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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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sem Sacrament zugeeignet und versiegelt werden/ da sie doch vom Glauben/ und dieser Zueignung und Versiegelung wegen ihrer Unfähigkeit nicht das geringste wissen?

Antwort. Ich will lieber tausendmahl glauben/ daß GOtt bey der Empfahung der H. Tauff den Verstand der Kinder durch ein besonders Glaubens-Lichterhebe/ als daß ich einmahl mit den Papisten glauben solte/ daß bey der Tauff das Element des Wassers nicht allein moraliter oder sittliger Weise/ sondern auch (wie die Päbstische Thomisten reden) phisice durch seine von GOtt übernatürlicher Weise erhobene Krafft in den Seelen der getauften Kinder wircke einen gantzen Schwarm der übernatürlichen Göttlichen und sittlichen Tugenden / neben der eingegossenen Qualität des seligmachenden Glaubens/ und der Gnaden Gottes / welche sie nennen gratiam Sanctificantem, participationem essentiae Divinae, Semen Dei, &c. Die heiligmachende Gnade/ die Mittheilung des Göttlichen Wesens/ den Saamen GOttes &c. Da doch alles diß Fabel-Werck viel besser zu nennen wäre ein von den Pästischen Conciliis und Theologis ohne Grund des Göttlichen Worts erdichtetes Abentheur: Und hingegen die Evangelische Lehr von dem wircklichen Glauben der getaufften Kinder ihren Grund hat in Gottes-Wort: dann weilen Christus spricht: Matt. 19. v. 14. Der kleinen Kinder seye das Himmelreich/ und aber auch austrücklich spricht Marc. 16. v. 16. wer nicht glaubt/ der wird verdammt werden: so folget/ daß auch die getauffte Kinder durch den wircklichen Glauben die Verdiensten Christi ergreiffen müssen.

IV. Es weiß sich aber kein getauffter Mensch zu erinnern/ daß er in seiner unmündigen Kindheit bey seiner Tauff solle empfunden und verspührt haben ein besonders Glaubens-Licht / und Erleuchtung des Verstands: so ist diese besondere Erleuchtung nur ein besonders Gedicht der verfinsterten Lutheraner.

Antwort. Es weiß sich auch kein Mensch zu erinnern/ daß ihm in seiner Kindheit durch die Krafft des Wassers seye eingetrückt worden die Papistische Qualität des eingegossenen Glaubens und heiligmachender Gnaden: ja er weiß sich so gar nicht zu erinnern/ daß er getaufft seye/ da ihm doch das Wasser über das Haupt geflossen/ und ihn zum Schreyen und Weinen hat veranlasset: ist er aber darum nicht getauffet? Es lehren ja die Thomisten in ihrer Theologie, daß ein Mensch/ so bald er erreicht hat die erste Minute der anbrechenden Vernunfft (so sie nennen discerniculum rationis) schuldig und verpflichtet seye zu erwecken eine Wirckligkeit der Liebe GOttes/ und weiß doch keiner aus ihnen bey erwachsenen Jahren/ daß er/ oder wann oder wo er in die erste Minute seiner Vernunfft seye eingetreten/ und solche Wirckligkeit der Liebe solle erweckt oder gehabt haben: und dannoch das er dieselbige nicht gehabt habe/ wird keiner aus ihnen gern leugnen/ sonsten müste er sich (Krafft ihrer Lehr) einer Tod-Sünd schüldig bekennen. Ist also diese Folgerey vergebens und nichtig.

V. Wann durch ein Sacramen keine übernatürliche Qualität der heiligmachenden Gnaden/ mit dem eingegossenen Glauben/ samt dem Begleit und Gefolgschafft allerley Göttlichen und sittlichen Tugenden in der Seelen wird ausgewircket (wie dieses doch die päbstische Theologie austrücklich lehret:) sondern nur dardurch der wirckliche Glaube an Christum erwecket/ und die Verheissung der Gnaden Gottes zugeeignet und versiegelt wird: so folget ja/ daß auch die H. Schrifft ein Sacrament seye/ dann dieselbige bestehet ebenfals aus einem eusserlichen Element/ nemlich dem Papier und getrückten Worten/ wodurch GOtt den Rechtfertigenden Glauben erwecket und befestiget in der Seele des Menschen.

