Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.liche Nohtwendigkeit. Uber das/ so hat diese metaphorische Redens-Art eigentlich keinen Platz/ als nur/ wann die Materie der vorigen Benennung übrig verbleibet. Also ist es eben derselbige Mensch/ welcher zuvor war blind und lahm/ nachgehend aber sehend und gehend. In der eingebildeten Verwandlung aber (nach Lehr der Papisten) wird die gantze Materie des Brodts vernichtet: kan also diese metaphorische Ausflucht den Papisten nichts fruchten. Zudem S. Paulus am obgemelten Ort I. Cor. 10. redet vom Brodt/ welches wircklich gebrochen wird: solches aber muß wircklich und nicht nur metaphorice Brodt seyn: dann der Leib Christi wird nicht zerbrochen. XVIII. Wird doch auch die Ruhte Meysis/ da sie schon in die Schlange verwandelt gewesen / Moysis Ruhte genennet Gen. 7. Und sagt man auch das Holtz brennet/ wann schon kein Holtz mehr dar ist/ sondern durch das Element des Feurs ist verändert worden. Also kan auch das Brodt/ ob es schon in den Leib Christi ist verwandelt/ Brodt genennet werden. Antwort. Ihr soltet beweisen/ daß die Verwandlung geschehe/ so beweiset ihr aber/ daß sie geschehen könne/ und auch das Brodt nach der Consecration könne Brodt genennet werden: sorget ihr also wegen des Namens/ bevor das Kind gebohren. XIX. Hat doch die Christliche Kirche nunmehr so lange Zeit die Art zu reden gebraucht: Unter der Gestalt des Brodts und Weins: das ist/ unter den eusserlichen Accidentzen oder Zufälligkeiten des Brodts und Weins. Dardurch dann verstanden wird nicht Brodt und Wein: sondern nur dero eusserliche Gestalt/ Form/ Farbe sc. Antwort. Daß durch das Wörtlein Gestalt: die H. Vätter solten verstanden haben nur die eusserliche Accidentzen oder Zufälligkeiten/ und nicht das Wesen selbsten/ muß bewiesen werden: sonsten könte man gleicher massenfolgern/ dieweilen die Epistel zun Hebräern Cap. I. v. 3. gemäß der päbstischen Dolmetschung spricht: Christus seye die Gestalt oder Figur des Göttlichen Wesens/ so seye in Christo nicht das Göttliche Wesen selbsten: sondern nur die Gestalt desselbigen. Zudem in der Papistischen Philosophie ist ja nichts brauchbarers / als daß sich die Thomisten mit den Suaristen katzbalgen/ ob auch die Gestalten der Engelen/ Species Angelicae, unter sich alle mercklich unterschieden seyn/ da können sie ja durch die Gestalten der Engelen keines weges verstehen die eusserliche Farbe und Figur der Engelen: dann weilen die Engelen lautere Geister seyen/ so seynd sie solcher materialischen Sachen und Benennungen unfähig. Verstehn sie demnach selbsten durch die Gestalt der Engelen dero Substanz und Wesen/ wie unlaugbar ist. So hat auch GOtt Gen. I. erschaffen allerley Gestalten der Thier/ welches ja wohl nicht die blosse Figur/ sondern das rechte Wesen der Thier/ wird gewesen seyn. Uber das/ was ist gemeiners/ als daß man sagt: der Römische Kayser oder König von Schweden haben sich sehen lassen in Gestalt eines Kaysers oder Königs: folget aber daraus/ daß sie warhafftig kein Käyser noch König seyen: sondern nur bey ihnen sich befinde die blosse Gestalt des Kaysers oder Königs? Thorheit: XX. Es wöllen dir Evangelischen viel disputirens machen wegen der Wandlung/ und dannoch können sie die Gewalt das Brodt zu verwandelen einem päbstischen Priester nicht benehmen noch schwächen. Dann nach Zeugnüß Toleti instruct. Sacerd. l. 2. c. 15. kan ein päbstischer Priester gantze Körbe voll Brodt/ und gantze Fässer voll Wein/ wann er sie nur vor sich hat/ consecriren, und in den Leib und Bluht Christi verwandelen. Ja so gar / wie Biel. Lect. 35. in can. miss. liche Nohtwendigkeit. Uber das/ so hat diese metaphorische Redens-Art eigentlich keinen Platz/ als nur/ wann die Materie der vorigen Benennung übrig verbleibet. Also ist es eben derselbige Mensch/ welcher zuvor war blind und lahm/ nachgehend aber sehend und gehend. In der eingebildeten Verwandlung aber (nach Lehr der Papisten) wird die gantze Materie des Brodts vernichtet: kan also diese metaphorische Ausflucht den Papisten nichts fruchten. Zudem S. Paulus am obgemelten Ort I. Cor. 10. redet vom Brodt/ welches wircklich gebrochen wird: solches aber muß wircklich und nicht nur metaphorice Brodt seyn: dann der Leib Christi wird nicht zerbrochen. XVIII. Wird doch auch die Ruhte Meysis/ da sie schon in die Schlange verwandelt gewesen / Moysis Ruhte genennet Gen. 7. Und sagt man auch das Holtz brennet/ wann schon kein Holtz mehr dar ist/ sondern durch das Element des Feurs ist verändert worden. Also kan auch das Brodt/ ob es schon in den Leib Christi ist verwandelt/ Brodt genennet werden. Antwort. Ihr soltet beweisen/ daß die Verwandlung geschehe/ so beweiset ihr aber/ daß sie geschehen könne/ und auch das Brodt nach der Consecration könne Brodt genennet werden: sorget ihr also wegen des Namens/ bevor das Kind gebohren. XIX. Hat doch die Christliche Kirche nunmehr so lange Zeit die Art zu reden gebraucht: Unter der Gestalt des Brodts und Weins: das ist/ unter den eusserlichen Accidentzen oder Zufälligkeiten des Brodts und Weins. Dardurch dann verstanden wird nicht Brodt und Wein: sondern nur dero eusserliche Gestalt/ Form/ Farbe sc. Antwort. Daß durch das Wörtlein Gestalt: die H. Vätter solten verstanden haben nur die eusserliche Accidentzen oder Zufälligkeiten/ und nicht das Wesen selbsten/ muß bewiesen werden: sonsten könte man gleicher massenfolgern/ dieweilen die Epistel zun Hebräern Cap. I. v. 3. gemäß der päbstischen Dolmetschung spricht: Christus seye die Gestalt oder Figur des Göttlichen Wesens/ so seye in Christo nicht das Göttliche Wesen selbsten: sondern nur die Gestalt desselbigen. Zudem in der Papistischen Philosophie ist ja nichts brauchbarers / als daß sich die Thomisten mit den Suaristen katzbalgen/ ob auch die Gestalten der Engelen/ Species Angelicae, unter sich alle mercklich unterschieden seyn/ da können sie ja durch die Gestalten der Engelen keines weges verstehen die eusserliche Farbe und Figur der Engelen: dann weilen die Engelen lautere Geister seyen/ so seynd sie solcher materialischen Sachen und Benennungen unfähig. Verstehn sie demnach selbsten durch die Gestalt der Engelen dero Substanz und Wesen/ wie unlaugbar ist. So hat auch GOtt Gen. I. erschaffen allerley Gestalten der Thier/ welches ja wohl nicht die blosse Figur/ sondern das rechte Wesen der Thier/ wird gewesen seyn. Uber das/ was ist gemeiners/ als daß man sagt: der Römische Kayser oder König von Schweden haben sich sehen lassen in Gestalt eines Kaysers oder Königs: folget aber daraus/ daß sie warhafftig kein Käyser noch König seyen: sondern nur bey ihnen sich befinde die blosse Gestalt des Kaysers oder Königs? Thorheit: XX. Es wöllen dir Evangelischen viel disputirens machen wegen der Wandlung/ und dannoch können sie die Gewalt das Brodt zu verwandelen einem päbstischen Priester nicht benehmen noch schwächen. Dann nach Zeugnüß Toleti instruct. Sacerd. l. 2. c. 15. kan ein päbstischer Priester gantze Körbe voll Brodt/ und gantze Fässer voll Wein/ wann er sie nur vor sich hat/ consecriren, und in den Leib und Bluht Christi verwandelen. Ja so gar / wie Biel. Lect. 35. in can. miss. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0373" n="73"/> liche Nohtwendigkeit. Uber das/ so hat diese metaphorische Redens-Art eigentlich keinen Platz/ als nur/ wann die Materie der vorigen Benennung übrig verbleibet. Also ist es eben derselbige Mensch/ welcher zuvor war blind und lahm/ nachgehend aber sehend und gehend. In der eingebildeten Verwandlung aber (nach Lehr der Papisten) wird die gantze Materie des Brodts vernichtet: kan also diese metaphorische Ausflucht den Papisten nichts fruchten. Zudem S. Paulus am obgemelten Ort I. Cor. 10. redet vom Brodt/ welches wircklich gebrochen wird: solches aber muß wircklich und nicht nur metaphorice Brodt seyn: dann der Leib Christi wird nicht zerbrochen.