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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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3. Der Aussenhandel Japans bis 1854.
galhaes, den Landsmann Vasco de Gama's. Derselbe begab sich
nach der Eroberung von Malacca aus Groll gegen seinen König in die
Dienste Karls V (Karls I), um den Spaniern unter Vermeidung der
portugiesischen Route die Gewürznelken der Molukken zuzuführen,
und leitete in diesem Streben, wie bekannt, die erste Weltumsegelung,
wenige Jahre nachdem die Portugiesen die Umschiffung des tropischen
Asiens beendet und in Macao eine neue Operationsbasis für ihren
Handel gewonnen hatten.

Endlich wurde von denselben Japan entdeckt. Der Schiffbruch,
welcher Mendez Pinto und seine Gefährten im Jahre 1542 n. Chr. an
dessen südliche Gestade führte, ist der Anfang jener bemerkenswerthen
Periode für Japan, in welcher mit der Verbreitung des Christenthums
während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Entwickelung
eines äusserst gewinnreichen Handels mit Nagasaki, als Hauptstützpunkt,
gleichen Schritt hielt. Auch der Handel Japans mit China blühte in
dieser Periode; denn nach Thunberg landeten bis zum Jahre 1684
jährlich gegen 200 chinesische Fahrzeuge, jedes mit einer durch-
schnittlichen Bemannung von 50 Personen. Sie brachten den Japanern
Seide und seidene Tücher, Zucker, Terpentin, Weihrauch, Achat,
Baros-Kampfer, Ginseng und verschiedene andere Arzeneistoffe, sowie
medicinische Bücher, und führten dagegen Kupfer in Stäben, Lack-
arbeiten, Schwerter und andere Erzeugnisse des Landes aus.

Der Handel der Portugiesen zwischen Goa, Malacca, Macao und
Nagasaki (beziehungsweise Hirado) war durch die Monsune und den
König von Portugal geregelt. Nach Linschoten erlaubte letzterer jähr-
lich nur einem Schiff von Macao nach Japan zu segeln. Es war ein
für jene Zeit sehr umfangreiches, gutes Fahrzeug von 1600 Tonnen.
Die dreijährige Führung desselben galt für einen grossen Vorzug, als
Belohnung für geleistete Dienste; denn der Kapitän gewann an einer
Fahrt nach Japan zwischen 150000 und 200000 Ducaten. Er brachte
von Macao verschiedene Waaren, insbesondere Seidenstoffe. Die Rück-
fracht bestand in Silber und Gold. Sie warf enormen Gewinn ab,
nach Kämpfer 100 %. Meijlan gibt an, dass zur Blüthezeit dieses
portugiesischen Handels der jährliche Durchschnittswerth dieser Edel-
metallausfuhr aus Japan auf 8--9 Mill. holländische Gulden (13,6--
15,3 Mill. Mark) zu veranschlagen sei, ja Thunberg setzt ihn sogar
der enormen Menge von 300 Tonnen Gold gleich und bemerkt dann
weiter, dass selbst, nachdem die Portugiesen sich durch ihr Benehmen
in Nagasaki und sonst gründlich verhasst gemacht hatten und ihr
Handel schon gänzlich in Verfall war, sie immer noch ansehnliche
Mengen Silber ausführten, so im Jahre 1636 n. Chr. 2360 Kisten oder

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3. Der Aussenhandel Japans bis 1854.
galhães, den Landsmann Vasco de Gama’s. Derselbe begab sich
nach der Eroberung von Malacca aus Groll gegen seinen König in die
Dienste Karls V (Karls I), um den Spaniern unter Vermeidung der
portugiesischen Route die Gewürznelken der Molukken zuzuführen,
und leitete in diesem Streben, wie bekannt, die erste Weltumsegelung,
wenige Jahre nachdem die Portugiesen die Umschiffung des tropischen
Asiens beendet und in Macao eine neue Operationsbasis für ihren
Handel gewonnen hatten.

Endlich wurde von denselben Japan entdeckt. Der Schiffbruch,
welcher Mendez Pinto und seine Gefährten im Jahre 1542 n. Chr. an
dessen südliche Gestade führte, ist der Anfang jener bemerkenswerthen
Periode für Japan, in welcher mit der Verbreitung des Christenthums
während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Entwickelung
eines äusserst gewinnreichen Handels mit Nagasaki, als Hauptstützpunkt,
gleichen Schritt hielt. Auch der Handel Japans mit China blühte in
dieser Periode; denn nach Thunberg landeten bis zum Jahre 1684
jährlich gegen 200 chinesische Fahrzeuge, jedes mit einer durch-
schnittlichen Bemannung von 50 Personen. Sie brachten den Japanern
Seide und seidene Tücher, Zucker, Terpentin, Weihrauch, Achat,
Baros-Kampfer, Ginseng und verschiedene andere Arzeneistoffe, sowie
medicinische Bücher, und führten dagegen Kupfer in Stäben, Lack-
arbeiten, Schwerter und andere Erzeugnisse des Landes aus.

