Zusatz, gekocht. Es scheint sich dies danach zu richten, ob die Zer- teilung der Faser eine weitere Erweichung bedarf oder nicht.
Ist der Ganzstoff fertig, so wird er dem Papiermacher übergeben, dessen Arbeiten von denen der Anfertiger unserer Handpapiere wenig abweichen. In seiner Bütte, einem flachen, viereckigen Kasten, Fune oder O-haku genannt, mischt er die nassen, frischen Ballen der Papier- masse mit dem nöthigen Quantum Wasser, darauf auch mit dem Schleim von Hibiscus Manihot. Die Wurzeln dieser Pflanze werden zu dem Zweck zerklopft, kommen dann in einen Beutel, welcher ent- weder in die Bütte selbst eintaucht oder in einen danebenstehenden Kübel mit Wasser gehängt und von Zeit zu Zeit, je nach Bedarf, über dem Inhalt der Schöpfbütte ausgedrückt wird. Rinden, welche als Ersatz dieses Tororo dienen, wie z. B. von Shiro-utsugi, müssen vorher gekocht werden. Stärke, Farben und mineralische Zusätze, wie Thon und Kreide, wenn solche angewandt werden, kommen mit dem Ganzstoff in die Bütte. Die Grösse der Bütten entspricht der früher in unsern Papiermühlen allgemein gebrauchten, ändert sich aber etwas mit der Grösse des Formats der Bogen. Diese wird durch das Schöpf- netz oder die Form, jap. Suno-ko, bestimmt. Es ist dies ein mit vier Holzleisten eingerahmtes Haar-, Faden- oder Bambusrohrsieb von der Gestalt eines Rechtecks. In der Regel besteht das Schöpfnetz aus feinen, parallel laufenden Bambusstäbchen, welche durch Hanfzwirn mit einander verbunden sind, oder aus siebartigem Seidengeflecht, das mit Shibu (pg. 213) mehrmals überstrichen wurde. Feinmaschige, messingene Drahtgitter kommen nicht in Anwendung, eiserne sind der Rostflecken wegen unzulässig. Wasserzeichen werden bei japanischem Papier nirgends angebracht. Dagegen gebraucht man hin und wieder Bambusrohrformen, welche der ganzen Länge und Breite nach mit Hanfgarn oder Seide derartig netzförmig überflochten sind, dass da- durch gewisse Figuren im Papier erzeugt werden. Solche Papiere heissen Mon-shi, nach mon, Bild, Zeichnung, und shi, Papier.
Das Schöpfen der mit Wasser fein zertheilten Papiermasse erfolgt auf die bekannte Weise. Die Bewegung der Form und das Abfliessen- lassen nach der dem Blick des Papiermachers zugekehrten Seite be- wirkt die parallele Lagerung der Faser, von der oben bereits die Rede war. Wird ein zweites Mal geschöpft, diesmal das Netz jedoch von links nach rechts gehoben und gesenkt, so entsteht ein dickeres und viel stärkeres Papier, indem nun die sich neu ablagernden Fasern die erste Schicht rechtwinkelig kreuzen. Ist der Schöpfrahmen in seinen vier Ecken beweglich, so dass man z. B. aus seiner quadra- tischen Gestalt durch geeigneten Druck an zwei gegenüber stehenden
5. Papierindustrie.
Zusatz, gekocht. Es scheint sich dies danach zu richten, ob die Zer- teilung der Faser eine weitere Erweichung bedarf oder nicht.
Ist der Ganzstoff fertig, so wird er dem Papiermacher übergeben, dessen Arbeiten von denen der Anfertiger unserer Handpapiere wenig abweichen. In seiner Bütte, einem flachen, viereckigen Kasten, Fune oder Ô-haku genannt, mischt er die nassen, frischen Ballen der Papier- masse mit dem nöthigen Quantum Wasser, darauf auch mit dem Schleim von Hibiscus Manihot. Die Wurzeln dieser Pflanze werden zu dem Zweck zerklopft, kommen dann in einen Beutel, welcher ent- weder in die Bütte selbst eintaucht oder in einen danebenstehenden Kübel mit Wasser gehängt und von Zeit zu Zeit, je nach Bedarf, über dem Inhalt der Schöpfbütte ausgedrückt wird. Rinden, welche als Ersatz dieses Tororo dienen, wie z. B. von Shiro-utsugi, müssen vorher gekocht werden. Stärke, Farben und mineralische Zusätze, wie Thon und Kreide, wenn solche angewandt werden, kommen mit dem Ganzstoff in die Bütte. Die Grösse der Bütten entspricht der früher in unsern Papiermühlen allgemein gebrauchten, ändert sich aber etwas mit der Grösse des Formats der Bogen. Diese wird durch das Schöpf- netz oder die Form, jap. Suno-ko, bestimmt. Es ist dies ein mit vier Holzleisten eingerahmtes Haar-, Faden- oder Bambusrohrsieb von der Gestalt eines Rechtecks. In der Regel besteht das Schöpfnetz aus feinen, parallel laufenden Bambusstäbchen, welche durch Hanfzwirn mit einander verbunden sind, oder aus siebartigem Seidengeflecht, das mit Shibu (pg. 213) mehrmals überstrichen wurde. Feinmaschige, messingene Drahtgitter kommen nicht in Anwendung, eiserne sind der Rostflecken wegen unzulässig. Wasserzeichen werden bei japanischem Papier nirgends angebracht. Dagegen gebraucht man hin und wieder Bambusrohrformen, welche der ganzen Länge und Breite nach mit Hanfgarn oder Seide derartig netzförmig überflochten sind, dass da- durch gewisse Figuren im Papier erzeugt werden. Solche Papiere heissen Mon-shi, nach mon, Bild, Zeichnung, und shi, Papier.
