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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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keines weges aber dahin zielen/ daß ein Rechtglaubiger an der Gnade GOttes solle einigen Zweiffel fassen.

X. Es können aber viele Epicurer/ Ketzer/ und dergleichen Unglaubige solche Gewißheit mißbrauchen/ und ihnen eine vergebliche Gewißheit einbilden.

Antwort. Daran gehet der Gewißheit der Rechtglaubigen nichts ab: dan ob schon auch die Gottlosen der Gewißheit ihrer Seligkeit sich rühmen/ so soll man drum nicht die rechte Lehr/ ihres Mißbrauchs yalben/ fahren lassen: dan dergestalt würden wir doch keinen articul des Glaubens unverrückt behalten können. Sintemahl solche Gewißheit nicht eben bey denen/ so sich deren rühmen: sondern bey denen/ so da glauben und ihrem Fleisch widerstehen/ unfehlbar ist: Dan fleischlich gesinnet seyn ist der Todt/ und geistlich gesinnet seyn ist Leben und Friede/ Rom. 8. v. 6.

XI. Wan nicht bey allen denen/ so sich der Gewißheit ihrer Seligkeit rühmen/ solche Gewißheit unfehlbar ist/ warum rühmen sich dan die Evangelischen für anderen dieser Gewißheit?

Antwort. Nicht darum/ weilen sich die Evangelischen solcher Gewißheit rühmen/ ist selbige unfehlbar bey ihnen; sondern weilen sie festiglich und ohne Wanckelmuht dem Evangelio glauben/ so lassen sie alle Unsicherheit fahren. Und ist das eine schlimme Folgerey: nicht bey allen/ so sich der Gewißheit ihrer Seligkeit rühmen/ ist solche Gewißheit unfehlbar/ ergo so ist diese Gewißheit auch nicht bey den Evangelischen. Dan auch Christus spricht Matt. 7. v. 22. Es werden nicht alle/ die zu mir sagen/ HERR HERR / in das Himmelreich kommen; und dannoch folget nicht/ daß kein glaubiger Christ / so mit hertzlichem Vertrauen zu Christo saget/ HERR/ HERR/ kommen werde ins Himmelreich. Welche aber warhafftig solche Evangelische Christen gewesen/ und nicht mit falschem Fürgeben/ sich dieser Gewißheit gerühmet haben/ wird schon der Tag des HErrn offenbahren.

XII. Job redet doch von denen die also versichert dahin leben gantz gefährlich/ da er spricht: Sie nehmen Trummen und Harffen/ und seynd frölich mit Pfeiffen: sie haben gute Tage/ und in einem Augenblick fahren sie zur Höllen hinunter/ Job. 21. v. 31.

Antwort. Dieser Spruch fügte sich besser auf das fahrlose Leben etlicher Epicurer aus der Päbstischen Clerisey/ als die rechtschaffene Evangelische Christen: dan Hiob redet von denen/ die Zaum- und Zügel-loß ohne Forcht GOttes ihren Begierden nachleben: nicht aber von denen/ die mit tieffster Gottesforcht den Himmel vertröst/ und versichert erwarten. Das erste ist Atheistisch/ das zweyte Christlich.

XIII. Wan dan die Evangelischen ihrer Seligkeit versichert seyn/ und festiglich glauben / daß ihnen ihre Sünde vergeben seyn/ auch nicht zweifflen/ daß sie haben den wahren Glauben/ warum bitten sie dan im Gebet des HErren oder Vater Unser/ daß ihnen GOtt ihre Schuld vergebe? warum singen sie? Nun bitten wir den H. Geist um den rechten Glauben allermeist? Dis können sie/ wofern sie wegen ihrer Seligkeit und wahren Glaubens versichert seyn/ eben so wenig thun/ als einer der gewiß weiß/ daß er zwey Augen im Kopff hat/ bitten kan/ daß ihm GOtt wolle zwey Augen geben.

Antwort. Dis Argument mit zwey Augen kan den blinden Papisten nichts helffen: dan ob man schon durch das Gebet nicht kan erhalten die Augen/ von welchen man weiß/ daß man sie durch freygebige Gütigkeit GOttes schon zuvor wircklich empfangen habe: so kan man doch mit gewisser Zu versicht beten

keines weges aber dahin zielen/ daß ein Rechtglaubiger an der Gnade GOttes solle einigen Zweiffel fassen.

X. Es können aber viele Epicurer/ Ketzer/ und dergleichen Unglaubige solche Gewißheit mißbrauchen/ und ihnen eine vergebliche Gewißheit einbilden.

Antwort. Daran gehet der Gewißheit der Rechtglaubigen nichts ab: dan ob schon auch die Gottlosen der Gewißheit ihrer Seligkeit sich rühmen/ so soll man drum nicht die rechte Lehr/ ihres Mißbrauchs yalben/ fahren lassen: dan dergestalt würden wir doch keinen articul des Glaubens unverrückt behalten können. Sintemahl solche Gewißheit nicht eben bey denen/ so sich deren rühmen: sondern bey denen/ so da glauben und ihrem Fleisch widerstehen/ unfehlbar ist: Dan fleischlich gesinnet seyn ist der Todt/ und geistlich gesinnet seyn ist Leben und Friede/ Rom. 8. v. 6.

