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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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auf ihren neuen Augen verbleiben wollen/ und auch das Wörtlein Oder erhalten können/ so erklärtes doch S. Paulus selbst/ durch das Wörtlein Und I. Cor. II. v. 26. Da er gantz vorsetzlich und eigentlich handelt von der Einsetzung des Heil. Abendmahls/ sprechend: So offt ihr von diesem Brodt esset/ und (nicht oder) von diesem Kelch trincket. Item v. 28. Der Mensch prüfe sich selbst/ und also esse er von diesem Brodt/ und (nicht oder) trincke von diesem Kelch. Derowegen so ist diese S. Pauli Meynung/ daß die Christen bey Niessung beyder Gestalten wohl zusehen sollen/ damit sie nicht entweder verächtiglich und unerbietlich von dem Brodt essen/ oder aber auch von dem Kelch trincken: dann an einem jeden könne man sich versündigen.

XVI. Gedenckt doch S. Paulus I. Cor. 10. v. 17. des Brodts allein/ da er spricht: Wir seynd alle einss Brods theilhafftig: dann ob schon in der vorbemelten Lateinischen Version auch diese Wort & de uno calice und eines Kelchs gefunden werden/ so stehn doch diese Wort nicht im Griechischen Text. Hieraus kan man nun leichtlich abnehmen/ das Paulus die Niessung unter einerley Gestalt gebilliget habe.

Antwort. Da siehet man wiedrum die Schwindel-Köpff. Sonsten wollen die Papisten bey der alten Lateinischen Version fest stehen und beharren/ und verfluchen alle diejenigen/ so der selbigen nicht Beyfall leisten wollen: jetzund aber schreiten sie selbsten darvon / und beruffen sich auf den Griechischen Text. Das heisst warm und kalt aus einem Mund geblasen. Im übrigen so schliesset S. Paulus im obgemelten Text den Kelch keines Weges aus: eben so wenig als er daselbst v. 21. das Brodt ausschliesset/ sprechend: Ihr könnt nicht zugleich trincken des HErrn Kelch/ und der Teuffel Kelch: Dann S. Paulus hatte nicht mit Schwindel-Köpffen: sondern wie er daselbst v. 15. spricht/ mit Klugen zu thun / welche wohl verstehen konten/ daß er weder durch Nennung des Brods den Kelch/ noch bey Nennung des Kelchs das Brodt ausschlösse vom Abendmahl des HErrn: sondern durch Nennung des einen Theils das gantze Abendmahl bedeutete.

XVII. S. Paulus spricht: Last uns Ostern halten in süssen Brodten I. Cor. 5. v. 8. da gedenckt er ja keines Kelchs: Hat derowegen die einerley Gestalt mit solchen Worten wollen andeuten.

Antwort. Der gantze Context allda lautet also: Lasset uns Ostern hatten/ nicht im alten Sauerteig/ auch nicht im Sauerteig der Schalckheit: sondern in dem Süß-teig der Lauterkeit und Warheit. Redet derowegen der Apostel von dem neuen Gehorsam der wiedergebohrnen Christen. Wie füget sich aber daß/ auf die einerley Gestalt des Abendmahls?

XVIII. Christus spricht Luc. 22. v. 20. Daß ist der Kelch der neue Bund oder Testament in meinem Bluht. Nun aber bestehet dieser Bund nicht in der Niessung des Bluhts: sondern nur in dessen Anschauung und Bedeutung der Vergebung unsrer Sünden/ durch das Bluht Christi: also hat auck, Moyses Ex. 24. v. 8. mit dem Bluht der Kälber das Volck besprenget/ und gesprochen: Daß ist das Bluht des Bundes/ den der HErr mit euch gemacht hat. Und dannoch hat das Volck das Kälber-Bluht nicht getruncken: kan derowegen auch wohl das Bluht CHristi ein Bund und Testament seyn/ wann es schon nicht getruncken wird.

auf ihren neuen Augen verbleiben wollen/ und auch das Wörtlein Oder erhalten können/ so erklärtes doch S. Paulus selbst/ durch das Wörtlein Und I. Cor. II. v. 26. Da er gantz vorsetzlich und eigentlich handelt von der Einsetzung des Heil. Abendmahls/ sprechend: So offt ihr von diesem Brodt esset/ und (nicht oder) von diesem Kelch trincket. Item v. 28. Der Mensch prüfe sich selbst/ und also esse er von diesem Brodt/ und (nicht oder) trincke von diesem Kelch. Derowegen so ist diese S. Pauli Meynung/ daß die Christen bey Niessung beyder Gestalten wohl zusehen sollen/ damit sie nicht entweder verächtiglich und unerbietlich von dem Brodt essen/ oder aber auch von dem Kelch trincken: dann an einem jeden könne man sich versündigen.

XVI. Gedenckt doch S. Paulus I. Cor. 10. v. 17. des Brodts allein/ da er spricht: Wir seynd alle einss Brods theilhafftig: dann ob schon in der vorbemelten Lateinischen Version auch diese Wort & de uno calice und eines Kelchs gefunden werden/ so stehn doch diese Wort nicht im Griechischen Text. Hieraus kan man nun leichtlich abnehmen/ das Paulus die Niessung unter einerley Gestalt gebilliget habe.

