Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.den Knecht. Und S. Paulus bezeuget von sich selbst/ daß er in der Sünden Gesetz/ welches in seinen Gliederen seye/ gefangen gehalten werde Rom. 7. v. 23. Zum dritten: So spricht uns die Schrifft alle Tüchtigkeit gerad ab/ und bezeuget/ daß wir gantz und gar untüchtig darzu seyn von uns selbst etwas Guts zu thun oder zu gedencken: Alles Tichten und Trachten des menschlichen Hertzens ist nur böß immerdar / spricht Moses Gen. 6. v. 5. Item das Tichten des menschlichen Hertzens ist böß von Jugend auf/ Gen. 8. v. 21. S. Paulus spricht: Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist GOttes: es ist ihm eine Thorheit/ und kans nicht erkennen: dan es muß geistlich gerichtet seyn/ I. Cor. 2. v. 14. Item, Wir seynd nicht tüchtig etwas Guts aus uns zu gedencken / als aus uns/ 2. Cor. 3. v. 5. So spricht auch Ieremias cap. 10. v. 23. Des Menschen Thun steht nicht in seiner Gewalt/ und stehet in niemands Macht wie er wandele/ oder seinen Gang richte. Und S. Paulus schreibt klar gnug Rom. 9. v. 16. Es ligt nicht an jemands wollen oder lauffen: sondern an GOttes Erbarmen. Dan das Wöllen und das Lauffen rührt her von dem barmhertzigen GOtt/ und seynd die eigene Kräfften gar nicht erklecklich die Bekehrung des Sünders zu wircken: also daß man mit Hiob cap. 14. v. 4. seuffzen muß: Wer kan einen rein machen der von unreinem Saamen empfangen ist: dan du O Gott/ der du allein rein bist! Ja so gar niemand kan rechtglaubig Jesum einen HErrn heissen ohn durch den H. Geist/ I. Cor. 12. v. 3. Drum auch GOtt unsers Hertzens Hartigkeit durch die Steinerne Tafflen des Gesetzes hat andeuten und zu erkennen geben wollen 2. Cor. 3. v. 3. Umsolcher Ursach willen dan S. Paulus unsere Seligkeit unserem Thun und Wercken rund abspricht: Aus Gnaden/ sagt er/ seyd ihr selig worden/ und dasselbige nicht aus euch/ Eph. 2. v. 8. Zum vierdten: so eignet die Schrifft alles das Gute/ so da in unserem Verstand und Willen sich erzeiget/ GOtt allein zu: Daß wir tüchtig seyn/ spricht Paulus/ ist von GOtt/ 2. Cor. 3. v. 5. Item GOtt ist/ der da in uns wircket beyde/ das Wollen und das Vollbringen Philip. 2. v. 13. Und Christus spricht: Es kan niemand zu mir kommen/ es seye dan daß ihn ziehe der Vater der mich gesandt hat Ioh. 6. v. 44. Item Ohne mich könnet ihr nichts thun/ Ioh. 15. v. 5. Wie dan auch act. 16. v. 14. die Schrifft bloß der Gütigkeit GOttes zumisset daß der Lydia das Hertz ist auffgethan/ darauff acht zu haben was von Paulo geredet war. Einrede der Papisten. I. Hat doch GOtt dem Volck Israel die Wahl gegeben seinen Gebohten entweder zu gehorchen / oder nicht zu gehorchen/ Deut. 30. v. 19. da er spricht: Ich nehme Himmel und Erde zu Zeugen/ daß ich euch habe Leben und Todt/ Segen und Fluch fürgelegt: drum erwehle du das Leben. So sprach auch Josue zum Volck Israel: Erwehlet welchem ihr dienen wollet Jos. 24. v. 15. Hat ihnen nun GOtt die freye Wahl gegeben/ ey so müssen sie ja einen freyen Willen gehabt haben. Antwort. Erstlich so folget hieraus nicht/ daß sie aus und von sich selbst ha- den Knecht. Und S. Paulus bezeuget von sich selbst/ daß er in der Sünden