Der Handel der Portugiesen zwischen Goa, Malacca, Macao und
Nagasaki (beziehungsweise Hirado) war durch die Monsune und den
König von Portugal geregelt. Nach Linschoten erlaubte letzterer jähr-
lich nur einem Schiff von Macao nach Japan zu segeln. Es war ein
für jene Zeit sehr umfangreiches, gutes Fahrzeug von 1600 Tonnen.
Die dreijährige Führung desselben galt für einen grossen Vorzug, als
Belohnung für geleistete Dienste; denn der Kapitän gewann an einer
Fahrt nach Japan zwischen 150000 und 200000 Ducaten. Er brachte
von Macao verschiedene Waaren, insbesondere Seidenstoffe. Die Rück-
fracht bestand in Silber und Gold. Sie warf enormen Gewinn ab,
nach Kämpfer 100 %. Meijlan gibt an, dass zur Blüthezeit dieses
portugiesischen Handels der jährliche Durchschnittswerth dieser Edel-
metallausfuhr aus Japan auf 8—9 Mill. holländische Gulden (13,6—
15,3 Mill. Mark) zu veranschlagen sei, ja Thunberg setzt ihn sogar
der enormen Menge von 300 Tonnen Gold gleich und bemerkt dann
weiter, dass selbst, nachdem die Portugiesen sich durch ihr Benehmen
in Nagasaki und sonst gründlich verhasst gemacht hatten und ihr
Handel schon gänzlich in Verfall war, sie immer noch ansehnliche
Mengen Silber ausführten, so im Jahre 1636 n. Chr. 2360 Kisten oder

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[611/0671] 3. Der Aussenhandel Japans bis 1854. galhães, den Landsmann Vasco de Gama’s. Derselbe begab sich nach der Eroberung von Malacca aus Groll gegen seinen König in die Dienste Karls V (Karls I), um den Spaniern unter Vermeidung der portugiesischen Route die Gewürznelken der Molukken zuzuführen, und leitete in diesem Streben, wie bekannt, die erste Weltumsegelung, wenige Jahre nachdem die Portugiesen die Umschiffung des tropischen Asiens beendet und in Macao eine neue Operationsbasis für ihren Handel gewonnen hatten. Endlich wurde von denselben Japan entdeckt. Der Schiffbruch, welcher Mendez Pinto und seine Gefährten im Jahre 1542 n. Chr. an dessen südliche Gestade führte, ist der Anfang jener bemerkenswerthen Periode für Japan, in welcher mit der Verbreitung des Christenthums während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Entwickelung eines äusserst gewinnreichen Handels mit Nagasaki, als Hauptstützpunkt, gleichen Schritt hielt. Auch der Handel Japans mit China blühte in dieser Periode; denn nach Thunberg landeten bis zum Jahre 1684 jährlich gegen 200 chinesische Fahrzeuge, jedes mit einer durch- schnittlichen Bemannung von 50 Personen. Sie brachten den Japanern Seide und seidene Tücher, Zucker, Terpentin, Weihrauch, Achat, Baros-Kampfer, Ginseng und verschiedene andere Arzeneistoffe, sowie medicinische Bücher, und führten dagegen Kupfer in Stäben, Lack- arbeiten, Schwerter und andere Erzeugnisse des Landes aus. Der Handel der Portugiesen zwischen Goa, Malacca, Macao und Nagasaki (beziehungsweise Hirado) war durch die Monsune und den König von Portugal geregelt. Nach Linschoten erlaubte letzterer jähr- lich nur einem Schiff von Macao nach Japan zu segeln. Es war ein für jene Zeit sehr umfangreiches, gutes Fahrzeug von 1600 Tonnen. Die dreijährige Führung desselben galt für einen grossen Vorzug, als Belohnung für geleistete Dienste; denn der Kapitän gewann an einer Fahrt nach Japan zwischen 150000 und 200000 Ducaten. Er brachte von Macao verschiedene Waaren, insbesondere Seidenstoffe. Die Rück- fracht bestand in Silber und Gold. Sie warf enormen Gewinn ab, nach Kämpfer 100 %. Meijlan gibt an, dass zur Blüthezeit dieses portugiesischen Handels der jährliche Durchschnittswerth dieser Edel- metallausfuhr aus Japan auf 8—9 Mill. holländische Gulden (13,6— 15,3 Mill. Mark) zu veranschlagen sei, ja Thunberg setzt ihn sogar der enormen Menge von 300 Tonnen Gold gleich und bemerkt dann weiter, dass selbst, nachdem die Portugiesen sich durch ihr Benehmen in Nagasaki und sonst gründlich verhasst gemacht hatten und ihr Handel schon gänzlich in Verfall war, sie immer noch ansehnliche Mengen Silber ausführten, so im Jahre 1636 n. Chr. 2360 Kisten oder 39*

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/671>, abgerufen am 02.05.2024.