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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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ergriffen/ und erhaschet wird/ des Pabstes Bann und die Excommunication so lang auf die Seiten setzte/ und den Priester zwar selbsten nicht abstriegelte/ sondern ihn der Weltlichen Obrigkeit anmeldete/ daß er von der selbigen zu seiner Besserung und anderer Warnunge nach Verdienst abgestrafft würde/ der thäte GOtt einen Gefallen daran.

XLI. Was ist dann endlich der Schluß/ hat die päbstische Kirche rechtschaffene Priester oder nicht?

Antwort. Die im Pabsthum zum Predig-Ampt verordnete Personen wöllen wir für Priester des neuen Testaments durchlauffen lassen. Die blosse Meß-Priester aber und Ohren-Beichtiger durchaus von solcher Zahl ausgeschlossen halten/ die weilen selbige GOttes Wort nicht kennet: und weilen die päbstische Bischöffe bey ihrer Priester-Weyhe keine andere Meinung und Intention führen/ als nur den gesalbten Priestern den Gewalt zur abgöttischen Meß / und aberglaubischen Ohren-Beicht zu ertheilen/ und auch die eingeschmierte Priester keine andere Meinung und Absicht haben/ als solchen/ dem Wort GOttes zu wieder lauffenden / und der Ehren Christi nachtheiligen Gewalt zu empfangen/ keines weges aber solche Weyhung eingerichtet wird zu dem von Christo im neuen Testament verordneten priesterlichen Predig-Ampt: so ist die Weyhung solcher Meß-Priester und Ohren-Beichtiger nur Aberglaube / und folgens das ertichtete Sacrament der Priester-Weyhe nur lauter Affen-Werck.

Die dritte Frage.

Ob der Ehestand seye ein wahrhafftiges Sacrament?

DAß wir den Ehestand unter die wahrhafftige Sacrament nicht zehlen können/ dessen haben wir nachfolgende Ursachen:

Dann Erstlich; So hat der Ehestand keine Verheissung der Gerechtmachung und Seeligkeit / und wird GOttes Gnad und Vergebung der Sünden durch den Ehestand weder zugeeignet/ noch versiegelt.

Zum zweyten; So hat auch der Ehestand kein solch äusserlich Zeichen/ oder Element/ wie zu den Sacramenten gehöret.

Zum dritten; Muß doch wohl bey den Papisten der Ehestand ein verwürffliches und unheiliges Sacrament seyn/ da sie den selbigen bey so schwerer Strafeihren geistlichen verbieten/ als einen unreinen fleischlichen Stand/ in welchem ein Diener GOttes nicht leben könne nach der Gebühr: und lieber sehen/ daß ein Pfaffe hure als sich verehliche.

Einrede der Papisten.

I. Nennet doch S. Paulus den Ehestand ein Sacrament/ Eph. 5. v. 32. Da er schreibt: Es werden zwey in einem Fleisch seyen: das ist ein groß Sacrament oder Geheimniß.

Antwort. Ein Geheimniß nennet ers/ und nicht ein päbstisch Sacrament: und stehet mit dem Wörtlein Geheimniß gerad aus Christum und seine liebe Braut/ die Kirche/ da er spricht: Das Geheimniß ist groß: Ich sage aber von Christo und der Gemeinde. So gestehts auch willig der Jesuit Vasqvez in seiner Theologie d. 2. de matrim. n. 53. das aus diesen Worten kein Beweiß eines Sacraments könne hergenommen werden: dann sonsten wäre auch der Ehestand im alten Testament ein Sacrament gewesen: allwo er ebenfals bedeutet hat die Vereinigung Christi mit seiner lieben Kirchen.

ergriffen/ und erhaschet wird/ des Pabstes Bann und die Excommunication so lang auf die Seiten setzte/ und den Priester zwar selbsten nicht abstriegelte/ sondern ihn der Weltlichen Obrigkeit anmeldete/ daß er von der selbigen zu seiner Besserung und anderer Warnunge nach Verdienst abgestrafft würde/ der thäte GOtt einen Gefallen daran.

