem nun aber diese Wort von dem Meß-Priester (Krafft des scharffen Gebohts) müssen heimlich ausgesprochen werden: Woher können dann die Anwesende versichert seyn/ daß die Wort seyn völlich ausgesprochen/ und die Wandlung gebührender Weise vollzogen? Muß also der communicirende (Krafft dieses Mißbrauchs) immer ohne Versicherung in Wanckelmuht das Abendmahl geniessen.

Nicht geringer auch ist der Missbrauch/ daß die Papisten die Messe nicht in bekanter Mutter-Sprach/ welche die gemeine Leyen verstehen könten: sondern in einer frembden ihnen unbekanten/ ja allein in lateinischer Sprach verrichten: Welches wir dann nicht billigen können/ aus nachfolgenden Ursachen.

Dann erstlich: so soll im Abendmahl ein Gedächtnüß des Leydens und Sterbens Christi gehalten/ und des HErrn Todt verkündiget werden Luc. 22. I. Cor. II. Wann aber nun den Leyen solches alles in Lateinischer Sprach fürgebracht und verhandelt wird/ wie können sie dann solches Gedächtnüß halten? Massen S. Paulus spricht: Wann du segnest/ oder GOtt lobest und dancksagest/ im Geist/ wie soll der/ so an statt des Leyen stehet/ Amen sagen auff deine Dancksagung? sintemahl er nicht weiß was du sagest I. Cor. 14. v. 16. Wann der Apostel mit einem Sonnen-Stral geschrieben hätte/ so hätte er den Päbstischen Mißbrauch nicht klährer berühren können.

Zweytens: Wann die Meß und Abendmahl in Lateinischer Sprach soll verrichtet werden/ so hat S. Paulus nicht recht daran gethan/ daß er den Corinthern das Abendmahl in der Griegischen Sprach/ welche ihre Mutter-Sprach gewesen/ beschrieben hat: Dann er solte es / nach Papistischer Weise und Meinung/ in Lateinischer Sprach beschrieben haben.

Drittens: Ob schon S. Paulus die Gaben der Sprachen hoch rühmet/ so siehet er doch allwegen vielmehr auff die Erbauung und Besserung der Kirchen: Wo hin er will das alles solle gerichtet seyn I. Cor. 14. v. 5. Nun aber wird derjenige/ dem etwas in einer frembden unbekanten Sprach gesagt wird/ dardurch nicht gebessert/ noch auch sein Glaube dardurch gestärcket: Dann er verstehets ja nicht. Drum sich dann auch S. Paulus I. Cor. 14. v. 19. ausdrücklich dahin erklärt/ er wolle lieber in der Gemeine fünff Wort reden mit seinem Sinne oder mit Verständnüß der Zuhörer/ auf das er auch andere unterweise / als sonst zehn tausend Wort mit Zungen/ oder in unbekanter Sprach. Nun aber wollen die Papisten klüger seyn als S. Paulus, und das ist die höchste Thorheit.

Der fünffte Mißbrauch.

Wegen der stillen Aussprach der Cansecration, und unbekanter Sprache in der Messe.

ES ist auch dieses nicht ein geringer Mißbrauch der Meß-Pfaffen/ daß sie die Wort der Consecration gantz ins Geheim und in der Stille aussprechen: Da sie doch fürgeben/ gleich wie die gebenedeyte Jungfrau Maria durch diese fünff Wort mir geschehe nach deinem Wort / Christum in ihrem Leibe habe empfangen: Also erschaffe gleichsam der Priester durch Krafft dieser fünff Wort hoc est enim corpus meum dann diß ist mein Leib seinen Schöpffer: Das ist Christum. Liegt also die Verwandlung fürnemlich an Aussprechung dieser Wort. Indem nun aber diese Wort von dem Meß-Priester (Krafft des scharffen Gebohts) müssen heimlich ausgesprochen werden: Woher können dann die Anwesende versichert seyn/ daß die Wort seyn völlich ausgesprochen/ und die Wandlung gebührender Weise vollzogen? Muß also der communicirende (Krafft dieses Mißbrauchs) immer ohne Versicherung in Wanckelmuht das Abendmahl geniessen.

Nicht geringer auch ist der Missbrauch/ daß die Papisten die Messe nicht in bekanter Mutter-Sprach/ welche die gemeine Leyen verstehen könten: sondern in einer frembden ihnen unbekanten/ ja allein in lateinischer Sprach verrichten: Welches wir dann nicht billigen können/ aus nachfolgenden Ursachen.

Dann erstlich: so soll im Abendmahl ein Gedächtnüß des Leydens und Sterbens Christi gehalten/ und des HErrn Todt verkündiget werden Luc. 22. I. Cor. II. Wann aber nun den Leyen solches alles in Lateinischer Sprach fürgebracht und verhandelt wird/ wie können sie dann solches Gedächtnüß halten? Massen S. Paulus spricht: Wann du segnest/ oder GOtt lobest und dancksagest/ im Geist/ wie soll der/ so an statt des Leyen stehet/ Amen sagen auff deine Dancksagung? sintemahl er nicht weiß was du sagest I. Cor. 14. v. 16. Wann der Apostel mit einem Sonnen-Stral geschrieben hätte/ so hätte er den Päbstischen Mißbrauch nicht klährer berühren können.

Zweytens: Wann die Meß und Abendmahl in Lateinischer Sprach soll verrichtet werden/ so hat S. Paulus nicht recht daran gethan/ daß er den Corinthern das Abendmahl in der Griegischen Sprach/ welche ihre Mutter-Sprach gewesen/ beschrieben hat: Dann er solte es / nach Papistischer Weise und Meinung/ in Lateinischer Sprach beschrieben haben.

