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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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8. Acclimatisation u. Verbreitung japan. Zier- u. Nutzpflanzen in Europa.
weite Verbreitung in Europa gefunden haben, nämlich Sophora ja-
ponica
und Salisburia adianthifolia.

Während der letzten zwei Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts
ragte neben Thunberg Sir Joseph Banks, der Freund Solanders und
mit diesem Cook's Begleiter auf dessen erster Weltumseglung, durch
seine Bemühungen um die Einführung ostasiatischer Gewächse beson-
ders hervor. So brachte er u. A. Paeonia Moutan, Nelumbium
speciosum, Pyrus japonica, Eriobotrya japonica, Hydran-
gea hortensis, Diospyros Kaki
und Rhus semialata zuerst nach
Europa. In diesem Jahrhundert haben sich namentlich P. von Sie-
bold, Fortune
und Veitch durch die Einführung chinesisch-japa-
nischer Zierpflanzen hervorgethan. Sie brachten insbesondere die
japanischen Varietäten von Topfpflanzen mit panachierten Blättern nach
den Niederlanden resp. nach England. Aber auch Maximowicz, der
gründliche Erforscher und Kenner der reichen japanischen Pflanzen-
welt und Ostasiens überhaupt, hat sich erfolgreich bemüht, verschiedene
japanische Zierpflanzen in Europa einzuführen. Ich erinnere nur an
mehrere prächtige Rhododendron- (Azaleen-) Arten, die durch ihn zu-
erst nach Petersburg kamen, von wo sie dann sich weiter gen Westen
verbreiteten.

Statt unsere zahlreichen, aus Japan stammenden Zierpflanzen in
einer langen Liste aufzuzählen, die für den Laien ohne Verständniss,
für den Kenner aber überflüssig sein dürfte, will ich mich auf wenige,
besonders verbreitete und beliebte Arten beschränken und über die-
selben verschiedene Notizen geben, die für jeden Blumenfreund von
Interesse sein können. Ich beginne dieselben mit der Pflanze, welche
nicht blos nach ihrer Beliebtheit allen voransteht, sondern auch nach
der Zeit ihrer Einführung, sowie der Entfaltung ihrer Blüthen, nämlich
mit Camellia japonica L., der Tsubaki des Japaners. Der an-
sehnlichen Dimensionen, welche diese Pflanze in Japan erreicht, der
Verwerthung ihres Holzes und des aus ihren Nüssen bereiteten Oels
wurde bereits früher gedacht. Yama-tsubaki heisst die wild wach-
sende, dem Walde angehörende Form, deren einfache, rothe Blüthen
sich nur glockenförmig öffnen, nicht radförmig ausbreiten. Bezüglich
des Vorkommens gehen Kämpffer, Thunberg und Siebold zu weit,
wenn sie behaupten, dass Yama-tsubaki über ganz Japan verbreitet
sei und dichte Wälder bilde.

Wie schon Bd. I. pg. 186 hervorgehoben, wird diese Camellie im
südlichen Japan ein ansehnlicher Baum, der 10 m Höhe und 11/2 m Um-
fang erreichen und in den Bergwaldungen von Kiushiu und Shikoku
unter günstigen Umständen bis zu 1000 m Höhe emporsteigen kann,

8. Acclimatisation u. Verbreitung japan. Zier- u. Nutzpflanzen in Europa.
weite Verbreitung in Europa gefunden haben, nämlich Sophora ja-
ponica
und Salisburia adianthifolia.

Während der letzten zwei Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts
ragte neben Thunberg Sir Joseph Banks, der Freund Solanders und
mit diesem Cook’s Begleiter auf dessen erster Weltumseglung, durch
seine Bemühungen um die Einführung ostasiatischer Gewächse beson-
ders hervor. So brachte er u. A. Paeonia Moutan, Nelumbium
speciosum, Pyrus japonica, Eriobotrya japonica, Hydran-
gea hortensis, Diospyros Kaki
und Rhus semialata zuerst nach
Europa. In diesem Jahrhundert haben sich namentlich P. von Sie-
bold, Fortune
und Veitch durch die Einführung chinesisch-japa-
nischer Zierpflanzen hervorgethan. Sie brachten insbesondere die
japanischen Varietäten von Topfpflanzen mit panachierten Blättern nach
den Niederlanden resp. nach England. Aber auch Maximowicz, der
gründliche Erforscher und Kenner der reichen japanischen Pflanzen-
welt und Ostasiens überhaupt, hat sich erfolgreich bemüht, verschiedene
japanische Zierpflanzen in Europa einzuführen. Ich erinnere nur an
mehrere prächtige Rhododendron- (Azaleen-) Arten, die durch ihn zu-
erst nach Petersburg kamen, von wo sie dann sich weiter gen Westen
verbreiteten.

