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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Hammer, Meissel und Grabstichel leicht bearbeiten lässt. Ihre Härte
gleicht derjenigen des Antimons und liegt in den meisten Fällen, wie
auch beim Messing, zwischen 3 und 3,5, so namentlich auch bei der
alten, kupferreichen Bronze Japans. Dieselbe ist demnach höher, als
bei den einzelnen Bestandteilen der Legierung, mit Einschluss des
Kupfers. Natürlich ändert sich mit der Zusammensetzung der Bronze
auch die Farbe, die Ductilität, das Gefüge und die Härte derselben.
Unter allen japanischen Bronzen (die alten kupferreichen nicht ausge-
nommen), welche ich auf letztere untersuchen konnte, fand ich keine,
welche die Härte des Flussspaths ganz erreicht hätte, während nach
E. Reyer *) die zink- und bleifreien Hartbronzen der alten Völker
zwischen 5 und 6 hart sein sollen. Es liegt ohne Zweifel die Ur-
sache der grösseren Dichtigkeit und Härte dieser alten Bronzestücke,
wie Aexte, Meissel, Pfeilspitzen, Schwerter und anderer Waffen darin,
dass sie mit dem Hammer bearbeitet wurden, da Gusswaaren von ana-
loger Zusammensetzung sie nie zeigen. **) Doch sind nicht Dichte,
Härte, Zähigkeit und andere innere Eigenschaften der japanischen
Bronze diejenigen, durch welche sie sich auszeichnet und die chinesi-
sche längst übertrifft, sondern vielmehr die Färbung und Verzierung
derselben. Die Farben gehen durch alle Abstufungen vom hellen Gelb
durch Braun und Grau zum angenehmsten und wirkungsvollsten matten
Schwarz und zeichnen sich durch grosse Beständigkeit aus, wie sie
nur möglich ist, wenn sie von einer natürlichen chemischen Reaction
herrühren, welche durch die Zusammensetzung bedingt ist, und nicht
von Anstrichen.

Den geringen Hülfsmitteln gegenüber, welche der Japaner auch
in seiner Bronze-Industrie zur Verfügung hat, mussten seine hervor-
ragenden Leistungen in der Patinierung nur umsomehr überraschen. ***)
Insbesondere zogen die mattschwarzen Bronzegegenstände, welche in
neuerer Zeit in immer grösserer Zahl nach Europa kamen, ihrer Neu-
heit und auffallenden Schönheit wegen die Aufmerksamkeit interessier-

*) E. Reyer: "Hartbronze der alten Völker". Journal f. prakt. Chemie. Bd. 25.
1882. pg. 258.
**) Dies begründet wenigstens ihre grössere Dichtigkeit, während man bei
der veränderten Härte an eine andere molekulare Anordnung denken muss. Ob
aber eine solche durch blosses Hämmern bewirkt werden kann, ist mir nicht
bekannt.
***) G. Bousquet sprach sich darüber in seinem sehr interessanten Artikel:
"L'Art Japonais", Revue des Deux Mondes 1877. Tome XXI, pg. 323 folgender-
maassen aus: "On ne saurait s'imaginer daus quelles miserables echoppes et par
quels moyens primitifs ils obtiennent ces resultats."

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Hammer, Meissel und Grabstichel leicht bearbeiten lässt. Ihre Härte
gleicht derjenigen des Antimons und liegt in den meisten Fällen, wie
auch beim Messing, zwischen 3 und 3,5, so namentlich auch bei der
alten, kupferreichen Bronze Japans. Dieselbe ist demnach höher, als
bei den einzelnen Bestandteilen der Legierung, mit Einschluss des
Kupfers. Natürlich ändert sich mit der Zusammensetzung der Bronze
auch die Farbe, die Ductilität, das Gefüge und die Härte derselben.
Unter allen japanischen Bronzen (die alten kupferreichen nicht ausge-
nommen), welche ich auf letztere untersuchen konnte, fand ich keine,
welche die Härte des Flussspaths ganz erreicht hätte, während nach
E. Reyer *) die zink- und bleifreien Hartbronzen der alten Völker
zwischen 5 und 6 hart sein sollen. Es liegt ohne Zweifel die Ur-
sache der grösseren Dichtigkeit und Härte dieser alten Bronzestücke,
wie Aexte, Meissel, Pfeilspitzen, Schwerter und anderer Waffen darin,
dass sie mit dem Hammer bearbeitet wurden, da Gusswaaren von ana-
loger Zusammensetzung sie nie zeigen. **) Doch sind nicht Dichte,
Härte, Zähigkeit und andere innere Eigenschaften der japanischen
Bronze diejenigen, durch welche sie sich auszeichnet und die chinesi-
sche längst übertrifft, sondern vielmehr die Färbung und Verzierung
derselben. Die Farben gehen durch alle Abstufungen vom hellen Gelb
durch Braun und Grau zum angenehmsten und wirkungsvollsten matten
Schwarz und zeichnen sich durch grosse Beständigkeit aus, wie sie
nur möglich ist, wenn sie von einer natürlichen chemischen Reaction
herrühren, welche durch die Zusammensetzung bedingt ist, und nicht
von Anstrichen.