Antwort. Da siehet man wiedrum die Schwindel-Köpff. Sonsten wollen die Papisten bey der alten Lateinischen Version fest stehen und beharren/ und verfluchen alle diejenigen/ so der selbigen nicht Beyfall leisten wollen: jetzund aber schreiten sie selbsten darvon / und beruffen sich auf den Griechischen Text. Das heisst warm und kalt aus einem Mund geblasen. Im übrigen so schliesset S. Paulus im obgemelten Text den Kelch keines Weges aus: eben so wenig als er daselbst v. 21. das Brodt ausschliesset/ sprechend: Ihr könnt nicht zugleich trincken des HErrn Kelch/ und der Teuffel Kelch: Dann S. Paulus hatte nicht mit Schwindel-Köpffen: sondern wie er daselbst v. 15. spricht/ mit Klugen zu thun / welche wohl verstehen konten/ daß er weder durch Nennung des Brods den Kelch/ noch bey Nennung des Kelchs das Brodt ausschlösse vom Abendmahl des HErrn: sondern durch Nennung des einen Theils das gantze Abendmahl bedeutete.

XVII. S. Paulus spricht: Last uns Ostern halten in süssen Brodten I. Cor. 5. v. 8. da gedenckt er ja keines Kelchs: Hat derowegen die einerley Gestalt mit solchen Worten wollen andeuten.

Antwort. Der gantze Context allda lautet also: Lasset uns Ostern hatten/ nicht im alten Sauerteig/ auch nicht im Sauerteig der Schalckheit: sondern in dem Süß-teig der Lauterkeit und Warheit. Redet derowegen der Apostel von dem neuen Gehorsam der wiedergebohrnen Christen. Wie füget sich aber daß/ auf die einerley Gestalt des Abendmahls?

XVIII. Christus spricht Luc. 22. v. 20. Daß ist der Kelch der neue Bund oder Testament in meinem Bluht. Nun aber bestehet dieser Bund nicht in der Niessung des Bluhts: sondern nur in dessen Anschauung und Bedeutung der Vergebung unsrer Sünden/ durch das Bluht Christi: also hat auck, Moyses Ex. 24. v. 8. mit dem Bluht der Kälber das Volck besprenget/ und gesprochen: Daß ist das Bluht des Bundes/ den der HErr mit euch gemacht hat. Und dannoch hat das Volck das Kälber-Bluht nicht getruncken: kan derowegen auch wohl das Bluht CHristi ein Bund und Testament seyn/ wann es schon nicht getruncken wird.