</p> <p>XVIII. Wird doch auch die Ruhte Meysis/ da sie schon in die Schlange verwandelt gewesen / Moysis Ruhte genennet Gen. 7. Und sagt man auch das Holtz brennet/ wann schon kein Holtz mehr dar ist/ sondern durch das Element des Feurs ist verändert worden. Also kan auch das Brodt/ ob es schon in den Leib Christi ist verwandelt/ Brodt genennet werden.</p> <p>Antwort. Ihr soltet beweisen/ daß die Verwandlung geschehe/ so beweiset ihr aber/ daß sie geschehen könne/ und auch das Brodt nach der Consecration könne Brodt genennet werden: sorget ihr also wegen des Namens/ bevor das Kind gebohren.</p> <p>XIX. Hat doch die Christliche Kirche nunmehr so lange Zeit die Art zu reden gebraucht: Unter der Gestalt des Brodts und Weins: das ist/ unter den eusserlichen Accidentzen oder Zufälligkeiten des Brodts und Weins. Dardurch dann verstanden wird nicht Brodt und Wein: sondern nur dero eusserliche Gestalt/ Form/ Farbe sc.</p> <p>Antwort. Daß durch das Wörtlein Gestalt: die H. Vätter solten verstanden haben nur die eusserliche Accidentzen oder Zufälligkeiten/ und nicht das Wesen selbsten/ muß bewiesen werden: sonsten könte man gleicher massenfolgern/ dieweilen die Epistel zun Hebräern Cap. I. v. 3. gemäß der päbstischen Dolmetschung spricht: Christus seye die Gestalt oder Figur des Göttlichen Wesens/ so seye in Christo nicht das Göttliche Wesen selbsten: sondern nur die Gestalt desselbigen. Zudem in der Papistischen Philosophie ist ja nichts brauchbarers / als daß sich die Thomisten mit den Suaristen katzbalgen/ ob auch die Gestalten der Engelen/ Species Angelicae, unter sich alle mercklich unterschieden seyn/ da können sie ja durch die Gestalten der Engelen keines weges verstehen die eusserliche Farbe und Figur der Engelen: dann weilen die Engelen lautere Geister seyen/ so seynd sie solcher materialischen Sachen und Benennungen unfähig. Verstehn sie demnach selbsten durch die Gestalt der Engelen dero Substanz und Wesen/ wie unlaugbar ist. So hat auch GOtt Gen. I. erschaffen allerley Gestalten der Thier/ welches ja wohl nicht die blosse Figur/ sondern das rechte Wesen der Thier/ wird gewesen seyn. Uber das/ was ist gemeiners/ als daß man sagt: der Römische Kayser oder König von Schweden haben sich sehen lassen in Gestalt eines Kaysers oder Königs: folget aber daraus/ daß sie warhafftig kein Käyser noch König seyen: sondern nur bey ihnen sich befinde die blosse Gestalt des Kaysers oder Königs? Thorheit:</p> <p>XX. Es wöllen dir Evangelischen viel disputirens machen wegen der Wandlung/ und dannoch können sie die Gewalt das Brodt zu verwandelen einem päbstischen Priester nicht benehmen noch schwächen. Dann nach Zeugnüß Toleti instruct. Sacerd. l. 2. c. 15. kan ein päbstischer Priester gantze Körbe voll Brodt/ und gantze Fässer voll Wein/ wann er sie nur vor sich hat/ consecriren, und in den Leib und Bluht Christi verwandelen. Ja so gar / wie Biel. Lect. 35. in can. miss. </p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0373]
liche Nohtwendigkeit. Uber das/ so hat diese metaphorische Redens-Art eigentlich keinen Platz/ als nur/ wann die Materie der vorigen Benennung übrig verbleibet. Also ist es eben derselbige Mensch/ welcher zuvor war blind und lahm/ nachgehend aber sehend und gehend. In der eingebildeten Verwandlung aber (nach Lehr der Papisten) wird die gantze Materie des Brodts vernichtet: kan also diese metaphorische Ausflucht den Papisten nichts fruchten. Zudem S. Paulus am obgemelten Ort I. Cor. 10. redet vom Brodt/ welches wircklich gebrochen wird: solches aber muß wircklich und nicht nur metaphorice Brodt seyn: dann der Leib Christi wird nicht zerbrochen.
