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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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bauen: ich wil dich Petrum bauen über mich/ nicht aber mich über dich. So hat dan Christus seine Kirch nicht gebauet noch bauen können auf einen sündhafften sterblichen Menschen: sondern auf den Felsen/ davon Paulus spricht I. Cor. 10. v. 4. Der Fels war Christus. Auf welchen Felsen dan auch Petrus selbsten gebauet ist. Und kan ja Petrus was seine person belanget/ keines weges dieser unbewegliche Felsen gewesen seyn: sintemahl Petrus von den Pforten der Höllen ist überwältiget worden/ und dieser vermeinte Felsen durch das Zureden einer schwachen Dienst-magd zerschüttelt/ da er Christum verläugnete: So ist er auch von des Satans Eingeben überwältiget/ und betäubet worden/ als er den bekehrten Juden zu Gefallen heuchlete/ und also darmit bey den bekehrten Heyden Aergernüß erregete Gal. 2. Wie dan auch/ als er sich unterstunde Christi Leyden zu hinderen: über welches grobes Verbrechen er von Christo für einen Satan ist gescholten worden/ Matt. 16. da er gerad vorher/ nach Fürgeben der Papisten/ für einen unüberwindlichen Felsen soll seyn ausgegeben gewesen.

VII. Was hat dan eigentlich Christus sagen wollen durch diese Wort: Du bist Petrus.

Antwort. Isidorus schreibt: Petrus hat den Nahmen von Petra oder dem Felsen/ welcher ist Christus: Petra aber oder der Felse nicht den Nahmen von Petro, gleichwie Christus den Nahmen nicht hat von den Christen: sondern die Christen haben den Nahmen von Christo. Hat demnach Christus sagen wollen/ du Simon Jonas Sohn/ der du mich den wahren Felsen so standhafftig bekennet/ verdienest billig den Nahmen Petri von diesem Felsen/ wegen deiner Felsen-steiffen Bekäntnüß; gleichwie der verdienet den Nahmen eines wahren Christen / welcher Christum auffrichtig bekennet.

VIII. Warum solte man nicht zugeben können daß Christus durch den Felsen habe Petrum selbsten verstanden/ über welchen er seine Kirch habe gebauet/ welche die Pforten der Höllen nicht sollen überwältigen? aber hier an wollen die Lutheraner nicht: weilen es in ihren Kram nicht dienet: dan sonsten müsten sie auch zugeben/ daß alle Römische Päbste als Nachfolger Petri in Glaubens-Sachen nicht irren noch von den Pforten der Höllen als Glaubens-Felsen können überwältiget werden.

Antwort. Gesetzet daß Christus durch diese Wort: Du bist Petrus/ habe wollen andeuten Petrus seye ein Felse der Kirchen; so folget doch eben so wenig draus daß alle Römische Päbste solche Kirchen-Felsen seyn/ als aus den Worten Christi zu Petro, du bist ein Satan Matt. 16. v. 23. folget/ daß alle Römische Päbste seyn der Satan; oder weilen die Tochter Petri hat Petronella geheissen/ alle Töchter der Päbsten Petronella heissen müssen. Wiedrum wan schon Petrus wegen seiner Bekäntnüß wäre von Christo eine Felse genennt worden / so wären doch auch die andre Aposteln eben solche Felsen gewesen propter paritatem rationis, wegen Gleichförmigkeit der Ursach: dieweilen sie eben so wohl als Petrus geglaubt/ und bekennet haben/ Christus sey der Sohn des lebendigen GOttes/ Ioh. 6. v. 69. und folgens aus diesen Worten Christi zu Petro/ du bist ein Fels/ folget eben so wenig daß die andern Aposteln nicht eben solche Felsen seyn/ und nur alle Nachfolger Petri zu Rom in Glaubens-sachen als unüberwindliche Felsen nicht können überwältiget werden; als wan man also folgeren würde/ die jetzt

