Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.viele Päbstische Pfaffen (so sich in den Ehe-Stand weder begeben können/ noch wollen/ sondern sich nur mit der Hurerey und anderen stummen und schändlichen Sünden behelffen wollen/ und wegen des Pabstes Nohtzwang behelffen müssen) werde verschimpffen und zu schanden machen? XVII. Ist doch Christus selbst unverehelichet geblieben/ und beruffet sich die Jungfrau Maria darauf/ daß sie keinen Mann erkennet habe Luc. I. v. 34. Hiermit wird ja deutlich angezeiget/ das der ledige Stand dem Ehe-Stand werde fürgezogen. Antwort. Christus ist unverehelichet geblieben/ nicht wegen der Würdigkeit des ledigen Standes für GOtt: Sondern wegen Würdigkeit und Anständigkeit seiner eigenen Persohn/ der nicht geziemte eine solche Freundschafft und Vermischung mit einer blossen Creatur. So ist auch Christus gebohren von einer so schönen Jungfrauen/ das/ nach der gemeinen Rede der Papisten/ Dionysius Ariopagita habe zu sagen pflegen/ er hätte vermeinet sie wäre eine Göttinne gewesen/ wanns der Glaube nicht hätte anders gelehrt: Daraus folget doch nicht / das die leibliche Schönheit eine besondere Würdigkeit habe für GOtt/ und Vorzug zur ewigen Seeligkeit. So hat sich auch die Jungfrau Maria Luc. I. zwar darauf beruffen/ daß sie keinen Mann erkennet hätte: Dardurch aber hat sie doch den ledigen Stand dem Ehe-Stand keines Weges wollen vorziehen: Sondern/ dieweilen sie von der Uberschattung des H. Geistes noch keinen Bericht hatte/ so wendete sie solche Wort ein zu ihrer Entschuldigung / nicht zum Vorzuch des ledigen Standes: Dann sonsten hätte sie wieder sich selbsten geredet/ dieweil sie damals nicht eine ledige/ sondern eine vertraute Persohn war: Und würde freylich ihr Mann der Joseph sie ehelich erkennt haben/ wann GOtt/ von wegen seines Sohns unsers Erlösers/ welcher von ihr durch höhere Krafft solte gebohren werden / nicht darfür gewesen wäre. XVIII. Hat doch die Gottseelige Jungfrau Wilgefortis/ Tochter eines Königes in Portugall, in der Nacht/ da sie wieder ihren Willen aus Geheiß ihres Vaters solte dem Bräutigam beygelegt werden/ von GOtt erhalten/ daß ihr ein so ungeheurer grosses Bart gewachsen/ daß ihr darüber alle Schönheit benommen worden: Wie dis bezeuget P. Benignus Kibler im Wunder-Spiegel. Dis ist ja ein augenscheinliches Anzeichen/ das GOtt mehr gefalle der Jungfräuliche Stand/ als der Ehe-Stand. Antwort: Wieder den Willen zur Heyraht zwingen ist nicht löblich. Im Ubrigen hat vielleicht der wunderbahrliche Bart dieser Jungfrauen andeuten sollen/ das sie mannbar wäre. Zu dem/ so seynd eure Gedichte und Auffschneidereyen durch diesen Jungfrauen-Bart Ubel bedecket: Und wann man sagt/ es seye dis/ und viel des gleichen/ nur Papistische Fablen und Mehrlein/ so seyd ihr mit diesem Bart kahl abgefertiget und geschoren. Die Fünffte Frage. Ob ein jeder die Keuschheit dergestalt/ daß er sich enthalten wolle/ geloben möge? HIerauf sprechen wir Nein. Dann Erstlich: So müssen die Gelübd dergestalt beschaffen seyn/ daß sie Gottes Wort nicht zuwieder lauffen/ und dann auch/ das sie bey uns und in unser Macht stehen: Nun aber stehts in unser Macht nicht/ das wir uns enthalten mögen: Sondern es ist eine