Den geringen Hülfsmitteln gegenüber, welche der Japaner auch
in seiner Bronze-Industrie zur Verfügung hat, mussten seine hervor-
ragenden Leistungen in der Patinierung nur umsomehr überraschen. ***)
Insbesondere zogen die mattschwarzen Bronzegegenstände, welche in
neuerer Zeit in immer grösserer Zahl nach Europa kamen, ihrer Neu-
heit und auffallenden Schönheit wegen die Aufmerksamkeit interessier-

*) E. Reyer: »Hartbronze der alten Völker«. Journal f. prakt. Chemie. Bd. 25.
1882. pg. 258.
**) Dies begründet wenigstens ihre grössere Dichtigkeit, während man bei
der veränderten Härte an eine andere molekulare Anordnung denken muss. Ob
aber eine solche durch blosses Hämmern bewirkt werden kann, ist mir nicht
bekannt.
***) G. Bousquet sprach sich darüber in seinem sehr interessanten Artikel:
»L’Art Japonais«, Revue des Deux Mondes 1877. Tome XXI, pg. 323 folgender-
maassen aus: »On ne saurait s’imaginer daus quelles misérables échoppes et par
quels moyens primitifs ils obtiennent ces resultats.«
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[526/0574] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. Hammer, Meissel und Grabstichel leicht bearbeiten lässt. Ihre Härte gleicht derjenigen des Antimons und liegt in den meisten Fällen, wie auch beim Messing, zwischen 3 und 3,5, so namentlich auch bei der alten, kupferreichen Bronze Japans. Dieselbe ist demnach höher, als bei den einzelnen Bestandteilen der Legierung, mit Einschluss des Kupfers. Natürlich ändert sich mit der Zusammensetzung der Bronze auch die Farbe, die Ductilität, das Gefüge und die Härte derselben. Unter allen japanischen Bronzen (die alten kupferreichen nicht ausge- nommen), welche ich auf letztere untersuchen konnte, fand ich keine, welche die Härte des Flussspaths ganz erreicht hätte, während nach E. Reyer *) die zink- und bleifreien Hartbronzen der alten Völker zwischen 5 und 6 hart sein sollen. Es liegt ohne Zweifel die Ur- sache der grösseren Dichtigkeit und Härte dieser alten Bronzestücke, wie Aexte, Meissel, Pfeilspitzen, Schwerter und anderer Waffen darin, dass sie mit dem Hammer bearbeitet wurden, da Gusswaaren von ana- loger Zusammensetzung sie nie zeigen. **) Doch sind nicht Dichte, Härte, Zähigkeit und andere innere Eigenschaften der japanischen Bronze diejenigen, durch welche sie sich auszeichnet und die chinesi- sche längst übertrifft, sondern vielmehr die Färbung und Verzierung derselben. Die Farben gehen durch alle Abstufungen vom hellen Gelb durch Braun und Grau zum angenehmsten und wirkungsvollsten matten Schwarz und zeichnen sich durch grosse Beständigkeit aus, wie sie nur möglich ist, wenn sie von einer natürlichen chemischen Reaction herrühren, welche durch die Zusammensetzung bedingt ist, und nicht von Anstrichen. Den geringen Hülfsmitteln gegenüber, welche der Japaner auch in seiner Bronze-Industrie zur Verfügung hat, mussten seine hervor- ragenden Leistungen in der Patinierung nur umsomehr überraschen. ***) Insbesondere zogen die mattschwarzen Bronzegegenstände, welche in neuerer Zeit in immer grösserer Zahl nach Europa kamen, ihrer Neu- heit und auffallenden Schönheit wegen die Aufmerksamkeit interessier- *) E. Reyer: »Hartbronze der alten Völker«. Journal f. prakt. Chemie. Bd. 25. 1882. pg. 258. **) Dies begründet wenigstens ihre grössere Dichtigkeit, während man bei der veränderten Härte an eine andere molekulare Anordnung denken muss. Ob aber eine solche durch blosses Hämmern bewirkt werden kann, ist mir nicht bekannt. ***) G. Bousquet sprach sich darüber in seinem sehr interessanten Artikel: »L’Art Japonais«, Revue des Deux Mondes 1877. Tome XXI, pg. 323 folgender- maassen aus: »On ne saurait s’imaginer daus quelles misérables échoppes et par quels moyens primitifs ils obtiennent ces resultats.«

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/574>, abgerufen am 22.11.2024.