Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.durch die abergläubische Gelübden/ Hauß und Hoff/ Vater und Mutter Weib und Kinder verlassen solle: Sondern wanns der Glaube/ und die Ehr Gottes in der Noht erfordert/ solle man sich bey solchem Verlust mit der hundertfältigen Belohnung/ so man im Himmel zu gewarten hat/ zuversichtlich trösten. Sonsten heisset es: Du solt Vater und Mutter ehren Exod. 20. v. 12. &c. VI. Es dorffte doch S. Petrus freymühtig zu Christo sagen Matth. 29. v. 27. Siehe wir haben alles verlassen/ was wird uns aber dafür seyn? Und Hatte er doch nichts mehr verlassen/ als irgend ein schlechtes Fischer-Netz. So wird auch wohl ein Geistlicher/ so durch die freywillige Armuht alles verlassen hat/ von GOtt können forderen seine Belohnung. Antwort. S. Petrus hat für das jenige so er verlassen/ auf Erden nichts empfangen/ als Creutz und Wiederwertigkeit/ und endlich durch die Blühtige Marter-Quaal den Tod. Die Ordens-Geistliche aber verlassen entweder den Bettel. Sack/ und mästen sich von den Kirchen-Güteren/ oder bringen ihren Erbtheil mit zum Closter/ und leben weydlich mit darvon in Ruhe und Müssiggang. Wird also GOtt zu jener Zeit zu ihnen sagen: Sie haben / auf Erden/ ihren Lohn empfangen. Matth. 6. v. 2. Die Zweite Frage. Ob der Gehorsam/ welchen die Ordens-Persohnen leisten nach den Regulen/ welche der Stiffter desselbigen Ordens fürgeschrieben hat/ ein Evangelischer Raht und Gutbedüncken seye? Dis halten wir billig für ein gantz unverschämtes Fürgeben: DAnn erstlich: So können sie dessen Nicht ein eintziges Beweisthum aus der H. Schrifft fürbringen: Folgens wird solcher Gehorsam nicht Christo/ sondern den Menschen/ als Benedicto, Bernardo, Francisco, Dominico, Ignatio, und anderen dergleichen Ordens-Stiffteren geleistet: so haben sie auch dessen Gehorsams keine Belohnung von Christo: Sondern mögen auf ihre Gefahr von den Ordens-Stiffteren ihre Belohnung zu gewarten haben. Zum Zweiten: so wird eben durch solchen fürgewendeten Gehorsam/ der Gehorsam/ den man GOTT und den Menschen schuldig ist/ unterlassen und unterschlagen: dann Vermög ihres Ordens bereden sie sich und auch andere/ sie seyn weder ihren Elteren/ noch der von GOtt verordneten Obrigkeit zu gehorsamen schüldig: Sonderen ihres Ordens-Gehorsam müsse allerdings den Vorzug haben: Da doch die ewige Weißheit selbsten den Gehorsam gegen die Obrigkeit und Elteren/ mit Verheissung seines Segens/ eingerichtet und anbefohlen hat. Einrede der Papisten. I. Spricht doch Christus zum Jüngling: Fölge mir nach Matt. 19. v. 21. item Matt. 16. v. 24. spricht der HErr: Wil mir ihmand nach folgen/ der verläugne sich selbst/ und nehme sein Creutz auf sich/ und folge mir. Dis ist ja zu verstehn von dem Gehorsam im Geistlichen Ordens-Stand. Antwort. Christo der ewigen Weißheit folgen/ und der Meinung/ Irrthümeren und Thorheiten eines Menschen folgen/ darzwischen ist ein grosser Unterscheid. durch die abergläubische Gelübden/ Hauß und Hoff/ Vater und Mutter Weib und Kinder verlassen solle: Sondern wanns der Glaube/ und die Ehr Gottes in der Noht erfordert/ solle man sich bey solchem Verlust mit der hundertfältigen Belohnung/ so man im Himmel zu gewarten hat/ zuversichtlich trösten. Sonsten heisset es: Du solt Vater und Mutter ehren Exod. 20. v. 12. &c. VI. Es dorffte doch S. Petrus freymühtig zu Christo sagen Matth. 29. v. 27. Siehe wir haben alles verlassen/ was wird uns aber dafür seyn? Und Hatte er doch nichts mehr verlassen/ als irgend ein schlechtes Fischer-Netz. So wird auch wohl ein Geistlicher/ so durch die freywillige Armuht alles verlassen hat/ von GOtt können forderen seine Belohnung. Antwort. S. Petrus hat für das jenige so er verlassen/ auf Erden nichts empfangen/ als Creutz und Wiederwertigkeit/ und endlich durch die Blühtige Marter-Quaal den Tod. Die Ordens-Geistliche aber verlassen entweder den Bettel. Sack/ und mästen sich von den Kirchen-Güteren/ oder bringen ihren Erbtheil mit zum Closter/ und leben weydlich mit darvon in Ruhe und Müssiggang. Wird also GOtt zu jener Zeit zu ihnen sagen: Sie haben / auf Erden/ ihren Lohn empfangen. Matth. 