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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Antwort. In diesem Stück hänget die Lehr der Papisten gar übel an einander: Dann sie wollen beweisen/ man könne die Gebot Gottes halten/ weil Christus sagt: Selbige seyn nicht schwer: Und dannoch lehren die Papisten mit Tannero Tom. 2. d. 6. q. 3. n. 172. es seye unmöglich/ alle läßliche oder geringe Sünden omnia peccata venialia collective sumpta, welche doch nur streiten gegen die allerleichteste Gebot GOttes/ zumeiden: Und dis beweisen sie selbsten aus ihrem dritten Buch der Königen cap. 8. v. 46. Es ist kein Mensch/ der nicht sündiget. item Ps. 13. v. 3. Sie waren alle abgewichen und alle miteinander untüchtig: Da war keiner der Guts thäte/ auch nicht einer item Prov. 24. v. 16. Ein Gerechter fällt im Tage siebenmahl. item Jacobi 3. v. 2. Wir stossen uns oder sündigen alle in vielen Dingen. Ja so gar das Concilium zu Trident selbsten Sess. 6. Can. 26. dräuet denjenigen mit dem geistlichen Kirchen-Ban/ welche lehren/ daß der Mensch alle geringe Sünden ohne besonders Wunder-Werck GOttes meiden könne. So hat auch das Concilium Milevitanum wohl erwogen die Wort I. Joan. I. v. 8. So wir sagen/ wir haben keine Sünde/ so verführen wir uns selbst/ und die Warheit ist nicht in uns. Und hat gemeltes Concilium dessentwegen Can. 6. verfluchet/ und mit den Bann-Donner angefallen alle diejenigen/ so darfür hielten/ man müsse sich nur aus Demuht/ und nicht um der Warheit willen für Sünder ausgeben. So lehret auch Adamus Burghaber Controv. 50. daß die Papisten/ wann sie in ihrer Litaney zu GOtt schreyen/ Von allen Sünden befreye uns O HErr! Nicht von GOtt begehren gantz und gar von allen Sünden befreyet zu werden: Sondern nur/ daß GOtt ihre Schwachheit wolle unterstutzen/ und sie in wenigere Sünden sincken lassen. Wann nun die Papisten/ gemäß ihrer Lehr/ die allergeringste Sünden nicht meiden können/ da doch deren Gebot die allerleichtesten seyn/ wie wollen sie dann beweisen können/ daß man die übrige Gebot GOttes halten könne wegen ihrer Leichtigkeit/ da sie doch schwerer seyn als die vorigen? Im übrigen/ weilen Christus kein Gesetz-Geber / sondern das gantze Gesetz in ihm erfüllet ist: Und diese Erfüllung gefasset ist in dem eintzigen Glauben/ der Christum und dessen Gerechtigkeit ergreiffet/ drum ist das Gebot Christi nicht so schwer/ daß es nicht durch die Göttliche Gnade erträglich falle. So seynd doch auch die Gebot der ersten und andern Tafflen/ so viel als deren Haltung in den Kräfften des Menschen sich befindet/ sanfft und leicht/ nemlich den Glaubigen: Dann dieweilen der Glaubigen wieder gebohrne Wille und Hertzen/ vermittels des Worts GOttes und Sacramenten erneuert/ und zu GOtt bekehret seyn/ so haben sie einen Gefallen/ nach dem inwendigen Menschen/ am Gesetz GOttes/ und ein williges Belieben darzu: Sie sagen nicht wie die Gottlosen: Lasset uns zerreissen die Bände des HErren/ und das Joch von uns werffen Ps. 2. v. 3. sondern sie wircken auch mit zum Guten/ und thun Guts: Dann wie Joannes spricht: Der von GOtt gebohren ist/ der bewahret sich/ und das Arge wird ihn nicht antasten I. Joan. 5. v. 18. Es folget aber hieraus nicht/ daß/ weilen die Wiedergebohrnen zu den Geboten GOttes und guten Wercken willig seyn/ sie eben darum dieselbige vollkommentlich solten halten und verrichten können: Dann es lauften ja allerley Schwachheiten und GOtt mißfällige Gebrechen immerdar mit unter/ wie ein jeder bey sich selbsten befindet. Folget demnach zum höchsten aus dem obangezogenen Spruch Christi Matth. II. nur dieses: GOttes Gebot seynd sanfft und leicht: Derowegen so thun sie die rechtgläubigen Christen nicht mit Unwillen: Sondern ohne Zwang und Verdrießlichkeit: Davon S. Paulus spricht. Ich habe Lust

