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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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irren/ und wie andere Menschen ausser den Schrancken der Warheit die Schnur des Glaubens hinüber schreiten.

Drittens: So haben doch wircklich unterschiedene Päbste geirret/ und sich gegen die Warheit in Glaubens-sachen schändlich verstossen; Dan unlaugbar ists/ daß Pabst Marcellinus den Glauben habe verläugnet/ und den Götzen geopffert: welcher wan er schon nur äusserlich hätte geheuchelt/ und innerlich im Hertzen der Abgötterey widersprochen / so hätte er doch hierdurch eine schändliche Lügen und einen groben Fehler wider die Warheit begangen: wie dieses gesteht Adamus Burghaber Theol. polem. de auct. pontif. Daß Pabst Victor seye ein Ketzer gewesen/ bezeuget Eusebius 1. 5. histor. Eccles. c. pen. Vom Pabst Liberio gestehts der H. Hieronymus in Chronic. Vom Pabst Anastasio meldet es unverhohlen Gratianus cap. Anastas. dist. 19. Imgleichen Pabst Honorius I. hat sich in den Irrthum der Monotheliten eingelassen/ und nur eine eintzige Natur dem eingefleischten Sohn GOttes gestanden/ wie solches beweiset Melchior Canus l. 6. de locis c. ult. ja so gar ist nicht allein dieser Pabst Honorius wegen seiner Ketzerey durch den offentlichen Ausspruch des sechsten Synodi oder Kirchen-Versammlung als ein Ketzer verdammet worden: sondern auch Pabst Agatho in epist. ad Constantinum Imperatorem hat wegen dieser des Pabsts Honorii verschreyten Ketzerey/ selbigen in den geistlichen Bann gelegt/ wie es die Papisten bey Adamo Burghaber I. c. gestehen müssen.

Einrede der Papisten.

I. Christus sprach zu Petro Luc. 22. v. 32. Ich hab für dich gebethen/ daß dein Glaube nicht solle abnehmen. Ergo so können alle Römische Päbste in Glaubens-sachen nicht irren.

Antwort. Das folget eben/ als wan man sägte/ S. Petrus hat eine Tochter gehabt/ die hiesse Petronella, ergo so müssen alle Töchter der Päbsten heissen Petronella. Ja wan alles das/ was Christus zu Petro gesagt hat/ auf die Römische Päbste solle gemüntzet seyn/ so müssen alle Päbste lauter Teufflen seyn/ dan Christus sprach zu Petro: Heb dich von mir Satan/ du bist mir ärgerlich/ Matt. 16. v. 23. Im übrigen hat Christus gebethen / daß Petrus nach seinem abtrinnigen Abfall von Christo/ durch eine wahre Buß möchte in dem Glauben an Christum verharren biß ans End: Und dis ist auch an Petro warhafftig erfüllet. Wie reymet sich dis auf die Unfehlbarkeit der Päbsten? eben wie Oster-Sonntag auf Ascher-Mittwochen.

II. Man muß einen Unterscheid machen wan ein Pabst heimlich eine Ketzerey in seinem Busem und Hertzen heget/ und wan er offentlich wegen einer Ketzerey verschreyet ist; dan nach der gemeinen Catholischen Lehr bey Adamo Burghaber Theol. polem. de elect. pontif. kan der Pabst in eine heimliche Ketzerey fallen: aber solche heimliche Ketzerey kan am Pabstum nichts hinderen; eine offentliche Ketzerey aber ist die eintzige Ursach/ warum man den Pabst seiner Würden mag entsetzen: dan sonsten keine auch die gröbste Laster/ als Ehebruch/ Todschlag &c. seynd befugt und erheblich gnug den Pabst aus seinem Sitz zu verrücken: sondern es gilt allwegen die Canonische Satzung cap. Nemo. q. 3. prima Sedes a nemine judicatur. Der Römische Stuel richtet alles: und wird von keinem anderen gerichtet.