Gesetz/ welches in seinen Gliederen seye/ gefangen gehalten werde Rom. 7. v. 23. Zum dritten: So spricht uns die Schrifft alle Tüchtigkeit gerad ab/ und bezeuget/ daß wir gantz und gar untüchtig darzu seyn von uns selbst etwas Guts zu thun oder zu gedencken: Alles Tichten und Trachten des menschlichen Hertzens ist nur böß immerdar / spricht Moses Gen. 6. v. 5. Item das Tichten des menschlichen Hertzens ist böß von Jugend auf/ Gen. 8. v. 21. S. Paulus spricht: Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist GOttes: es ist ihm eine Thorheit/ und kans nicht erkennen: dan es muß geistlich gerichtet seyn/ I. Cor. 2. v. 14. Item, Wir seynd nicht tüchtig etwas Guts aus uns zu gedencken / als aus uns/ 2. Cor. 3. v. 5. So spricht auch Ieremias cap. 10. v. 23. Des Menschen Thun steht nicht in seiner Gewalt/ und stehet in niemands Macht wie er wandele/ oder seinen Gang richte. Und S. Paulus schreibt klar gnug Rom. 9. v. 16. Es ligt nicht an jemands wollen oder lauffen: sondern an GOttes Erbarmen. Dan das Wöllen und das Lauffen rührt her von dem barmhertzigen GOtt/ und seynd die eigene Kräfften gar nicht erklecklich die Bekehrung des Sünders zu wircken: also daß man mit Hiob cap. 14. v. 4. seuffzen muß: Wer kan einen rein machen der von unreinem Saamen empfangen ist: dan du O Gott/ der du allein rein bist! Ja so gar niemand kan rechtglaubig Jesum einen HErrn heissen ohn durch den H. Geist/ I. Cor. 12. v. 3. Drum auch GOtt unsers Hertzens Hartigkeit durch die Steinerne Tafflen des Gesetzes hat andeuten und zu erkennen geben wollen 2. Cor. 3. v. 3. Umsolcher Ursach willen dan S. Paulus unsere Seligkeit unserem Thun und Wercken rund abspricht: Aus Gnaden/ sagt er/ seyd ihr selig worden/ und dasselbige nicht aus euch/ Eph. 2. v. 8. Zum vierdten: so eignet die Schrifft alles das Gute/ so da in unserem Verstand und Willen sich erzeiget/ GOtt allein zu: Daß wir tüchtig seyn/ spricht Paulus/ ist von GOtt/ 2. Cor. 3. v. 5. Item GOtt ist/ der da in uns wircket beyde/ das Wollen und das Vollbringen Philip. 2. v. 13. Und Christus spricht: Es kan niemand zu mir kommen/ es seye dan daß ihn ziehe der Vater der mich gesandt hat Ioh. 6. v. 44. Item Ohne mich könnet ihr nichts thun/ Ioh. 15. v. 5. Wie dan auch act. 16. v. 14. die Schrifft bloß der Gütigkeit GOttes zumisset daß der Lydia das Hertz ist auffgethan/ darauff acht zu haben was von Paulo geredet war. Einrede der Papisten. I. Hat doch GOtt dem Volck Israel die Wahl gegeben seinen Gebohten entweder zu gehorchen / oder nicht zu gehorchen/ Deut. 30. v. 19. da er spricht: Ich nehme Himmel und Erde zu Zeugen/ daß ich euch habe Leben und Todt/ Segen und Fluch fürgelegt: drum erwehle du das Leben. So sprach auch Josue zum Volck Israel: Erwehlet welchem ihr dienen wollet Jos. 24. v. 15. Hat ihnen nun GOtt die freye Wahl gegeben/ ey so müssen sie ja einen freyen Willen gehabt haben. Antwort. Erstlich so folget hieraus nicht/ daß sie aus und von sich selbst ha- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0158" n="138"/> den Knecht. Und S. Paulus bezeuget von sich selbst/ daß er in der Sünden Gesetz/ welches in seinen Gliederen seye/ gefangen gehalten werde Rom. 7. v. 23.