Antwort. Bald hättet ihrs getroffen: aber in dem versehet ihr euch nur/ daß

sem Sacrament zugeeignet und versiegelt werden/ da sie doch vom Glauben/ und dieser Zueignung und Versiegelung wegen ihrer Unfähigkeit nicht das geringste wissen?

Antwort. Ich will lieber tausendmahl glauben/ daß GOtt bey der Empfahung der H. Tauff den Verstand der Kinder durch ein besonders Glaubens-Lichterhebe/ als daß ich einmahl mit den Papisten glauben solte/ daß bey der Tauff das Element des Wassers nicht allein moraliter oder sittliger Weise/ sondern auch (wie die Päbstische Thomisten reden) phisice durch seine von GOtt übernatürlicher Weise erhobene Krafft in den Seelen der getauften Kinder wircke einen gantzen Schwarm der übernatürlichen Göttlichen und sittlichen Tugenden / neben der eingegossenen Qualität des seligmachenden Glaubens/ und der Gnaden Gottes / welche sie nennen gratiam Sanctificantem, participationem essentiae Divinae, Semen Dei, &c. Die heiligmachende Gnade/ die Mittheilung des Göttlichen Wesens/ den Saamen GOttes &c. Da doch alles diß Fabel-Werck viel besser zu nennen wäre ein von den Pästischen Conciliis und Theologis ohne Grund des Göttlichen Worts erdichtetes Abentheur: Und hingegen die Evangelische Lehr von dem wircklichen Glauben der getaufften Kinder ihren Grund hat in Gottes-Wort: dann weilen Christus spricht: Matt. 19. v. 14. Der kleinen Kinder seye das Himmelreich/ und aber auch austrücklich spricht Marc. 16. v. 16. wer nicht glaubt/ der wird verdammt werden: so folget/ daß auch die getauffte Kinder durch den wircklichen Glauben die Verdiensten Christi ergreiffen müssen.

IV. Es weiß sich aber kein getauffter Mensch zu erinnern/ daß er in seiner unmündigen Kindheit bey seiner Tauff solle empfunden und verspührt haben ein besonders Glaubens-Licht / und Erleuchtung des Verstands: so ist diese besondere Erleuchtung nur ein besonders Gedicht der verfinsterten Lutheraner.

Antwort. Es weiß sich auch kein Mensch zu erinnern/ daß ihm in seiner Kindheit durch die Krafft des Wassers seye eingetrückt worden die Papistische Qualität des eingegossenen Glaubens und heiligmachender Gnaden: ja er weiß sich so gar nicht zu erinnern/ daß er getaufft seye/ da ihm doch das Wasser über das Haupt geflossen/ und ihn zum Schreyen und Weinen hat veranlasset: ist er aber darum nicht getauffet? Es lehren ja die Thomisten in ihrer Theologie, daß ein Mensch/ so bald er erreicht hat die erste Minute der anbrechenden Vernunfft (so sie nennen discerniculum rationis) schuldig und verpflichtet seye zu erwecken eine Wirckligkeit der Liebe GOttes/ und weiß doch keiner aus ihnen bey erwachsenen Jahren/ daß er/ oder wann oder wo er in die erste Minute seiner Vernunfft seye eingetreten/ und solche Wirckligkeit der Liebe solle erweckt oder gehabt haben: und dannoch das er dieselbige nicht gehabt habe/ wird keiner aus ihnen gern leugnen/ sonsten müste er sich (Krafft ihrer Lehr) einer Tod-Sünd schüldig bekennen. Ist also diese Folgerey vergebens und nichtig.

V. Wann durch ein Sacramen keine übernatürliche Qualität der heiligmachenden Gnaden/ mit dem eingegossenen Glauben/ samt dem Begleit und Gefolgschafft allerley Göttlichen und sittlichen Tugenden in der Seelen wird ausgewircket (wie dieses doch die päbstische Theologie austrücklich lehret:) sondern nur dardurch der wirckliche Glaube an Christum erwecket/ und die Verheissung der Gnaden Gottes zugeeignet und versiegelt wird: so folget ja/ daß auch die H. Schrifft ein Sacrament seye/ dann dieselbige bestehet ebenfals aus einem eusserlichen Element/ nemlich dem Papier und getrückten Worten/ wodurch GOtt den Rechtfertigenden Glauben erwecket und befestiget in der Seele des Menschen.

