Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Weise erhoben worden Urbanus VI. aber bald darauff wolten etliche Cardinäl diese Wahl nicht billigen: sondern sie verfügten sich nach Franckreich/ schritten daselbsten zur neuen Wahl/ und wurffen für das Kirchen-Haubt auff Pabst Clemens VII. welchem nach 14. Jahren im päbstlichen Sitz ist nachgestellet Petrus de Luna, sonsten benamset Benedictus XIII. Unterdessen aber ist auch zu Rom auff dem Stuel Petri dem Pabst Urbano VI. nachgefolget Pabst Innocentius VII. wie auch Pabst Gregorius XII. Indem aber die Kirchen-Versammlung zu Pisis oder das Concilium Pisanum dieser Kirchen-spaltung wolte ein Mittel schaffen/ hat selbiges neben diesen beyden Parteyen der Päbsten die dritte Partey angefangen/ und zum Pabst der Kirchen für gestellet Alexandrum V. wessenthalben damahls zur selbigen Zeit drey Päbste/ als drey Sonnen am Himmel der Römischen Kirchen geleuchtet haben: nemlich Pabst Benedictus XIII. Gregorius XII. und Alexander V. aber dis hat der Römischen Kirchen gar keinen Nachtheil noch einigen Irrthum im Glauben verursachet: dan wie Arriaga tom. 5. d. 7. sect. 8. n. 54. lehret/ ware es damahls bey so verwirreten und zweisselhafftigen Sachen kein Glaubens-Articul welcher unter diesen Päbsten wäre der rechtmässige Stadthalter Christi/ und Stuel-Erbe Petri, biß daß nach sechs und dreissig jähriger Spaltung das Concilium zu Costnitz ohne eintzige Wieder-Rede zum Pabst der Kirchen für gestellet Martinum V. und ist in diesem trüben Zustand der Kirchen (wie Adamus Burghaber Theol. polem. de Elect. pontif. wohl hat angemercket) nicht die gantze Römische Kirch: sondern nur ein Theil derselbigen betrogen worden/ nemlich der / so unwissend den falschen Pabst hat angehangen.

Antwort. So wollen wir dan alle Päbste fahren lassen/ und anhangen dem unfehlbaren Wort GOttes/ so wird kein Theil von uns betrogen. Wiedrum/ weil man nicht weiß/ was für eine Partey damahls der H. Geist gehalten/ oder ob er sich gantz neutral gestellt habe: so sagen wir auch der päbstischen Partey und abergläubischem Greuel guten Nacht.

VIII. Es ist doch viel wunderbarlicher/ wan GOtt seine Kirch erhäl unter den gottlosen und zanckischen/ als unter den gottseligen und einträchtigen Päbsten.

Antwort. Es ist auch viel wunderbarlicher/ wan der Teuffel heiliger ist als Gott selbsten; Es geschicht aber auch darum nicht.

IX. Was mittelmässig ist/ mag man lassen passiren: aber man machts zu grob mit den Verleumdungen der Päbsten/ indem man für eine Warheit ausgibt: es seye nach Ableben des Pabstes Leo IV. an. 855. eine junge Weibs-person wegen ihres trefflichen Verstands und Wissenschafft mit einhelliger Wahl in den Sitz Petri erhoben/ und Joannes VIII. genennet worden: aber im zweyten Jahr ihres Pabstums von einem Buben geschwängert worden/ und da sie einsmahls einer offentlichen procesion mit päbstlicher Kleidung angethan / unbehutsamer weise beywohnte/ seye ihr wehe worden zu einem Kind/ und habe sich aus tringenden Schmertzen auff die Seiten begeben/ und gebohren an einem Platz zu Rom/ der den Nahmen hat Colosseum: aber zugleich aus Angst und Schmertzen die Seele und darmit das Pabstum auffgegeben/ seye auch zugleich ohne eintzige Ehr-Beweisung unter die Erden verscharret/ und darauff Pabst Benedictus III. an ihre statt erwehlet worden. Daß dis aber nur ein Gedicht und Fabel seye/ erhellet daraus/ daß diese Päbstinne vor ihrem Pabstum von etlichen genennet wird Gilberta, von andern Agnes, von andern aber Jutta. Wiedrum für ihr Vaterland wird von etlichen ausgegeben Mentz in Engelland/ von anderen Mentz in Teutschland: von andern aber Margant oder Margantia in Engelland. Wiedrum / etliche geben vor/ sie habe gestudirt zu Athen in Griechenland: andere zu Paris in Franckreich. Wiedrum etliche setzen diese Päbstinne auf den päbstlichen Stuel 201. Jahr vor den Pabst Leo IV. gleich auf Martinum I. andere aber setzen sie gerad auf Leonem IV. abermahl andere setzen sie nach den Pabst Theodorum II. und diese letztere geben ihr den Nahmen Joannis IX. andere aber/ so sie gleich auf Leonem IV. setzen/ eigenen ihr zu den Nahmen Joannis VIII. Weilen dan der Verlauff dieser Geschicht so veränderlich und seltzam wird zusammen geknüpffet/ so gewinnet es das Ansehen/ als scheine es ähnlicher einer Mehrlein/ als einer Historischen Warheit.