</p> <p>Zum dritten: So spricht uns die Schrifft alle Tüchtigkeit gerad ab/ und bezeuget/ daß wir gantz und gar untüchtig darzu seyn von uns selbst etwas Guts zu thun oder zu gedencken: Alles Tichten und Trachten des menschlichen Hertzens ist nur böß immerdar / spricht Moses Gen. 6. v. 5. Item das Tichten des menschlichen Hertzens ist böß von Jugend auf/ Gen. 8. v. 21. S. Paulus spricht: Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist GOttes: es ist ihm eine Thorheit/ und kans nicht erkennen: dan es muß geistlich gerichtet seyn/ I. Cor. 2. v. 14. Item, Wir seynd nicht tüchtig etwas Guts aus uns zu gedencken / als aus uns/ 2. Cor. 3. v. 5. So spricht auch Ieremias cap. 10. v. 23. Des Menschen Thun steht nicht in seiner Gewalt/ und stehet in niemands Macht wie er wandele/ oder seinen Gang richte. Und S. Paulus schreibt klar gnug Rom. 9. v. 16. Es ligt nicht an jemands wollen oder lauffen: sondern an GOttes Erbarmen. Dan das Wöllen und das Lauffen rührt her von dem barmhertzigen GOtt/ und seynd die eigene Kräfften gar nicht erklecklich die Bekehrung des Sünders zu wircken: also daß man mit Hiob cap. 14. v. 4. seuffzen muß: Wer kan einen rein machen der von unreinem Saamen empfangen ist: dan du O Gott/ der du allein rein bist! Ja so gar niemand kan rechtglaubig Jesum einen HErrn heissen ohn durch den H. Geist/ I. Cor. 12. v. 3. Drum auch GOtt unsers Hertzens Hartigkeit durch die Steinerne Tafflen des Gesetzes hat andeuten und zu erkennen geben wollen 2. Cor. 3. v. 3. Umsolcher Ursach willen dan S. Paulus unsere Seligkeit unserem Thun und Wercken rund abspricht: Aus Gnaden/ sagt er/ seyd ihr selig worden/ und dasselbige nicht aus euch/ Eph. 2. v. 8.</p> <p>Zum vierdten: so eignet die Schrifft alles das Gute/ so da in unserem Verstand und Willen sich erzeiget/ GOtt allein zu: Daß wir tüchtig seyn/ spricht Paulus/ ist von GOtt/ 2. Cor. 3. v. 5. Item GOtt ist/ der da in uns wircket beyde/ das Wollen und das Vollbringen Philip. 2. v. 13. Und Christus spricht: Es kan niemand zu mir kommen/ es seye dan daß ihn ziehe der Vater der mich gesandt hat Ioh. 6. v. 44. Item Ohne mich könnet ihr nichts thun/ Ioh. 15. v. 5. Wie dan auch act. 16. v. 14. die Schrifft bloß der Gütigkeit GOttes zumisset daß der Lydia das Hertz ist auffgethan/ darauff acht zu haben was von Paulo geredet war.</p> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. Hat doch GOtt dem Volck Israel die Wahl gegeben seinen Gebohten entweder zu gehorchen / oder nicht zu gehorchen/ Deut. 30. v. 19. da er spricht: Ich nehme Himmel und Erde zu Zeugen/ daß ich euch habe Leben und Todt/ Segen und Fluch fürgelegt: drum erwehle du das Leben. So sprach auch Josue zum Volck Israel: Erwehlet welchem ihr dienen wollet Jos. 24. v. 15. Hat ihnen nun GOtt die freye Wahl gegeben/ ey so müssen sie ja einen freyen Willen gehabt haben.</p> <p>Antwort. Erstlich so folget hieraus nicht/ daß sie aus und von sich selbst ha- </p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0158]
den Knecht. Und S. Paulus bezeuget von sich selbst/ daß er in der Sünden Gesetz/ welches in seinen Gliederen seye/ gefangen gehalten werde Rom. 7. v. 23.