XLI. Was ist dann endlich der Schluß/ hat die päbstische Kirche rechtschaffene Priester oder nicht?

Antwort. Die im Pabsthum zum Predig-Ampt verordnete Personen wöllen wir für Priester des neuen Testaments durchlauffen lassen. Die blosse Meß-Priester aber und Ohren-Beichtiger durchaus von solcher Zahl ausgeschlossen halten/ die weilen selbige GOttes Wort nicht kennet: und weilen die päbstische Bischöffe bey ihrer Priester-Weyhe keine andere Meinung und Intention führen/ als nur den gesalbten Priestern den Gewalt zur abgöttischen Meß / und aberglaubischen Ohren-Beicht zu ertheilen/ und auch die eingeschmierte Priester keine andere Meinung und Absicht haben/ als solchen/ dem Wort GOttes zu wieder lauffenden / und der Ehren Christi nachtheiligen Gewalt zu empfangen/ keines weges aber solche Weyhung eingerichtet wird zu dem von Christo im neuen Testament verordneten priesterlichen Predig-Ampt: so ist die Weyhung solcher Meß-Priester und Ohren-Beichtiger nur Aberglaube / und folgens das ertichtete Sacrament der Priester-Weyhe nur lauter Affen-Werck.

Die dritte Frage.

Ob der Ehestand seye ein wahrhafftiges Sacrament?

DAß wir den Ehestand unter die wahrhafftige Sacrament nicht zehlen können/ dessen haben wir nachfolgende Ursachen:

Dann Erstlich; So hat der Ehestand keine Verheissung der Gerechtmachung und Seeligkeit / und wird GOttes Gnad und Vergebung der Sünden durch den Ehestand weder zugeeignet/ noch versiegelt.

Zum zweyten; So hat auch der Ehestand kein solch äusserlich Zeichen/ oder Element/ wie zu den Sacramenten gehöret.

Zum dritten; Muß doch wohl bey den Papisten der Ehestand ein verwürffliches und unheiliges Sacrament seyn/ da sie den selbigen bey so schwerer Strafeihren geistlichen verbieten/ als einen unreinen fleischlichen Stand/ in welchem ein Diener GOttes nicht leben könne nach der Gebühr: und lieber sehen/ daß ein Pfaffe hure als sich verehliche.

Einrede der Papisten.

I. Nennet doch S. Paulus den Ehestand ein Sacrament/ Eph. 5. v. 32. Da er schreibt: Es werden zwey in einem Fleisch seyen: das ist ein groß Sacrament oder Geheimniß.

Antwort. Ein Geheimniß nennet ers/ und nicht ein päbstisch Sacrament: und stehet mit dem Wörtlein Geheimniß gerad aus Christum und seine liebe Braut/ die Kirche/ da er spricht: Das Geheimniß ist groß: Ich sage aber von Christo und der Gemeinde. So gestehts auch willig der Jesuit Vasqvez in seiner Theologie d. 2. de matrim. n. 53. das aus diesen Worten kein Beweiß eines Sacraments könne hergenommen werden: dann sonsten wäre auch der Ehestand im alten Testament ein Sacrament gewesen: allwo er ebenfals bedeutet hat die Vereinigung Christi mit seiner lieben Kirchen.