Antwort. Diese zaumlose Freyheit zu sündigen ist auch die eintzige Mutter der abscheuligsten Lastern/ und schändlichsten Aergernüssen/ womit die Päbste nicht des Petri, sondern des Anti-Christen Erb-stuel haben beflecket. Wan aber der Pabst wegen offentlicher Ketzerey seiner päbstischen Würde kan ent-

irren/ und wie andere Menschen ausser den Schrancken der Warheit die Schnur des Glaubens hinüber schreiten.

Drittens: So haben doch wircklich unterschiedene Päbste geirret/ und sich gegen die Warheit in Glaubens-sachen schändlich verstossen; Dan unlaugbar ists/ daß Pabst Marcellinus den Glauben habe verläugnet/ und den Götzen geopffert: welcher wan er schon nur äusserlich hätte geheuchelt/ und innerlich im Hertzen der Abgötterey widersprochen / so hätte er doch hierdurch eine schändliche Lügen und einen groben Fehler wider die Warheit begangen: wie dieses gesteht Adamus Burghaber Theol. polem. de auct. pontif. Daß Pabst Victor seye ein Ketzer gewesen/ bezeuget Eusebius 1. 5. histor. Eccles. c. pen. Vom Pabst Liberio gestehts der H. Hieronymus in Chronic. Vom Pabst Anastasio meldet es unverhohlen Gratianus cap. Anastas. dist. 19. Imgleichen Pabst Honorius I. hat sich in den Irrthum der Monotheliten eingelassen/ und nur eine eintzige Natur dem eingefleischten Sohn GOttes gestanden/ wie solches beweiset Melchior Canus l. 6. de locis c. ult. ja so gar ist nicht allein dieser Pabst Honorius wegen seiner Ketzerey durch den offentlichen Ausspruch des sechsten Synodi oder Kirchen-Versammlung als ein Ketzer verdammet worden: sondern auch Pabst Agatho in epist. ad Constantinum Imperatorem hat wegen dieser des Pabsts Honorii verschreyten Ketzerey/ selbigen in den geistlichen Bann gelegt/ wie es die Papisten bey Adamo Burghaber I. c. gestehen müssen.

Einrede der Papisten.

I. Christus sprach zu Petro Luc. 22. v. 32. Ich hab für dich gebethen/ daß dein Glaube nicht solle abnehmen. Ergo so können alle Römische Päbste in Glaubens-sachen nicht irren.

Antwort. Das folget eben/ als wan man sägte/ S. Petrus hat eine Tochter gehabt/ die hiesse Petronella, ergo so müssen alle Töchter der Päbsten heissen Petronella. Ja wan alles das/ was Christus zu Petro gesagt hat/ auf die Römische Päbste solle gemüntzet seyn/ so müssen alle Päbste lauter Teufflen seyn/ dan Christus sprach zu Petro: Heb dich von mir Satan/ du bist mir ärgerlich/ Matt. 16. v. 23. Im übrigen hat Christus gebethen / daß Petrus nach seinem abtrinnigen Abfall von Christo/ durch eine wahre Buß möchte in dem Glauben an Christum verharren biß ans End: Und dis ist auch an Petro warhafftig erfüllet. Wie reymet sich dis auf die Unfehlbarkeit der Päbsten? eben wie Oster-Sonntag auf Ascher-Mittwochen.

II. Man muß einen Unterscheid machen wan ein Pabst heimlich eine Ketzerey in seinem Busem und Hertzen heget/ und wan er offentlich wegen einer Ketzerey verschreyet ist; dan nach der gemeinen Catholischen Lehr bey Adamo Burghaber Theol. polem. de elect. pontif. kan der Pabst in eine heimliche Ketzerey fallen: aber solche heimliche Ketzerey kan am Pabstum nichts hinderen; eine offentliche Ketzerey aber ist die eintzige Ursach/ warum man den Pabst seiner Würden mag entsetzen: dan sonsten keine auch die gröbste Laster/ als Ehebruch/ Todschlag &c. seynd befugt und erheblich gnug den Pabst aus seinem Sitz zu verrücken: sondern es gilt allwegen die Canonische Satzung cap. Nemo. q. 3. prima Sedes à nemine judicatur. Der Römische Stuel richtet alles: und wird von keinem anderen gerichtet.

