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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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8. Keramik.
Salzsäure entweicht. Unter den europäischen Staaten hat sich Deutsch-
land im 16. Jahrhundert durch seine Steinzeug-Industrie besonders
ausgezeichnet. Die Orte Höhr und Grenzhausen im Kannenbäckerland
bei Montabaur betreiben die Industrie noch lebhaft. Die Mineralwasser-
krüge und Drainageröhren gehören ebenfalls zum Steinzeug. In England
zählt das berühmte Wedgewoodgeschirr dazu, insbesondere die Jaspis-
und Basaltwaare, ebenso der grössere Theil des sogenannten "Jaspis-"
oder "rothen Porzellans", welches Böttger in den Jahren 1707--1712
nach chinesischen Mustern in Meissen verfertigte. In Japan gehört
vornehmlich das Banko-yaki in Ise und das Imbe-yaki von Bizen
hierher. Chinesische Jaspiswaare und durchbrochenes Steinzeug soll
aus der Provinz Shantung kommen. Das Moritzhaus im Haag und
Leiden haben besonders schöne Sammlungen davon.

In der zahlreichen keramischen Familie steht das Porzellan als
edelstes Glied oben an. Es gehören zu ihm alle dichten, durch-
scheinenden und hellklingenden weissen Thonwaaren mit oder ohne
Glasur. Wo diese angewendet wird, ist sie stets durchsichtig, aufs
innigste mit dem Porzellan verbunden, von dem sie sich nur durch
leichtere Schmelzbarkeit unterscheidet. Das Porzellan selbst wird in
der Regel aus den reinsten Materialien nach sorgfältiger Zubereitung
bei ansehnlicher Hitze gebrannt. Ungeachtet seiner angegebenen Eigen-
schaften ist die Begrenzung des Begriffes Porzellan viel schwerer als
es scheinen mag; denn auch beim Porzellan sind die Unterschiede in
den Eigenschaften und der Zusammensetzung, durch welche sie bedingt
werden, gross, so dass es einerseits sich dem Milchglase nähert, ander-
seits dem als Halbporzellan bezeichneten Steingut, sowie dem eben so
benannten weissen Steinzeug. Unglasiertes Porzellan führt den Namen
Biscuit- oder Statuenporzellan. Das glasierte wird wieder in
hartes und weiches unterschieden. Hartes, echtes oder Stein-
Porzellan lässt sich auch auf der Glasur durch ein Messer nicht ritzen,
hat hellen Klang und gibt zuweilen am Stahl Funken. Zu seiner Masse,
welche bei hoher Hitze (von 3000--4500°C.) gebrannt wird, ver-
wendet man neben Kaolin stets auch Feldspath oder ein Feldspath-
gestein. Zum Gebrauch im Haushalte und im chemischen Laboratorium
übertrifft Hartporzellan alle andern Thonwaaren an Werth, steht da-
gegen für decorative Zwecke dem weichen Porzellan und Steingut
nach, weil es der polychromen Ausschmückung manche Schwierig-
keiten entgegenstellt.

Das weiche oder Frittenporzellan besitzt eine durch das Messer
ritzbare Bleiglasur, welche aus Bleioxyd mit Zusatz des Flussmittels
hervorgerufen wird. Zum Flusse der Masse, welche man aus plastischem

8. Keramik.
Salzsäure entweicht. Unter den europäischen Staaten hat sich Deutsch-
land im 16. Jahrhundert durch seine Steinzeug-Industrie besonders
ausgezeichnet. Die Orte Höhr und Grenzhausen im Kannenbäckerland
bei Montabaur betreiben die Industrie noch lebhaft. Die Mineralwasser-
krüge und Drainageröhren gehören ebenfalls zum Steinzeug. In England
zählt das berühmte Wedgewoodgeschirr dazu, insbesondere die Jaspis-
und Basaltwaare, ebenso der grössere Theil des sogenannten »Jaspis-«
oder »rothen Porzellans«, welches Böttger in den Jahren 1707—1712
nach chinesischen Mustern in Meissen verfertigte. In Japan gehört
vornehmlich das Banko-yaki in Ise und das Imbe-yaki von Bizen
hierher. Chinesische Jaspiswaare und durchbrochenes Steinzeug soll
aus der Provinz Shantung kommen. Das Moritzhaus im Haag und
Leiden haben besonders schöne Sammlungen davon.