bauen: ich wil dich Petrum bauen über mich/ nicht aber mich über dich. So hat dan Christus seine Kirch nicht gebauet noch bauen können auf einen sündhafften sterblichen Menschen: sondern auf den Felsen/ davon Paulus spricht I. Cor. 10. v. 4. Der Fels war Christus. Auf welchen Felsen dan auch Petrus selbsten gebauet ist. Und kan ja Petrus was seine person belanget/ keines weges dieser unbewegliche Felsen gewesen seyn: sintemahl Petrus von den Pforten der Höllen ist überwältiget worden/ und dieser vermeinte Felsen durch das Zureden einer schwachen Dienst-magd zerschüttelt/ da er Christum verläugnete: So ist er auch von des Satans Eingeben überwältiget/ und betäubet worden/ als er den bekehrten Juden zu Gefallen heuchlete/ und also darmit bey den bekehrten Heyden Aergernüß erregete Gal. 2. Wie dan auch/ als er sich unterstunde Christi Leyden zu hinderen: über welches grobes Verbrechen er von Christo für einen Satan ist gescholten worden/ Matt. 16. da er gerad vorher/ nach Fürgeben der Papisten/ für einen unüberwindlichen Felsen soll seyn ausgegeben gewesen.

VII. Was hat dan eigentlich Christus sagen wollen durch diese Wort: Du bist Petrus.

Antwort. Isidorus schreibt: Petrus hat den Nahmen von Petra oder dem Felsen/ welcher ist Christus: Petra aber oder der Felse nicht den Nahmen von Petro, gleichwie Christus den Nahmen nicht hat von den Christen: sondern die Christen haben den Nahmen von Christo. Hat demnach Christus sagen wollen/ du Simon Jonas Sohn/ der du mich den wahren Felsen so standhafftig bekennet/ verdienest billig den Nahmen Petri von diesem Felsen/ wegen deiner Felsen-steiffen Bekäntnüß; gleichwie der verdienet den Nahmen eines wahren Christen / welcher Christum auffrichtig bekennet.

VIII. Warum solte man nicht zugeben können daß Christus durch den Felsen habe Petrum selbsten verstanden/ über welchen er seine Kirch habe gebauet/ welche die Pforten der Höllen nicht sollen überwältigen? aber hier an wollen die Lutheraner nicht: weilen es in ihren Kram nicht dienet: dan sonsten müsten sie auch zugeben/ daß alle Römische Päbste als Nachfolger Petri in Glaubens-Sachen nicht irren noch von den Pforten der Höllen als Glaubens-Felsen können überwältiget werden.

Antwort. Gesetzet daß Christus durch diese Wort: Du bist Petrus/ habe wollen andeuten Petrus seye ein Felse der Kirchen; so folget doch eben so wenig draus daß alle Römische Päbste solche Kirchen-Felsen seyn/ als aus den Worten Christi zu Petro, du bist ein Satan Matt. 16. v. 23. folget/ daß alle Römische Päbste seyn der Satan; oder weilen die Tochter Petri hat Petronella geheissen/ alle Töchter der Päbsten Petronella heissen müssen. Wiedrum wan schon Petrus wegen seiner Bekäntnüß wäre von Christo eine Felse genennt worden / so wären doch auch die andre Aposteln eben solche Felsen gewesen propter paritatem rationis, wegen Gleichförmigkeit der Ursach: dieweilen sie eben so wohl als Petrus geglaubt/ und bekennet haben/ Christus sey der Sohn des lebendigen GOttes/ Ioh. 6. v. 69. und folgens aus diesen Worten Christi zu Petro/ du bist ein Fels/ folget eben so wenig daß die andern Aposteln nicht eben solche Felsen seyn/ und nur alle Nachfolger Petri zu Rom in Glaubens-sachen als unüberwindliche Felsen nicht können überwältiget werden; als wan man also folgeren würde/ die jetzt

