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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Sant Peters Kirch/ der ander bey Maria Major, der dritte in Vaticano, und auch noch zu Zeiten des Concilii zu Costnitz Johannes XXIII. Benedictus XIII. und Gregorius XII. sich um die Römische Inful und Bischoffs-Mütze haben gerissen/ und man sagen muß/ es habe damahls der Heil. Geist in der Römischen Kirchen sich bey dieser Streitigkeit neutral gehalten / und keine Parteye angenommen: so ist ja diese Stuel-folge so elendiglich zusammen gestücket/ das sie mehr dienlich ist Mittleyden zu erwecken/ als Ursach zugeben einiger Ruhmsucht.

VII. Es führen doch die Lutheraner ihren Nahmen von dem Luther/ welcher sein Ketzer-Gifft erstlich hat ausgeworffen anno 1517. so kan ja ihre Lehr nicht seyen Apostolisch noch ihre Kirche die wahre Kirche: sondern es ist nur ein neu-gebackener/ und vom Luther unlängst angespunnener Glaube.

Antwort. ES ist nichts gewöhnlichers im heutigen Pabstthum/ als mit der Larve des Alterthums sich zu verhüllen/ und/ weil man sich beym hellen Tag nicht zu wagen getrauet / gleich den Nacht-Vögeln/ unter der Finsterniß der ertichteten Antiqvität ein grosses Gerueff zu machen/ da doch der Heil. Augustinus von dem Alterthum der Heyden lib. de qvaest. Vet. & N. Testament: a. 114. ausdrücklich schreibet: Es ist eine teufflische Gewohnheit/ daß man dem Betrug suchet eine Farbe anzustreichen durch das Alterthum. Welchem beystimmet Cyprianus Epist. 74. und 63. also sprechend: Wann Christus allein zu hören ist/ müssen wir nicht achten/ was ein ander vor uns zu thun vermeynet hat: sondern was der/ so vor allen ist/ Christus erst gethan hat: dann man muß nicht folgen die Gewohnheit eines Menschen: sondern die Wahrheit GOttes. Im übrigen bedarff man sich zwar des Lutherischen Nahmens nicht zu schämen/ dieweilen Luther als ein edeles Werckzeug GOTTes die blinde Eulen-Augen der Papisten durch das Licht des Evangelii hat eröffnet: Dannoch wann der Nahm mit der That eigentlich solle übereinstimmen/ so thut ihr besser daran/ daß ihr uns nennet Evangelisch-Catholisch: dann also habt ihr die Wahrheit getroffen/ und ist der Rahmen- und Wörter-Streit aufgehoben/ und folgens hat auch unsere Lehr am Alterthum den Vorzug. Zu dem führen doch die Benedictiner den Nahmen von Benedicto, die Dominicaner von Dominico, die Franciscaner von Francisco &c. So doch nur mit abergläubischen Satzungen heutiges Tages ihre eigene Seele bethören: ja die Papisten insgesampt/ welche nicht das Wort GOttes/ sondern nur des Pabstes Verleitung zum Grund ihrer Religion setzen/ führen den Nahmen vom Pabst/ und dannoch bleiben die Benedictiner/ Dominicaner/ Franciscaner/ Römisch-Catholisch: Warum solten dann die Lutheraner/ so sich steiff fuessen auf das Evangelium und Lehr Christi/ nicht bleiben Evangelisch und Apostolisch-Catholisch/ wann sie schon führen den Nahmen vom Luther / welcher vom abergläubigen Greuel die irrige Welt durch die reine Lehr des Evangelii hat angefangen auszusauberen? Ist demnach die Lehr/ der Lutheraner nicht neu/ sondern sie ist erneuert nach der Regel und Weis der allerältesten Schrifften

Sant Peters Kirch/ der ander bey Maria Major, der dritte in Vaticano, und auch noch zu Zeiten des Concilii zu Costnitz Johannes XXIII. Benedictus XIII. und Gregorius XII. sich um die Römische Inful und Bischoffs-Mütze haben gerissen/ und man sagen muß/ es habe damahls der Heil. Geist in der Römischen Kirchen sich bey dieser Streitigkeit neutral gehalten / und keine Parteye angenommen: so ist ja diese Stuel-folge so elendiglich zusammen gestücket/ das sie mehr dienlich ist Mittleyden zu erwecken/ als Ursach zugeben einiger Ruhmsucht.

VII. Es führen doch die Lutheraner ihren Nahmen von dem Luther/ welcher sein Ketzer-Gifft erstlich hat ausgeworffen anno 1517. so kan ja ihre Lehr nicht seyen Apostolisch noch ihre Kirche die wahre Kirche: sondern es ist nur ein neu-gebackener/ und vom Luther unlängst angespunnener Glaube.

