nebst Briefen des Pater Geronymo an den Gouverneur der Philippinen überbrachte, fand wohl freundliche Aufnahme, erhielt aber die er- betenen Schiffszimmerleute nicht, weil man im Handel mit Nueva Espanna die Japaner nicht als Concurrenten neben sich haben wollte.
Vergebens warteten Iyeyasu und Geronymo auf die Rückkehr des Schiffes. Es war an der Küste von Formosa gescheitert und mit allen Insassen untergegangen. Später begab sich Fray Geronymo selbst nach Manila und kehrte von dort im Jahre 1601 mit Ausreden und Gegengeschenken für Iyeyasu zurück. Letztere bestanden aus einem grossen, reichverzierten Spiegel und sonstigen Glaswaaren, castilischen Tüchern, Honig, einigen grossen chinesischen Porzellanurnen und spanischen Tibor oder Vasen und Urnen aus Faience.
Mittlerweile war Iyeyasu zum Shogunat mit factischer Herrschaft über ganz Japan gelangt. Die Kämpfe des Jahres 1600, in welchen er seine Gegner überwand, hatten die Küstenbewohner von Kiushiu noch einmal zur Seeräuberei verlockt. Nicht weniger als 6 Korsaren- schiffe waren aus Satsuma ausgesegelt, um mit ihren Plünderungen die Gestade Chinas und der Philippinen heimzusuchen. Auf die Be- schwerden des Gouverneurs von Manila versprach Iyeyasu Abhülfe, verlangte aber als Gegenleistung, dass man flüchtigen Japanern nicht Schutz, noch viel weniger Unterstützung zu heimlichen Landungen an den japanischen Küsten gewähre. Es scheint jedoch, dass dieser Wunsch nicht erfüllt wurde. In dieser Beziehung, sowie in verschiedener anderer Hinsicht ist ein Brief des mächtigen Shogun an den Gouver- neur Don Pedro de Acunda vom Jahre 1605 von ganz besonderem In- teresse. In demselben stattet Iyeyasu dem Gouverneur zuächst seinen Dank ab für die Geschenke, welcke ihm dieser übersandt hatte und unter denen ihm namentlich der Wein viel Freude gemacht habe. Dann aber bittet er den Gouverneur, doch zu verhindern, dass flüchtige Japaner in Manila eine Stütze fänden und mit spanischen Schiffen ohne seine (Iyeyasu's) Erlaubniss nach Japan zurückkehrten. Auf die häufigen Vorstellungen in Angelegenheiten der christlichen Secte, welche der Gouverneur und Andere ihm gemacht hätten, könne er nicht eingehen. "Es ist in keiner Weise unseren Beziehungen dienlich, dass Ihr Glaube in Japan gepredigt und verbreitet werde, und wenn Eure Hoheit wünschen, Freundschaft mit den Herrschaften Japans und mir zu erhalten, so bitte ich, meinen Wünschen nach- zukommen und nichts zu thun, was mir missfällt." Diese energische Sprache lässt aufs deutlichste erkennen, dass Iyeyasu bereits damals fest entschlossen war, der Ausbreitung des Christenthums energisch entgegenzutreten. Nur einmal finden wir ihn diesem gegenüber, seinen
IV. Handel und Verkehr.
nebst Briefen des Pater Geronymo an den Gouverneur der Philippinen überbrachte, fand wohl freundliche Aufnahme, erhielt aber die er- betenen Schiffszimmerleute nicht, weil man im Handel mit Nueva España die Japaner nicht als Concurrenten neben sich haben wollte.
Vergebens warteten Iyeyasu und Geronymo auf die Rückkehr des Schiffes. Es war an der Küste von Formosa gescheitert und mit allen Insassen untergegangen. Später begab sich Fray Geronymo selbst nach Manila und kehrte von dort im Jahre 1601 mit Ausreden und Gegengeschenken für Iyeyasu zurück. Letztere bestanden aus einem grossen, reichverzierten Spiegel und sonstigen Glaswaaren, castilischen Tüchern, Honig, einigen grossen chinesischen Porzellanurnen und spanischen Tibór oder Vasen und Urnen aus Faience.
