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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
tung weicht jedoch von der des letzteren insofern wesentlich ab, als
dieses aus dem in Wasser geweichten und wieder in Masse (pate) ver-
wandelten Papier in Formen gepresst wird, während man beim Hari-
nuki ähnlich, wie bei der Anfertigung der Pappdeckel verfährt. Alle
Hari-nuki-Arbeiten bestehen demnach aus sogenannter gekautschter
Pappe
. Das Kautschen erfolgt über Holzformen. Man verwendet
dazu das leichte, beschriebene oder bedruckte Hon-gu, falls die Gegen-
stände nachher lackiert werden sollen, oder besseres, ungebrauchtes
Papier im andern Fall. Ueber die nasse Kata oder Form wird mit
Hülfe von Kleister aus Weizenstärke Bogen auf Bogen geklebt und
gestrichen, bis die nöthige Dicke erzielt ist. Darauf trocknet, be-
schneidet und lackiert man die Sachen.

Auf diese Weise stellt man hunderterlei kleine, leichte und dabei
doch dauerhafte Gegenstände her, die überaus gefällig sind. So er-
hält man nicht blos Puppenköpfe und andere Spielsachen, sondern
auch allerliebste Tellerchen und Schalen, Theedosen und Pfeifenfut-
terale, welche aussehen, als beständen sie aus lackiertem Blech oder
Holz. Dieselben genügen allen Ansprüchen auf Stärke und Dauer-
haftigkeit, überraschen dabei durch ihre Leichtigkeit und bescheidenen
Preise, so dass sie in dieser Beziehung den Gegenständen aus Papier
mache vergleichbar sind, während sie solche an Festigkeit und Ele-
ganz weit übertreffen.

Papier-Tapeten oder Kara-kami (d. h. chinesisches Papier)
werden ebenfalls in Japan verfertigt und benutzt, doch nicht in langen
Stücken, sondern nur in Bogengrösse, auch nicht in grossem Umfang.
Viele der bedruckten Muster stehen an Schönheit unsern feineren Ta-
peten nicht nach und übertreffen dieselben jedenfalls an Dauerhaftig-
keit. Wie schon der Name anzeigt, stammt auch dieser Industrie-
zweig aus China, dem Lande, in welchem man überhaupt Papier zuerst
in Tapeten umwandelte.

Darstellung des Chirimen-gami oder Krepp-Papiers.

Durch ein sehr einfaches mechanisches Verfahren wird in Japan
die glatte Oberfläche verschiedener Bastpapiere, sowie durch Farben-
druck dargestellter Bilderbogen geköpert, steifes Cartonpapier weich
und geschmeidig wie Putzleder gemacht und ihm dazu auch eine
ähnliche Elasticität verliehen, die uns namentlich bei gewissen Sorten
von Lederpapieren überrascht. Die Werkzeuge, deren man sich zur
Bereitung von Chirimen-gami bedient, sind der Momi-dai,*) eine
Art Hebelpresse, und die Katas oder Formen, nämlich grosse braune

*) Momu, reiben, weichmachen, dai, Tisch.

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
tung weicht jedoch von der des letzteren insofern wesentlich ab, als
dieses aus dem in Wasser geweichten und wieder in Masse (pâte) ver-
wandelten Papier in Formen gepresst wird, während man beim Hari-
nuki ähnlich, wie bei der Anfertigung der Pappdeckel verfährt. Alle
Hari-nuki-Arbeiten bestehen demnach aus sogenannter gekautschter
Pappe
. Das Kautschen erfolgt über Holzformen. Man verwendet
dazu das leichte, beschriebene oder bedruckte Hôn-gu, falls die Gegen-
stände nachher lackiert werden sollen, oder besseres, ungebrauchtes
Papier im andern Fall. Ueber die nasse Kata oder Form wird mit
Hülfe von Kleister aus Weizenstärke Bogen auf Bogen geklebt und
gestrichen, bis die nöthige Dicke erzielt ist. Darauf trocknet, be-
schneidet und lackiert man die Sachen.

Auf diese Weise stellt man hunderterlei kleine, leichte und dabei
doch dauerhafte Gegenstände her, die überaus gefällig sind. So er-
hält man nicht blos Puppenköpfe und andere Spielsachen, sondern
auch allerliebste Tellerchen und Schalen, Theedosen und Pfeifenfut-
terale, welche aussehen, als beständen sie aus lackiertem Blech oder
Holz. Dieselben genügen allen Ansprüchen auf Stärke und Dauer-
haftigkeit, überraschen dabei durch ihre Leichtigkeit und bescheidenen
Preise, so dass sie in dieser Beziehung den Gegenständen aus Papier
maché vergleichbar sind, während sie solche an Festigkeit und Ele-
ganz weit übertreffen.