XI. Wan nicht bey allen denen/ so sich der Gewißheit ihrer Seligkeit rühmen/ solche Gewißheit unfehlbar ist/ warum rühmen sich dan die Evangelischen für anderen dieser Gewißheit?

Antwort. Nicht darum/ weilen sich die Evangelischen solcher Gewißheit rühmen/ ist selbige unfehlbar bey ihnen; sondern weilen sie festiglich und ohne Wanckelmuht dem Evangelio glauben/ so lassen sie alle Unsicherheit fahren. Und ist das eine schlimme Folgerey: nicht bey allen/ so sich der Gewißheit ihrer Seligkeit rühmen/ ist solche Gewißheit unfehlbar/ ergo so ist diese Gewißheit auch nicht bey den Evangelischen. Dan auch Christus spricht Matt. 7. v. 22. Es werden nicht alle/ die zu mir sagen/ HERR HERR / in das Himmelreich kom̃en; und dannoch folget nicht/ daß kein glaubiger Christ / so mit hertzlichem Vertrauen zu Christo saget/ HERR/ HERR/ kommen werde ins Himmelreich. Welche aber warhafftig solche Evangelische Christen gewesen/ und nicht mit falschem Fürgeben/ sich dieser Gewißheit gerühmet haben/ wird schon der Tag des HErrn offenbahren.

XII. Job redet doch von denen die also versichert dahin leben gantz gefährlich/ da er spricht: Sie nehmen Trummen und Harffen/ und seynd frölich mit Pfeiffen: sie haben gute Tage/ und in einem Augenblick fahren sie zur Höllen hinunter/ Job. 21. v. 31.

Antwort. Dieser Spruch fügte sich besser auf das fahrlose Leben etlicher Epicurer aus der Päbstischen Clerisey/ als die rechtschaffene Evangelische Christen: dan Hiob redet von denen/ die Zaum- und Zügel-loß ohne Forcht GOttes ihren Begierden nachleben: nicht aber von denen/ die mit tieffster Gottesforcht den Himmel vertröst/ und versichert erwarten. Das erste ist Atheistisch/ das zweyte Christlich.

XIII. Wan dan die Evangelischen ihrer Seligkeit versichert seyn/ und festiglich glauben / daß ihnen ihre Sünde vergeben seyn/ auch nicht zweifflen/ daß sie haben den wahren Glauben/ warum bitten sie dan im Gebet des HErren oder Vater Unser/ daß ihnen GOtt ihre Schuld vergebe? warum singen sie? Nun bitten wir den H. Geist um den rechten Glauben allermeist? Dis können sie/ wofern sie wegen ihrer Seligkeit und wahren Glaubens versichert seyn/ eben so wenig thun/ als einer der gewiß weiß/ daß er zwey Augen im Kopff hat/ bitten kan/ daß ihm GOtt wolle zwey Augen geben.

Antwort. Dis Argument mit zwey Augen kan den blinden Papisten nichts helffen: dan ob man schon durch das Gebet nicht kan erhalten die Augen/ von welchen man weiß/ daß man sie durch freygebige Gütigkeit GOttes schon zuvor wircklich empfangen habe: so kan man doch mit gewisser Zu versicht beten

