bank gewöhnlich an Gussbronze ausgeführt. In neuerer Zeit ist es mehr und mehr Sitte geworden, die Reliefverzierungen der Bronze nicht schon im Guss, sondern erst durch Skulptur (Horu) hervorzu- bringen. Der Gegenstand, z. B. eine Vase, wird glatt, aber sehr dick- wandig gegossen. Der Bronze-Bildschnitzer oder Hori-mono-shi zeichnet die Verzierungen, welche über den Grund hervortreten sollen, vor, und beseitigt zunächst durch Ausmeisseln und Abdrehen bis zur erwünschten Tiefe das überflüssige Metall rings um die Conturen. Hierauf wendet er sich den hervorragenden Theilen zu und bearbeitet sie ähnlich, wie der Bildhauer oder Holzschnitzer seinen rohen Block. Was er hierbei an Zeit verliert, spart er in der Vorbereitung und Ver- einfachung des Gusses.
Ciselieren, jap. Horu und Hori-age, nennt man das Nach- arbeiten der Reliefverzierungen durch Guss, Treiben oder Skulptur mit Meissel, Stichel und Feile. Durch Ciselierung werden Gussnähte und andere zufällige Unebenheiten beseitigt, Falten, Furchen und Winkel hervorgerufen oder besser hervorgehoben, und überhaupt die Unvoll- kommenheiten der ersten, gröberen Arbeit beseitigt.
Das Gravieren, Eingraben, Einschneiden (to incise), wird in Japan ebenfalls Horu, aber auch Kiri-tsuke genannt, und ist dem Ciselieren nahe verwandt. Es wird mit dem Messer (Ko-gatana) und Grabstichel (Tagane) ausgeführt und dient in der Regel zur Verzierung der ebenen Fläche, nicht der erhabenen Arbeit. Hori-mono heisst jede Art gravierter oder ciselierter Arbeit und Hori-mono-zaiku der damit verzierte Gegenstand.
Tauschierung, jap. Zogan (engl. damascening, franz. dama- squinure), nennt man die Einlage von Drähten und feinen Streifen des Goldes und Silbers in Gruben unedler Metalle. Man tauschiert nament- lich Eisen, Stahl, Bronze und Kupfer. Die vorgezeichneten Ornamente müssen zu dem Zweck mit dem Stichel eingraviert oder mit dem Meissel ausgerauht werden. Man gibt der Furche, welche man mit ersterem hervorruft, im Querschnitt Schwalbenschwanzform
[Abbildung]
oder macht sie "unterschnitten", indem man den Grabstichel beim Ein- schlagen mit dem Hammer erst senkrecht, dann geneigt hält, einmal nach rechts und einmal nach links. Hierbei werden die beiden äus- seren Ränder der nach innen sich erweiternden Furche wulstartig zurückgetrieben. Man feilt sie glatt ab, legt dann das zubereitete Stück Edelmetall (Draht oder Blech) auf die Furche und treibt es mit dem Hammer ein. Je nach der Art, in welcher dies geschieht, unter- scheiden die Japaner in ähnlicher Weise, wie bei der Goldlackarbeit:
a) Taka-zogan, d. h. erhabene Tauschierarbeit, bei der das
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
bank gewöhnlich an Gussbronze ausgeführt. In neuerer Zeit ist es mehr und mehr Sitte geworden, die Reliefverzierungen der Bronze nicht schon im Guss, sondern erst durch Skulptur (Horu) hervorzu- bringen. Der Gegenstand, z. B. eine Vase, wird glatt, aber sehr dick- wandig gegossen. Der Bronze-Bildschnitzer oder Hori-mono-shi zeichnet die Verzierungen, welche über den Grund hervortreten sollen, vor, und beseitigt zunächst durch Ausmeisseln und Abdrehen bis zur erwünschten Tiefe das überflüssige Metall rings um die Conturen. Hierauf wendet er sich den hervorragenden Theilen zu und bearbeitet sie ähnlich, wie der Bildhauer oder Holzschnitzer seinen rohen Block. Was er hierbei an Zeit verliert, spart er in der Vorbereitung und Ver- einfachung des Gusses.
Ciselieren, jap. Horu und Hori-age, nennt man das Nach- arbeiten der Reliefverzierungen durch Guss, Treiben oder Skulptur mit Meissel, Stichel und Feile. Durch Ciselierung werden Gussnähte und andere zufällige Unebenheiten beseitigt, Falten, Furchen und Winkel hervorgerufen oder besser hervorgehoben, und überhaupt die Unvoll- kommenheiten der ersten, gröberen Arbeit beseitigt.
