und nirgends eine grössere Bedeutung erlangt, wohl aber in Brasilien, welches ihn in den Küstenprovinzen zwischen dem Amazonas und San Francisco betreibt. --
Reis dient der Mehrzahl des Menschengeschlechts zur Nahrung und bildet bei wenigstens einem Drittel desselben die vorwiegende tägliche Speise. Auf einen malayischen Arbeiter Hinterindiens rechnet man monatlich 28 kg Reis, auf einen Siamesen sogar 32 kg und nicht viel weniger als 1 kg täglich braucht auch der Chinese und Ja- paner, wenn er sich vorwiegend von Reis nährt. In Europa sind Türken und Engländer die stärksten Reisconsumenten, jene, insofern ihr Nationalgericht, der Pilau, hauptsächlich aus in Wasser gekochtem Reis besteht, diese, indem sie beträchtliche Quantitäten zur Herstel- lung von Pudding verbrauchen.
Die wichtigsten Bezugsquellen für Reis sind die indischen Häfen Calcutta, Akyab, Malmen, Bassein und Rangun, sowie Bangkok und Batavia, ferner Aegypten, Norditalien, Südcarolina und Brasilien.
Der Reis enthält weniger Nährstoff als die meisten andern Ge- treidearten, ist aber unter allen am leichtesten verdaulich. So eignet er sich denn auch besonders als Kost für Kinder und Greise, wess- halb man ihn diesen und den Kranken in China und Japan auch gern in den Gegenden reicht, wo der Reisgenuss als ein Luxus angesehen wird, den sich der gesunde Bauer und Handwerker nur ausnahms- weise gestatten darf, wie beispielsweise in den chinesischen Provinzen Honan, Shensi und Shansi, sowie in den Gebirgsgegenden Japans.
Die Sorgfalt, welche der Landmann seinem Reisfelde in Ostasien, zumal in Japan, zuwendet, verdient die höchste Anerkennung. Zum bienenartigen Fleisse zur Zeit der Bestellung desselben gesellt sich hier jener heitere Sinn, unter welchem auch die schwere, schmutzige Arbeit leicht und rasch von Statten geht. Im April beginnt dieselbe damit, dass eine Ecke des Reisfeldes als Saatbeet zubereitet wird. Zu dem Zweck wird das Land mit einer Hacke an langem Stiel sorg- fältig rajolt, geebnet und ringsum mit einem kleinen geglätteten und dichten Erddamm von 25--40 cm Breite und Höhe versehen und mit einem kleinen Wasserlaufe oder Bewässerungsgraben, wenn möglich, in Verbindung gebracht, so dass man es nach Bedürfniss überrieseln kann. Als Dünger wendet man gern den ausgehobenen Schlamm eines benachbarten Canals an, wenn ein solcher vorhanden ist, und bedeckt damit etwa 20 cm hoch das zubereitete Saatbeet. In Ermangelung solchen Schlammes müssen Asche und andere schnell wirkende Dung- stoffe, wie gestampfte Bohnen, Compost oder Fäcalstoffe dienen. Hierauf öffnet man den Damm an einer Stelle, lässt Wasser zufliessen und das
2. Nährpflanzen.
und nirgends eine grössere Bedeutung erlangt, wohl aber in Brasilien, welches ihn in den Küstenprovinzen zwischen dem Amazonas und San Francisco betreibt. —
Reis dient der Mehrzahl des Menschengeschlechts zur Nahrung und bildet bei wenigstens einem Drittel desselben die vorwiegende tägliche Speise. Auf einen malayischen Arbeiter Hinterindiens rechnet man monatlich 28 kg Reis, auf einen Siamesen sogar 32 kg und nicht viel weniger als 1 kg täglich braucht auch der Chinese und Ja- paner, wenn er sich vorwiegend von Reis nährt. In Europa sind Türken und Engländer die stärksten Reisconsumenten, jene, insofern ihr Nationalgericht, der Pilau, hauptsächlich aus in Wasser gekochtem Reis besteht, diese, indem sie beträchtliche Quantitäten zur Herstel- lung von Pudding verbrauchen.
Die wichtigsten Bezugsquellen für Reis sind die indischen Häfen Calcutta, Akyab, Màlmén, Basseïn und Rangun, sowie Bangkok und Batavia, ferner Aegypten, Norditalien, Südcarolina und Brasilien.
Der Reis enthält weniger Nährstoff als die meisten andern Ge- treidearten, ist aber unter allen am leichtesten verdaulich. So eignet er sich denn auch besonders als Kost für Kinder und Greise, wess- halb man ihn diesen und den Kranken in China und Japan auch gern in den Gegenden reicht, wo der Reisgenuss als ein Luxus angesehen wird, den sich der gesunde Bauer und Handwerker nur ausnahms- weise gestatten darf, wie beispielsweise in den chinesischen Provinzen Honan, Shensi und Shansi, sowie in den Gebirgsgegenden Japans.