Das Schöpfen der mit Wasser fein zertheilten Papiermasse erfolgt auf die bekannte Weise. Die Bewegung der Form und das Abfliessen- lassen nach der dem Blick des Papiermachers zugekehrten Seite be- wirkt die parallele Lagerung der Faser, von der oben bereits die Rede war. Wird ein zweites Mal geschöpft, diesmal das Netz jedoch von links nach rechts gehoben und gesenkt, so entsteht ein dickeres und viel stärkeres Papier, indem nun die sich neu ablagernden Fasern die erste Schicht rechtwinkelig kreuzen. Ist der Schöpfrahmen in seinen vier Ecken beweglich, so dass man z. B. aus seiner quadra- tischen Gestalt durch geeigneten Druck an zwei gegenüber stehenden
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5. Papierindustrie.
Zusatz, gekocht. Es scheint sich dies danach zu richten, ob die Zer-
teilung der Faser eine weitere Erweichung bedarf oder nicht.
Ist der Ganzstoff fertig, so wird er dem Papiermacher übergeben,
dessen Arbeiten von denen der Anfertiger unserer Handpapiere wenig
abweichen. In seiner Bütte, einem flachen, viereckigen Kasten, Fune
oder Ô-haku genannt, mischt er die nassen, frischen Ballen der Papier-
masse mit dem nöthigen Quantum Wasser, darauf auch mit dem
Schleim von Hibiscus Manihot. Die Wurzeln dieser Pflanze werden
zu dem Zweck zerklopft, kommen dann in einen Beutel, welcher ent-
weder in die Bütte selbst eintaucht oder in einen danebenstehenden
Kübel mit Wasser gehängt und von Zeit zu Zeit, je nach Bedarf, über
dem Inhalt der Schöpfbütte ausgedrückt wird. Rinden, welche als
Ersatz dieses Tororo dienen, wie z. B. von Shiro-utsugi, müssen vorher
gekocht werden. Stärke, Farben und mineralische Zusätze, wie
Thon und Kreide, wenn solche angewandt werden, kommen mit dem
Ganzstoff in die Bütte. Die Grösse der Bütten entspricht der früher
in unsern Papiermühlen allgemein gebrauchten, ändert sich aber etwas
mit der Grösse des Formats der Bogen. Diese wird durch das Schöpf-
netz oder die Form, jap. Suno-ko, bestimmt. Es ist dies ein mit vier
Holzleisten eingerahmtes Haar-, Faden- oder Bambusrohrsieb von der
Gestalt eines Rechtecks. In der Regel besteht das Schöpfnetz aus
feinen, parallel laufenden Bambusstäbchen, welche durch Hanfzwirn
mit einander verbunden sind, oder aus siebartigem Seidengeflecht, das
mit Shibu (pg. 213) mehrmals überstrichen wurde. Feinmaschige,
messingene Drahtgitter kommen nicht in Anwendung, eiserne sind der
Rostflecken wegen unzulässig. Wasserzeichen werden bei japanischem
Papier nirgends angebracht. Dagegen gebraucht man hin und wieder
Bambusrohrformen, welche der ganzen Länge und Breite nach mit
Hanfgarn oder Seide derartig netzförmig überflochten sind, dass da-
durch gewisse Figuren im Papier erzeugt werden. Solche Papiere
heissen Mon-shi, nach mon, Bild, Zeichnung, und shi, Papier.
Das Schöpfen der mit Wasser fein zertheilten Papiermasse erfolgt
auf die bekannte Weise. Die Bewegung der Form und das Abfliessen-
lassen nach der dem Blick des Papiermachers zugekehrten Seite be-
wirkt die parallele Lagerung der Faser, von der oben bereits die Rede
war. Wird ein zweites Mal geschöpft, diesmal das Netz jedoch von
links nach rechts gehoben und gesenkt, so entsteht ein dickeres und
viel stärkeres Papier, indem nun die sich neu ablagernden Fasern
die erste Schicht rechtwinkelig kreuzen. Ist der Schöpfrahmen in
seinen vier Ecken beweglich, so dass man z. B. aus seiner quadra-
tischen Gestalt durch geeigneten Druck an zwei gegenüber stehenden
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/519>, abgerufen am 22.11.2024.
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