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        <p>Antwort. Nicht darum/ weilen sich die Evangelischen solcher Gewißheit rühmen/ ist            selbige unfehlbar bey ihnen; sondern weilen sie festiglich und ohne Wanckelmuht dem            Evangelio glauben/ so lassen sie alle Unsicherheit fahren. Und ist das eine schlimme            Folgerey: nicht bey allen/ so sich der Gewißheit ihrer Seligkeit rühmen/ ist solche            Gewißheit unfehlbar/ ergo so ist diese Gewißheit auch nicht bey den Evangelischen. Dan            auch Christus spricht Matt. 7. v. 22. Es werden nicht alle/ die zu mir sagen/ HERR HERR           / in das Himmelreich kom&#x0303;en; und dannoch folget nicht/ daß kein glaubiger Christ /            so mit hertzlichem Vertrauen zu Christo saget/ HERR/ HERR/ kommen werde ins            Himmelreich. Welche aber warhafftig solche Evangelische Christen gewesen/ und nicht mit            falschem Fürgeben/ sich dieser Gewißheit gerühmet haben/ wird schon der Tag des HErrn            offenbahren.</p>
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        <p>Antwort. Dieser Spruch fügte sich besser auf das fahrlose Leben etlicher Epicurer aus der            Päbstischen Clerisey/ als die rechtschaffene Evangelische Christen: dan Hiob redet von            denen/ die Zaum- und Zügel-loß ohne Forcht GOttes ihren Begierden nachleben: nicht aber            von denen/ die mit tieffster Gottesforcht den Himmel vertröst/ und versichert erwarten.            Das erste ist Atheistisch/ das zweyte Christlich.</p>
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        <p>Antwort. Dis Argument mit zwey Augen kan den blinden Papisten nichts helffen: dan ob man            schon durch das Gebet nicht kan erhalten die Augen/ von welchen man weiß/ daß man sie            durch freygebige Gütigkeit GOttes schon zuvor wircklich empfangen habe: so kan man doch            mit gewisser Zu versicht beten
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[196/0216] keines weges aber dahin zielen/ daß ein Rechtglaubiger an der Gnade GOttes solle einigen Zweiffel fassen. X. Es können aber viele Epicurer/ Ketzer/ und dergleichen Unglaubige solche Gewißheit mißbrauchen/ und ihnen eine vergebliche Gewißheit einbilden. Antwort. Daran gehet der Gewißheit der Rechtglaubigen nichts ab: dan ob schon auch die Gottlosen der Gewißheit ihrer Seligkeit sich rühmen/ so soll man drum nicht die rechte Lehr/ ihres Mißbrauchs yalben/ fahren lassen: dan dergestalt würden wir doch keinen articul des Glaubens unverrückt behalten können. Sintemahl solche Gewißheit nicht eben bey denen/ so sich deren rühmen: sondern bey denen/ so da glauben und ihrem Fleisch widerstehen/ unfehlbar ist: Dan fleischlich gesinnet seyn ist der Todt/ und geistlich gesinnet seyn ist Leben und Friede/ Rom. 8. v. 6. XI. Wan nicht bey allen denen/ so sich der Gewißheit ihrer Seligkeit rühmen/ solche Gewißheit unfehlbar ist/ warum rühmen sich dan die Evangelischen für anderen dieser Gewißheit? Antwort. Nicht darum/ weilen sich die Evangelischen solcher Gewißheit rühmen/ ist selbige unfehlbar bey ihnen; sondern weilen sie festiglich und ohne Wanckelmuht dem Evangelio glauben/ so lassen sie alle Unsicherheit fahren. Und ist das eine schlimme Folgerey: nicht bey allen/ so sich der Gewißheit ihrer Seligkeit rühmen/ ist solche Gewißheit unfehlbar/ ergo so ist diese Gewißheit auch nicht bey den Evangelischen. Dan auch Christus spricht Matt. 7. v. 22. Es werden nicht alle/ die zu mir sagen/ HERR HERR / in das Himmelreich kom̃en; und dannoch folget nicht/ daß kein glaubiger Christ / so mit hertzlichem Vertrauen zu Christo saget/ HERR/ HERR/ kommen werde ins Himmelreich. Welche aber warhafftig solche Evangelische Christen gewesen/ und nicht mit falschem Fürgeben/ sich dieser Gewißheit gerühmet haben/ wird schon der Tag des HErrn offenbahren. XII. Job redet doch von denen die also versichert dahin leben gantz gefährlich/ da er spricht: Sie nehmen Trummen und Harffen/ und seynd frölich mit Pfeiffen: sie haben gute Tage/ und in einem Augenblick fahren sie zur Höllen hinunter/ Job. 21. v. 31. Antwort. Dieser Spruch fügte sich besser auf das fahrlose Leben etlicher Epicurer aus der Päbstischen Clerisey/ als die rechtschaffene Evangelische Christen: dan Hiob redet von denen/ die Zaum- und Zügel-loß ohne Forcht GOttes ihren Begierden nachleben: nicht aber von denen/ die mit tieffster Gottesforcht den Himmel vertröst/ und versichert erwarten. Das erste ist Atheistisch/ das zweyte Christlich. XIII. Wan dan die Evangelischen ihrer Seligkeit versichert seyn/ und festiglich glauben / daß ihnen ihre Sünde vergeben seyn/ auch nicht zweifflen/ daß sie haben den wahren Glauben/ warum bitten sie dan im Gebet des HErren oder Vater Unser/ daß ihnen GOtt ihre Schuld vergebe? warum singen sie? Nun bitten wir den H. Geist um den rechten Glauben allermeist? Dis können sie/ wofern sie wegen ihrer Seligkeit und wahren Glaubens versichert seyn/ eben so wenig thun/ als einer der gewiß weiß/ daß er zwey Augen im Kopff hat/ bitten kan/ daß ihm GOtt wolle zwey Augen geben. Antwort. Dis Argument mit zwey Augen kan den blinden Papisten nichts helffen: dan ob man schon durch das Gebet nicht kan erhalten die Augen/ von welchen man weiß/ daß man sie durch freygebige Gütigkeit GOttes schon zuvor wircklich empfangen habe: so kan man doch mit gewisser Zu versicht beten

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/216>, abgerufen am 27.11.2024.