Antwort. ES ist nichts gewöhnlichers im heutigen Pabstthum/ als mit der Larve des Alterthums sich zu verhüllen/ und/ weil man sich beym hellen Tag nicht zu wagen getrauet / gleich den Nacht-Vögeln/ unter der Finsterniß der ertichteten Antiqvität ein grosses Gerueff zu machen/ da doch der Heil. Augustinus von dem Alterthum der Heyden lib. de qvaest. Vet. & N. Testament: a. 114. ausdrücklich schreibet: Es ist eine teufflische Gewohnheit/ daß man dem Betrug suchet eine Farbe anzustreichen durch das Alterthum. Welchem beystimmet Cyprianus Epist. 74. und 63. also sprechend: Wann Christus allein zu hören ist/ müssen wir nicht achten/ was ein ander vor uns zu thun vermeynet hat: sondern was der/ so vor allen ist/ Christus erst gethan hat: dann man muß nicht folgen die Gewohnheit eines Menschen: sondern die Wahrheit GOttes. Im übrigen bedarff man sich zwar des Lutherischen Nahmens nicht zu schämen/ dieweilen Luther als ein edeles Werckzeug GOTTes die blinde Eulen-Augen der Papisten durch das Licht des Evangelii hat eröffnet: Dannoch wann der Nahm mit der That eigentlich solle übereinstimmen/ so thut ihr besser daran/ daß ihr uns nennet Evangelisch-Catholisch: dann also habt ihr die Wahrheit getroffen/ und ist der Rahmen- und Wörter-Streit aufgehoben/ und folgens hat auch unsere Lehr am Alterthum den Vorzug. Zu dem führen doch die Benedictiner den Nahmen von Benedicto, die Dominicaner von Dominico, die Franciscaner von Francisco &c. So doch nur mit abergläubischen Satzungen heutiges Tages ihre eigene Seele bethören: ja die Papisten insgesampt/ welche nicht das Wort GOttes/ sondern nur des Pabstes Verleitung zum Grund ihrer Religion setzen/ führen den Nahmen vom Pabst/ und dannoch bleiben die Benedictiner/ Dominicaner/ Franciscaner/ Römisch-Catholisch: Warum solten dann die Lutheraner/ so sich steiff fuessen auf das Evangelium und Lehr Christi/ nicht bleiben Evangelisch und Apostolisch-Catholisch/ wann sie schon führen den Nahmen vom Luther / welcher vom abergläubigen Greuel die irrige Welt durch die reine Lehr des Evangelii hat angefangen auszusauberen? Ist demnach die Lehr/ der Lutheraner nicht neu/ sondern sie ist erneuert nach der Regel und Weis der allerältesten Schrifften