Antwort. In diesem Stück hänget die Lehr der Papisten gar übel an einander: Dann sie wollen beweisen/ man könne die Gebot Gottes halten/ weil Christus sagt: Selbige seyn nicht schwer: Und dannoch lehren die Papisten mit Tannero Tom. 2. d. 6. q. 3. n. 172. es seye unmöglich/ alle läßliche oder geringe Sünden omnia peccata venialia collectivè sumpta, welche doch nur streiten gegen die allerleichteste Gebot GOttes/ zumeiden: Und dis beweisen sie selbsten aus ihrem dritten Buch der Königen cap. 8. v. 46. Es ist kein Mensch/ der nicht sündiget. item Ps. 13. v. 3. Sie waren alle abgewichen und alle miteinander untüchtig: Da war keiner der Guts thäte/ auch nicht einer item Prov. 24. v. 16. Ein Gerechter fällt im Tage siebenmahl. item Jacobi 3. v. 2. Wir stossen uns oder sündigen alle in vielen Dingen. Ja so gar das Concilium zu Trident selbsten Sess. 6. Can. 26. dräuet denjenigen mit dem geistlichen Kirchen-Ban/ welche lehren/ daß der Mensch alle geringe Sünden ohne besonders Wunder-Werck GOttes meiden könne. So hat auch das Concilium Milevitanum wohl erwogen die Wort I. Joan. I. v. 8. So wir sagen/ wir haben keine Sünde/ so verführen wir uns selbst/ und die Warheit ist nicht in uns. Und hat gemeltes Concilium dessentwegen Can. 6. verfluchet/ und mit den Bann-Donner angefallen alle diejenigen/ so darfür hielten/ man müsse sich nur aus Demuht/ und nicht um der Warheit willen für Sünder ausgeben. So lehret auch Adamus Burghaber Controv. 50. daß die Papisten/ wann sie in ihrer Litaney zu GOtt schreyen/ Von allen Sünden befreye uns O HErr! Nicht von GOtt begehren gantz und gar von allen Sünden befreyet zu werden: Sondern nur/ daß GOtt ihre Schwachheit wolle unterstutzen/ und sie in wenigere Sünden sincken lassen. Wann nun die Papisten/ gemäß ihrer Lehr/ die allergeringste Sünden nicht meiden können/ da doch deren Gebot die allerleichtesten seyn/ wie wollen sie dann beweisen können/ daß man die übrige Gebot GOttes halten könne wegen ihrer Leichtigkeit/ da sie doch schwerer seyn als die vorigen? Im übrigen/ weilen Christus kein Gesetz-Geber / sondern das gantze Gesetz in ihm erfüllet ist: Und diese Erfüllung gefasset ist in dem eintzigen Glauben/ der Christum und dessen Gerechtigkeit ergreiffet/ drum ist das Gebot Christi nicht so schwer/ daß es nicht durch die Göttliche Gnade erträglich falle. So seynd doch auch die Gebot der ersten und andern Tafflen/ so viel als deren Haltung in den Kräfften des Menschen sich befindet/ sanfft und leicht/ nemlich den Glaubigen: Dann dieweilen der Glaubigen wieder gebohrne Wille und Hertzen/ vermittels des Worts GOttes und Sacramenten erneuert/ und zu GOtt bekehret seyn/ so haben sie einen Gefallen/ nach dem inwendigen Menschen/ am Gesetz GOttes/ und ein williges Belieben darzu: Sie sagen nicht wie die Gottlosen: Lasset uns zerreissen die Bände des HErren/ und das Joch von uns werffen Ps. 2. v. 3. sondern sie wircken auch mit zum Guten/ und thun Guts: Dann wie Joannes spricht: Der von GOtt gebohren ist/ der bewahret sich/ und das Arge wird ihn nicht antasten I. Joan. 5. v. 18. Es folget aber hieraus nicht/ daß/ weilen die Wiedergebohrnen zu den Geboten GOttes und guten Wercken willig seyn/ sie eben darum dieselbige vollkommentlich solten halten und verrichten können: Dann es lauften ja allerley Schwachheiten und GOtt mißfällige Gebrechen immerdar mit unter/ wie ein jeder bey sich selbsten befindet. Folget demnach zum höchsten aus dem obangezogenen Spruch Christi Matth. II. nur dieses: GOttes Gebot seynd sanfft und leicht: Derowegen so thun sie die rechtgläubigen Christen nicht mit Unwillen: Sondern ohne Zwang und Verdrießlichkeit: Davon S. Paulus spricht. Ich habe Lust