sonderbahre Gabe Gottes: Dann Christus spricht: Das Wort fasset nicht jederman/ sondern denen es gegeben ist: Wer es fassen kan/ der fasse es. Matt. 19. v. II. 12. viele Päbstische Pfaffen (so sich in den Ehe-Stand weder begeben können/ noch wollen/ sondern sich nur mit der Hurerey und anderen stummen und schändlichen Sünden behelffen wollen/ und wegen des Pabstes Nohtzwang behelffen müssen) werde verschimpffen und zu schanden machen? XVII. Ist doch Christus selbst unverehelichet geblieben/ und beruffet sich die Jungfrau Maria darauf/ daß sie keinen Mann erkennet habe Luc. I. v. 34. Hiermit wird ja deutlich angezeiget/ das der ledige Stand dem Ehe-Stand werde fürgezogen. Antwort. Christus ist unverehelichet geblieben/ nicht wegen der Würdigkeit des ledigen Standes für GOtt: Sondern wegen Würdigkeit und Anständigkeit seiner eigenen Persohn/ der nicht geziemte eine solche Freundschafft und Vermischung mit einer blossen Creatur. So ist auch Christus gebohren von einer so schönen Jungfrauen/ das/ nach der gemeinen Rede der Papisten/ Dionysius Ariopagita habe zu sagen pflegen/ er hätte vermeinet sie wäre eine Göttinne gewesen/ wanns der Glaube nicht hätte anders gelehrt: Daraus folget doch nicht / das die leibliche Schönheit eine besondere Würdigkeit habe für GOtt/ und Vorzug zur ewigen Seeligkeit. So hat sich auch die Jungfrau Maria Luc. I. zwar darauf beruffen/ daß sie keinen Mann erkennet hätte: Dardurch aber hat sie doch den ledigen Stand dem Ehe-Stand keines Weges wollen vorziehen: Sondern/ dieweilen sie von der Uberschattung des H. Geistes noch keinen Bericht hatte/ so wendete sie solche Wort ein zu ihrer Entschuldigung / nicht zum Vorzuch des ledigen Standes: Dann sonsten hätte sie wieder sich selbsten geredet/ dieweil sie damals nicht eine ledige/ sondern eine vertraute Persohn war: Und würde freylich ihr Mann der Joseph sie ehelich erkennt haben/ wann GOtt/ von wegen seines Sohns unsers Erlösers/ welcher von ihr durch höhere Krafft solte gebohren werden / nicht darfür gewesen wäre. XVIII. Hat doch die Gottseelige Jungfrau Wilgefortis/ Tochter eines Königes in Portugall, in der Nacht/ da sie wieder ihren Willen aus Geheiß ihres Vaters solte dem Bräutigam beygelegt werden/ von GOtt erhalten/ daß ihr ein so ungeheurer grosses Bart gewachsen/ daß ihr darüber alle Schönheit benommen worden: Wie dis bezeuget P. Benignus Kibler im Wunder-Spiegel. Dis ist ja ein augenscheinliches Anzeichen/ das GOtt mehr gefalle der Jungfräuliche Stand/ als der Ehe-Stand. Antwort: Wieder den Willen zur Heyraht zwingen ist nicht löblich. Im Ubrigen hat vielleicht der wunderbahrliche Bart dieser Jungfrauen andeuten sollen/ das sie mannbar wäre. Zu dem/ so seynd eure Gedichte und Auffschneidereyen durch diesen Jungfrauen-Bart Ubel bedecket: Und wann man sagt/ es seye dis/ und viel des gleichen/ nur Papistische Fablen und Mehrlein/ so seyd ihr mit diesem Bart kahl abgefertiget und geschoren. Die Fünffte Frage. Ob ein jeder die Keuschheit dergestalt/ daß er sich enthalten wolle/ geloben möge? HIerauf sprechen wir Nein. Dann Erstlich: So müssen die Gelübd dergestalt beschaffen seyn/ daß sie Gottes Wort nicht zuwieder lauffen/ und dann auch/ das sie bey uns und in unser Macht stehen: Nun aber stehts in unser Macht nicht/ das wir uns enthalten mögen: Sondern es ist eine sonderbahre Gabe Gottes: Dann Christus spricht: Das Wort fasset nicht jederman/ sondern denen es gegeben ist: Wer es fassen kan/ der fasse es. Matt. 19. v. 