Holzkohle, die zu nussgrossen Stücken zerkleinert ist, bis zum Rande des Kama gefüllt, und die Kohle alsdann angezündet.
Um den Luftzug zu verstärken, setzt man 2--3 Kama, die in der- selben Weise ausgefüllt sind, übereinander, so dass also eine Art Schornstein gebildet wird. Sind die Kohlen verglommen, so ersetzt man sie durch andere, und ist auch diese zweite Beschickung herunter- gebrannt, so wird der Tetsu-bin herausgenommen und umgekehrt (mit der Oeffnung nach unten) wieder in den Kama gesetzt, worauf er in dieser Stellung ebenfalls zweimal gebrannt wird. Im günstigsten Falle ist damit die Oberfläche genügend weich und zähe geworden, was mit einer Feile untersucht wird. Es kommt aber auch vor, dass zehn- maliges Glühen erforderlich ist. Nach dem Erkalten lassen sich dann die Verzierungen wie in Schmiedeeisen einschneiden, ohne Gefahr, dass dabei die Ränder ausbrechen oder der Stichel abprallt.
Bis vor etwa 15 Jahren kannte man derartige Tauschierung nur zur stellenweisen Verzierung gusseiserner Kessel. Da wandten sich in Kioto mehrere geschickte frühere Waffenschmiede, insbesondere Komai und Iyenori, der Sache zu und entwickelten seitdem diesen kunstgewerblichen Zweig in erstaunlicher Weise, indem sie grosse Vasen, Räuchergefässe, Teller, Schalen und andere Gegenstände aus Gusseisen in einer höchst überraschenden und bis dahin unbekannten Weise künstlerisch ausstatteten. Der Lichtdruck Tafel XVII. stellt eine tauschierte, gusseiserne Vase von Komai in Kioto dar.
Das erste Paar solcher Vasen, eine Arbeit, die damals in Tokio bei sachverständigen Japanern und Fremden grosses Aufsehen machte, erwarb ich im Sommer 1875 durch einen Zwischenhändler in Kioto. Es befindet sich im Königlichen Kunstgewerbemuseum zu Berlin. Ein zweites Paar mit gleicher Arbeit wurde mir später nachgesandt, von Dr. von Brüning in Frankfurt a/M. erworben und dem dortigen Kunst- gewerbemuseum geschenkt. Diese Vasen sind von den Urhebern als "Vereinte Arbeit von Komai Yoshitaka und Komai Yoshihiro, Bewohner von Kioto in der Provinz Yamashiro", bezeichnet. Sie gehören zu den schönsten Arbeiten in dieser Richtung, obgleich sie die ersten der ge- nannten Meister sind. Die vier Felder, auf jeder Vase zwei, stellen die Seidenzucht dar. Das vorstehende Bild zeigt die Beendigung der- selben. Ein Mädchen ist bei den Hürden beschäftigt, auf welchen die Raupen gross gezogen wurden, ein zweites sammelt die fertigen Co- cons, ein drittes bringt sie weg, ein viertes sitzt an der alten ein- fachen Vorrichtung, einem kleinen Ofen mit Kohlenfeuer, durch welches das Wasser in der darüber befindlichen Eisenpfanne erwärmt wird. Sie hat eine handvoll Cocons hineingeworfen und ist daran, die Seiden-
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Holzkohle, die zu nussgrossen Stücken zerkleinert ist, bis zum Rande des Kama gefüllt, und die Kohle alsdann angezündet.
Um den Luftzug zu verstärken, setzt man 2—3 Kama, die in der- selben Weise ausgefüllt sind, übereinander, so dass also eine Art Schornstein gebildet wird. Sind die Kohlen verglommen, so ersetzt man sie durch andere, und ist auch diese zweite Beschickung herunter- gebrannt, so wird der Tetsu-bin herausgenommen und umgekehrt (mit der Oeffnung nach unten) wieder in den Kama gesetzt, worauf er in dieser Stellung ebenfalls zweimal gebrannt wird. Im günstigsten Falle ist damit die Oberfläche genügend weich und zähe geworden, was mit einer Feile untersucht wird. Es kommt aber auch vor, dass zehn- maliges Glühen erforderlich ist. Nach dem Erkalten lassen sich dann die Verzierungen wie in Schmiedeeisen einschneiden, ohne Gefahr, dass dabei die Ränder ausbrechen oder der Stichel abprallt.
Bis vor etwa 15 Jahren kannte man derartige Tauschierung nur zur stellenweisen Verzierung gusseiserner Kessel. Da wandten sich in Kiôto mehrere geschickte frühere Waffenschmiede, insbesondere Komai und Iyenori, der Sache zu und entwickelten seitdem diesen kunstgewerblichen Zweig in erstaunlicher Weise, indem sie grosse Vasen, Räuchergefässe, Teller, Schalen und andere Gegenstände aus Gusseisen in einer höchst überraschenden und bis dahin unbekannten Weise künstlerisch ausstatteten. Der Lichtdruck Tafel XVII. stellt eine tauschierte, gusseiserne Vase von Komai in Kiôto dar.
