ter Kreise auf sich und führten zu eingehenden Analysen und Versuchen. Dies geschah vornehmlich in Paris, der Stadt, welche sich seit drei Jahrhunderten des wohlbegründeten Ruhmes erfreut, in der Bronze- Industrie das Beste zu leisten, was Europa zu bieten vermag. Von grösserer Bedeutung waren insbesondere die Arbeiten von H. Morin, *) Christofle et Bouilhet **) und E. J. Maumene. ***) In Deutschland führte vornehmlich der unbefriedigende Zustand mancher öffentlichen Bronzedenkmäler zu eingehenderen Untersuchungen über die Patina- bildung, unter denen namentlich diejenigen von R. Weber +) hervor- zuheben sind. Das Gesammtresultat aller dieser Studien ist folgendes:
Unter Patina, antiker Patina oder Edelrost (Aerugo nobilis) ver- stand man früher nur die malachitgrünen oder blaugrünen Anflüge und Ueberzüge aus kohlensaurem Kupfer alter Bronze- und Kupferwerke. Diese Patina ist immer glatt, bedeckt die Gegenstände nicht gleich- mässig, lässt aber stets das Metall noch durchschimmern. Sie findet sich auch bei Bronzedenkmälern neuerer Zeit, z. B. dem Standbild des Grossen Churfürsten zu Berlin, der Reiterstatue des Churfürsten Johann Wilhelm auf dem Markt zu Düsseldorf, den Denkmälern von Louis XIV. und Louis XV. zu Paris.
Diese Patinabildung hängt teils von der Zusammensetzung der Bronze ab, teils von der Atmosphäre, die darauf einwirkt. Edle, kupferreiche Bronze aus Kupfer und Zinn liefert sie leichter, als andere. Hoher Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre und Salzgehalt, daher auch Regen und häufiges Abwaschen begünstigen, Kohlenstaub, Schwefelwasserstoff und Kloakenluft verhindern dieselbe.
Der schwarze Ueberzug vieler Bronzedenkmäler, welcher so oft an Stelle der schönen Farbe des frischen Gusses tritt, besteht in der Regel nicht aus Schwefelkupfer, sondern aus Kohlenpartikeln und Staub mit geringen Beimengungen von Oxyden. Zur Entfernung er- wies sich dann eine wässerige Lösung von kohlensaurem Ammoniak, welche man mit der Bürste auftrug, ganz vorzüglich ++), während zur künstlichen Erzeugung des Edelrostes weinsaures Kali-Kupfer-Am- moniak als bestes Mittel gilt. Zinklegierungen, namentlich Messing
*) Sur quelques bronzes de la Chine et du Japon a patine fonce. Comptes Rendus T. 78. 1874. pg. 811.
**) Notes sur des reactifs permettant d'obtenir des patines de diverses cou- leurs a la surface des bronzes. Compt. Rend. T. 78. 1874. pg. 1019.
***) Notes sur les Bronzes du Japon. Compt. Rend. 1875. T. 80. pg. 1009.
+) "Ueber Patinabildung", von Prof. R. Weber. Dingl. Polyt. Journ. Bd. 245, 1882. pg. 86.
++) Nach Brühl in Dingl. Polyt. Journ. 1882, pg. 256.
7. Metallindustrie.
ter Kreise auf sich und führten zu eingehenden Analysen und Versuchen. Dies geschah vornehmlich in Paris, der Stadt, welche sich seit drei Jahrhunderten des wohlbegründeten Ruhmes erfreut, in der Bronze- Industrie das Beste zu leisten, was Europa zu bieten vermag. Von grösserer Bedeutung waren insbesondere die Arbeiten von H. Morin, *) Christofle et Bouilhet **) und E. J. Maumené. ***) In Deutschland führte vornehmlich der unbefriedigende Zustand mancher öffentlichen Bronzedenkmäler zu eingehenderen Untersuchungen über die Patina- bildung, unter denen namentlich diejenigen von R. Weber †) hervor- zuheben sind. Das Gesammtresultat aller dieser Studien ist folgendes:
Unter Patina, antiker Patina oder Edelrost (Aerugo nobilis) ver- stand man früher nur die malachitgrünen oder blaugrünen Anflüge und Ueberzüge aus kohlensaurem Kupfer alter Bronze- und Kupferwerke. Diese Patina ist immer glatt, bedeckt die Gegenstände nicht gleich- mässig, lässt aber stets das Metall noch durchschimmern. Sie findet sich auch bei Bronzedenkmälern neuerer Zeit, z. B. dem Standbild des Grossen Churfürsten zu Berlin, der Reiterstatue des Churfürsten Johann Wilhelm auf dem Markt zu Düsseldorf, den Denkmälern von Louis XIV. und Louis XV. zu Paris.