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        <p>DAß wir den Ehestand unter die wahrhafftige Sacrament nicht zehlen können/ dessen haben            wir nachfolgende Ursachen:</p>
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        <p>Zum dritten; Muß doch wohl bey den Papisten der Ehestand ein verwürffliches und            unheiliges Sacrament seyn/ da sie den selbigen bey so schwerer Strafeihren geistlichen            verbieten/ als einen unreinen fleischlichen Stand/ in welchem ein Diener GOttes nicht            leben könne nach der Gebühr: und lieber sehen/ daß ein Pfaffe hure als sich            verehliche.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Nennet doch S. Paulus den Ehestand ein Sacrament/ Eph. 5. v. 32. Da er schreibt: Es            werden zwey in einem Fleisch seyen: das ist ein groß Sacrament oder Geheimniß.</p>
        <p>Antwort. Ein Geheimniß nennet ers/ und nicht ein päbstisch Sacrament: und stehet mit dem            Wörtlein Geheimniß gerad aus Christum und seine liebe Braut/ die Kirche/ da er spricht:            Das Geheimniß ist groß: Ich sage aber von Christo und der Gemeinde. So gestehts auch            willig der Jesuit Vasqvez in seiner Theologie d. 2. de matrim. n. 53. das aus diesen            Worten kein Beweiß eines Sacraments könne hergenommen werden: dann sonsten wäre auch der            Ehestand im alten Testament ein Sacrament gewesen: allwo er ebenfals bedeutet hat die            Vereinigung Christi mit seiner lieben Kirchen.</p>
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[27/0327] ergriffen/ und erhaschet wird/ des Pabstes Bann und die Excommunication so lang auf die Seiten setzte/ und den Priester zwar selbsten nicht abstriegelte/ sondern ihn der Weltlichen Obrigkeit anmeldete/ daß er von der selbigen zu seiner Besserung und anderer Warnunge nach Verdienst abgestrafft würde/ der thäte GOtt einen Gefallen daran. XLI. Was ist dann endlich der Schluß/ hat die päbstische Kirche rechtschaffene Priester oder nicht? Antwort. Die im Pabsthum zum Predig-Ampt verordnete Personen wöllen wir für Priester des neuen Testaments durchlauffen lassen. Die blosse Meß-Priester aber und Ohren-Beichtiger durchaus von solcher Zahl ausgeschlossen halten/ die weilen selbige GOttes Wort nicht kennet: und weilen die päbstische Bischöffe bey ihrer Priester-Weyhe keine andere Meinung und Intention führen/ als nur den gesalbten Priestern den Gewalt zur abgöttischen Meß / und aberglaubischen Ohren-Beicht zu ertheilen/ und auch die eingeschmierte Priester keine andere Meinung und Absicht haben/ als solchen/ dem Wort GOttes zu wieder lauffenden / und der Ehren Christi nachtheiligen Gewalt zu empfangen/ keines weges aber solche Weyhung eingerichtet wird zu dem von Christo im neuen Testament verordneten priesterlichen Predig-Ampt: so ist die Weyhung solcher Meß-Priester und Ohren-Beichtiger nur Aberglaube / und folgens das ertichtete Sacrament der Priester-Weyhe nur lauter Affen-Werck. Die dritte Frage. Ob der Ehestand seye ein wahrhafftiges Sacrament? DAß wir den Ehestand unter die wahrhafftige Sacrament nicht zehlen können/ dessen haben wir nachfolgende Ursachen: Dann Erstlich; So hat der Ehestand keine Verheissung der Gerechtmachung und Seeligkeit / und wird GOttes Gnad und Vergebung der Sünden durch den Ehestand weder zugeeignet/ noch versiegelt. Zum zweyten; So hat auch der Ehestand kein solch äusserlich Zeichen/ oder Element/ wie zu den Sacramenten gehöret. Zum dritten; Muß doch wohl bey den Papisten der Ehestand ein verwürffliches und unheiliges Sacrament seyn/ da sie den selbigen bey so schwerer Strafeihren geistlichen verbieten/ als einen unreinen fleischlichen Stand/ in welchem ein Diener GOttes nicht leben könne nach der Gebühr: und lieber sehen/ daß ein Pfaffe hure als sich verehliche. Einrede der Papisten. I. Nennet doch S. Paulus den Ehestand ein Sacrament/ Eph. 5. v. 32. Da er schreibt: Es werden zwey in einem Fleisch seyen: das ist ein groß Sacrament oder Geheimniß. Antwort. Ein Geheimniß nennet ers/ und nicht ein päbstisch Sacrament: und stehet mit dem Wörtlein Geheimniß gerad aus Christum und seine liebe Braut/ die Kirche/ da er spricht: Das Geheimniß ist groß: Ich sage aber von Christo und der Gemeinde. So gestehts auch willig der Jesuit Vasqvez in seiner Theologie d. 2. de matrim. n. 53. das aus diesen Worten kein Beweiß eines Sacraments könne hergenommen werden: dann sonsten wäre auch der Ehestand im alten Testament ein Sacrament gewesen: allwo er ebenfals bedeutet hat die Vereinigung Christi mit seiner lieben Kirchen.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/327>, abgerufen am 25.11.2024.