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Sant            Peters Kirch/ der ander bey Maria Major, der dritte in Vaticano, und auch noch zu Zeiten            des Concilii zu Costnitz Johannes XXIII. Benedictus XIII. und Gregorius XII. sich um die            Römische Inful und Bischoffs-Mütze haben gerissen/ und man sagen muß/ es habe damahls            der Heil. Geist in der Römischen Kirchen sich bey dieser Streitigkeit neutral gehalten /            und keine Parteye angenommen: so ist ja diese Stuel-folge so elendiglich zusammen            gestücket/ das sie mehr dienlich ist Mittleyden zu erwecken/ als Ursach zugeben einiger            Ruhmsucht.</p>
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        <p>Antwort. ES ist nichts gewöhnlichers im heutigen Pabstthum/ als mit der Larve des            Alterthums sich zu verhüllen/ und/ weil man sich beym hellen Tag nicht zu wagen getrauet           / gleich den Nacht-Vögeln/ unter der Finsterniß der ertichteten Antiqvität ein grosses            Gerueff zu machen/ da doch der Heil. Augustinus von dem Alterthum der Heyden lib. de            qvaest. Vet. &amp; N. Testament: a. 114. ausdrücklich schreibet: Es ist eine teufflische            Gewohnheit/ daß man dem Betrug suchet eine Farbe anzustreichen durch das Alterthum.            Welchem beystimmet Cyprianus Epist. 74. und 63. also sprechend: Wann Christus allein zu            hören ist/ müssen wir nicht achten/ was ein ander vor uns zu thun vermeynet hat: sondern            was der/ so vor allen ist/ Christus erst gethan hat: dann man muß nicht folgen die            Gewohnheit eines Menschen: sondern die Wahrheit GOttes. Im übrigen bedarff man sich zwar            des Lutherischen Nahmens nicht zu schämen/ dieweilen Luther als ein edeles Werckzeug            GOTTes die blinde Eulen-Augen der Papisten durch das Licht des Evangelii hat eröffnet:            Dannoch wann der Nahm mit der That eigentlich solle übereinstimmen/ so thut ihr besser            daran/ daß ihr uns nennet Evangelisch-Catholisch: dann also habt ihr die Wahrheit            getroffen/ und ist der Rahmen- und Wörter-Streit aufgehoben/ und folgens hat auch unsere            Lehr am Alterthum den Vorzug. Zu dem führen doch die Benedictiner den Nahmen von            Benedicto, die Dominicaner von Dominico, die Franciscaner von Francisco &amp;c. So doch            nur mit abergläubischen Satzungen heutiges Tages ihre eigene Seele bethören: ja die            Papisten insgesampt/ welche nicht das Wort GOttes/ sondern nur des Pabstes Verleitung            zum Grund ihrer Religion setzen/ führen den Nahmen vom Pabst/ und dannoch bleiben die            Benedictiner/ Dominicaner/ Franciscaner/ Römisch-Catholisch: Warum solten dann die            Lutheraner/ so sich steiff fuessen auf das Evangelium und Lehr Christi/ nicht bleiben            Evangelisch und Apostolisch-Catholisch/ wann sie schon führen den Nahmen vom Luther /            welcher vom abergläubigen Greuel die irrige Welt durch die reine Lehr des Evangelii hat            angefangen auszusauberen? Ist demnach die Lehr/ der Lutheraner nicht neu/ sondern sie            ist erneuert nach der Regel und Weis der allerältesten Schrifften
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[7/0027] Sant Peters Kirch/ der ander bey Maria Major, der dritte in Vaticano, und auch noch zu Zeiten des Concilii zu Costnitz Johannes XXIII. Benedictus XIII. und Gregorius XII. sich um die Römische Inful und Bischoffs-Mütze haben gerissen/ und man sagen muß/ es habe damahls der Heil. Geist in der Römischen Kirchen sich bey dieser Streitigkeit neutral gehalten / und keine Parteye angenommen: so ist ja diese Stuel-folge so elendiglich zusammen gestücket/ das sie mehr dienlich ist Mittleyden zu erwecken/ als Ursach zugeben einiger Ruhmsucht. VII. Es führen doch die Lutheraner ihren Nahmen von dem Luther/ welcher sein Ketzer-Gifft erstlich hat ausgeworffen anno 1517. so kan ja ihre Lehr nicht seyen Apostolisch noch ihre Kirche die wahre Kirche: sondern es ist nur ein neu-gebackener/ und vom Luther unlängst angespunnener Glaube. Antwort. ES ist nichts gewöhnlichers im heutigen Pabstthum/ als mit der Larve des Alterthums sich zu verhüllen/ und/ weil man sich beym hellen Tag nicht zu wagen getrauet / gleich den Nacht-Vögeln/ unter der Finsterniß der ertichteten Antiqvität ein grosses Gerueff zu machen/ da doch der Heil. Augustinus von dem Alterthum der Heyden lib. de qvaest. Vet. & N. Testament: a. 114. ausdrücklich schreibet: Es ist eine teufflische Gewohnheit/ daß man dem Betrug suchet eine Farbe anzustreichen durch das Alterthum. Welchem beystimmet Cyprianus Epist. 74. und 63. also sprechend: Wann Christus allein zu hören ist/ müssen wir nicht achten/ was ein ander vor uns zu thun vermeynet hat: sondern was der/ so vor allen ist/ Christus erst gethan hat: dann man muß nicht folgen die Gewohnheit eines Menschen: sondern die Wahrheit GOttes. Im übrigen bedarff man sich zwar des Lutherischen Nahmens nicht zu schämen/ dieweilen Luther als ein edeles Werckzeug GOTTes die blinde Eulen-Augen der Papisten durch das Licht des Evangelii hat eröffnet: Dannoch wann der Nahm mit der That eigentlich solle übereinstimmen/ so thut ihr besser daran/ daß ihr uns nennet Evangelisch-Catholisch: dann also habt ihr die Wahrheit getroffen/ und ist der Rahmen- und Wörter-Streit aufgehoben/ und folgens hat auch unsere Lehr am Alterthum den Vorzug. Zu dem führen doch die Benedictiner den Nahmen von Benedicto, die Dominicaner von Dominico, die Franciscaner von Francisco &c. So doch nur mit abergläubischen Satzungen heutiges Tages ihre eigene Seele bethören: ja die Papisten insgesampt/ welche nicht das Wort GOttes/ sondern nur des Pabstes Verleitung zum Grund ihrer Religion setzen/ führen den Nahmen vom Pabst/ und dannoch bleiben die Benedictiner/ Dominicaner/ Franciscaner/ Römisch-Catholisch: Warum solten dann die Lutheraner/ so sich steiff fuessen auf das Evangelium und Lehr Christi/ nicht bleiben Evangelisch und Apostolisch-Catholisch/ wann sie schon führen den Nahmen vom Luther / welcher vom abergläubigen Greuel die irrige Welt durch die reine Lehr des Evangelii hat angefangen auszusauberen? Ist demnach die Lehr/ der Lutheraner nicht neu/ sondern sie ist erneuert nach der Regel und Weis der allerältesten Schrifften

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/27>, abgerufen am 27.11.2024.