Das Gravieren, Eingraben, Einschneiden (to incise), wird in Japan ebenfalls Horu, aber auch Kiri-tsuke genannt, und ist dem Ciselieren nahe verwandt. Es wird mit dem Messer (Ko-gatana) und Grabstichel (Tagane) ausgeführt und dient in der Regel zur Verzierung der ebenen Fläche, nicht der erhabenen Arbeit. Hori-mono heisst jede Art gravierter oder ciselierter Arbeit und Hori-mono-zaiku der damit verzierte Gegenstand.
Tauschierung, jap. Zogan (engl. damascening, franz. dama- squinure), nennt man die Einlage von Drähten und feinen Streifen des Goldes und Silbers in Gruben unedler Metalle. Man tauschiert nament- lich Eisen, Stahl, Bronze und Kupfer. Die vorgezeichneten Ornamente müssen zu dem Zweck mit dem Stichel eingraviert oder mit dem Meissel ausgerauht werden. Man gibt der Furche, welche man mit ersterem hervorruft, im Querschnitt Schwalbenschwanzform
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oder macht sie »unterschnitten«, indem man den Grabstichel beim Ein- schlagen mit dem Hammer erst senkrecht, dann geneigt hält, einmal nach rechts und einmal nach links. Hierbei werden die beiden äus- seren Ränder der nach innen sich erweiternden Furche wulstartig zurückgetrieben. Man feilt sie glatt ab, legt dann das zubereitete Stück Edelmetall (Draht oder Blech) auf die Furche und treibt es mit dem Hammer ein. Je nach der Art, in welcher dies geschieht, unter- scheiden die Japaner in ähnlicher Weise, wie bei der Goldlackarbeit:
a) Taka-zogan, d. h. erhabene Tauschierarbeit, bei der das
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
bank gewöhnlich an Gussbronze ausgeführt. In neuerer Zeit ist es
mehr und mehr Sitte geworden, die Reliefverzierungen der Bronze
nicht schon im Guss, sondern erst durch Skulptur (Horu) hervorzu-
bringen. Der Gegenstand, z. B. eine Vase, wird glatt, aber sehr dick-
wandig gegossen. Der Bronze-Bildschnitzer oder Hori-mono-shi
zeichnet die Verzierungen, welche über den Grund hervortreten sollen,
vor, und beseitigt zunächst durch Ausmeisseln und Abdrehen bis zur
erwünschten Tiefe das überflüssige Metall rings um die Conturen.
Hierauf wendet er sich den hervorragenden Theilen zu und bearbeitet
sie ähnlich, wie der Bildhauer oder Holzschnitzer seinen rohen Block.
Was er hierbei an Zeit verliert, spart er in der Vorbereitung und Ver-
einfachung des Gusses.
Ciselieren, jap. Horu und Hori-age, nennt man das Nach-
arbeiten der Reliefverzierungen durch Guss, Treiben oder Skulptur mit
Meissel, Stichel und Feile. Durch Ciselierung werden Gussnähte und
andere zufällige Unebenheiten beseitigt, Falten, Furchen und Winkel
hervorgerufen oder besser hervorgehoben, und überhaupt die Unvoll-
kommenheiten der ersten, gröberen Arbeit beseitigt.
Das Gravieren, Eingraben, Einschneiden (to incise), wird in
Japan ebenfalls Horu, aber auch Kiri-tsuke genannt, und ist dem
Ciselieren nahe verwandt. Es wird mit dem Messer (Ko-gatana) und
Grabstichel (Tagane) ausgeführt und dient in der Regel zur Verzierung
der ebenen Fläche, nicht der erhabenen Arbeit. Hori-mono heisst
jede Art gravierter oder ciselierter Arbeit und Hori-mono-zaiku der
damit verzierte Gegenstand.
Tauschierung, jap. Zogan (engl. damascening, franz. dama-
squinure), nennt man die Einlage von Drähten und feinen Streifen des
Goldes und Silbers in Gruben unedler Metalle. Man tauschiert nament-
lich Eisen, Stahl, Bronze und Kupfer. Die vorgezeichneten Ornamente
müssen zu dem Zweck mit dem Stichel eingraviert oder mit dem
Meissel ausgerauht werden. Man gibt der Furche, welche man mit
ersterem hervorruft, im Querschnitt Schwalbenschwanzform
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oder macht sie »unterschnitten«, indem man den Grabstichel beim Ein-
schlagen mit dem Hammer erst senkrecht, dann geneigt hält, einmal
nach rechts und einmal nach links. Hierbei werden die beiden äus-
seren Ränder der nach innen sich erweiternden Furche wulstartig
zurückgetrieben. Man feilt sie glatt ab, legt dann das zubereitete
Stück Edelmetall (Draht oder Blech) auf die Furche und treibt es mit
dem Hammer ein. Je nach der Art, in welcher dies geschieht, unter-
scheiden die Japaner in ähnlicher Weise, wie bei der Goldlackarbeit:
a) Taka-zogan, d. h. erhabene Tauschierarbeit, bei der das
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/558>, abgerufen am 23.11.2024.
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