Antwort. Diese zaumlose Freyheit zu sündigen ist auch die eintzige Mutter der abscheuligsten Lastern/ und schändlichsten Aergernüssen/ womit die Päbste nicht des Petri, sondern des Anti-Christen Erb-stuel haben beflecket. Wan aber der Pabst wegen offentlicher Ketzerey seiner päbstischen Würde kan ent-

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        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Christus sprach zu Petro Luc. 22. v. 32. Ich hab für dich gebethen/ daß dein Glaube            nicht solle abnehmen. Ergo so können alle Römische Päbste in Glaubens-sachen nicht            irren.</p>
        <p>Antwort. Das folget eben/ als wan man sägte/ S. Petrus hat eine Tochter gehabt/ die            hiesse Petronella, ergo so müssen alle Töchter der Päbsten heissen Petronella. Ja wan            alles das/ was Christus zu Petro gesagt hat/ auf die Römische Päbste solle gemüntzet            seyn/ so müssen alle Päbste lauter Teufflen seyn/ dan Christus sprach zu Petro: Heb dich            von mir Satan/ du bist mir ärgerlich/ Matt. 16. v. 23. Im übrigen hat Christus gebethen           / daß Petrus nach seinem abtrinnigen Abfall von Christo/ durch eine wahre Buß möchte in            dem Glauben an Christum verharren biß ans End: Und dis ist auch an Petro warhafftig            erfüllet. Wie reymet sich dis auf die Unfehlbarkeit der Päbsten? eben wie Oster-Sonntag            auf Ascher-Mittwochen.</p>
        <p>II. Man muß einen Unterscheid machen wan ein Pabst heimlich eine Ketzerey in seinem Busem            und Hertzen heget/ und wan er offentlich wegen einer Ketzerey verschreyet ist; dan nach            der gemeinen Catholischen Lehr bey Adamo Burghaber Theol. polem. de elect. pontif. kan der            Pabst in eine heimliche Ketzerey fallen: aber solche heimliche Ketzerey kan am Pabstum            nichts hinderen; eine offentliche Ketzerey aber ist die eintzige Ursach/ warum man den            Pabst seiner Würden mag entsetzen: dan sonsten keine auch die gröbste Laster/ als            Ehebruch/ Todschlag &amp;c. seynd befugt und erheblich gnug den Pabst aus seinem Sitz zu            verrücken: sondern es gilt allwegen die Canonische Satzung cap. Nemo. q. 3. prima Sedes à            nemine judicatur. Der Römische Stuel richtet alles: und wird von keinem anderen            gerichtet.</p>
        <p>Antwort. Diese zaumlose Freyheit zu sündigen ist auch die eintzige Mutter der            abscheuligsten Lastern/ und schändlichsten Aergernüssen/ womit die Päbste nicht des            Petri, sondern des Anti-Christen Erb-stuel haben beflecket. Wan aber der Pabst wegen            offentlicher Ketzerey seiner päbstischen Würde kan ent-
