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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen.
wird, selbst solcher nicht in Cultur genommen ist, während in der
Nähe der Küste Dünensand, doch sicher ein schlechter Boden, mit
Erfolg cultiviert wird."*)

Wie die ungenügenden Verkehrsmittel im Innern des Landes, so
musste aber auch die Abgeschlossenheit des letzteren nach aussen
während der langen Herrschaft der Tokugawa-Shogune die Fortent-
wickelung der Landwirthschaft gewaltig hemmen, da es an genügender
Absatzgelegenheit für den Ueberschuss und somit an einem wichtigen
Stimulus für eine ansehnliche Vermehrung der Production fehlte,
letztere sich vielmehr in den engen Schranken des normalen eigenen
Bedarfs bewegte.

Das Streben des Landwirths muss allenthalben auf rationelle Ver-
werthung des ihm zur Verfügung stehenden Bodens und dem ent-
sprechend auf Vermehrung der demselben abzugewinnenden Produkte
gerichtet sein, und es ist ohne Zweifel eine der ersten Aufgaben des
Staates, die Landwirthschaft hierin thunlichst zu untersützen, ja auch
dazu aufzumuntern; denn es liegt in dem conservativen Charakter des
Ackerbaues und der ihm obliegenden Bevölkerung eine gewisse vis
inertiae, welche nur zu gern Alles beim Alten lässt und Neuerungen
meist misstrauisch und ablehnend entgegentritt.

Von diesen Gesichtspunkten aus verdienen die Bemühungen der
Regierung Japans, auch die Landwirthschaft zu heben, volle Aner-
kennung. Auch kann man es nur billigen, wenn sie dabei an der
Organisation des dem Bauern seit vielen Jahrhunderten gewohnten Be-
triebes nicht rüttelte, sondern vielmehr nach Gebieten blickte, welche
dieser altgewohnten Bewirthschaftung bisher nicht unterlagen, wie die
Insel Yezo**) und die grossen Areale der wenig benutzten Wald- und
Bergwiesen oder Hara's. Viehzucht in erster Linie, dann auch Acker-
bau, aber beides in anderer Weise als bisher zu betreiben, wurden
empfohlen und versucht.

Blicken wir nun aber auf die Wege, welche man einschlug, diese
Ziele zu erreichen, so erkennen wir leicht die Wirkung ungeeigneter
Berather und einer kindischen Unbeständigkeit in der Wahl der Mittel,
ein Hin- und Herschwanken von einem Versuch zum andern, ohne
irgend einen allseitig vorher erwogenen Plan und ohne stetige, conse-

*) M. Fesca: Die Aufgaben und die Thätigkeit der Agronomischen Ab-
theilung der Kaiserl. Japan. geol. Landesaufnahme. Yokohama 1884.
**) Nach Lyman hat diese Insel 7000 #ri zum Ackerbau geeignetes Land,
6000 #ri Weide, 5000 #ri Wald, 9000 #ri Gebirge. Der calturfähige Boden beträgt
hiernach nahezu 25 % des Gesammtareals.
2*

1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen.
wird, selbst solcher nicht in Cultur genommen ist, während in der
Nähe der Küste Dünensand, doch sicher ein schlechter Boden, mit
Erfolg cultiviert wird.«*)

Wie die ungenügenden Verkehrsmittel im Innern des Landes, so
musste aber auch die Abgeschlossenheit des letzteren nach aussen
während der langen Herrschaft der Tokugawa-Shôgune die Fortent-
wickelung der Landwirthschaft gewaltig hemmen, da es an genügender
Absatzgelegenheit für den Ueberschuss und somit an einem wichtigen
Stimulus für eine ansehnliche Vermehrung der Production fehlte,
letztere sich vielmehr in den engen Schranken des normalen eigenen
Bedarfs bewegte.

Das Streben des Landwirths muss allenthalben auf rationelle Ver-
werthung des ihm zur Verfügung stehenden Bodens und dem ent-
sprechend auf Vermehrung der demselben abzugewinnenden Produkte
gerichtet sein, und es ist ohne Zweifel eine der ersten Aufgaben des
Staates, die Landwirthschaft hierin thunlichst zu untersützen, ja auch
dazu aufzumuntern; denn es liegt in dem conservativen Charakter des
Ackerbaues und der ihm obliegenden Bevölkerung eine gewisse vis
inertiae, welche nur zu gern Alles beim Alten lässt und Neuerungen
meist misstrauisch und ablehnend entgegentritt.