Antwort. Weilen ich nicht gesinnet bin das geringste den Papisten auff zubürden/ welches ich nicht für eine ungezweiffelte Warheit erkenne/ so wil ich lieber mit Daniele Blondello dieses lassen für eine Fabel passiren: und mag

Weise erhoben worden Urbanus VI. aber bald darauff wolten etliche Cardinäl diese Wahl nicht billigen: sondern sie verfügten sich nach Franckreich/ schritten daselbsten zur neuen Wahl/ und wurffen für das Kirchen-Haubt auff Pabst Clemens VII. welchem nach 14. Jahren im päbstlichen Sitz ist nachgestellet Petrus de Luna, sonsten benamset Benedictus XIII. Unterdessen aber ist auch zu Rom auff dem Stuel Petri dem Pabst Urbano VI. nachgefolget Pabst Innocentius VII. wie auch Pabst Gregorius XII. Indem aber die Kirchen-Versammlung zu Pisis oder das Concilium Pisanum dieser Kirchen-spaltung wolte ein Mittel schaffen/ hat selbiges neben diesen beyden Parteyen der Päbsten die dritte Partey angefangen/ und zum Pabst der Kirchen für gestellet Alexandrum V. wessenthalben damahls zur selbigen Zeit drey Päbste/ als drey Sonnen am Himmel der Römischen Kirchen geleuchtet haben: nemlich Pabst Benedictus XIII. Gregorius XII. und Alexander V. aber dis hat der Römischen Kirchen gar keinen Nachtheil noch einigen Irrthum im Glauben verursachet: dan wie Arriaga tom. 5. d. 7. sect. 8. n. 54. lehret/ ware es damahls bey so verwirreten und zweisselhafftigen Sachen kein Glaubens-Articul welcher unter diesen Päbsten wäre der rechtmässige Stadthalter Christi/ und Stuel-Erbe Petri, biß daß nach sechs und dreissig jähriger Spaltung das Concilium zu Costnitz ohne eintzige Wieder-Rede zum Pabst der Kirchen für gestellet Martinum V. und ist in diesem trüben Zustand der Kirchen (wie Adamus Burghaber Theol. polem. de Elect. pontif. wohl hat angemercket) nicht die gantze Römische Kirch: sondern nur ein Theil derselbigen betrogen worden/ nemlich der / so unwissend den falschen Pabst hat angehangen.

Antwort. So wollen wir dan alle Päbste fahren lassen/ und anhangen dem unfehlbaren Wort GOttes/ so wird kein Theil von uns betrogen. Wiedrum/ weil man nicht weiß/ was für eine Partey damahls der H. Geist gehalten/ oder ob er sich gantz neutral gestellt habe: so sagen wir auch der päbstischen Partey und abergläubischem Greuel guten Nacht.

VIII. Es ist doch viel wunderbarlicher/ wan GOtt seine Kirch erhäl unter den gottlosen und zanckischen/ als unter den gottseligen und einträchtigen Päbsten.

Antwort. Es ist auch viel wunderbarlicher/ wan der Teuffel heiliger ist als Gott selbsten; Es geschicht aber auch darum nicht.