Statt unsere zahlreichen, aus Japan stammenden Zierpflanzen in
einer langen Liste aufzuzählen, die für den Laien ohne Verständniss,
für den Kenner aber überflüssig sein dürfte, will ich mich auf wenige,
besonders verbreitete und beliebte Arten beschränken und über die-
selben verschiedene Notizen geben, die für jeden Blumenfreund von
Interesse sein können. Ich beginne dieselben mit der Pflanze, welche
nicht blos nach ihrer Beliebtheit allen voransteht, sondern auch nach
der Zeit ihrer Einführung, sowie der Entfaltung ihrer Blüthen, nämlich
mit Camellia japonica L., der Tsubaki des Japaners. Der an-
sehnlichen Dimensionen, welche diese Pflanze in Japan erreicht, der
Verwerthung ihres Holzes und des aus ihren Nüssen bereiteten Oels
wurde bereits früher gedacht. Yama-tsubaki heisst die wild wach-
sende, dem Walde angehörende Form, deren einfache, rothe Blüthen
sich nur glockenförmig öffnen, nicht radförmig ausbreiten. Bezüglich
des Vorkommens gehen Kämpffer, Thunberg und Siebold zu weit,
wenn sie behaupten, dass Yama-tsubaki über ganz Japan verbreitet
sei und dichte Wälder bilde.

Wie schon Bd. I. pg. 186 hervorgehoben, wird diese Camellie im
südlichen Japan ein ansehnlicher Baum, der 10 m Höhe und 1½ m Um-
fang erreichen und in den Bergwaldungen von Kiushiu und Shikoku
unter günstigen Umständen bis zu 1000 m Höhe emporsteigen kann,

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[331/0355] 8. Acclimatisation u. Verbreitung japan. Zier- u. Nutzpflanzen in Europa. weite Verbreitung in Europa gefunden haben, nämlich Sophora ja- ponica und Salisburia adianthifolia. Während der letzten zwei Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts ragte neben Thunberg Sir Joseph Banks, der Freund Solanders und mit diesem Cook’s Begleiter auf dessen erster Weltumseglung, durch seine Bemühungen um die Einführung ostasiatischer Gewächse beson- ders hervor. So brachte er u. A. Paeonia Moutan, Nelumbium speciosum, Pyrus japonica, Eriobotrya japonica, Hydran- gea hortensis, Diospyros Kaki und Rhus semialata zuerst nach Europa. In diesem Jahrhundert haben sich namentlich P. von Sie- bold, Fortune und Veitch durch die Einführung chinesisch-japa- nischer Zierpflanzen hervorgethan. Sie brachten insbesondere die japanischen Varietäten von Topfpflanzen mit panachierten Blättern nach den Niederlanden resp. nach England. Aber auch Maximowicz, der gründliche Erforscher und Kenner der reichen japanischen Pflanzen- welt und Ostasiens überhaupt, hat sich erfolgreich bemüht, verschiedene japanische Zierpflanzen in Europa einzuführen. Ich erinnere nur an mehrere prächtige Rhododendron- (Azaleen-) Arten, die durch ihn zu- erst nach Petersburg kamen, von wo sie dann sich weiter gen Westen verbreiteten. Statt unsere zahlreichen, aus Japan stammenden Zierpflanzen in einer langen Liste aufzuzählen, die für den Laien ohne Verständniss, für den Kenner aber überflüssig sein dürfte, will ich mich auf wenige, besonders verbreitete und beliebte Arten beschränken und über die- selben verschiedene Notizen geben, die für jeden Blumenfreund von Interesse sein können. Ich beginne dieselben mit der Pflanze, welche nicht blos nach ihrer Beliebtheit allen voransteht, sondern auch nach der Zeit ihrer Einführung, sowie der Entfaltung ihrer Blüthen, nämlich mit Camellia japonica L., der Tsubaki des Japaners. Der an- sehnlichen Dimensionen, welche diese Pflanze in Japan erreicht, der Verwerthung ihres Holzes und des aus ihren Nüssen bereiteten Oels wurde bereits früher gedacht. Yama-tsubaki heisst die wild wach- sende, dem Walde angehörende Form, deren einfache, rothe Blüthen sich nur glockenförmig öffnen, nicht radförmig ausbreiten. Bezüglich des Vorkommens gehen Kämpffer, Thunberg und Siebold zu weit, wenn sie behaupten, dass Yama-tsubaki über ganz Japan verbreitet sei und dichte Wälder bilde. Wie schon Bd. I. pg. 186 hervorgehoben, wird diese Camellie im südlichen Japan ein ansehnlicher Baum, der 10 m Höhe und 1½ m Um- fang erreichen und in den Bergwaldungen von Kiushiu und Shikoku unter günstigen Umständen bis zu 1000 m Höhe emporsteigen kann,

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/355>, abgerufen am 27.04.2024.