6. v. 2. Die Zweite Frage. Ob der Gehorsam/ welchen die Ordens-Persohnen leisten nach den Regulen/ welche der Stiffter desselbigen Ordens fürgeschrieben hat/ ein Evangelischer Raht und Gutbedüncken seye? Dis halten wir billig für ein gantz unverschämtes Fürgeben: DAnn erstlich: So können sie dessen Nicht ein eintziges Beweisthum aus der H. Schrifft fürbringen: Folgens wird solcher Gehorsam nicht Christo/ sondern den Menschen/ als Benedicto, Bernardo, Francisco, Dominico, Ignatio, und anderen dergleichen Ordens-Stiffteren geleistet: so haben sie auch dessen Gehorsams keine Belohnung von Christo: Sondern mögen auf ihre Gefahr von den Ordens-Stiffteren ihre Belohnung zu gewarten haben. Zum Zweiten: so wird eben durch solchen fürgewendeten Gehorsam/ der Gehorsam/ den man GOTT und den Menschen schuldig ist/ unterlassen und unterschlagen: dann Vermög ihres Ordens bereden sie sich und auch andere/ sie seyn weder ihren Elteren/ noch der von GOtt verordneten Obrigkeit zu gehorsamen schüldig: Sonderen ihres Ordens-Gehorsam müsse allerdings den Vorzug haben: Da doch die ewige Weißheit selbsten den Gehorsam gegen die Obrigkeit und Elteren/ mit Verheissung seines Segens/ eingerichtet und anbefohlen hat. Einrede der Papisten. I. Spricht doch Christus zum Jüngling: Fölge mir nach Matt. 19. v. 21. item Matt. 16. v. 24. spricht der HErr: Wil mir ihmand nach folgen/ der verläugne sich selbst/ und nehme sein Creutz auf sich/ und folge mir. Dis ist ja zu verstehn von dem Gehorsam im Geistlichen Ordens-Stand. Antwort. Christo der ewigen Weißheit folgen/ und der Meinung/ Irrthümeren und Thorheiten eines Menschen folgen/ darzwischen ist ein grosser Unterscheid. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0251" n="213"/> durch die abergläubische Gelübden/ Hauß und Hoff/ Vater und Mutter Weib und Kinder verlassen solle: Sondern wanns der Glaube/ und die Ehr Gottes in der Noht erfordert/ solle man sich bey solchem Verlust mit der hundertfältigen Belohnung/ so man im Himmel zu gewarten hat/ zuversichtlich trösten. Sonsten heisset es: Du solt Vater und Mutter ehren Exod. 20. v. 12. &c.</p> <p>VI. Es dorffte doch S. Petrus freymühtig zu Christo sagen Matth. 29. v. 27. Siehe wir haben alles verlassen/ was wird uns aber dafür seyn? Und Hatte er doch nichts mehr verlassen/ als irgend ein schlechtes Fischer-Netz. So wird auch wohl ein Geistlicher/ so durch die freywillige Armuht alles verlassen hat/ von GOtt können forderen seine Belohnung.</p> <p>Antwort. S. Petrus hat für das jenige so er verlassen/ auf Erden nichts empfangen/ als Creutz und Wiederwertigkeit/ und endlich durch die Blühtige Marter-Quaal den Tod. Die Ordens-Geistliche aber verlassen entweder den Bettel. Sack/ und mästen sich von den Kirchen-Güteren/ oder bringen ihren Erbtheil mit zum Closter/ und leben weydlich mit darvon in Ruhe und Müssiggang. Wird also GOtt zu jener Zeit zu ihnen sagen: Sie haben / auf Erden/ ihren Lohn empfangen. Matth. 6. v. 2.</p> <p>Die Zweite Frage.</p> <p>Ob der Gehorsam/ welchen die Ordens-Persohnen leisten nach den Regulen/ welche der Stiffter desselbigen Ordens fürgeschrieben hat/ ein Evangelischer Raht und Gutbedüncken seye?</p> <p>Dis halten wir billig für ein gantz unverschämtes Fürgeben:</p> <p>DAnn erstlich: So können sie dessen Nicht ein eintziges Beweisthum aus der H. Schrifft fürbringen: Folgens wird solcher Gehorsam nicht Christo/ sondern den Menschen/ als Benedicto, Bernardo, Francisco, Dominico, Ignatio, und anderen dergleichen Ordens-Stiffteren geleistet: so haben sie auch dessen Gehorsams keine Belohnung von Christo: Sondern mögen auf ihre Gefahr von den Ordens-Stiffteren ihre Belohnung zu gewarten haben.