aber in den Rücken, die rauhe Seite der beiden Bogenhälften nach innen, die bedruckte glatte Seite nach aussen kommt. Glatt wird aber die eine Seite im Vergleich zur andern durch das Trockenverfahren. Nachdem nämlich der geschöpfte und geformte Bogen genügend fest ist, wird er mit Hülfe einer grossen Bürste wider ein glatt gehobeltes Brett gestrichen und so lange mit diesem an die Luft gestellt, bis er trocken ist. Die Seite, womit der Bogen am glatten Brett hing, wird natürlich glätter als die andere nach aussen gekehrte, so dass mit Be- zug hierauf die Benennungen Omote und Ura verwechselt werden müssten, um ihren Sinn mit der Thatsache in Einklang zu bringen.
Die Porosität des japanischen Papiers macht es mit wenigen Aus- nahmen zum Beschreiben mit Feder und Tinte ungeeignet, ist aber für die japanische Schreibweise mit Pinsel und Tusch, von oben nach unten und in Reihen fortschreitend von rechts nach links, sehr werth- voll. Durch starken Druck geglättete und gedichtete Papiere, wie sie durch unsere Glättmaschinen erzeugt werden und für unsere Schreib- weise so vorteilhaft sind, würden die rasche Absorption des Tusches ver- hindern und weniger den Zwecken entsprechen. In Folge dieser grösse- ren Porosität des reinen Bastpapieres zieht es die Feuchtigkeit mehr an, nimmt auch leichter Staub auf, als unser geleimtes, mit minerali- schen Zusätzen versehenes und geglättetes Maschinenpapier; auch unterliegt es mehr dem Insektenfrass. Die hygroskopische Wasser- aufnahme ist bei sonst trockner Aufbewahrung jedoch nie so gross, um die Festigkeit irgendwie wahrnehmbar zu beeinträchtigen.
Ein besonderes Bleichverfahren wird weder in Japan, noch ir- gendwo sonst in Ostasien, oder im Himalaya, wo Bastpapiere bereitet werden, angewandt. Diese Papiere haben desshalb alle einen gelb- lichen Ton, der jedoch sehr variiert, je nachdem bei der Dar- stellung das Rohmaterial unter der Einwirkung von Wasser und andern Ingredienzen zum Zweck der Erweichung zugleich gebleicht wird oder nicht.
Nach Grosier*) berichten chinesische Geschichtsschreiber, dass die Darstellung des Papiers in China um's Jahr 105 unserer Zeitrech- nung von Tsai-lun erfunden wurde; vorher schrieb man auf Zeuge aus Hanf und Seide, auf Bambusrohrtäfelchen und Palmblätter, wie solches in Hinterindien theilweise noch geschehen soll. Insbesondere dienten hier die Blätter der Palmyrapalme (Borassus flabelliformis), ebenso im malayischen Archipel, dem gleich den Südsee-Inseln die
*) Grosier: La Chine. Vol. VII. pg. 120.
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
aber in den Rücken, die rauhe Seite der beiden Bogenhälften nach innen, die bedruckte glatte Seite nach aussen kommt. Glatt wird aber die eine Seite im Vergleich zur andern durch das Trockenverfahren. Nachdem nämlich der geschöpfte und geformte Bogen genügend fest ist, wird er mit Hülfe einer grossen Bürste wider ein glatt gehobeltes Brett gestrichen und so lange mit diesem an die Luft gestellt, bis er trocken ist. Die Seite, womit der Bogen am glatten Brett hing, wird natürlich glätter als die andere nach aussen gekehrte, so dass mit Be- zug hierauf die Benennungen Omote und Ura verwechselt werden müssten, um ihren Sinn mit der Thatsache in Einklang zu bringen.
Die Porosität des japanischen Papiers macht es mit wenigen Aus- nahmen zum Beschreiben mit Feder und Tinte ungeeignet, ist aber für die japanische Schreibweise mit Pinsel und Tusch, von oben nach unten und in Reihen fortschreitend von rechts nach links, sehr werth- voll. Durch starken Druck geglättete und gedichtete Papiere, wie sie durch unsere Glättmaschinen erzeugt werden und für unsere Schreib- weise so vorteilhaft sind, würden die rasche Absorption des Tusches ver- hindern und weniger den Zwecken entsprechen. In Folge dieser grösse- ren Porosität des reinen Bastpapieres zieht es die Feuchtigkeit mehr an, nimmt auch leichter Staub auf, als unser geleimtes, mit minerali- schen Zusätzen versehenes und geglättetes Maschinenpapier; auch unterliegt es mehr dem Insektenfrass. Die hygroskopische Wasser- aufnahme ist bei sonst trockner Aufbewahrung jedoch nie so gross, um die Festigkeit irgendwie wahrnehmbar zu beeinträchtigen.