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So ist auch Christus gebohren von einer so schönen Jungfrauen/ das/ nach der gemeinen Rede der Papisten/ Dionysius Ariopagita habe zu sagen pflegen/ er hätte vermeinet sie wäre eine Göttinne gewesen/ wanns der Glaube nicht hätte anders gelehrt: Daraus folget doch nicht / das die leibliche Schönheit eine besondere Würdigkeit habe für GOtt/ und Vorzug zur ewigen Seeligkeit. So hat sich auch die Jungfrau Maria Luc. I. zwar darauf beruffen/ daß sie keinen Mann erkennet hätte: Dardurch aber hat sie doch den ledigen Stand dem Ehe-Stand keines Weges wollen vorziehen: Sondern/ dieweilen sie von der Uberschattung des H. Geistes noch keinen Bericht hatte/ so wendete sie solche Wort ein zu ihrer Entschuldigung / nicht zum Vorzuch des ledigen Standes: Dann sonsten hätte sie wieder sich selbsten geredet/ dieweil sie damals nicht eine ledige/ sondern eine vertraute Persohn war: Und würde freylich ihr Mann der Joseph sie ehelich erkennt haben/ wann GOtt/ von wegen seines Sohns unsers Erlösers/ welcher von ihr durch höhere Krafft solte gebohren werden / nicht darfür gewesen wäre.</p> <p>XVIII. Hat doch die Gottseelige Jungfrau Wilgefortis/ Tochter eines Königes in Portugall, in der Nacht/ da sie wieder ihren Willen aus Geheiß ihres Vaters solte dem Bräutigam beygelegt werden/ von GOtt erhalten/ daß ihr ein so ungeheurer grosses Bart gewachsen/ daß ihr darüber alle Schönheit benommen worden: Wie dis bezeuget P. Benignus Kibler im Wunder-Spiegel. Dis ist ja ein augenscheinliches Anzeichen/ das GOtt mehr gefalle der Jungfräuliche Stand/ als der Ehe-Stand.</p> <p>Antwort: Wieder den Willen zur Heyraht zwingen ist nicht löblich. Im Ubrigen hat vielleicht der wunderbahrliche Bart dieser Jungfrauen andeuten sollen/ das sie mannbar wäre. Zu dem/ so seynd eure Gedichte und Auffschneidereyen durch diesen Jungfrauen-Bart Ubel bedecket: Und wann man sagt/ es seye dis/ und viel des gleichen/ nur Papistische Fablen und Mehrlein/ so seyd ihr mit diesem Bart kahl abgefertiget und geschoren.</p> <p>Die Fünffte Frage.</p> <p>Ob ein jeder die Keuschheit dergestalt/ daß er sich enthalten wolle/ geloben möge?</p> <p>HIerauf sprechen wir Nein.</p> <p>Dann Erstlich: So müssen die Gelübd dergestalt beschaffen seyn/ daß sie Gottes Wort nicht zuwieder lauffen/ und dann auch/ das sie bey uns und in unser Macht stehen: Nun aber stehts in unser Macht nicht/ das wir uns enthalten mögen: Sondern es ist eine sonderbahre Gabe Gottes: Dann Christus spricht: Das Wort fasset nicht jederman/ sondern denen es gegeben ist: Wer es fassen kan/ der fasse es. Matt. 19. v. II. 12. </p> </div> </body> </text> </TEI> [251/0271]
viele Päbstische Pfaffen (so sich in den Ehe-Stand weder begeben können/ noch wollen/ sondern sich nur mit der Hurerey und anderen stummen und schändlichen Sünden behelffen wollen/ und wegen des Pabstes Nohtzwang behelffen müssen) werde verschimpffen und zu schanden machen?