Zum dritten: So spricht uns die Schrifft alle Tüchtigkeit gerad ab/ und bezeuget/ daß wir gantz und gar untüchtig darzu seyn von uns selbst etwas Guts zu thun oder zu gedencken: Alles Tichten und Trachten des menschlichen Hertzens ist nur böß immerdar / spricht Moses Gen. 6. v. 5. Item das Tichten des menschlichen Hertzens ist böß von Jugend auf/ Gen. 8. v. 21. S. Paulus spricht: Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist GOttes: es ist ihm eine Thorheit/ und kans nicht erkennen: dan es muß geistlich gerichtet seyn/ I. Cor. 2. v. 14. Item, Wir seynd nicht tüchtig etwas Guts aus uns zu gedencken / als aus uns/ 2. Cor. 3. v. 5. So spricht auch Ieremias cap. 10. v. 23. Des Menschen Thun steht nicht in seiner Gewalt/ und stehet in niemands Macht wie er wandele/ oder seinen Gang richte. Und S. Paulus schreibt klar gnug Rom. 9. v. 16. Es ligt nicht an jemands wollen oder lauffen: sondern an GOttes Erbarmen. Dan das Wöllen und das Lauffen rührt her von dem barmhertzigen GOtt/ und seynd die eigene Kräfften gar nicht erklecklich die Bekehrung des Sünders zu wircken: also daß man mit Hiob cap. 14. v. 4. seuffzen muß: Wer kan einen rein machen der von unreinem Saamen empfangen ist: dan du O Gott/ der du allein rein bist! Ja so gar niemand kan rechtglaubig Jesum einen HErrn heissen ohn durch den H. Geist/ I. Cor. 12. v. 3. Drum auch GOtt unsers Hertzens Hartigkeit durch die Steinerne Tafflen des Gesetzes hat andeuten und zu erkennen geben wollen 2. Cor. 3. v. 3. Umsolcher Ursach willen dan S. Paulus unsere Seligkeit unserem Thun und Wercken rund abspricht: Aus Gnaden/ sagt er/ seyd ihr selig worden/ und dasselbige nicht aus euch/ Eph. 2. v. 8.
Zum vierdten: so eignet die Schrifft alles das Gute/ so da in unserem Verstand und Willen sich erzeiget/ GOtt allein zu: Daß wir tüchtig seyn/ spricht Paulus/ ist von GOtt/ 2. Cor. 3. v. 5. Item GOtt ist/ der da in uns wircket beyde/ das Wollen und das Vollbringen Philip. 2. v. 13. Und Christus spricht: Es kan niemand zu mir kommen/ es seye dan daß ihn ziehe der Vater der mich gesandt hat Ioh. 6. v. 44. Item Ohne mich könnet ihr nichts thun/ Ioh. 15. v. 5. Wie dan auch act. 16. v. 14. die Schrifft bloß der Gütigkeit GOttes zumisset daß der Lydia das Hertz ist auffgethan/ darauff acht zu haben was von Paulo geredet war.
Einrede der Papisten.
I. Hat doch GOtt dem Volck Israel die Wahl gegeben seinen Gebohten entweder zu gehorchen / oder nicht zu gehorchen/ Deut. 30. v. 19. da er spricht: Ich nehme Himmel und Erde zu Zeugen/ daß ich euch habe Leben und Todt/ Segen und Fluch fürgelegt: drum erwehle du das Leben. So sprach auch Josue zum Volck Israel: Erwehlet welchem ihr dienen wollet Jos. 24. v. 15. Hat ihnen nun GOtt die freye Wahl gegeben/ ey so müssen sie ja einen freyen Willen gehabt haben.
Antwort. Erstlich so folget hieraus nicht/ daß sie aus und von sich selbst ha-
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/158>, abgerufen am 16.02.2025. |