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[102/0122] irren/ und wie andere Menschen ausser den Schrancken der Warheit die Schnur des Glaubens hinüber schreiten. Drittens: So haben doch wircklich unterschiedene Päbste geirret/ und sich gegen die Warheit in Glaubens-sachen schändlich verstossen; Dan unlaugbar ists/ daß Pabst Marcellinus den Glauben habe verläugnet/ und den Götzen geopffert: welcher wan er schon nur äusserlich hätte geheuchelt/ und innerlich im Hertzen der Abgötterey widersprochen / so hätte er doch hierdurch eine schändliche Lügen und einen groben Fehler wider die Warheit begangen: wie dieses gesteht Adamus Burghaber Theol. polem. de auct. pontif. Daß Pabst Victor seye ein Ketzer gewesen/ bezeuget Eusebius 1. 5. histor. Eccles. c. pen. Vom Pabst Liberio gestehts der H. Hieronymus in Chronic. Vom Pabst Anastasio meldet es unverhohlen Gratianus cap. Anastas. dist. 19. Imgleichen Pabst Honorius I. hat sich in den Irrthum der Monotheliten eingelassen/ und nur eine eintzige Natur dem eingefleischten Sohn GOttes gestanden/ wie solches beweiset Melchior Canus l. 6. de locis c. ult. ja so gar ist nicht allein dieser Pabst Honorius wegen seiner Ketzerey durch den offentlichen Ausspruch des sechsten Synodi oder Kirchen-Versammlung als ein Ketzer verdammet worden: sondern auch Pabst Agatho in epist. ad Constantinum Imperatorem hat wegen dieser des Pabsts Honorii verschreyten Ketzerey/ selbigen in den geistlichen Bann gelegt/ wie es die Papisten bey Adamo Burghaber I. c. gestehen müssen. Einrede der Papisten. I. Christus sprach zu Petro Luc. 22. v. 32. Ich hab für dich gebethen/ daß dein Glaube nicht solle abnehmen. Ergo so können alle Römische Päbste in Glaubens-sachen nicht irren. Antwort. Das folget eben/ als wan man sägte/ S. Petrus hat eine Tochter gehabt/ die hiesse Petronella, ergo so müssen alle Töchter der Päbsten heissen Petronella. Ja wan alles das/ was Christus zu Petro gesagt hat/ auf die Römische Päbste solle gemüntzet seyn/ so müssen alle Päbste lauter Teufflen seyn/ dan Christus sprach zu Petro: Heb dich von mir Satan/ du bist mir ärgerlich/ Matt. 16. v. 23. Im übrigen hat Christus gebethen / daß Petrus nach seinem abtrinnigen Abfall von Christo/ durch eine wahre Buß möchte in dem Glauben an Christum verharren biß ans End: Und dis ist auch an Petro warhafftig erfüllet. Wie reymet sich dis auf die Unfehlbarkeit der Päbsten? eben wie Oster-Sonntag auf Ascher-Mittwochen. II. Man muß einen Unterscheid machen wan ein Pabst heimlich eine Ketzerey in seinem Busem und Hertzen heget/ und wan er offentlich wegen einer Ketzerey verschreyet ist; dan nach der gemeinen Catholischen Lehr bey Adamo Burghaber Theol. polem. de elect. pontif. kan der Pabst in eine heimliche Ketzerey fallen: aber solche heimliche Ketzerey kan am Pabstum nichts hinderen; eine offentliche Ketzerey aber ist die eintzige Ursach/ warum man den Pabst seiner Würden mag entsetzen: dan sonsten keine auch die gröbste Laster/ als Ehebruch/ Todschlag &c. seynd befugt und erheblich gnug den Pabst aus seinem Sitz zu verrücken: sondern es gilt allwegen die Canonische Satzung cap. Nemo. q. 3. prima Sedes à nemine judicatur. Der Römische Stuel richtet alles: und wird von keinem anderen gerichtet. Antwort. Diese zaumlose Freyheit zu sündigen ist auch die eintzige Mutter der abscheuligsten Lastern/ und schändlichsten Aergernüssen/ womit die Päbste nicht des Petri, sondern des Anti-Christen Erb-stuel haben beflecket. Wan aber der Pabst wegen offentlicher Ketzerey seiner päbstischen Würde kan ent-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/122>, abgerufen am 25.11.2024.