Papier-Tapeten oder Kara-kami (d. h. chinesisches Papier)
werden ebenfalls in Japan verfertigt und benutzt, doch nicht in langen
Stücken, sondern nur in Bogengrösse, auch nicht in grossem Umfang.
Viele der bedruckten Muster stehen an Schönheit unsern feineren Ta-
peten nicht nach und übertreffen dieselben jedenfalls an Dauerhaftig-
keit. Wie schon der Name anzeigt, stammt auch dieser Industrie-
zweig aus China, dem Lande, in welchem man überhaupt Papier zuerst
in Tapeten umwandelte.

Darstellung des Chirimen-gami oder Krepp-Papiers.

Durch ein sehr einfaches mechanisches Verfahren wird in Japan
die glatte Oberfläche verschiedener Bastpapiere, sowie durch Farben-
druck dargestellter Bilderbogen geköpert, steifes Cartonpapier weich
und geschmeidig wie Putzleder gemacht und ihm dazu auch eine
ähnliche Elasticität verliehen, die uns namentlich bei gewissen Sorten
von Lederpapieren überrascht. Die Werkzeuge, deren man sich zur
Bereitung von Chirimen-gami bedient, sind der Momi-dai,*) eine
Art Hebelpresse, und die Katas oder Formen, nämlich grosse braune

*) Momu, reiben, weichmachen, dai, Tisch.
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[486/0528] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. tung weicht jedoch von der des letzteren insofern wesentlich ab, als dieses aus dem in Wasser geweichten und wieder in Masse (pâte) ver- wandelten Papier in Formen gepresst wird, während man beim Hari- nuki ähnlich, wie bei der Anfertigung der Pappdeckel verfährt. Alle Hari-nuki-Arbeiten bestehen demnach aus sogenannter gekautschter Pappe. Das Kautschen erfolgt über Holzformen. Man verwendet dazu das leichte, beschriebene oder bedruckte Hôn-gu, falls die Gegen- stände nachher lackiert werden sollen, oder besseres, ungebrauchtes Papier im andern Fall. Ueber die nasse Kata oder Form wird mit Hülfe von Kleister aus Weizenstärke Bogen auf Bogen geklebt und gestrichen, bis die nöthige Dicke erzielt ist. Darauf trocknet, be- schneidet und lackiert man die Sachen. Auf diese Weise stellt man hunderterlei kleine, leichte und dabei doch dauerhafte Gegenstände her, die überaus gefällig sind. So er- hält man nicht blos Puppenköpfe und andere Spielsachen, sondern auch allerliebste Tellerchen und Schalen, Theedosen und Pfeifenfut- terale, welche aussehen, als beständen sie aus lackiertem Blech oder Holz. Dieselben genügen allen Ansprüchen auf Stärke und Dauer- haftigkeit, überraschen dabei durch ihre Leichtigkeit und bescheidenen Preise, so dass sie in dieser Beziehung den Gegenständen aus Papier maché vergleichbar sind, während sie solche an Festigkeit und Ele- ganz weit übertreffen. Papier-Tapeten oder Kara-kami (d. h. chinesisches Papier) werden ebenfalls in Japan verfertigt und benutzt, doch nicht in langen Stücken, sondern nur in Bogengrösse, auch nicht in grossem Umfang. Viele der bedruckten Muster stehen an Schönheit unsern feineren Ta- peten nicht nach und übertreffen dieselben jedenfalls an Dauerhaftig- keit. Wie schon der Name anzeigt, stammt auch dieser Industrie- zweig aus China, dem Lande, in welchem man überhaupt Papier zuerst in Tapeten umwandelte. Darstellung des Chirimen-gami oder Krepp-Papiers. Durch ein sehr einfaches mechanisches Verfahren wird in Japan die glatte Oberfläche verschiedener Bastpapiere, sowie durch Farben- druck dargestellter Bilderbogen geköpert, steifes Cartonpapier weich und geschmeidig wie Putzleder gemacht und ihm dazu auch eine ähnliche Elasticität verliehen, die uns namentlich bei gewissen Sorten von Lederpapieren überrascht. Die Werkzeuge, deren man sich zur Bereitung von Chirimen-gami bedient, sind der Momi-dai, *) eine Art Hebelpresse, und die Katas oder Formen, nämlich grosse braune *) Momu, reiben, weichmachen, dai, Tisch.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/528>, abgerufen am 22.11.2024.