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        <p>VIII. Warum solte man nicht zugeben können daß Christus durch den Felsen habe Petrum            selbsten verstanden/ über welchen er seine Kirch habe gebauet/ welche die Pforten der            Höllen nicht sollen überwältigen? aber hier an wollen die Lutheraner nicht: weilen es in            ihren Kram nicht dienet: dan sonsten müsten sie auch zugeben/ daß alle Römische Päbste            als Nachfolger Petri in Glaubens-Sachen nicht irren noch von den Pforten der Höllen als            Glaubens-Felsen können überwältiget werden.</p>
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[93/0113] bauen: ich wil dich Petrum bauen über mich/ nicht aber mich über dich. So hat dan Christus seine Kirch nicht gebauet noch bauen können auf einen sündhafften sterblichen Menschen: sondern auf den Felsen/ davon Paulus spricht I. Cor. 10. v. 4. Der Fels war Christus. Auf welchen Felsen dan auch Petrus selbsten gebauet ist. Und kan ja Petrus was seine person belanget/ keines weges dieser unbewegliche Felsen gewesen seyn: sintemahl Petrus von den Pforten der Höllen ist überwältiget worden/ und dieser vermeinte Felsen durch das Zureden einer schwachen Dienst-magd zerschüttelt/ da er Christum verläugnete: So ist er auch von des Satans Eingeben überwältiget/ und betäubet worden/ als er den bekehrten Juden zu Gefallen heuchlete/ und also darmit bey den bekehrten Heyden Aergernüß erregete Gal. 2. Wie dan auch/ als er sich unterstunde Christi Leyden zu hinderen: über welches grobes Verbrechen er von Christo für einen Satan ist gescholten worden/ Matt. 16. da er gerad vorher/ nach Fürgeben der Papisten/ für einen unüberwindlichen Felsen soll seyn ausgegeben gewesen. VII. Was hat dan eigentlich Christus sagen wollen durch diese Wort: Du bist Petrus. Antwort. Isidorus schreibt: Petrus hat den Nahmen von Petra oder dem Felsen/ welcher ist Christus: Petra aber oder der Felse nicht den Nahmen von Petro, gleichwie Christus den Nahmen nicht hat von den Christen: sondern die Christen haben den Nahmen von Christo. Hat demnach Christus sagen wollen/ du Simon Jonas Sohn/ der du mich den wahren Felsen so standhafftig bekennet/ verdienest billig den Nahmen Petri von diesem Felsen/ wegen deiner Felsen-steiffen Bekäntnüß; gleichwie der verdienet den Nahmen eines wahren Christen / welcher Christum auffrichtig bekennet. VIII. Warum solte man nicht zugeben können daß Christus durch den Felsen habe Petrum selbsten verstanden/ über welchen er seine Kirch habe gebauet/ welche die Pforten der Höllen nicht sollen überwältigen? aber hier an wollen die Lutheraner nicht: weilen es in ihren Kram nicht dienet: dan sonsten müsten sie auch zugeben/ daß alle Römische Päbste als Nachfolger Petri in Glaubens-Sachen nicht irren noch von den Pforten der Höllen als Glaubens-Felsen können überwältiget werden. Antwort. Gesetzet daß Christus durch diese Wort: Du bist Petrus/ habe wollen andeuten Petrus seye ein Felse der Kirchen; so folget doch eben so wenig draus daß alle Römische Päbste solche Kirchen-Felsen seyn/ als aus den Worten Christi zu Petro, du bist ein Satan Matt. 16. v. 23. folget/ daß alle Römische Päbste seyn der Satan; oder weilen die Tochter Petri hat Petronella geheissen/ alle Töchter der Päbsten Petronella heissen müssen. Wiedrum wan schon Petrus wegen seiner Bekäntnüß wäre von Christo eine Felse genennt worden / so wären doch auch die andre Aposteln eben solche Felsen gewesen propter paritatem rationis, wegen Gleichförmigkeit der Ursach: dieweilen sie eben so wohl als Petrus geglaubt/ und bekennet haben/ Christus sey der Sohn des lebendigen GOttes/ Ioh. 6. v. 69. und folgens aus diesen Worten Christi zu Petro/ du bist ein Fels/ folget eben so wenig daß die andern Aposteln nicht eben solche Felsen seyn/ und nur alle Nachfolger Petri zu Rom in Glaubens-sachen als unüberwindliche Felsen nicht können überwältiget werden; als wan man also folgeren würde/ die jetzt

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/113>, abgerufen am 19.05.2024.