Das erste Paar solcher Vasen, eine Arbeit, die damals in Tôkio bei sachverständigen Japanern und Fremden grosses Aufsehen machte, erwarb ich im Sommer 1875 durch einen Zwischenhändler in Kiôto. Es befindet sich im Königlichen Kunstgewerbemuseum zu Berlin. Ein zweites Paar mit gleicher Arbeit wurde mir später nachgesandt, von Dr. von Brüning in Frankfurt a/M. erworben und dem dortigen Kunst- gewerbemuseum geschenkt. Diese Vasen sind von den Urhebern als »Vereinte Arbeit von Komai Yoshitaka und Komai Yoshihiro, Bewohner von Kiôto in der Provinz Yamashiro«, bezeichnet. Sie gehören zu den schönsten Arbeiten in dieser Richtung, obgleich sie die ersten der ge- nannten Meister sind. Die vier Felder, auf jeder Vase zwei, stellen die Seidenzucht dar. Das vorstehende Bild zeigt die Beendigung der- selben. Ein Mädchen ist bei den Hürden beschäftigt, auf welchen die Raupen gross gezogen wurden, ein zweites sammelt die fertigen Co- cons, ein drittes bringt sie weg, ein viertes sitzt an der alten ein- fachen Vorrichtung, einem kleinen Ofen mit Kohlenfeuer, durch welches das Wasser in der darüber befindlichen Eisenpfanne erwärmt wird. Sie hat eine handvoll Cocons hineingeworfen und ist daran, die Seiden-
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Holzkohle, die zu nussgrossen Stücken zerkleinert ist, bis zum Rande
des Kama gefüllt, und die Kohle alsdann angezündet.
Um den Luftzug zu verstärken, setzt man 2—3 Kama, die in der-
selben Weise ausgefüllt sind, übereinander, so dass also eine Art
Schornstein gebildet wird. Sind die Kohlen verglommen, so ersetzt
man sie durch andere, und ist auch diese zweite Beschickung herunter-
gebrannt, so wird der Tetsu-bin herausgenommen und umgekehrt (mit
der Oeffnung nach unten) wieder in den Kama gesetzt, worauf er in
dieser Stellung ebenfalls zweimal gebrannt wird. Im günstigsten Falle
ist damit die Oberfläche genügend weich und zähe geworden, was mit
einer Feile untersucht wird. Es kommt aber auch vor, dass zehn-
maliges Glühen erforderlich ist. Nach dem Erkalten lassen sich dann
die Verzierungen wie in Schmiedeeisen einschneiden, ohne Gefahr,
dass dabei die Ränder ausbrechen oder der Stichel abprallt.
Bis vor etwa 15 Jahren kannte man derartige Tauschierung nur
zur stellenweisen Verzierung gusseiserner Kessel. Da wandten sich
in Kiôto mehrere geschickte frühere Waffenschmiede, insbesondere
Komai und Iyenori, der Sache zu und entwickelten seitdem diesen
kunstgewerblichen Zweig in erstaunlicher Weise, indem sie grosse
Vasen, Räuchergefässe, Teller, Schalen und andere Gegenstände aus
Gusseisen in einer höchst überraschenden und bis dahin unbekannten
Weise künstlerisch ausstatteten. Der Lichtdruck Tafel XVII. stellt
eine tauschierte, gusseiserne Vase von Komai in Kiôto dar.
Das erste Paar solcher Vasen, eine Arbeit, die damals in Tôkio
bei sachverständigen Japanern und Fremden grosses Aufsehen machte,
erwarb ich im Sommer 1875 durch einen Zwischenhändler in Kiôto.
Es befindet sich im Königlichen Kunstgewerbemuseum zu Berlin. Ein
zweites Paar mit gleicher Arbeit wurde mir später nachgesandt, von
Dr. von Brüning in Frankfurt a/M. erworben und dem dortigen Kunst-
gewerbemuseum geschenkt. Diese Vasen sind von den Urhebern als
»Vereinte Arbeit von Komai Yoshitaka und Komai Yoshihiro, Bewohner
von Kiôto in der Provinz Yamashiro«, bezeichnet. Sie gehören zu den
schönsten Arbeiten in dieser Richtung, obgleich sie die ersten der ge-
nannten Meister sind. Die vier Felder, auf jeder Vase zwei, stellen
die Seidenzucht dar. Das vorstehende Bild zeigt die Beendigung der-
selben. Ein Mädchen ist bei den Hürden beschäftigt, auf welchen die
Raupen gross gezogen wurden, ein zweites sammelt die fertigen Co-
cons, ein drittes bringt sie weg, ein viertes sitzt an der alten ein-
fachen Vorrichtung, einem kleinen Ofen mit Kohlenfeuer, durch welches
das Wasser in der darüber befindlichen Eisenpfanne erwärmt wird.
Sie hat eine handvoll Cocons hineingeworfen und ist daran, die Seiden-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/568>, abgerufen am 22.11.2024.
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