Diese Patinabildung hängt teils von der Zusammensetzung der Bronze ab, teils von der Atmosphäre, die darauf einwirkt. Edle, kupferreiche Bronze aus Kupfer und Zinn liefert sie leichter, als andere. Hoher Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre und Salzgehalt, daher auch Regen und häufiges Abwaschen begünstigen, Kohlenstaub, Schwefelwasserstoff und Kloakenluft verhindern dieselbe.
Der schwarze Ueberzug vieler Bronzedenkmäler, welcher so oft an Stelle der schönen Farbe des frischen Gusses tritt, besteht in der Regel nicht aus Schwefelkupfer, sondern aus Kohlenpartikeln und Staub mit geringen Beimengungen von Oxyden. Zur Entfernung er- wies sich dann eine wässerige Lösung von kohlensaurem Ammoniak, welche man mit der Bürste auftrug, ganz vorzüglich ††), während zur künstlichen Erzeugung des Edelrostes weinsaures Kali-Kupfer-Am- moniak als bestes Mittel gilt. Zinklegierungen, namentlich Messing
*) Sur quelques bronzes de la Chine et du Japon ȧ patine foncé. Comptes Rendus T. 78. 1874. pg. 811.
**) Notes sur des réactifs permettant d’obtenir des patines de diverses cou- leurs ȧ la surface des bronzes. Compt. Rend. T. 78. 1874. pg. 1019.
***) Notes sur les Bronzes du Japon. Compt. Rend. 1875. T. 80. pg. 1009.
†) »Ueber Patinabildung«, von Prof. R. Weber. Dingl. Polyt. Journ. Bd. 245, 1882. pg. 86.
††) Nach Brühl in Dingl. Polyt. Journ. 1882, pg. 256.
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ter Kreise auf sich und führten zu eingehenden Analysen und Versuchen.
Dies geschah vornehmlich in Paris, der Stadt, welche sich seit drei
Jahrhunderten des wohlbegründeten Ruhmes erfreut, in der Bronze-
Industrie das Beste zu leisten, was Europa zu bieten vermag. Von
grösserer Bedeutung waren insbesondere die Arbeiten von H. Morin, *)
Christofle et Bouilhet **) und E. J. Maumené. ***) In Deutschland
führte vornehmlich der unbefriedigende Zustand mancher öffentlichen
Bronzedenkmäler zu eingehenderen Untersuchungen über die Patina-
bildung, unter denen namentlich diejenigen von R. Weber †) hervor-
zuheben sind. Das Gesammtresultat aller dieser Studien ist folgendes:
Unter Patina, antiker Patina oder Edelrost (Aerugo nobilis) ver-
stand man früher nur die malachitgrünen oder blaugrünen Anflüge und
Ueberzüge aus kohlensaurem Kupfer alter Bronze- und Kupferwerke.
Diese Patina ist immer glatt, bedeckt die Gegenstände nicht gleich-
mässig, lässt aber stets das Metall noch durchschimmern. Sie findet
sich auch bei Bronzedenkmälern neuerer Zeit, z. B. dem Standbild des
Grossen Churfürsten zu Berlin, der Reiterstatue des Churfürsten Johann
Wilhelm auf dem Markt zu Düsseldorf, den Denkmälern von Louis XIV.
und Louis XV. zu Paris.
Diese Patinabildung hängt teils von der Zusammensetzung der
Bronze ab, teils von der Atmosphäre, die darauf einwirkt. Edle,
kupferreiche Bronze aus Kupfer und Zinn liefert sie leichter, als
andere. Hoher Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre und Salzgehalt,
daher auch Regen und häufiges Abwaschen begünstigen, Kohlenstaub,
Schwefelwasserstoff und Kloakenluft verhindern dieselbe.
Der schwarze Ueberzug vieler Bronzedenkmäler, welcher so oft
an Stelle der schönen Farbe des frischen Gusses tritt, besteht in der
Regel nicht aus Schwefelkupfer, sondern aus Kohlenpartikeln und
Staub mit geringen Beimengungen von Oxyden. Zur Entfernung er-
wies sich dann eine wässerige Lösung von kohlensaurem Ammoniak,
welche man mit der Bürste auftrug, ganz vorzüglich ††), während zur
künstlichen Erzeugung des Edelrostes weinsaures Kali-Kupfer-Am-
moniak als bestes Mittel gilt. Zinklegierungen, namentlich Messing
*) Sur quelques bronzes de la Chine et du Japon ȧ patine foncé. Comptes
Rendus T. 78. 1874. pg. 811.
**) Notes sur des réactifs permettant d’obtenir des patines de diverses cou-
leurs ȧ la surface des bronzes. Compt. Rend. T. 78. 1874. pg. 1019.
***) Notes sur les Bronzes du Japon. Compt. Rend. 1875. T. 80. pg. 1009.
†) »Ueber Patinabildung«, von Prof. R. Weber. Dingl. Polyt. Journ. Bd. 245,
1882. pg. 86.
††) Nach Brühl in Dingl. Polyt. Journ. 1882, pg. 256.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/575>, abgerufen am 28.07.2024.
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