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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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Kupfer, Blei, Zinn und Eisen.
Beweis, dass unter allen Metallen Kupfer in der That die weiteste
Verbreitung hat.

Blei, Yen oder Namari. Das bescheidene Vorkommen dieses
Metalls ergibt sich aus den beiden vorliegenden Verzeichnissen. Die
japanischen Bleibergwerke -- sie bauen auf armen Bleiglanz -- decken
bei weitem nicht den einheimischen Bedarf. Man gewinnt Blei neben
Silber und Kupfer zu Kamioka in Hida, Hatasa in Mino Sunagose in
Mutsu. Pumpelly erwähnt der Bleigrube von Ichinowatari in
Oshima auf Yezo, welche er 1863 kennen lernte, und hebt hervor,
dass dieselbe damals täglich etwa 80 Pfund Blei geliefert habe, drei
Jahre früher aber 100 Pfund.

Zinn, jap. Shaku oder Sudzu. Hiervon gilt im wesentlichen das
vom Blei Gesagte. Es findet sich ebenfalls nur in spärlicher, nicht aus-
reichender, Menge als Zinnsand und zwar fast nur auf der Insel Kiushiu.
Unser Kärtchen verzeichnet Tani-yama in Satsuma, welches 1882 für
nahezu 80000 Mark Zinn lieferte, sowie Ohira-tetsu-san in Bungo.

Eisen, jap. Tetsu und Kuro-gane, d. h. schwarzes Metall. Die
Production des Landes an diesem Metall ist immer noch gering und
deckt nicht den Bedarf. Es wird vornehmlich aus Eisensand, dann
aber auch aus Magneteisenstein gewonnen. Ersterer ist ein viel ver-
breitetes Anschwemmungsproduct der Küste, wie nicht minder des
Binnenlandes. Am häufigsten und in grösster Menge dürfte er in den
Provinzen Iwami, Izumo, sowie den angrenzenden Theilen von Bingo
und Mimasaka gefunden werden.

Die Magneteisensteinlager und Eisenwerke von Kamaishi in der
alten Landschaft Nambu (Provinz Rikuchiu) sind die bedeutendsten
des Landes. Wir finden dieselben unter etwa 39° 18' N., 5 ri west-
lich von Bucht und Stadt Kamaishi am Stillen Ocean; sie sind durch
eine schmalspurige Bahn mit dem Hafen verbunden. Die Lager treten
vornehmlich in der Wasserscheide zwischen Kitakami und Bucht von
Kamaishi in einem Umkreise von 3 ri an mindestens 1 Dutzend Stellen
auf, und zwar in Diabasgestein, begleitet von Granatfels. Die meisten
Lager scheinen sich nach dem Tag auszukeilen. Einige zeigen hier
eine Mächtigkeit von 40--45 Metern. Der Magneteisenstein ist oft ver-
unreinigt mit Eisen- und Kupferkies und einem Anflug von Malachit
und Lasur. Er ist dann grobkörnig und zerfällt leicht an der Luft.
Die bessere Sorte ist frei von jenen Beimischungen, feinkörnig und
compact. Durch Rösten lässt sich der grösste Theil des Schwefels
entfernen und ein sehr gutes Eisen gewinnen, wie dies schon seit
35--40 Jahren, wo man das Vorkommen zuerst entdeckt haben soll,
zu Ohashi und Sahinai geschieht. Wie man mir sagte, legte hier

Kupfer, Blei, Zinn und Eisen.
Beweis, dass unter allen Metallen Kupfer in der That die weiteste
Verbreitung hat.

Blei, Yen oder Namari. Das bescheidene Vorkommen dieses
Metalls ergibt sich aus den beiden vorliegenden Verzeichnissen. Die
japanischen Bleibergwerke — sie bauen auf armen Bleiglanz — decken
bei weitem nicht den einheimischen Bedarf. Man gewinnt Blei neben
Silber und Kupfer zu Kamioka in Hida, Hatasa in Mino Sunagose in
Mutsu. Pumpelly erwähnt der Bleigrube von Ichinowatari in
Ôshima auf Yezo, welche er 1863 kennen lernte, und hebt hervor,
dass dieselbe damals täglich etwa 80 Pfund Blei geliefert habe, drei
Jahre früher aber 100 Pfund.

Zinn, jap. Shaku oder Sudzu. Hiervon gilt im wesentlichen das
vom Blei Gesagte. Es findet sich ebenfalls nur in spärlicher, nicht aus-
reichender, Menge als Zinnsand und zwar fast nur auf der Insel Kiushiu.
Unser Kärtchen verzeichnet Tani-yama in Satsuma, welches 1882 für
nahezu 80000 Mark Zinn lieferte, sowie Ohira-tetsu-san in Bungo.

Eisen, jap. Tetsu und Kuro-gane, d. h. schwarzes Metall. Die
Production des Landes an diesem Metall ist immer noch gering und
deckt nicht den Bedarf. Es wird vornehmlich aus Eisensand, dann
aber auch aus Magneteisenstein gewonnen. Ersterer ist ein viel ver-
breitetes Anschwemmungsproduct der Küste, wie nicht minder des
Binnenlandes. Am häufigsten und in grösster Menge dürfte er in den
Provinzen Iwami, Izumo, sowie den angrenzenden Theilen von Bingo
und Mimasaka gefunden werden.