Drittens: Ob schon S. Paulus die Gaben der Sprachen hoch rühmet/ so siehet er doch allwegen vielmehr auff die Erbauung und Besserung der Kirchen: Wo hin er will das alles solle gerichtet seyn I. Cor. 14. v. 5. Nun aber wird derjenige/ dem etwas in einer frembden unbekanten Sprach gesagt wird/ dardurch nicht gebessert/ noch auch sein Glaube dardurch gestärcket: Dann er verstehets ja nicht. Drum sich dann auch S. Paulus I. Cor. 14. v. 19. ausdrücklich dahin erklärt/ er wolle lieber in der Gemeine fünff Wort reden mit seinem Sinne oder mit Verständnüß der Zuhörer/ auf das er auch andere unterweise / als sonst zehn tausend Wort mit Zungen/ oder in unbekanter Sprach. Nun aber wollen die Papisten klüger seyn als S. Paulus, und das ist die höchste Thorheit.

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        <p>Drittens: Ob schon S. Paulus die Gaben der Sprachen hoch rühmet/ so siehet er doch            allwegen vielmehr auff die Erbauung und Besserung der Kirchen: Wo hin er will das alles            solle gerichtet seyn I. Cor. 14. v. 5. Nun aber wird derjenige/ dem etwas in einer            frembden unbekanten Sprach gesagt wird/ dardurch nicht gebessert/ noch auch sein Glaube            dardurch gestärcket: Dann er verstehets ja nicht. Drum sich dann auch S. Paulus I. Cor.            14. v. 19. ausdrücklich dahin erklärt/ er wolle lieber in der Gemeine fünff Wort reden            mit seinem Sinne oder mit Verständnüß der Zuhörer/ auf das er auch andere unterweise /            als sonst zehn tausend Wort mit Zungen/ oder in unbekanter Sprach. Nun aber wollen die            Papisten klüger seyn als S. Paulus, und das ist die höchste Thorheit.</p>
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[134/0434] Der fünffte Mißbrauch. Wegen der stillen Aussprach der Cansecration, und unbekanter Sprache in der Messe. ES ist auch dieses nicht ein geringer Mißbrauch der Meß-Pfaffen/ daß sie die Wort der Consecration gantz ins Geheim und in der Stille aussprechen: Da sie doch fürgeben/ gleich wie die gebenedeyte Jungfrau Maria durch diese fünff Wort mir geschehe nach deinem Wort / Christum in ihrem Leibe habe empfangen: Also erschaffe gleichsam der Priester durch Krafft dieser fünff Wort hoc est enim corpus meum dann diß ist mein Leib seinen Schöpffer: Das ist Christum. Liegt also die Verwandlung fürnemlich an Aussprechung dieser Wort. Indem nun aber diese Wort von dem Meß-Priester (Krafft des scharffen Gebohts) müssen heimlich ausgesprochen werden: Woher können dann die Anwesende versichert seyn/ daß die Wort seyn völlich ausgesprochen/ und die Wandlung gebührender Weise vollzogen? Muß also der communicirende (Krafft dieses Mißbrauchs) immer ohne Versicherung in Wanckelmuht das Abendmahl geniessen. Nicht geringer auch ist der Missbrauch/ daß die Papisten die Messe nicht in bekanter Mutter-Sprach/ welche die gemeine Leyen verstehen könten: sondern in einer frembden ihnen unbekanten/ ja allein in lateinischer Sprach verrichten: Welches wir dann nicht billigen können/ aus nachfolgenden Ursachen. Dann erstlich: so soll im Abendmahl ein Gedächtnüß des Leydens und Sterbens Christi gehalten/ und des HErrn Todt verkündiget werden Luc. 22. I. Cor. II. Wann aber nun den Leyen solches alles in Lateinischer Sprach fürgebracht und verhandelt wird/ wie können sie dann solches Gedächtnüß halten? Massen S. Paulus spricht: Wann du segnest/ oder GOtt lobest und dancksagest/ im Geist/ wie soll der/ so an statt des Leyen stehet/ Amen sagen auff deine Dancksagung? sintemahl er nicht weiß was du sagest I. Cor. 14. v. 16. Wann der Apostel mit einem Sonnen-Stral geschrieben hätte/ so hätte er den Päbstischen Mißbrauch nicht klährer berühren können. Zweytens: Wann die Meß und Abendmahl in Lateinischer Sprach soll verrichtet werden/ so hat S. Paulus nicht recht daran gethan/ daß er den Corinthern das Abendmahl in der Griegischen Sprach/ welche ihre Mutter-Sprach gewesen/ beschrieben hat: Dann er solte es / nach Papistischer Weise und Meinung/ in Lateinischer Sprach beschrieben haben. Drittens: Ob schon S. Paulus die Gaben der Sprachen hoch rühmet/ so siehet er doch allwegen vielmehr auff die Erbauung und Besserung der Kirchen: Wo hin er will das alles solle gerichtet seyn I. Cor. 14. v. 5. Nun aber wird derjenige/ dem etwas in einer frembden unbekanten Sprach gesagt wird/ dardurch nicht gebessert/ noch auch sein Glaube dardurch gestärcket: Dann er verstehets ja nicht. Drum sich dann auch S. Paulus I. Cor. 14. v. 19. ausdrücklich dahin erklärt/ er wolle lieber in der Gemeine fünff Wort reden mit seinem Sinne oder mit Verständnüß der Zuhörer/ auf das er auch andere unterweise / als sonst zehn tausend Wort mit Zungen/ oder in unbekanter Sprach. Nun aber wollen die Papisten klüger seyn als S. Paulus, und das ist die höchste Thorheit.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/434>, abgerufen am 31.07.2024.