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[266/0286] Antwort. In diesem Stück hänget die Lehr der Papisten gar übel an einander: Dann sie wollen beweisen/ man könne die Gebot Gottes halten/ weil Christus sagt: Selbige seyn nicht schwer: Und dannoch lehren die Papisten mit Tannero Tom. 2. d. 6. q. 3. n. 172. es seye unmöglich/ alle läßliche oder geringe Sünden omnia peccata venialia collectivè sumpta, welche doch nur streiten gegen die allerleichteste Gebot GOttes/ zumeiden: Und dis beweisen sie selbsten aus ihrem dritten Buch der Königen cap. 8. v. 46. Es ist kein Mensch/ der nicht sündiget. item Ps. 13. v. 3. Sie waren alle abgewichen und alle miteinander untüchtig: Da war keiner der Guts thäte/ auch nicht einer item Prov. 24. v. 16. Ein Gerechter fällt im Tage siebenmahl. item Jacobi 3. v. 2. Wir stossen uns oder sündigen alle in vielen Dingen. Ja so gar das Concilium zu Trident selbsten Sess. 6. Can. 26. dräuet denjenigen mit dem geistlichen Kirchen-Ban/ welche lehren/ daß der Mensch alle geringe Sünden ohne besonders Wunder-Werck GOttes meiden könne. So hat auch das Concilium Milevitanum wohl erwogen die Wort I. Joan. I. v. 8. So wir sagen/ wir haben keine Sünde/ so verführen wir uns selbst/ und die Warheit ist nicht in uns. Und hat gemeltes Concilium dessentwegen Can. 6. verfluchet/ und mit den Bann-Donner angefallen alle diejenigen/ so darfür hielten/ man müsse sich nur aus Demuht/ und nicht um der Warheit willen für Sünder ausgeben. So lehret auch Adamus Burghaber Controv. 50. daß die Papisten/ wann sie in ihrer Litaney zu GOtt schreyen/ Von allen Sünden befreye uns O HErr! Nicht von GOtt begehren gantz und gar von allen Sünden befreyet zu werden: Sondern nur/ daß GOtt ihre Schwachheit wolle unterstutzen/ und sie in wenigere Sünden sincken lassen. Wann nun die Papisten/ gemäß ihrer Lehr/ die allergeringste Sünden nicht meiden können/ da doch deren Gebot die allerleichtesten seyn/ wie wollen sie dann beweisen können/ daß man die übrige Gebot GOttes halten könne wegen ihrer Leichtigkeit/ da sie doch schwerer seyn als die vorigen? Im übrigen/ weilen Christus kein Gesetz-Geber / sondern das gantze Gesetz in ihm erfüllet ist: Und diese Erfüllung gefasset ist in dem eintzigen Glauben/ der Christum und dessen Gerechtigkeit ergreiffet/ drum ist das Gebot Christi nicht so schwer/ daß es nicht durch die Göttliche Gnade erträglich falle. So seynd doch auch die Gebot der ersten und andern Tafflen/ so viel als deren Haltung in den Kräfften des Menschen sich befindet/ sanfft und leicht/ nemlich den Glaubigen: Dann dieweilen der Glaubigen wieder gebohrne Wille und Hertzen/ vermittels des Worts GOttes und Sacramenten erneuert/ und zu GOtt bekehret seyn/ so haben sie einen Gefallen/ nach dem inwendigen Menschen/ am Gesetz GOttes/ und ein williges Belieben darzu: Sie sagen nicht wie die Gottlosen: Lasset uns zerreissen die Bände des HErren/ und das Joch von uns werffen Ps. 2. v. 3. sondern sie wircken auch mit zum Guten/ und thun Guts: Dann wie Joannes spricht: Der von GOtt gebohren ist/ der bewahret sich/ und das Arge wird ihn nicht antasten I. Joan. 5. v. 18. Es folget aber hieraus nicht/ daß/ weilen die Wiedergebohrnen zu den Geboten GOttes und guten Wercken willig seyn/ sie eben darum dieselbige vollkommentlich solten halten und verrichten können: Dann es lauften ja allerley Schwachheiten und GOtt mißfällige Gebrechen immerdar mit unter/ wie ein jeder bey sich selbsten befindet. Folget demnach zum höchsten aus dem obangezogenen Spruch Christi Matth. II. nur dieses: GOttes Gebot seynd sanfft und leicht: Derowegen so thun sie die rechtgläubigen Christen nicht mit Unwillen: Sondern ohne Zwang und Verdrießlichkeit: Davon S. Paulus spricht. Ich habe Lust

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/286>, abgerufen am 22.11.2024.