Die Magneteisensteinlager und Eisenwerke von Kamaishi in der
alten Landschaft Nambu (Provinz Rikuchiu) sind die bedeutendsten
des Landes. Wir finden dieselben unter etwa 39° 18' N., 5 ri west-
lich von Bucht und Stadt Kamaishi am Stillen Ocean; sie sind durch
eine schmalspurige Bahn mit dem Hafen verbunden. Die Lager treten
vornehmlich in der Wasserscheide zwischen Kitakami und Bucht von
Kamaishi in einem Umkreise von 3 ri an mindestens 1 Dutzend Stellen
auf, und zwar in Diabasgestein, begleitet von Granatfels. Die meisten
Lager scheinen sich nach dem Tag auszukeilen. Einige zeigen hier
eine Mächtigkeit von 40—45 Metern. Der Magneteisenstein ist oft ver-
unreinigt mit Eisen- und Kupferkies und einem Anflug von Malachit
und Lasur. Er ist dann grobkörnig und zerfällt leicht an der Luft.
Die bessere Sorte ist frei von jenen Beimischungen, feinkörnig und
compact. Durch Rösten lässt sich der grösste Theil des Schwefels
entfernen und ein sehr gutes Eisen gewinnen, wie dies schon seit
35—40 Jahren, wo man das Vorkommen zuerst entdeckt haben soll,
zu Ohashi und Sahinai geschieht. Wie man mir sagte, legte hier

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[359/0383] Kupfer, Blei, Zinn und Eisen. Beweis, dass unter allen Metallen Kupfer in der That die weiteste Verbreitung hat. Blei, Yen oder Namari. Das bescheidene Vorkommen dieses Metalls ergibt sich aus den beiden vorliegenden Verzeichnissen. Die japanischen Bleibergwerke — sie bauen auf armen Bleiglanz — decken bei weitem nicht den einheimischen Bedarf. Man gewinnt Blei neben Silber und Kupfer zu Kamioka in Hida, Hatasa in Mino Sunagose in Mutsu. Pumpelly erwähnt der Bleigrube von Ichinowatari in Ôshima auf Yezo, welche er 1863 kennen lernte, und hebt hervor, dass dieselbe damals täglich etwa 80 Pfund Blei geliefert habe, drei Jahre früher aber 100 Pfund. Zinn, jap. Shaku oder Sudzu. Hiervon gilt im wesentlichen das vom Blei Gesagte. Es findet sich ebenfalls nur in spärlicher, nicht aus- reichender, Menge als Zinnsand und zwar fast nur auf der Insel Kiushiu. Unser Kärtchen verzeichnet Tani-yama in Satsuma, welches 1882 für nahezu 80000 Mark Zinn lieferte, sowie Ohira-tetsu-san in Bungo. Eisen, jap. Tetsu und Kuro-gane, d. h. schwarzes Metall. Die Production des Landes an diesem Metall ist immer noch gering und deckt nicht den Bedarf. Es wird vornehmlich aus Eisensand, dann aber auch aus Magneteisenstein gewonnen. Ersterer ist ein viel ver- breitetes Anschwemmungsproduct der Küste, wie nicht minder des Binnenlandes. Am häufigsten und in grösster Menge dürfte er in den Provinzen Iwami, Izumo, sowie den angrenzenden Theilen von Bingo und Mimasaka gefunden werden. Die Magneteisensteinlager und Eisenwerke von Kamaishi in der alten Landschaft Nambu (Provinz Rikuchiu) sind die bedeutendsten des Landes. Wir finden dieselben unter etwa 39° 18' N., 5 ri west- lich von Bucht und Stadt Kamaishi am Stillen Ocean; sie sind durch eine schmalspurige Bahn mit dem Hafen verbunden. Die Lager treten vornehmlich in der Wasserscheide zwischen Kitakami und Bucht von Kamaishi in einem Umkreise von 3 ri an mindestens 1 Dutzend Stellen auf, und zwar in Diabasgestein, begleitet von Granatfels. Die meisten Lager scheinen sich nach dem Tag auszukeilen. Einige zeigen hier eine Mächtigkeit von 40—45 Metern. Der Magneteisenstein ist oft ver- unreinigt mit Eisen- und Kupferkies und einem Anflug von Malachit und Lasur. Er ist dann grobkörnig und zerfällt leicht an der Luft. Die bessere Sorte ist frei von jenen Beimischungen, feinkörnig und compact. Durch Rösten lässt sich der grösste Theil des Schwefels entfernen und ein sehr gutes Eisen gewinnen, wie dies schon seit 35—40 Jahren, wo man das Vorkommen zuerst entdeckt haben soll, zu Ohashi und Sahinai geschieht. Wie man mir sagte, legte hier

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/383>, abgerufen am 28.04.2024.