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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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Salz.
ebenen ihren Salzgarten vollständig und bedecken ihn mit einer gleich-
mässigen Schicht eingestampften Thones, über welchem sie dann eine
dicke Lage groben Sandes ausbreiten, den sie mit einem Rechen auf-
lockern. Man besprengt ihn hierauf mit Meerwasser, welches man in
schmalen Gräben herbeileitet, die die Salzgärten durchziehen, und
wiederholt dies je nach dem Maass der Verdunstung, bis eine beträcht-
liche Menge Salz im Sande zurückgeblieben ist. Derselbe wird hier-
auf zum Auslaugen zusammengekratzt und dieses auf einer Art Filter
bewirkt, durch Zuguss von Seewasser, dessen Salzgehalt dadurch ansehn-
lich steigt. Der Sand wird dann zum Trocknen ausgebreitet, darauf mit
neuem Salzwasser besprengt etc., wie das erste Mal. Man sammelt
die Soole in Gruben oder Bütten und führt sie über in die Siedepfan-
nen, deren Construction an die Vorrichtungen erinnert, welche man
zum Dörren des Thees verwendet (S. 138. b.). Diese Siedepfannen
sind in der Regel 2--21/2 m lang, 11/2 m breit und etwa 1/2 m tief und
bestehen aus einem Rahmen aus Bambusrohrgeflecht, welcher mit Ce-
mentthon ausgefüllt und beiderseits überdeckt ist und von zwei Balken
mit Querhölzern getragen wird. Als Brennmaterial beim Eindampfen
verwendet man Holz, insbesondere die Aeste (aber auch Nadeln) von
Coniferen, sowie Steinkohlen. Es gibt übrigens auch grosse eiserne
Abdampfpfannen, sogenannte Shio-gama, doch scheinen sie der er-
wähnten Vorrichtung gegenüber wenig in Gebrauch zu sein.

Japanisches Seesalz steht an Reinheit weit hinter dem an den
Gestaden des Mittelmeers gewonnenen zurück, hat eine grauweisse
Farbe und enthält auf 8--12 % Wasser in der Regel nur 80--90 %
Chlornatrium. Seine Bereitung ist nicht, wie in China, Monopol der
Regierung und wird desshalb an sehr vielen Flachküsten, vornehmlich
den südlichen, betrieben, und zwar am meisten rings um das japani-
sche Seto-uchi (Binnenmeer), namentlich an der Küste von Iyo, Sanuki
Awa, sowie den Provinzen des Sanyodo. Auch die Küste von Satsuma
hat die erwähnten Salzanlagen, z. B. bei Akune. In der Nähe von
Yokohama wird ziemlich viel Seesalz bei Kanazawa bereitet.

Nach Geerts*) schätzt man die an Japans Gestaden gewonnene
Menge Seesalz auf jährlich 5700000 Hektoliter, welche sich nach
obiger Angabe auf 6364 Hektar Salzgärten vertheilen, so dass hier-
nach im Durchschnitt 895 Hektoliter während der 70--80 regenfreien
Sommertage auf ein Hektar geerntet werden. Diese Menge hält

*) Les Produits de la Nature japonaise et chinoise. Yokohama 1883, pg. 308.
Dieses Buch enthält viele werthvolle Angaben, welche leider durch die Kritik-
losigkeit, mit der andere damit vermischt sind, nur mit Vorsicht gebraucht wer-
den können.
Rein, Japan. II. 24

Salz.
ebenen ihren Salzgarten vollständig und bedecken ihn mit einer gleich-
mässigen Schicht eingestampften Thones, über welchem sie dann eine
dicke Lage groben Sandes ausbreiten, den sie mit einem Rechen auf-
lockern. Man besprengt ihn hierauf mit Meerwasser, welches man in
schmalen Gräben herbeileitet, die die Salzgärten durchziehen, und
wiederholt dies je nach dem Maass der Verdunstung, bis eine beträcht-
liche Menge Salz im Sande zurückgeblieben ist. Derselbe wird hier-
auf zum Auslaugen zusammengekratzt und dieses auf einer Art Filter
bewirkt, durch Zuguss von Seewasser, dessen Salzgehalt dadurch ansehn-
lich steigt. Der Sand wird dann zum Trocknen ausgebreitet, darauf mit
neuem Salzwasser besprengt etc., wie das erste Mal. Man sammelt
die Soole in Gruben oder Bütten und führt sie über in die Siedepfan-
nen, deren Construction an die Vorrichtungen erinnert, welche man
zum Dörren des Thees verwendet (S. 138. b.). Diese Siedepfannen
sind in der Regel 2—2½ m lang, 1½ m breit und etwa ½ m tief und
bestehen aus einem Rahmen aus Bambusrohrgeflecht, welcher mit Ce-
mentthon ausgefüllt und beiderseits überdeckt ist und von zwei Balken
mit Querhölzern getragen wird. Als Brennmaterial beim Eindampfen
verwendet man Holz, insbesondere die Aeste (aber auch Nadeln) von
Coniferen, sowie Steinkohlen. Es gibt übrigens auch grosse eiserne
Abdampfpfannen, sogenannte Shio-gama, doch scheinen sie der er-
wähnten Vorrichtung gegenüber wenig in Gebrauch zu sein.