Antwort. Bald hättet ihrs getroffen: aber in dem versehet ihr euch nur/ daß

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[5/0305] sem Sacrament zugeeignet und versiegelt werden/ da sie doch vom Glauben/ und dieser Zueignung und Versiegelung wegen ihrer Unfähigkeit nicht das geringste wissen? Antwort. Ich will lieber tausendmahl glauben/ daß GOtt bey der Empfahung der H. Tauff den Verstand der Kinder durch ein besonders Glaubens-Lichterhebe/ als daß ich einmahl mit den Papisten glauben solte/ daß bey der Tauff das Element des Wassers nicht allein moraliter oder sittliger Weise/ sondern auch (wie die Päbstische Thomisten reden) phisice durch seine von GOtt übernatürlicher Weise erhobene Krafft in den Seelen der getauften Kinder wircke einen gantzen Schwarm der übernatürlichen Göttlichen und sittlichen Tugenden / neben der eingegossenen Qualität des seligmachenden Glaubens/ und der Gnaden Gottes / welche sie nennen gratiam Sanctificantem, participationem essentiae Divinae, Semen Dei, &c. Die heiligmachende Gnade/ die Mittheilung des Göttlichen Wesens/ den Saamen GOttes &c. Da doch alles diß Fabel-Werck viel besser zu nennen wäre ein von den Pästischen Conciliis und Theologis ohne Grund des Göttlichen Worts erdichtetes Abentheur: Und hingegen die Evangelische Lehr von dem wircklichen Glauben der getaufften Kinder ihren Grund hat in Gottes-Wort: dann weilen Christus spricht: Matt. 19. v. 14. Der kleinen Kinder seye das Himmelreich/ und aber auch austrücklich spricht Marc. 16. v. 16. wer nicht glaubt/ der wird verdammt werden: so folget/ daß auch die getauffte Kinder durch den wircklichen Glauben die Verdiensten Christi ergreiffen müssen. IV. Es weiß sich aber kein getauffter Mensch zu erinnern/ daß er in seiner unmündigen Kindheit bey seiner Tauff solle empfunden und verspührt haben ein besonders Glaubens-Licht / und Erleuchtung des Verstands: so ist diese besondere Erleuchtung nur ein besonders Gedicht der verfinsterten Lutheraner. Antwort. Es weiß sich auch kein Mensch zu erinnern/ daß ihm in seiner Kindheit durch die Krafft des Wassers seye eingetrückt worden die Papistische Qualität des eingegossenen Glaubens und heiligmachender Gnaden: ja er weiß sich so gar nicht zu erinnern/ daß er getaufft seye/ da ihm doch das Wasser über das Haupt geflossen/ und ihn zum Schreyen und Weinen hat veranlasset: ist er aber darum nicht getauffet? Es lehren ja die Thomisten in ihrer Theologie, daß ein Mensch/ so bald er erreicht hat die erste Minute der anbrechenden Vernunfft (so sie nennen discerniculum rationis) schuldig und verpflichtet seye zu erwecken eine Wirckligkeit der Liebe GOttes/ und weiß doch keiner aus ihnen bey erwachsenen Jahren/ daß er/ oder wann oder wo er in die erste Minute seiner Vernunfft seye eingetreten/ und solche Wirckligkeit der Liebe solle erweckt oder gehabt haben: und dannoch das er dieselbige nicht gehabt habe/ wird keiner aus ihnen gern leugnen/ sonsten müste er sich (Krafft ihrer Lehr) einer Tod-Sünd schüldig bekennen. Ist also diese Folgerey vergebens und nichtig. V. Wann durch ein Sacramen keine übernatürliche Qualität der heiligmachenden Gnaden/ mit dem eingegossenen Glauben/ samt dem Begleit und Gefolgschafft allerley Göttlichen und sittlichen Tugenden in der Seelen wird ausgewircket (wie dieses doch die päbstische Theologie austrücklich lehret:) sondern nur dardurch der wirckliche Glaube an Christum erwecket/ und die Verheissung der Gnaden Gottes zugeeignet und versiegelt wird: so folget ja/ daß auch die H. Schrifft ein Sacrament seye/ dann dieselbige bestehet ebenfals aus einem eusserlichen Element/ nemlich dem Papier und getrückten Worten/ wodurch GOtt den Rechtfertigenden Glauben erwecket und befestiget in der Seele des Menschen. Antwort. Bald hättet ihrs getroffen: aber in dem versehet ihr euch nur/ daß

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/305>, abgerufen am 26.11.2024.