XVII. Ist doch Christus selbst unverehelichet geblieben/ und beruffet sich die Jungfrau Maria darauf/ daß sie keinen Mann erkennet habe Luc. I. v. 34. Hiermit wird ja deutlich angezeiget/ das der ledige Stand dem Ehe-Stand werde fürgezogen.
Antwort. Christus ist unverehelichet geblieben/ nicht wegen der Würdigkeit des ledigen Standes für GOtt: Sondern wegen Würdigkeit und Anständigkeit seiner eigenen Persohn/ der nicht geziemte eine solche Freundschafft und Vermischung mit einer blossen Creatur. So ist auch Christus gebohren von einer so schönen Jungfrauen/ das/ nach der gemeinen Rede der Papisten/ Dionysius Ariopagita habe zu sagen pflegen/ er hätte vermeinet sie wäre eine Göttinne gewesen/ wanns der Glaube nicht hätte anders gelehrt: Daraus folget doch nicht / das die leibliche Schönheit eine besondere Würdigkeit habe für GOtt/ und Vorzug zur ewigen Seeligkeit. So hat sich auch die Jungfrau Maria Luc. I. zwar darauf beruffen/ daß sie keinen Mann erkennet hätte: Dardurch aber hat sie doch den ledigen Stand dem Ehe-Stand keines Weges wollen vorziehen: Sondern/ dieweilen sie von der Uberschattung des H. Geistes noch keinen Bericht hatte/ so wendete sie solche Wort ein zu ihrer Entschuldigung / nicht zum Vorzuch des ledigen Standes: Dann sonsten hätte sie wieder sich selbsten geredet/ dieweil sie damals nicht eine ledige/ sondern eine vertraute Persohn war: Und würde freylich ihr Mann der Joseph sie ehelich erkennt haben/ wann GOtt/ von wegen seines Sohns unsers Erlösers/ welcher von ihr durch höhere Krafft solte gebohren werden / nicht darfür gewesen wäre.
XVIII. Hat doch die Gottseelige Jungfrau Wilgefortis/ Tochter eines Königes in Portugall, in der Nacht/ da sie wieder ihren Willen aus Geheiß ihres Vaters solte dem Bräutigam beygelegt werden/ von GOtt erhalten/ daß ihr ein so ungeheurer grosses Bart gewachsen/ daß ihr darüber alle Schönheit benommen worden: Wie dis bezeuget P. Benignus Kibler im Wunder-Spiegel. Dis ist ja ein augenscheinliches Anzeichen/ das GOtt mehr gefalle der Jungfräuliche Stand/ als der Ehe-Stand.
Antwort: Wieder den Willen zur Heyraht zwingen ist nicht löblich. Im Ubrigen hat vielleicht der wunderbahrliche Bart dieser Jungfrauen andeuten sollen/ das sie mannbar wäre. Zu dem/ so seynd eure Gedichte und Auffschneidereyen durch diesen Jungfrauen-Bart Ubel bedecket: Und wann man sagt/ es seye dis/ und viel des gleichen/ nur Papistische Fablen und Mehrlein/ so seyd ihr mit diesem Bart kahl abgefertiget und geschoren.
Die Fünffte Frage.
Ob ein jeder die Keuschheit dergestalt/ daß er sich enthalten wolle/ geloben möge?
HIerauf sprechen wir Nein.
Dann Erstlich: So müssen die Gelübd dergestalt beschaffen seyn/ daß sie Gottes Wort nicht zuwieder lauffen/ und dann auch/ das sie bey uns und in unser Macht stehen: Nun aber stehts in unser Macht nicht/ das wir uns enthalten mögen: Sondern es ist eine sonderbahre Gabe Gottes: Dann Christus spricht: Das Wort fasset nicht jederman/ sondern denen es gegeben ist: Wer es fassen kan/ der fasse es. Matt. 19. v. II. 12.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/271>, abgerufen am 08.07.2024. |