IX. Was mittelmässig ist/ mag man lassen passiren: aber man machts zu grob mit den Verleumdungen der Päbsten/ indem man für eine Warheit ausgibt: es seye nach Ableben des Pabstes Leo IV. an. 855. eine junge Weibs-person wegen ihres trefflichen Verstands und Wissenschafft mit einhelliger Wahl in den Sitz Petri erhoben/ und Joannes VIII. genennet worden: aber im zweyten Jahr ihres Pabstums von einem Buben geschwängert worden/ und da sie einsmahls einer offentlichen procesion mit päbstlicher Kleidung angethan / unbehutsamer weise beywohnte/ seye ihr wehe worden zu einem Kind/ und habe sich aus tringenden Schmertzen auff die Seiten begeben/ und gebohren an einem Platz zu Rom/ der den Nahmen hat Colosseum: aber zugleich aus Angst und Schmertzen die Seele und darmit das Pabstum auffgegeben/ seye auch zugleich ohne eintzige Ehr-Beweisung unter die Erden verscharret/ und darauff Pabst Benedictus III. an ihre statt erwehlet worden. Daß dis aber nur ein Gedicht und Fabel seye/ erhellet daraus/ daß diese Päbstinne vor ihrem Pabstum von etlichen genennet wird Gilberta, von andern Agnes, von andern aber Jutta. Wiedrum für ihr Vaterland wird von etlichen ausgegeben Mentz in Engelland/ von anderen Mentz in Teutschland: von andern aber Margant oder Margantia in Engelland. Wiedrum / etliche geben vor/ sie habe gestudirt zu Athen in Griechenland: andere zu Paris in Franckreich. Wiedrum etliche setzen diese Päbstinne auf den päbstlichen Stuel 201. Jahr vor den Pabst Leo IV. gleich auf Martinum I. andere aber setzen sie gerad auf Leonem IV. abermahl andere setzen sie nach den Pabst Theodorum II. und diese letztere geben ihr den Nahmen Joannis IX. andere aber/ so sie gleich auf Leonem IV. setzen/ eigenen ihr zu den Nahmen Joannis VIII. Weilen dan der Verlauff dieser Geschicht so veränderlich und seltzam wird zusammen geknüpffet/ so gewinnet es das Ansehen/ als scheine es ähnlicher einer Mehrlein/ als einer Historischen Warheit.

Antwort. Weilen ich nicht gesinnet bin das geringste den Papisten auff zubürden/ welches ich nicht für eine ungezweiffelte Warheit erkenne/ so wil ich lieber mit Daniele Blondello dieses lassen für eine Fabel passiren: und mag