Japanisches Seesalz steht an Reinheit weit hinter dem an den
Gestaden des Mittelmeers gewonnenen zurück, hat eine grauweisse
Farbe und enthält auf 8—12 % Wasser in der Regel nur 80—90 %
Chlornatrium. Seine Bereitung ist nicht, wie in China, Monopol der
Regierung und wird desshalb an sehr vielen Flachküsten, vornehmlich
den südlichen, betrieben, und zwar am meisten rings um das japani-
sche Seto-uchi (Binnenmeer), namentlich an der Küste von Iyo, Sanuki
Awa, sowie den Provinzen des Sanyôdô. Auch die Küste von Satsuma
hat die erwähnten Salzanlagen, z. B. bei Akune. In der Nähe von
Yokohama wird ziemlich viel Seesalz bei Kanazawa bereitet.

Nach Geerts*) schätzt man die an Japans Gestaden gewonnene
Menge Seesalz auf jährlich 5700000 Hektoliter, welche sich nach
obiger Angabe auf 6364 Hektar Salzgärten vertheilen, so dass hier-
nach im Durchschnitt 895 Hektoliter während der 70—80 regenfreien
Sommertage auf ein Hektar geerntet werden. Diese Menge hält

*) Les Produits de la Nature japonaise et chinoise. Yokohama 1883, pg. 308.
Dieses Buch enthält viele werthvolle Angaben, welche leider durch die Kritik-
losigkeit, mit der andere damit vermischt sind, nur mit Vorsicht gebraucht wer-
den können.
Rein, Japan. II. 24
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[369/0393] Salz. ebenen ihren Salzgarten vollständig und bedecken ihn mit einer gleich- mässigen Schicht eingestampften Thones, über welchem sie dann eine dicke Lage groben Sandes ausbreiten, den sie mit einem Rechen auf- lockern. Man besprengt ihn hierauf mit Meerwasser, welches man in schmalen Gräben herbeileitet, die die Salzgärten durchziehen, und wiederholt dies je nach dem Maass der Verdunstung, bis eine beträcht- liche Menge Salz im Sande zurückgeblieben ist. Derselbe wird hier- auf zum Auslaugen zusammengekratzt und dieses auf einer Art Filter bewirkt, durch Zuguss von Seewasser, dessen Salzgehalt dadurch ansehn- lich steigt. Der Sand wird dann zum Trocknen ausgebreitet, darauf mit neuem Salzwasser besprengt etc., wie das erste Mal. Man sammelt die Soole in Gruben oder Bütten und führt sie über in die Siedepfan- nen, deren Construction an die Vorrichtungen erinnert, welche man zum Dörren des Thees verwendet (S. 138. b.). Diese Siedepfannen sind in der Regel 2—2½ m lang, 1½ m breit und etwa ½ m tief und bestehen aus einem Rahmen aus Bambusrohrgeflecht, welcher mit Ce- mentthon ausgefüllt und beiderseits überdeckt ist und von zwei Balken mit Querhölzern getragen wird. Als Brennmaterial beim Eindampfen verwendet man Holz, insbesondere die Aeste (aber auch Nadeln) von Coniferen, sowie Steinkohlen. Es gibt übrigens auch grosse eiserne Abdampfpfannen, sogenannte Shio-gama, doch scheinen sie der er- wähnten Vorrichtung gegenüber wenig in Gebrauch zu sein. Japanisches Seesalz steht an Reinheit weit hinter dem an den Gestaden des Mittelmeers gewonnenen zurück, hat eine grauweisse Farbe und enthält auf 8—12 % Wasser in der Regel nur 80—90 % Chlornatrium. Seine Bereitung ist nicht, wie in China, Monopol der Regierung und wird desshalb an sehr vielen Flachküsten, vornehmlich den südlichen, betrieben, und zwar am meisten rings um das japani- sche Seto-uchi (Binnenmeer), namentlich an der Küste von Iyo, Sanuki Awa, sowie den Provinzen des Sanyôdô. Auch die Küste von Satsuma hat die erwähnten Salzanlagen, z. B. bei Akune. In der Nähe von Yokohama wird ziemlich viel Seesalz bei Kanazawa bereitet. Nach Geerts *) schätzt man die an Japans Gestaden gewonnene Menge Seesalz auf jährlich 5700000 Hektoliter, welche sich nach obiger Angabe auf 6364 Hektar Salzgärten vertheilen, so dass hier- nach im Durchschnitt 895 Hektoliter während der 70—80 regenfreien Sommertage auf ein Hektar geerntet werden. Diese Menge hält *) Les Produits de la Nature japonaise et chinoise. Yokohama 1883, pg. 308. Dieses Buch enthält viele werthvolle Angaben, welche leider durch die Kritik- losigkeit, mit der andere damit vermischt sind, nur mit Vorsicht gebraucht wer- den können. Rein, Japan. II. 24

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/393>, abgerufen am 22.11.2024.