</p> <p>Zum Zweiten: so wird eben durch solchen fürgewendeten Gehorsam/ der Gehorsam/ den man GOTT und den Menschen schuldig ist/ unterlassen und unterschlagen: dann Vermög ihres Ordens bereden sie sich und auch andere/ sie seyn weder ihren Elteren/ noch der von GOtt verordneten Obrigkeit zu gehorsamen schüldig: Sonderen ihres Ordens-Gehorsam müsse allerdings den Vorzug haben: Da doch die ewige Weißheit selbsten den Gehorsam gegen die Obrigkeit und Elteren/ mit Verheissung seines Segens/ eingerichtet und anbefohlen hat.</p> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. Spricht doch Christus zum Jüngling: Fölge mir nach Matt. 19. v. 21. item Matt. 16. v. 24. spricht der HErr: Wil mir ihmand nach folgen/ der verläugne sich selbst/ und nehme sein Creutz auf sich/ und folge mir. Dis ist ja zu verstehn von dem Gehorsam im Geistlichen Ordens-Stand.</p> <p>Antwort. Christo der ewigen Weißheit folgen/ und der Meinung/ Irrthümeren und Thorheiten eines Menschen folgen/ darzwischen ist ein grosser Unterscheid.</p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0251]
durch die abergläubische Gelübden/ Hauß und Hoff/ Vater und Mutter Weib und Kinder verlassen solle: Sondern wanns der Glaube/ und die Ehr Gottes in der Noht erfordert/ solle man sich bey solchem Verlust mit der hundertfältigen Belohnung/ so man im Himmel zu gewarten hat/ zuversichtlich trösten. Sonsten heisset es: Du solt Vater und Mutter ehren Exod. 20. v. 12. &c.
VI. Es dorffte doch S. Petrus freymühtig zu Christo sagen Matth. 29. v. 27. Siehe wir haben alles verlassen/ was wird uns aber dafür seyn? Und Hatte er doch nichts mehr verlassen/ als irgend ein schlechtes Fischer-Netz. So wird auch wohl ein Geistlicher/ so durch die freywillige Armuht alles verlassen hat/ von GOtt können forderen seine Belohnung.
Antwort. S. Petrus hat für das jenige so er verlassen/ auf Erden nichts empfangen/ als Creutz und Wiederwertigkeit/ und endlich durch die Blühtige Marter-Quaal den Tod. Die Ordens-Geistliche aber verlassen entweder den Bettel. Sack/ und mästen sich von den Kirchen-Güteren/ oder bringen ihren Erbtheil mit zum Closter/ und leben weydlich mit darvon in Ruhe und Müssiggang. Wird also GOtt zu jener Zeit zu ihnen sagen: Sie haben / auf Erden/ ihren Lohn empfangen. Matth. 6. v. 2.
Die Zweite Frage.
Ob der Gehorsam/ welchen die Ordens-Persohnen leisten nach den Regulen/ welche der Stiffter desselbigen Ordens fürgeschrieben hat/ ein Evangelischer Raht und Gutbedüncken seye?
Dis halten wir billig für ein gantz unverschämtes Fürgeben:
DAnn erstlich: So können sie dessen Nicht ein eintziges Beweisthum aus der H. Schrifft fürbringen: Folgens wird solcher Gehorsam nicht Christo/ sondern den Menschen/ als Benedicto, Bernardo, Francisco, Dominico, Ignatio, und anderen dergleichen Ordens-Stiffteren geleistet: so haben sie auch dessen Gehorsams keine Belohnung von Christo: Sondern mögen auf ihre Gefahr von den Ordens-Stiffteren ihre Belohnung zu gewarten haben.
Zum Zweiten: so wird eben durch solchen fürgewendeten Gehorsam/ der Gehorsam/ den man GOTT und den Menschen schuldig ist/ unterlassen und unterschlagen: dann Vermög ihres Ordens bereden sie sich und auch andere/ sie seyn weder ihren Elteren/ noch der von GOtt verordneten Obrigkeit zu gehorsamen schüldig: Sonderen ihres Ordens-Gehorsam müsse allerdings den Vorzug haben: Da doch die ewige Weißheit selbsten den Gehorsam gegen die Obrigkeit und Elteren/ mit Verheissung seines Segens/ eingerichtet und anbefohlen hat.
Einrede der Papisten.
I. Spricht doch Christus zum Jüngling: Fölge mir nach Matt. 19. v. 21. item Matt. 16. v. 24. spricht der HErr: Wil mir ihmand nach folgen/ der verläugne sich selbst/ und nehme sein Creutz auf sich/ und folge mir. Dis ist ja zu verstehn von dem Gehorsam im Geistlichen Ordens-Stand.
Antwort. Christo der ewigen Weißheit folgen/ und der Meinung/ Irrthümeren und Thorheiten eines Menschen folgen/ darzwischen ist ein grosser Unterscheid.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/251 |
Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/251>, abgerufen am 31.07.2024. |