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auf ihren neuen Augen            verbleiben wollen/ und auch das Wörtlein Oder erhalten können/ so erklärtes doch S.            Paulus selbst/ durch das Wörtlein Und I. Cor. II. v. 26. Da er gantz vorsetzlich und            eigentlich handelt von der Einsetzung des Heil. Abendmahls/ sprechend: So offt ihr von            diesem Brodt esset/ und (nicht oder) von diesem Kelch trincket. Item v. 28. Der Mensch            prüfe sich selbst/ und also esse er von diesem Brodt/ und (nicht oder) trincke von            diesem Kelch. Derowegen so ist diese S. Pauli Meynung/ daß die Christen bey Niessung            beyder Gestalten wohl zusehen sollen/ damit sie nicht entweder verächtiglich und            unerbietlich von dem Brodt essen/ oder aber auch von dem Kelch trincken: dann an einem            jeden könne man sich versündigen.</p>
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        <p>Antwort. Da siehet man wiedrum die Schwindel-Köpff. Sonsten wollen die Papisten bey der            alten Lateinischen Version fest stehen und beharren/ und verfluchen alle diejenigen/ so            der selbigen nicht Beyfall leisten wollen: jetzund aber schreiten sie selbsten darvon /            und beruffen sich auf den Griechischen Text. Das heisst warm und kalt aus einem Mund            geblasen. Im übrigen so schliesset S. Paulus im obgemelten Text den Kelch keines Weges            aus: eben so wenig als er daselbst v. 21. das Brodt ausschliesset/ sprechend: Ihr könnt            nicht zugleich trincken des HErrn Kelch/ und der Teuffel Kelch: Dann S. Paulus hatte            nicht mit Schwindel-Köpffen: sondern wie er daselbst v. 15. spricht/ mit Klugen zu thun /            welche wohl verstehen konten/ daß er weder durch Nennung des Brods den Kelch/ noch bey            Nennung des Kelchs das Brodt ausschlösse vom Abendmahl des HErrn: sondern durch Nennung            des einen Theils das gantze Abendmahl bedeutete.</p>
        <p>XVII. S. Paulus spricht: Last uns Ostern halten in süssen Brodten I. Cor. 5. v. 8. da            gedenckt er ja keines Kelchs: Hat derowegen die einerley Gestalt mit solchen Worten wollen            andeuten.</p>
        <p>Antwort. Der gantze Context allda lautet also: Lasset uns Ostern hatten/ nicht im alten            Sauerteig/ auch nicht im Sauerteig der Schalckheit: sondern in dem Süß-teig der            Lauterkeit und Warheit. Redet derowegen der Apostel von dem neuen Gehorsam der            wiedergebohrnen Christen. Wie füget sich aber daß/ auf die einerley Gestalt des            Abendmahls?</p>
        <p>XVIII. Christus spricht Luc. 22. v. 20. Daß ist der Kelch der neue Bund oder Testament in            meinem Bluht. Nun aber bestehet dieser Bund nicht in der Niessung des Bluhts: sondern nur            in dessen Anschauung und Bedeutung der Vergebung unsrer Sünden/ durch das Bluht Christi:            also hat auck, Moyses Ex. 24. v. 8. mit dem Bluht der Kälber das Volck besprenget/ und            gesprochen: Daß ist das Bluht des Bundes/ den der HErr mit euch gemacht hat. Und dannoch            hat das Volck das Kälber-Bluht nicht getruncken: kan derowegen auch wohl das Bluht CHristi            ein Bund und Testament seyn/ wann es schon nicht getruncken wird.</p>
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[83/0383] auf ihren neuen Augen verbleiben wollen/ und auch das Wörtlein Oder erhalten können/ so erklärtes doch S. Paulus selbst/ durch das Wörtlein Und I. Cor. II. v. 26. Da er gantz vorsetzlich und eigentlich handelt von der Einsetzung des Heil. Abendmahls/ sprechend: So offt ihr von diesem Brodt esset/ und (nicht oder) von diesem Kelch trincket. Item v. 28. Der Mensch prüfe sich selbst/ und also esse er von diesem Brodt/ und (nicht oder) trincke von diesem Kelch. Derowegen so ist diese S. Pauli Meynung/ daß die Christen bey Niessung beyder Gestalten wohl zusehen sollen/ damit sie nicht entweder verächtiglich und unerbietlich von dem Brodt essen/ oder aber auch von dem Kelch trincken: dann an einem jeden könne man sich versündigen. XVI. Gedenckt doch S. Paulus I. Cor. 10. v. 17. des Brodts allein/ da er spricht: Wir seynd alle einss Brods theilhafftig: dann ob schon in der vorbemelten Lateinischen Version auch diese Wort & de uno calice und eines Kelchs gefunden werden/ so stehn doch diese Wort nicht im Griechischen Text. Hieraus kan man nun leichtlich abnehmen/ das Paulus die Niessung unter einerley Gestalt gebilliget habe. Antwort. Da siehet man wiedrum die Schwindel-Köpff. Sonsten wollen die Papisten bey der alten Lateinischen Version fest stehen und beharren/ und verfluchen alle diejenigen/ so der selbigen nicht Beyfall leisten wollen: jetzund aber schreiten sie selbsten darvon / und beruffen sich auf den Griechischen Text. Das heisst warm und kalt aus einem Mund geblasen. Im übrigen so schliesset S. Paulus im obgemelten Text den Kelch keines Weges aus: eben so wenig als er daselbst v. 21. das Brodt ausschliesset/ sprechend: Ihr könnt nicht zugleich trincken des HErrn Kelch/ und der Teuffel Kelch: Dann S. Paulus hatte nicht mit Schwindel-Köpffen: sondern wie er daselbst v. 15. spricht/ mit Klugen zu thun / welche wohl verstehen konten/ daß er weder durch Nennung des Brods den Kelch/ noch bey Nennung des Kelchs das Brodt ausschlösse vom Abendmahl des HErrn: sondern durch Nennung des einen Theils das gantze Abendmahl bedeutete. XVII. S. Paulus spricht: Last uns Ostern halten in süssen Brodten I. Cor. 5. v. 8. da gedenckt er ja keines Kelchs: Hat derowegen die einerley Gestalt mit solchen Worten wollen andeuten. Antwort. Der gantze Context allda lautet also: Lasset uns Ostern hatten/ nicht im alten Sauerteig/ auch nicht im Sauerteig der Schalckheit: sondern in dem Süß-teig der Lauterkeit und Warheit. Redet derowegen der Apostel von dem neuen Gehorsam der wiedergebohrnen Christen. Wie füget sich aber daß/ auf die einerley Gestalt des Abendmahls? XVIII. Christus spricht Luc. 22. v. 20. Daß ist der Kelch der neue Bund oder Testament in meinem Bluht. Nun aber bestehet dieser Bund nicht in der Niessung des Bluhts: sondern nur in dessen Anschauung und Bedeutung der Vergebung unsrer Sünden/ durch das Bluht Christi: also hat auck, Moyses Ex. 24. v. 8. mit dem Bluht der Kälber das Volck besprenget/ und gesprochen: Daß ist das Bluht des Bundes/ den der HErr mit euch gemacht hat. Und dannoch hat das Volck das Kälber-Bluht nicht getruncken: kan derowegen auch wohl das Bluht CHristi ein Bund und Testament seyn/ wann es schon nicht getruncken wird.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/383>, abgerufen am 02.06.2024.