Die bemerkenswerthesten Sorten japanischer Bastpapiere finden sich in vorstehender Liste. Zur Erläuterung diene Folgendes:
1) Yoshino-gami, benannt nach dem Orte Yoshino in Yamato (siehe Bd. I. pg. 536), wird aber nicht hier verfertigt, sondern in dem 4 ri entfernten Niu. Es ist dies der Collectivname von 6 kleinen Dörfchen in einem Seitenthälchen des Yoshino-gawa. In Niu und Umgegend heisst die in ganz Japan bekannte, in der Lackindustrie so viel verwandte, feine Papiersorte Urushi-koshi, d. h. Lackfilter, Lackpresse. Die Broussonetia, deren Bast dazu aufs sorgfältigste ver- arbeitet wird, findet man in der Umgegend viel angepflanzt. Als Bindemittel dient der ausgepresste Bastschleim von Hydrangea pani- culata, hier Tororo (Bindemittel) und Nori-no-ki (Kleisterbaum) genannt, als Form ein Netz aus fein gearbeiteten Bambusstäbchen (den Gliedern zwischen zwei Knoten des Bambussrohrs entnommen), verbunden mit Seidenfäden. Grösse und Gewicht dieses Papiers er- geben sich aus der Liste. Es ist so fein, dass 50 Bogen (1 Jo) oder 6,12 #m nur 35 Gramm wiegen, dabei aber so fest, dass es in dop- pelter oder dreifacher Lage das Drehen um den eingeschlagenen dick- flüssigen Lack und Durchringen des letzteren nicht blos aushält, sondern nachher wieder ausgestreckt, getrocknet und zu gleichem Zweck noch mehrmals benutzt werden kann.
2) Mo-gami-Papier ist ähnlich, aber weniger fein. Man bereitet es zu Takamatsu in dem Kreise Mogami (Mogami-gori) der Provinz Uzen und benutzt es wie Yoshino-gami in den nördlichen Lackstädten.
3) Ten-gu-jo, ein Name,*) den man mit "preisgekrönte Ar- beit" übersetzen kann, bezeichnet eine Reihe Papiere, welche sich den beiden vorigen am meisten anschliessen. Sie übertreffen an Fein- heit und Geschmeidigkeit die dünnsten Seidenpapiere und sind dabei bei weitem stärker. Sie werden vornehmlich in Mino dargestellt, sind gelblich weiss, erhalten aber zuweilen auch einen Farbenzusatz. Noch häufiger bedruckt man sie mit Gofun oder Kreidepulver in verschie- denen Mustern. Diese sogenannten Mon-tengu-jo-Papiere eignen sich vortrefflich, um gewöhnliche Fensterscheiben zu bekleben und dadurch matt zu machen.
4) Mino-gami. Man versteht darunter reines Broussonetia- Papier, welches in der Provinz Mino dargestellt wird und sich durch seine grosse Festigkeit auszeichnet. Man benutzt es dieser Eigenschaft wegen mit Vorliebe zum Ueberziehen der Holzwaaren beim Lackieren (siehe Kami-kise pg. 424) und zu Bindfäden. Daneben ist es aber
*) Von Tengu, stolz, jo, erhaben, am besten.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Die bemerkenswerthesten Sorten japanischer Bastpapiere finden sich in vorstehender Liste. Zur Erläuterung diene Folgendes:
1) Yoshino-gami, benannt nach dem Orte Yoshino in Yamato (siehe Bd. I. pg. 536), wird aber nicht hier verfertigt, sondern in dem 4 ri entfernten Niu. Es ist dies der Collectivname von 6 kleinen Dörfchen in einem Seitenthälchen des Yoshino-gawa. In Niu und Umgegend heisst die in ganz Japan bekannte, in der Lackindustrie so viel verwandte, feine Papiersorte Urushi-koshi, d. h. Lackfilter, Lackpresse. Die Broussonetia, deren Bast dazu aufs sorgfältigste ver- arbeitet wird, findet man in der Umgegend viel angepflanzt. Als Bindemittel dient der ausgepresste Bastschleim von Hydrangea pani- culata, hier Tororo (Bindemittel) und Nori-no-ki (Kleisterbaum) genannt, als Form ein Netz aus fein gearbeiteten Bambusstäbchen (den Gliedern zwischen zwei Knoten des Bambussrohrs entnommen), verbunden mit Seidenfäden. Grösse und Gewicht dieses Papiers er- geben sich aus der Liste. Es ist so fein, dass 50 Bogen (1 Jô) oder 6,12 □m nur 35 Gramm wiegen, dabei aber so fest, dass es in dop- pelter oder dreifacher Lage das Drehen um den eingeschlagenen dick- flüssigen Lack und Durchringen des letzteren nicht blos aushält, sondern nachher wieder ausgestreckt, getrocknet und zu gleichem Zweck noch mehrmals benutzt werden kann.