Mittlerweile war Iyeyasu zum Shôgunat mit factischer Herrschaft über ganz Japan gelangt. Die Kämpfe des Jahres 1600, in welchen er seine Gegner überwand, hatten die Küstenbewohner von Kiushiu noch einmal zur Seeräuberei verlockt. Nicht weniger als 6 Korsaren- schiffe waren aus Satsuma ausgesegelt, um mit ihren Plünderungen die Gestade Chinas und der Philippinen heimzusuchen. Auf die Be- schwerden des Gouverneurs von Manila versprach Iyeyasu Abhülfe, verlangte aber als Gegenleistung, dass man flüchtigen Japanern nicht Schutz, noch viel weniger Unterstützung zu heimlichen Landungen an den japanischen Küsten gewähre. Es scheint jedoch, dass dieser Wunsch nicht erfüllt wurde. In dieser Beziehung, sowie in verschiedener anderer Hinsicht ist ein Brief des mächtigen Shôgun an den Gouver- neur Don Pedro de Acuña vom Jahre 1605 von ganz besonderem In- teresse. In demselben stattet Iyeyasu dem Gouverneur zuächst seinen Dank ab für die Geschenke, welcke ihm dieser übersandt hatte und unter denen ihm namentlich der Wein viel Freude gemacht habe. Dann aber bittet er den Gouverneur, doch zu verhindern, dass flüchtige Japaner in Manila eine Stütze fänden und mit spanischen Schiffen ohne seine (Iyeyasu’s) Erlaubniss nach Japan zurückkehrten. Auf die häufigen Vorstellungen in Angelegenheiten der christlichen Secte, welche der Gouverneur und Andere ihm gemacht hätten, könne er nicht eingehen. »Es ist in keiner Weise unseren Beziehungen dienlich, dass Ihr Glaube in Japan gepredigt und verbreitet werde, und wenn Eure Hoheit wünschen, Freundschaft mit den Herrschaften Japans und mir zu erhalten, so bitte ich, meinen Wünschen nach- zukommen und nichts zu thun, was mir missfällt.« Diese energische Sprache lässt aufs deutlichste erkennen, dass Iyeyasu bereits damals fest entschlossen war, der Ausbreitung des Christenthums energisch entgegenzutreten. Nur einmal finden wir ihn diesem gegenüber, seinen
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IV. Handel und Verkehr.
nebst Briefen des Pater Geronymo an den Gouverneur der Philippinen
überbrachte, fand wohl freundliche Aufnahme, erhielt aber die er-
betenen Schiffszimmerleute nicht, weil man im Handel mit Nueva
España die Japaner nicht als Concurrenten neben sich haben wollte.
Vergebens warteten Iyeyasu und Geronymo auf die Rückkehr des
Schiffes. Es war an der Küste von Formosa gescheitert und mit allen
Insassen untergegangen. Später begab sich Fray Geronymo selbst
nach Manila und kehrte von dort im Jahre 1601 mit Ausreden und
Gegengeschenken für Iyeyasu zurück. Letztere bestanden aus einem
grossen, reichverzierten Spiegel und sonstigen Glaswaaren, castilischen
Tüchern, Honig, einigen grossen chinesischen Porzellanurnen und
spanischen Tibór oder Vasen und Urnen aus Faience.
Mittlerweile war Iyeyasu zum Shôgunat mit factischer Herrschaft
über ganz Japan gelangt. Die Kämpfe des Jahres 1600, in welchen
er seine Gegner überwand, hatten die Küstenbewohner von Kiushiu
noch einmal zur Seeräuberei verlockt. Nicht weniger als 6 Korsaren-
schiffe waren aus Satsuma ausgesegelt, um mit ihren Plünderungen die
Gestade Chinas und der Philippinen heimzusuchen. Auf die Be-
schwerden des Gouverneurs von Manila versprach Iyeyasu Abhülfe,
verlangte aber als Gegenleistung, dass man flüchtigen Japanern nicht
Schutz, noch viel weniger Unterstützung zu heimlichen Landungen an
den japanischen Küsten gewähre. Es scheint jedoch, dass dieser Wunsch
nicht erfüllt wurde. In dieser Beziehung, sowie in verschiedener
anderer Hinsicht ist ein Brief des mächtigen Shôgun an den Gouver-
neur Don Pedro de Acuña vom Jahre 1605 von ganz besonderem In-
teresse. In demselben stattet Iyeyasu dem Gouverneur zuächst seinen
Dank ab für die Geschenke, welcke ihm dieser übersandt hatte und
unter denen ihm namentlich der Wein viel Freude gemacht habe.
Dann aber bittet er den Gouverneur, doch zu verhindern, dass
flüchtige Japaner in Manila eine Stütze fänden und mit spanischen
Schiffen ohne seine (Iyeyasu’s) Erlaubniss nach Japan zurückkehrten.
Auf die häufigen Vorstellungen in Angelegenheiten der christlichen
Secte, welche der Gouverneur und Andere ihm gemacht hätten, könne
er nicht eingehen. »Es ist in keiner Weise unseren Beziehungen
dienlich, dass Ihr Glaube in Japan gepredigt und verbreitet werde,
und wenn Eure Hoheit wünschen, Freundschaft mit den Herrschaften
Japans und mir zu erhalten, so bitte ich, meinen Wünschen nach-
zukommen und nichts zu thun, was mir missfällt.« Diese energische
Sprache lässt aufs deutlichste erkennen, dass Iyeyasu bereits damals
fest entschlossen war, der Ausbreitung des Christenthums energisch
entgegenzutreten. Nur einmal finden wir ihn diesem gegenüber, seinen
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/674>, abgerufen am 24.11.2024.
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