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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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5. Papierindustrie.
stärkefrei und dient, wie der Name sagt, vornehmlich zum Ueberziehen
der Gitter der Shoji oder Schiebethüren, also statt Fensterscheiben.

Usugo heisst ein dünnes Gampi-shi oder Gampi-Papier, welches
in grossen Bogen in den Handel kommt. Gleich dem kleineren Gampi-
Papier wird es aus Wickstroemia-Bast, ohne Nori dargestellt und
eignet sich vortrefflich zum Durchpausen, zum Beschreiben, Anfertigen
von Tabellen. Es wird viel als Copierpapier in den fremden Geschäf-
ten in Japan benutzt und findet seiner Geschmeidigkeit, Glätte, Stärke,
Feinheit und Leichtigkeit wegen wahrscheinlich auch in Europa noch
weitere Verwendung.

Die feineren, geschmeidigen Papiere Japans, wie Yoshino-gami,
Tengu-jo und Gampi, sowie das durch die Kreppvorrichtung dem
feinsten Putzleder gleich weich und zart gemachte Senka, eignen sich
vortrefflich zum Ersatz alter Leinwand und Charpie bei Verbänden.
In den Hospitälern von Hongkong und Shanghai werden minder feine
und weiche Bastpapiere Chinas schon lange zu solchen chirurgischen
Zwecken benutzt.

In neuerer Zeit hat man vielfach mit Erfolg versucht, die stärke-
ren, glatten Nori-Papiere, wie z. B. das Hosho, im Farben- und
im Landkartendruck zu verwerthen. Da sie die Farben ohne vorher-
gehendes Anfeuchten sofort aufnehmen, bleiben die in der Zeichnung
dargestellten Verhältnisse beim Druck vollständig gewahrt, während
durch das nöthige Anfeuchten beim Farbendruck auf unsere Papiere eine
ungleichmässige Ausdehnung oder ein Verziehen derselben unvermeid-
lich ist.

Pappendeckel oder Ita-me-gami, d. h. "Brettpapier" bereitet
der Japaner durch Aufeinanderkleben gewöhnlicher Papiere mittelst
Shofu-nori oder Weizenstärke-Kleister. Das Verfahren ist demnach
ähnlich dem bei Herstellung der sogenannten geleimten Pappe in
Europa. So erhält man sehr schönes, starkes Ita-me-gami, wenn man
10--20 Bogen Hosokawa, das ist ein Broussonetia-Bastpapier aus Iyo,
der Reihe nach aufeinander klebt. Viel Pappendeckel wird aus dem
besseren Suki-gae-shi oder Abfallpapier, ja selbst aus alten Rechnungen
und auf andere Weise schon benutztem Papier (Hon-gu) direkt durch
dasselbe Verfahren bereitet. Ein Ueberzug mit einem schöneren, noch
nicht gebrauchten Papier genügt, um dem so erzeugten Ita-me-gami
auch ein schönes Aussehen zu geben.

Hari-nuki heisst das japanische Papier mache.*) Seine Berei-

*) Das Wort kommt von Hari, -ru, ausstrecken, ausbreiten, und von Nuki,
-ku, ausziehen.

5. Papierindustrie.
stärkefrei und dient, wie der Name sagt, vornehmlich zum Ueberziehen
der Gitter der Shôji oder Schiebethüren, also statt Fensterscheiben.

Usugo heisst ein dünnes Gampi-shi oder Gampi-Papier, welches
in grossen Bogen in den Handel kommt. Gleich dem kleineren Gampi-
Papier wird es aus Wickstroemia-Bast, ohne Nori dargestellt und
eignet sich vortrefflich zum Durchpausen, zum Beschreiben, Anfertigen
von Tabellen. Es wird viel als Copierpapier in den fremden Geschäf-
ten in Japan benutzt und findet seiner Geschmeidigkeit, Glätte, Stärke,
Feinheit und Leichtigkeit wegen wahrscheinlich auch in Europa noch
weitere Verwendung.

Die feineren, geschmeidigen Papiere Japans, wie Yoshino-gami,
Tengu-jô und Gampi, sowie das durch die Kreppvorrichtung dem
feinsten Putzleder gleich weich und zart gemachte Senka, eignen sich
vortrefflich zum Ersatz alter Leinwand und Charpie bei Verbänden.
In den Hospitälern von Hongkong und Shanghai werden minder feine
und weiche Bastpapiere Chinas schon lange zu solchen chirurgischen
Zwecken benutzt.