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0120" n="100"/>
Weise erhoben worden Urbanus VI. aber bald darauff wolten etliche Cardinäl            diese Wahl nicht billigen: sondern sie verfügten sich nach Franckreich/ schritten            daselbsten zur neuen Wahl/ und wurffen für das Kirchen-Haubt auff Pabst Clemens VII.            welchem nach 14. Jahren im päbstlichen Sitz ist nachgestellet Petrus de Luna, sonsten            benamset Benedictus XIII. Unterdessen aber ist auch zu Rom auff dem Stuel Petri dem Pabst            Urbano VI. nachgefolget Pabst Innocentius VII. wie auch Pabst Gregorius XII. Indem aber            die Kirchen-Versammlung zu Pisis oder das Concilium Pisanum dieser Kirchen-spaltung wolte            ein Mittel schaffen/ hat selbiges neben diesen beyden Parteyen der Päbsten die dritte            Partey angefangen/ und zum Pabst der Kirchen für gestellet Alexandrum V. wessenthalben            damahls zur selbigen Zeit drey Päbste/ als drey Sonnen am Himmel der Römischen Kirchen            geleuchtet haben: nemlich Pabst Benedictus XIII. Gregorius XII. und Alexander V. aber dis            hat der Römischen Kirchen gar keinen Nachtheil noch einigen Irrthum im Glauben            verursachet: dan wie Arriaga tom. 5. d. 7. sect. 8. n. 54. lehret/ ware es damahls bey so            verwirreten und zweisselhafftigen Sachen kein Glaubens-Articul welcher unter diesen            Päbsten wäre der rechtmässige Stadthalter Christi/ und Stuel-Erbe Petri, biß daß nach            sechs und dreissig jähriger Spaltung das Concilium zu Costnitz ohne eintzige Wieder-Rede            zum Pabst der Kirchen für gestellet Martinum V. und ist in diesem trüben Zustand der            Kirchen (wie Adamus Burghaber Theol. polem. de Elect. pontif. wohl hat angemercket) nicht            die gantze Römische Kirch: sondern nur ein Theil derselbigen betrogen worden/ nemlich der           / so unwissend den falschen Pabst hat angehangen.</p>
        <p>Antwort. So wollen wir dan alle Päbste fahren lassen/ und anhangen dem unfehlbaren Wort            GOttes/ so wird kein Theil von uns betrogen. Wiedrum/ weil man nicht weiß/ was für eine            Partey damahls der H. Geist gehalten/ oder ob er sich gantz neutral gestellt habe: so            sagen wir auch der päbstischen Partey und abergläubischem Greuel guten Nacht.</p>
        <p>VIII. Es ist doch viel wunderbarlicher/ wan GOtt seine Kirch erhäl unter den gottlosen            und zanckischen/ als unter den gottseligen und einträchtigen Päbsten.</p>
        <p>Antwort. Es ist auch viel wunderbarlicher/ wan der Teuffel heiliger ist als Gott            selbsten; Es geschicht aber auch darum nicht.</p>
        <p>IX. Was mittelmässig ist/ mag man lassen passiren: aber man machts zu grob mit den            Verleumdungen der Päbsten/ indem man für eine Warheit ausgibt: es seye nach Ableben des            Pabstes Leo IV. an. 855. eine junge Weibs-person wegen ihres trefflichen Verstands und            Wissenschafft mit einhelliger Wahl in den Sitz Petri erhoben/ und Joannes VIII. genennet            worden: aber im zweyten Jahr ihres Pabstums von einem Buben geschwängert worden/ und da            sie einsmahls einer offentlichen procesion mit päbstlicher Kleidung angethan /            unbehutsamer weise beywohnte/ seye ihr wehe worden zu einem Kind/ und habe sich aus            tringenden Schmertzen auff die Seiten begeben/ und gebohren an einem Platz zu Rom/ der            den Nahmen hat Colosseum: aber zugleich aus Angst und Schmertzen die Seele und darmit das            Pabstum auffgegeben/ seye auch zugleich ohne eintzige Ehr-Beweisung unter die Erden            verscharret/ und darauff Pabst Benedictus III. an ihre statt erwehlet worden. Daß dis            aber nur ein Gedicht und Fabel seye/ erhellet daraus/ daß diese Päbstinne vor ihrem            Pabstum von etlichen genennet wird Gilberta, von andern Agnes, von andern aber Jutta.            Wiedrum für ihr Vaterland wird von etlichen ausgegeben Mentz in Engelland/ von anderen            Mentz in Teutschland: von andern aber Margant oder Margantia in Engelland. Wiedrum /            etliche geben vor/ sie habe gestudirt zu Athen in Griechenland: andere zu Paris in            Franckreich. Wiedrum etliche setzen diese Päbstinne auf den päbstlichen Stuel 201. Jahr            vor den Pabst Leo IV. gleich auf Martinum I. andere aber setzen sie gerad auf Leonem IV.            abermahl andere setzen sie nach den Pabst Theodorum II. und diese letztere geben ihr den            Nahmen Joannis IX. andere aber/ so sie gleich auf Leonem IV. setzen/ eigenen ihr zu den            Nahmen Joannis VIII. Weilen dan der Verlauff dieser Geschicht so veränderlich und seltzam            wird zusammen geknüpffet/ so gewinnet es das Ansehen/ als scheine es ähnlicher einer            Mehrlein/ als einer Historischen Warheit.</p>