In der zahlreichen keramischen Familie steht das Porzellan als
edelstes Glied oben an. Es gehören zu ihm alle dichten, durch-
scheinenden und hellklingenden weissen Thonwaaren mit oder ohne
Glasur. Wo diese angewendet wird, ist sie stets durchsichtig, aufs
innigste mit dem Porzellan verbunden, von dem sie sich nur durch
leichtere Schmelzbarkeit unterscheidet. Das Porzellan selbst wird in
der Regel aus den reinsten Materialien nach sorgfältiger Zubereitung
bei ansehnlicher Hitze gebrannt. Ungeachtet seiner angegebenen Eigen-
schaften ist die Begrenzung des Begriffes Porzellan viel schwerer als
es scheinen mag; denn auch beim Porzellan sind die Unterschiede in
den Eigenschaften und der Zusammensetzung, durch welche sie bedingt
werden, gross, so dass es einerseits sich dem Milchglase nähert, ander-
seits dem als Halbporzellan bezeichneten Steingut, sowie dem eben so
benannten weissen Steinzeug. Unglasiertes Porzellan führt den Namen
Biscuit- oder Statuenporzellan. Das glasierte wird wieder in
hartes und weiches unterschieden. Hartes, echtes oder Stein-
Porzellan lässt sich auch auf der Glasur durch ein Messer nicht ritzen,
hat hellen Klang und gibt zuweilen am Stahl Funken. Zu seiner Masse,
welche bei hoher Hitze (von 3000—4500°C.) gebrannt wird, ver-
wendet man neben Kaolin stets auch Feldspath oder ein Feldspath-
gestein. Zum Gebrauch im Haushalte und im chemischen Laboratorium
übertrifft Hartporzellan alle andern Thonwaaren an Werth, steht da-
gegen für decorative Zwecke dem weichen Porzellan und Steingut
nach, weil es der polychromen Ausschmückung manche Schwierig-
keiten entgegenstellt.

Das weiche oder Frittenporzellan besitzt eine durch das Messer
ritzbare Bleiglasur, welche aus Bleioxyd mit Zusatz des Flussmittels
hervorgerufen wird. Zum Flusse der Masse, welche man aus plastischem

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[543/0593] 8. Keramik. Salzsäure entweicht. Unter den europäischen Staaten hat sich Deutsch- land im 16. Jahrhundert durch seine Steinzeug-Industrie besonders ausgezeichnet. Die Orte Höhr und Grenzhausen im Kannenbäckerland bei Montabaur betreiben die Industrie noch lebhaft. Die Mineralwasser- krüge und Drainageröhren gehören ebenfalls zum Steinzeug. In England zählt das berühmte Wedgewoodgeschirr dazu, insbesondere die Jaspis- und Basaltwaare, ebenso der grössere Theil des sogenannten »Jaspis-« oder »rothen Porzellans«, welches Böttger in den Jahren 1707—1712 nach chinesischen Mustern in Meissen verfertigte. In Japan gehört vornehmlich das Banko-yaki in Ise und das Imbe-yaki von Bizen hierher. Chinesische Jaspiswaare und durchbrochenes Steinzeug soll aus der Provinz Shantung kommen. Das Moritzhaus im Haag und Leiden haben besonders schöne Sammlungen davon. In der zahlreichen keramischen Familie steht das Porzellan als edelstes Glied oben an. Es gehören zu ihm alle dichten, durch- scheinenden und hellklingenden weissen Thonwaaren mit oder ohne Glasur. Wo diese angewendet wird, ist sie stets durchsichtig, aufs innigste mit dem Porzellan verbunden, von dem sie sich nur durch leichtere Schmelzbarkeit unterscheidet. Das Porzellan selbst wird in der Regel aus den reinsten Materialien nach sorgfältiger Zubereitung bei ansehnlicher Hitze gebrannt. Ungeachtet seiner angegebenen Eigen- schaften ist die Begrenzung des Begriffes Porzellan viel schwerer als es scheinen mag; denn auch beim Porzellan sind die Unterschiede in den Eigenschaften und der Zusammensetzung, durch welche sie bedingt werden, gross, so dass es einerseits sich dem Milchglase nähert, ander- seits dem als Halbporzellan bezeichneten Steingut, sowie dem eben so benannten weissen Steinzeug. Unglasiertes Porzellan führt den Namen Biscuit- oder Statuenporzellan. Das glasierte wird wieder in hartes und weiches unterschieden. Hartes, echtes oder Stein- Porzellan lässt sich auch auf der Glasur durch ein Messer nicht ritzen, hat hellen Klang und gibt zuweilen am Stahl Funken. Zu seiner Masse, welche bei hoher Hitze (von 3000—4500°C.) gebrannt wird, ver- wendet man neben Kaolin stets auch Feldspath oder ein Feldspath- gestein. Zum Gebrauch im Haushalte und im chemischen Laboratorium übertrifft Hartporzellan alle andern Thonwaaren an Werth, steht da- gegen für decorative Zwecke dem weichen Porzellan und Steingut nach, weil es der polychromen Ausschmückung manche Schwierig- keiten entgegenstellt. Das weiche oder Frittenporzellan besitzt eine durch das Messer ritzbare Bleiglasur, welche aus Bleioxyd mit Zusatz des Flussmittels hervorgerufen wird. Zum Flusse der Masse, welche man aus plastischem

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/593>, abgerufen am 22.11.2024.