XVIII. Wird doch auch die Ruhte Meysis/ da sie schon in die Schlange verwandelt gewesen / Moysis Ruhte genennet Gen. 7. Und sagt man auch das Holtz brennet/ wann schon kein Holtz mehr dar ist/ sondern durch das Element des Feurs ist verändert worden. Also kan auch das Brodt/ ob es schon in den Leib Christi ist verwandelt/ Brodt genennet werden.
Antwort. Ihr soltet beweisen/ daß die Verwandlung geschehe/ so beweiset ihr aber/ daß sie geschehen könne/ und auch das Brodt nach der Consecration könne Brodt genennet werden: sorget ihr also wegen des Namens/ bevor das Kind gebohren.
XIX. Hat doch die Christliche Kirche nunmehr so lange Zeit die Art zu reden gebraucht: Unter der Gestalt des Brodts und Weins: das ist/ unter den eusserlichen Accidentzen oder Zufälligkeiten des Brodts und Weins. Dardurch dann verstanden wird nicht Brodt und Wein: sondern nur dero eusserliche Gestalt/ Form/ Farbe sc.
Antwort. Daß durch das Wörtlein Gestalt: die H. Vätter solten verstanden haben nur die eusserliche Accidentzen oder Zufälligkeiten/ und nicht das Wesen selbsten/ muß bewiesen werden: sonsten könte man gleicher massenfolgern/ dieweilen die Epistel zun Hebräern Cap. I. v. 3. gemäß der päbstischen Dolmetschung spricht: Christus seye die Gestalt oder Figur des Göttlichen Wesens/ so seye in Christo nicht das Göttliche Wesen selbsten: sondern nur die Gestalt desselbigen. Zudem in der Papistischen Philosophie ist ja nichts brauchbarers / als daß sich die Thomisten mit den Suaristen katzbalgen/ ob auch die Gestalten der Engelen/ Species Angelicae, unter sich alle mercklich unterschieden seyn/ da können sie ja durch die Gestalten der Engelen keines weges verstehen die eusserliche Farbe und Figur der Engelen: dann weilen die Engelen lautere Geister seyen/ so seynd sie solcher materialischen Sachen und Benennungen unfähig. Verstehn sie demnach selbsten durch die Gestalt der Engelen dero Substanz und Wesen/ wie unlaugbar ist. So hat auch GOtt Gen. I. erschaffen allerley Gestalten der Thier/ welches ja wohl nicht die blosse Figur/ sondern das rechte Wesen der Thier/ wird gewesen seyn. Uber das/ was ist gemeiners/ als daß man sagt: der Römische Kayser oder König von Schweden haben sich sehen lassen in Gestalt eines Kaysers oder Königs: folget aber daraus/ daß sie warhafftig kein Käyser noch König seyen: sondern nur bey ihnen sich befinde die blosse Gestalt des Kaysers oder Königs? Thorheit:
XX. Es wöllen dir Evangelischen viel disputirens machen wegen der Wandlung/ und dannoch können sie die Gewalt das Brodt zu verwandelen einem päbstischen Priester nicht benehmen noch schwächen. Dann nach Zeugnüß Toleti instruct. Sacerd. l. 2. c. 15. kan ein päbstischer Priester gantze Körbe voll Brodt/ und gantze Fässer voll Wein/ wann er sie nur vor sich hat/ consecriren, und in den Leib und Bluht Christi verwandelen. Ja so gar / wie Biel. Lect. 35. in can. miss.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/373>, abgerufen am 10.06.2024. |