        <p>Antwort. Weilen ich nicht gesinnet bin das geringste den Papisten auff zubürden/ welches            ich nicht für eine ungezweiffelte Warheit erkenne/ so wil ich lieber mit Daniele            Blondello dieses lassen für eine Fabel passiren: und mag
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0120] Weise erhoben worden Urbanus VI. aber bald darauff wolten etliche Cardinäl diese Wahl nicht billigen: sondern sie verfügten sich nach Franckreich/ schritten daselbsten zur neuen Wahl/ und wurffen für das Kirchen-Haubt auff Pabst Clemens VII. welchem nach 14. Jahren im päbstlichen Sitz ist nachgestellet Petrus de Luna, sonsten benamset Benedictus XIII. Unterdessen aber ist auch zu Rom auff dem Stuel Petri dem Pabst Urbano VI. nachgefolget Pabst Innocentius VII. wie auch Pabst Gregorius XII. Indem aber die Kirchen-Versammlung zu Pisis oder das Concilium Pisanum dieser Kirchen-spaltung wolte ein Mittel schaffen/ hat selbiges neben diesen beyden Parteyen der Päbsten die dritte Partey angefangen/ und zum Pabst der Kirchen für gestellet Alexandrum V. wessenthalben damahls zur selbigen Zeit drey Päbste/ als drey Sonnen am Himmel der Römischen Kirchen geleuchtet haben: nemlich Pabst Benedictus XIII. Gregorius XII. und Alexander V. aber dis hat der Römischen Kirchen gar keinen Nachtheil noch einigen Irrthum im Glauben verursachet: dan wie Arriaga tom. 5. d. 7. sect. 8. n. 54. lehret/ ware es damahls bey so verwirreten und zweisselhafftigen Sachen kein Glaubens-Articul welcher unter diesen Päbsten wäre der rechtmässige Stadthalter Christi/ und Stuel-Erbe Petri, biß daß nach sechs und dreissig jähriger Spaltung das Concilium zu Costnitz ohne eintzige Wieder-Rede zum Pabst der Kirchen für gestellet Martinum V. und ist in diesem trüben Zustand der Kirchen (wie Adamus Burghaber Theol. polem. de Elect. pontif. wohl hat angemercket) nicht die gantze Römische Kirch: sondern nur ein Theil derselbigen betrogen worden/ nemlich der / so unwissend den falschen Pabst hat angehangen. Antwort. So wollen wir dan alle Päbste fahren lassen/ und anhangen dem unfehlbaren Wort GOttes/ so wird kein Theil von uns betrogen. Wiedrum/ weil man nicht weiß/ was für eine Partey damahls der H. Geist gehalten/ oder ob er sich gantz neutral gestellt habe: so sagen wir auch der päbstischen Partey und abergläubischem Greuel guten Nacht. VIII. Es ist doch viel wunderbarlicher/ wan GOtt seine Kirch erhäl unter den gottlosen und zanckischen/ als unter den gottseligen und einträchtigen Päbsten. Antwort. Es ist auch viel wunderbarlicher/ wan der Teuffel heiliger ist als Gott selbsten; Es geschicht aber auch darum nicht. IX. Was mittelmässig ist/ mag man lassen passiren: aber man machts zu grob mit den Verleumdungen der Päbsten/ indem man für eine Warheit ausgibt: es seye nach Ableben des Pabstes Leo IV. an. 855. eine junge Weibs-person wegen ihres trefflichen Verstands und Wissenschafft mit einhelliger Wahl in den Sitz Petri erhoben/ und Joannes VIII. genennet worden: aber im zweyten Jahr ihres Pabstums von einem Buben geschwängert worden/ und da sie einsmahls einer offentlichen procesion mit päbstlicher Kleidung angethan / unbehutsamer weise beywohnte/ seye ihr wehe worden zu einem Kind/ und habe sich aus tringenden Schmertzen auff die Seiten begeben/ und gebohren an einem Platz zu Rom/ der den Nahmen hat Colosseum: aber zugleich aus Angst und Schmertzen die Seele und darmit das Pabstum auffgegeben/ seye auch zugleich ohne eintzige Ehr-Beweisung unter die Erden verscharret/ und darauff Pabst Benedictus III. an ihre statt erwehlet worden. Daß dis aber nur ein Gedicht und Fabel seye/ erhellet daraus/ daß diese Päbstinne vor ihrem Pabstum von etlichen genennet wird Gilberta, von andern Agnes, von andern aber Jutta. Wiedrum für ihr Vaterland wird von etlichen ausgegeben Mentz in Engelland/ von anderen Mentz in Teutschland: von andern aber Margant oder Margantia in Engelland. Wiedrum / etliche geben vor/ sie habe gestudirt zu Athen in Griechenland: andere zu Paris in Franckreich. Wiedrum etliche setzen diese Päbstinne auf den päbstlichen Stuel 201. Jahr vor den Pabst Leo IV. gleich auf Martinum I. andere aber setzen sie gerad auf Leonem IV. abermahl andere setzen sie nach den Pabst Theodorum II. und diese letztere geben ihr den Nahmen Joannis IX. andere aber/ so sie gleich auf Leonem IV. setzen/ eigenen ihr zu den Nahmen Joannis VIII. Weilen dan der Verlauff dieser Geschicht so veränderlich und seltzam wird zusammen geknüpffet/ so gewinnet es das Ansehen/ als scheine es ähnlicher einer Mehrlein/ als einer Historischen Warheit. Antwort. Weilen ich nicht gesinnet bin das geringste den Papisten auff zubürden/ welches ich nicht für eine ungezweiffelte Warheit erkenne/ so wil ich lieber mit Daniele Blondello dieses lassen für eine Fabel passiren: und mag

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/120
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/120>, abgerufen am 19.05.2024.