Die Sorgfalt, welche der Landmann seinem Reisfelde in Ostasien, zumal in Japan, zuwendet, verdient die höchste Anerkennung. Zum bienenartigen Fleisse zur Zeit der Bestellung desselben gesellt sich hier jener heitere Sinn, unter welchem auch die schwere, schmutzige Arbeit leicht und rasch von Statten geht. Im April beginnt dieselbe damit, dass eine Ecke des Reisfeldes als Saatbeet zubereitet wird. Zu dem Zweck wird das Land mit einer Hacke an langem Stiel sorg- fältig rajolt, geebnet und ringsum mit einem kleinen geglätteten und dichten Erddamm von 25—40 cm Breite und Höhe versehen und mit einem kleinen Wasserlaufe oder Bewässerungsgraben, wenn möglich, in Verbindung gebracht, so dass man es nach Bedürfniss überrieseln kann. Als Dünger wendet man gern den ausgehobenen Schlamm eines benachbarten Canals an, wenn ein solcher vorhanden ist, und bedeckt damit etwa 20 cm hoch das zubereitete Saatbeet. In Ermangelung solchen Schlammes müssen Asche und andere schnell wirkende Dung- stoffe, wie gestampfte Bohnen, Compost oder Fäcalstoffe dienen. Hierauf öffnet man den Damm an einer Stelle, lässt Wasser zufliessen und das
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2. Nährpflanzen.
und nirgends eine grössere Bedeutung erlangt, wohl aber in Brasilien,
welches ihn in den Küstenprovinzen zwischen dem Amazonas und
San Francisco betreibt. —
Reis dient der Mehrzahl des Menschengeschlechts zur Nahrung
und bildet bei wenigstens einem Drittel desselben die vorwiegende
tägliche Speise. Auf einen malayischen Arbeiter Hinterindiens rechnet
man monatlich 28 kg Reis, auf einen Siamesen sogar 32 kg und
nicht viel weniger als 1 kg täglich braucht auch der Chinese und Ja-
paner, wenn er sich vorwiegend von Reis nährt. In Europa sind
Türken und Engländer die stärksten Reisconsumenten, jene, insofern
ihr Nationalgericht, der Pilau, hauptsächlich aus in Wasser gekochtem
Reis besteht, diese, indem sie beträchtliche Quantitäten zur Herstel-
lung von Pudding verbrauchen.
Die wichtigsten Bezugsquellen für Reis sind die indischen Häfen
Calcutta, Akyab, Màlmén, Basseïn und Rangun, sowie Bangkok und
Batavia, ferner Aegypten, Norditalien, Südcarolina und Brasilien.
Der Reis enthält weniger Nährstoff als die meisten andern Ge-
treidearten, ist aber unter allen am leichtesten verdaulich. So eignet
er sich denn auch besonders als Kost für Kinder und Greise, wess-
halb man ihn diesen und den Kranken in China und Japan auch gern
in den Gegenden reicht, wo der Reisgenuss als ein Luxus angesehen
wird, den sich der gesunde Bauer und Handwerker nur ausnahms-
weise gestatten darf, wie beispielsweise in den chinesischen Provinzen
Honan, Shensi und Shansi, sowie in den Gebirgsgegenden Japans.
Die Sorgfalt, welche der Landmann seinem Reisfelde in Ostasien,
zumal in Japan, zuwendet, verdient die höchste Anerkennung. Zum
bienenartigen Fleisse zur Zeit der Bestellung desselben gesellt sich
hier jener heitere Sinn, unter welchem auch die schwere, schmutzige
Arbeit leicht und rasch von Statten geht. Im April beginnt dieselbe
damit, dass eine Ecke des Reisfeldes als Saatbeet zubereitet wird.
Zu dem Zweck wird das Land mit einer Hacke an langem Stiel sorg-
fältig rajolt, geebnet und ringsum mit einem kleinen geglätteten und
dichten Erddamm von 25—40 cm Breite und Höhe versehen und mit
einem kleinen Wasserlaufe oder Bewässerungsgraben, wenn möglich,
in Verbindung gebracht, so dass man es nach Bedürfniss überrieseln
kann. Als Dünger wendet man gern den ausgehobenen Schlamm eines
benachbarten Canals an, wenn ein solcher vorhanden ist, und bedeckt
damit etwa 20 cm hoch das zubereitete Saatbeet. In Ermangelung
solchen Schlammes müssen Asche und andere schnell wirkende Dung-
stoffe, wie gestampfte Bohnen, Compost oder Fäcalstoffe dienen. Hierauf
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/67>, abgerufen am 22.11.2024.
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