In neuerer Zeit hat man vielfach mit Erfolg versucht, die stärke-
ren, glatten Nori-Papiere, wie z. B. das Hôshô, im Farben- und
im Landkartendruck zu verwerthen. Da sie die Farben ohne vorher-
gehendes Anfeuchten sofort aufnehmen, bleiben die in der Zeichnung
dargestellten Verhältnisse beim Druck vollständig gewahrt, während
durch das nöthige Anfeuchten beim Farbendruck auf unsere Papiere eine
ungleichmässige Ausdehnung oder ein Verziehen derselben unvermeid-
lich ist.

Pappendeckel oder Ita-me-gami, d. h. »Brettpapier« bereitet
der Japaner durch Aufeinanderkleben gewöhnlicher Papiere mittelst
Shôfu-nori oder Weizenstärke-Kleister. Das Verfahren ist demnach
ähnlich dem bei Herstellung der sogenannten geleimten Pappe in
Europa. So erhält man sehr schönes, starkes Ita-me-gami, wenn man
10—20 Bogen Hosokawa, das ist ein Broussonetia-Bastpapier aus Iyo,
der Reihe nach aufeinander klebt. Viel Pappendeckel wird aus dem
besseren Suki-gaë-shi oder Abfallpapier, ja selbst aus alten Rechnungen
und auf andere Weise schon benutztem Papier (Hôn-gu) direkt durch
dasselbe Verfahren bereitet. Ein Ueberzug mit einem schöneren, noch
nicht gebrauchten Papier genügt, um dem so erzeugten Ita-me-gami
auch ein schönes Aussehen zu geben.

Hari-nuki heisst das japanische Papier maché.*) Seine Berei-

*) Das Wort kommt von Hari, -ru, ausstrecken, ausbreiten, und von Nuki,
-ku, ausziehen.
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[485/0527] 5. Papierindustrie. stärkefrei und dient, wie der Name sagt, vornehmlich zum Ueberziehen der Gitter der Shôji oder Schiebethüren, also statt Fensterscheiben. Usugo heisst ein dünnes Gampi-shi oder Gampi-Papier, welches in grossen Bogen in den Handel kommt. Gleich dem kleineren Gampi- Papier wird es aus Wickstroemia-Bast, ohne Nori dargestellt und eignet sich vortrefflich zum Durchpausen, zum Beschreiben, Anfertigen von Tabellen. Es wird viel als Copierpapier in den fremden Geschäf- ten in Japan benutzt und findet seiner Geschmeidigkeit, Glätte, Stärke, Feinheit und Leichtigkeit wegen wahrscheinlich auch in Europa noch weitere Verwendung. Die feineren, geschmeidigen Papiere Japans, wie Yoshino-gami, Tengu-jô und Gampi, sowie das durch die Kreppvorrichtung dem feinsten Putzleder gleich weich und zart gemachte Senka, eignen sich vortrefflich zum Ersatz alter Leinwand und Charpie bei Verbänden. In den Hospitälern von Hongkong und Shanghai werden minder feine und weiche Bastpapiere Chinas schon lange zu solchen chirurgischen Zwecken benutzt. In neuerer Zeit hat man vielfach mit Erfolg versucht, die stärke- ren, glatten Nori-Papiere, wie z. B. das Hôshô, im Farben- und im Landkartendruck zu verwerthen. Da sie die Farben ohne vorher- gehendes Anfeuchten sofort aufnehmen, bleiben die in der Zeichnung dargestellten Verhältnisse beim Druck vollständig gewahrt, während durch das nöthige Anfeuchten beim Farbendruck auf unsere Papiere eine ungleichmässige Ausdehnung oder ein Verziehen derselben unvermeid- lich ist. Pappendeckel oder Ita-me-gami, d. h. »Brettpapier« bereitet der Japaner durch Aufeinanderkleben gewöhnlicher Papiere mittelst Shôfu-nori oder Weizenstärke-Kleister. Das Verfahren ist demnach ähnlich dem bei Herstellung der sogenannten geleimten Pappe in Europa. So erhält man sehr schönes, starkes Ita-me-gami, wenn man 10—20 Bogen Hosokawa, das ist ein Broussonetia-Bastpapier aus Iyo, der Reihe nach aufeinander klebt. Viel Pappendeckel wird aus dem besseren Suki-gaë-shi oder Abfallpapier, ja selbst aus alten Rechnungen und auf andere Weise schon benutztem Papier (Hôn-gu) direkt durch dasselbe Verfahren bereitet. Ein Ueberzug mit einem schöneren, noch nicht gebrauchten Papier genügt, um dem so erzeugten Ita-me-gami auch ein schönes Aussehen zu geben. Hari-nuki heisst das japanische Papier maché. *) Seine Berei- *) Das Wort kommt von Hari, -ru, ausstrecken, ausbreiten, und von Nuki, -ku, ausziehen.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/527>, abgerufen am 05.05.2024.