Ein besonderes Bleichverfahren wird weder in Japan, noch ir- gendwo sonst in Ostasien, oder im Himalaya, wo Bastpapiere bereitet werden, angewandt. Diese Papiere haben desshalb alle einen gelb- lichen Ton, der jedoch sehr variiert, je nachdem bei der Dar- stellung das Rohmaterial unter der Einwirkung von Wasser und andern Ingredienzen zum Zweck der Erweichung zugleich gebleicht wird oder nicht.
Nach Grosier*) berichten chinesische Geschichtsschreiber, dass die Darstellung des Papiers in China um’s Jahr 105 unserer Zeitrech- nung von Tsai-lun erfunden wurde; vorher schrieb man auf Zeuge aus Hanf und Seide, auf Bambusrohrtäfelchen und Palmblätter, wie solches in Hinterindien theilweise noch geschehen soll. Insbesondere dienten hier die Blätter der Palmyrapalme (Borassus flabelliformis), ebenso im malayischen Archipel, dem gleich den Südsee-Inseln die
*) Grosier: La Chine. Vol. VII. pg. 120.
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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
aber in den Rücken, die rauhe Seite der beiden Bogenhälften nach
innen, die bedruckte glatte Seite nach aussen kommt. Glatt wird aber
die eine Seite im Vergleich zur andern durch das Trockenverfahren.
Nachdem nämlich der geschöpfte und geformte Bogen genügend fest
ist, wird er mit Hülfe einer grossen Bürste wider ein glatt gehobeltes
Brett gestrichen und so lange mit diesem an die Luft gestellt, bis er
trocken ist. Die Seite, womit der Bogen am glatten Brett hing, wird
natürlich glätter als die andere nach aussen gekehrte, so dass mit Be-
zug hierauf die Benennungen Omote und Ura verwechselt werden
müssten, um ihren Sinn mit der Thatsache in Einklang zu bringen.
Die Porosität des japanischen Papiers macht es mit wenigen Aus-
nahmen zum Beschreiben mit Feder und Tinte ungeeignet, ist aber
für die japanische Schreibweise mit Pinsel und Tusch, von oben nach
unten und in Reihen fortschreitend von rechts nach links, sehr werth-
voll. Durch starken Druck geglättete und gedichtete Papiere, wie sie
durch unsere Glättmaschinen erzeugt werden und für unsere Schreib-
weise so vorteilhaft sind, würden die rasche Absorption des Tusches ver-
hindern und weniger den Zwecken entsprechen. In Folge dieser grösse-
ren Porosität des reinen Bastpapieres zieht es die Feuchtigkeit mehr an,
nimmt auch leichter Staub auf, als unser geleimtes, mit minerali-
schen Zusätzen versehenes und geglättetes Maschinenpapier; auch
unterliegt es mehr dem Insektenfrass. Die hygroskopische Wasser-
aufnahme ist bei sonst trockner Aufbewahrung jedoch nie so gross,
um die Festigkeit irgendwie wahrnehmbar zu beeinträchtigen.
Ein besonderes Bleichverfahren wird weder in Japan, noch ir-
gendwo sonst in Ostasien, oder im Himalaya, wo Bastpapiere bereitet
werden, angewandt. Diese Papiere haben desshalb alle einen gelb-
lichen Ton, der jedoch sehr variiert, je nachdem bei der Dar-
stellung das Rohmaterial unter der Einwirkung von Wasser und
andern Ingredienzen zum Zweck der Erweichung zugleich gebleicht
wird oder nicht.
Nach Grosier *) berichten chinesische Geschichtsschreiber, dass
die Darstellung des Papiers in China um’s Jahr 105 unserer Zeitrech-
nung von Tsai-lun erfunden wurde; vorher schrieb man auf Zeuge
aus Hanf und Seide, auf Bambusrohrtäfelchen und Palmblätter, wie
solches in Hinterindien theilweise noch geschehen soll. Insbesondere
dienten hier die Blätter der Palmyrapalme (Borassus flabelliformis),
ebenso im malayischen Archipel, dem gleich den Südsee-Inseln die
*) Grosier: La Chine. Vol. VII. pg. 120.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/500>, abgerufen am 22.11.2024.
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