Von diesen Gesichtspunkten aus verdienen die Bemühungen der
Regierung Japans, auch die Landwirthschaft zu heben, volle Aner-
kennung. Auch kann man es nur billigen, wenn sie dabei an der
Organisation des dem Bauern seit vielen Jahrhunderten gewohnten Be-
triebes nicht rüttelte, sondern vielmehr nach Gebieten blickte, welche
dieser altgewohnten Bewirthschaftung bisher nicht unterlagen, wie die
Insel Yezo**) und die grossen Areale der wenig benutzten Wald- und
Bergwiesen oder Hara’s. Viehzucht in erster Linie, dann auch Acker-
bau, aber beides in anderer Weise als bisher zu betreiben, wurden
empfohlen und versucht.

Blicken wir nun aber auf die Wege, welche man einschlug, diese
Ziele zu erreichen, so erkennen wir leicht die Wirkung ungeeigneter
Berather und einer kindischen Unbeständigkeit in der Wahl der Mittel,
ein Hin- und Herschwanken von einem Versuch zum andern, ohne
irgend einen allseitig vorher erwogenen Plan und ohne stetige, conse-

*) M. Fesca: Die Aufgaben und die Thätigkeit der Agronomischen Ab-
theilung der Kaiserl. Japan. geol. Landesaufnahme. Yokohama 1884.
**) Nach Lyman hat diese Insel 7000 □ri zum Ackerbau geeignetes Land,
6000 □ri Weide, 5000 □ri Wald, 9000 □ri Gebirge. Der calturfähige Boden beträgt
hiernach nahezu 25 % des Gesammtareals.
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[19/0039] 1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen. wird, selbst solcher nicht in Cultur genommen ist, während in der Nähe der Küste Dünensand, doch sicher ein schlechter Boden, mit Erfolg cultiviert wird.« *) Wie die ungenügenden Verkehrsmittel im Innern des Landes, so musste aber auch die Abgeschlossenheit des letzteren nach aussen während der langen Herrschaft der Tokugawa-Shôgune die Fortent- wickelung der Landwirthschaft gewaltig hemmen, da es an genügender Absatzgelegenheit für den Ueberschuss und somit an einem wichtigen Stimulus für eine ansehnliche Vermehrung der Production fehlte, letztere sich vielmehr in den engen Schranken des normalen eigenen Bedarfs bewegte. Das Streben des Landwirths muss allenthalben auf rationelle Ver- werthung des ihm zur Verfügung stehenden Bodens und dem ent- sprechend auf Vermehrung der demselben abzugewinnenden Produkte gerichtet sein, und es ist ohne Zweifel eine der ersten Aufgaben des Staates, die Landwirthschaft hierin thunlichst zu untersützen, ja auch dazu aufzumuntern; denn es liegt in dem conservativen Charakter des Ackerbaues und der ihm obliegenden Bevölkerung eine gewisse vis inertiae, welche nur zu gern Alles beim Alten lässt und Neuerungen meist misstrauisch und ablehnend entgegentritt. Von diesen Gesichtspunkten aus verdienen die Bemühungen der Regierung Japans, auch die Landwirthschaft zu heben, volle Aner- kennung. Auch kann man es nur billigen, wenn sie dabei an der Organisation des dem Bauern seit vielen Jahrhunderten gewohnten Be- triebes nicht rüttelte, sondern vielmehr nach Gebieten blickte, welche dieser altgewohnten Bewirthschaftung bisher nicht unterlagen, wie die Insel Yezo **) und die grossen Areale der wenig benutzten Wald- und Bergwiesen oder Hara’s. Viehzucht in erster Linie, dann auch Acker- bau, aber beides in anderer Weise als bisher zu betreiben, wurden empfohlen und versucht. Blicken wir nun aber auf die Wege, welche man einschlug, diese Ziele zu erreichen, so erkennen wir leicht die Wirkung ungeeigneter Berather und einer kindischen Unbeständigkeit in der Wahl der Mittel, ein Hin- und Herschwanken von einem Versuch zum andern, ohne irgend einen allseitig vorher erwogenen Plan und ohne stetige, conse- *) M. Fesca: Die Aufgaben und die Thätigkeit der Agronomischen Ab- theilung der Kaiserl. Japan. geol. Landesaufnahme. Yokohama 1884. **) Nach Lyman hat diese Insel 7000 □ri zum Ackerbau geeignetes Land, 6000 □ri Weide, 5000 □ri Wald, 9000 □ri Gebirge. Der calturfähige Boden beträgt hiernach nahezu 25 % des Gesammtareals. 2*

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/39>, abgerufen am 24.11.2024.