2) Mo-gami-Papier ist ähnlich, aber weniger fein. Man bereitet es zu Takamatsu in dem Kreise Mogami (Mogami-gori) der Provinz Uzen und benutzt es wie Yoshino-gami in den nördlichen Lackstädten.
3) Ten-gu-jô, ein Name,*) den man mit »preisgekrönte Ar- beit« übersetzen kann, bezeichnet eine Reihe Papiere, welche sich den beiden vorigen am meisten anschliessen. Sie übertreffen an Fein- heit und Geschmeidigkeit die dünnsten Seidenpapiere und sind dabei bei weitem stärker. Sie werden vornehmlich in Mino dargestellt, sind gelblich weiss, erhalten aber zuweilen auch einen Farbenzusatz. Noch häufiger bedruckt man sie mit Gofun oder Kreidepulver in verschie- denen Mustern. Diese sogenannten Mon-tengu-jô-Papiere eignen sich vortrefflich, um gewöhnliche Fensterscheiben zu bekleben und dadurch matt zu machen.
4) Mino-gami. Man versteht darunter reines Broussonetia- Papier, welches in der Provinz Mino dargestellt wird und sich durch seine grosse Festigkeit auszeichnet. Man benutzt es dieser Eigenschaft wegen mit Vorliebe zum Ueberziehen der Holzwaaren beim Lackieren (siehe Kami-kise pg. 424) und zu Bindfäden. Daneben ist es aber
*) Von Tengu, stolz, jô, erhaben, am besten.
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Die bemerkenswerthesten Sorten japanischer Bastpapiere finden
sich in vorstehender Liste. Zur Erläuterung diene Folgendes:
1) Yoshino-gami, benannt nach dem Orte Yoshino in Yamato
(siehe Bd. I. pg. 536), wird aber nicht hier verfertigt, sondern in dem
4 ri entfernten Niu. Es ist dies der Collectivname von 6 kleinen
Dörfchen in einem Seitenthälchen des Yoshino-gawa. In Niu und
Umgegend heisst die in ganz Japan bekannte, in der Lackindustrie
so viel verwandte, feine Papiersorte Urushi-koshi, d. h. Lackfilter,
Lackpresse. Die Broussonetia, deren Bast dazu aufs sorgfältigste ver-
arbeitet wird, findet man in der Umgegend viel angepflanzt. Als
Bindemittel dient der ausgepresste Bastschleim von Hydrangea pani-
culata, hier Tororo (Bindemittel) und Nori-no-ki (Kleisterbaum)
genannt, als Form ein Netz aus fein gearbeiteten Bambusstäbchen
(den Gliedern zwischen zwei Knoten des Bambussrohrs entnommen),
verbunden mit Seidenfäden. Grösse und Gewicht dieses Papiers er-
geben sich aus der Liste. Es ist so fein, dass 50 Bogen (1 Jô) oder
6,12 □m nur 35 Gramm wiegen, dabei aber so fest, dass es in dop-
pelter oder dreifacher Lage das Drehen um den eingeschlagenen dick-
flüssigen Lack und Durchringen des letzteren nicht blos aushält, sondern
nachher wieder ausgestreckt, getrocknet und zu gleichem Zweck noch
mehrmals benutzt werden kann.
2) Mo-gami-Papier ist ähnlich, aber weniger fein. Man bereitet es
zu Takamatsu in dem Kreise Mogami (Mogami-gori) der Provinz
Uzen und benutzt es wie Yoshino-gami in den nördlichen Lackstädten.
3) Ten-gu-jô, ein Name, *) den man mit »preisgekrönte Ar-
beit« übersetzen kann, bezeichnet eine Reihe Papiere, welche sich
den beiden vorigen am meisten anschliessen. Sie übertreffen an Fein-
heit und Geschmeidigkeit die dünnsten Seidenpapiere und sind dabei
bei weitem stärker. Sie werden vornehmlich in Mino dargestellt, sind
gelblich weiss, erhalten aber zuweilen auch einen Farbenzusatz. Noch
häufiger bedruckt man sie mit Gofun oder Kreidepulver in verschie-
denen Mustern. Diese sogenannten Mon-tengu-jô-Papiere eignen
sich vortrefflich, um gewöhnliche Fensterscheiben zu bekleben und
dadurch matt zu machen.
4) Mino-gami. Man versteht darunter reines Broussonetia-
Papier, welches in der Provinz Mino dargestellt wird und sich durch
seine grosse Festigkeit auszeichnet. Man benutzt es dieser Eigenschaft
wegen mit Vorliebe zum Ueberziehen der Holzwaaren beim Lackieren
(siehe Kami-kise pg. 424) und zu Bindfäden. Daneben ist es aber
*) Von Tengu, stolz, jô, erhaben, am besten.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/524>, abgerufen am 23.11.2024.
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