Da das Land vom Meeresniveau bis zu Gipfeln um mehr als 3000 m sich erhebt und in Meridianrichtung über 27 Breitengrade sich erstreckt, kann übrigens von Gleichartigkeit des Klimas keine Rede sein. Während die Bonin-Inseln und die theilweise von Korallen aufgebauten südlichen Riukiu sich dem nördlichen Wendekreise und damit den Tropen nähern, treten nach ihrer Lage und ihrem Klima Yezo und die Kurilen an das kalte Sibirien heran und haben in Folge der oben erwähnten polaren Strömung an ihren Küsten kalte nebel- reiche Sommer und lange Winter durchweg. So ergaben denn auch die meteorologischen Beobachtungen des Jahres 1883 eine Variation der mittleren Temperatur von 16,7°C. in Kagoshima (31 1/2° N.) bis 6,5°C. in Sapporo (43° 4' N.) auf einer Strecke so weit wie von Lyon bis Memel. Es ergibt sich hieraus und im Einklang mit den Be- obachtungen auf den Zwischenstationen, dass die mittlere Jahrestem- peratur in Japan auf jeden Grad höherer Breite durchschnittlich um den verhältnissmässig hohen Werth von über 0,9°C. abnimmt. Sie ist durchweg ansehnlich niedriger als im Westen der Alten Welt unter gleicher Breite, so beispielsweise in der Station Nobiru unter 38° N. am Stillen Ocean gleich der von Cork und Valentia in Irland unter 52° N. Die Differenz ist den langen japanischen Wintern zuzuschreiben mit ihren verhältnissmässig niedrigen Temperaturen, durch welche sich das Klima Japans dem continentalen des asiatischen Festlandes nähert. So hat Nagasaki unter 32° 44' N. gleiche mittlere Wintertemperatur mit dem um 11° weiter nördlich gelegenen Montpellier, und Kagoshima, obgleich unter der Breite von Damiette, im Winter noch häufige Nacht- fröste.
Im grössten Theil des südlichen Japan (Kiushiu, Shikoku und den an das Binnenmeer und die Owari-Bucht grenzenden Gebieten von Hondo) war 1883 der Januar der kälteste Monat, im übrigen Hondo und auf Yezo der Februar. Als heissester erwies sich fast überall der August. Die Differenz zwischen mittlerem Maximum und mittlerem Minimum der Temperatur nimmt natürlich auch in Japan mit der Breite und der Entfernung von der Küste zu. Sie betrug beispiels- weise in Miyasaki 19°C., in Sapporo 28°C. Beachtenswerther, für die Vegetation wenigstens, sind die äussersten Extreme von 36,6°C. in Wakayama und -- 22,2° C. in Sapporo. In Kochi betrug die Differenz zwischen höchster und niedrigster Temperatur 36°C., in Sapporo 56° C. Schwankungen von 14--15°C. am selben Tage und Orte sind im Früh- jahr und Herbst nicht ungewöhnlich.
Auch hinsichtlich der Menge und Vertheilung der Niederschläge zeigten sich grosse Differenzen. Ausser den Stationen auf Yezo wiesen
1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen.
Da das Land vom Meeresniveau bis zu Gipfeln um mehr als 3000 m sich erhebt und in Meridianrichtung über 27 Breitengrade sich erstreckt, kann übrigens von Gleichartigkeit des Klimas keine Rede sein. Während die Bonin-Inseln und die theilweise von Korallen aufgebauten südlichen Riukiu sich dem nördlichen Wendekreise und damit den Tropen nähern, treten nach ihrer Lage und ihrem Klima Yezo und die Kurilen an das kalte Sibirien heran und haben in Folge der oben erwähnten polaren Strömung an ihren Küsten kalte nebel- reiche Sommer und lange Winter durchweg. So ergaben denn auch die meteorologischen Beobachtungen des Jahres 1883 eine Variation der mittleren Temperatur von 16,7°C. in Kagoshima (31 ½° N.) bis 6,5°C. in Sapporo (43° 4' N.) auf einer Strecke so weit wie von Lyon bis Memel. Es ergibt sich hieraus und im Einklang mit den Be- obachtungen auf den Zwischenstationen, dass die mittlere Jahrestem- peratur in Japan auf jeden Grad höherer Breite durchschnittlich um den verhältnissmässig hohen Werth von über 0,9°C. abnimmt. Sie ist durchweg ansehnlich niedriger als im Westen der Alten Welt unter gleicher Breite, so beispielsweise in der Station Nobiru unter 38° N. am Stillen Ocean gleich der von Çork und Valentia in Irland unter 52° N. Die Differenz ist den langen japanischen Wintern zuzuschreiben mit ihren verhältnissmässig niedrigen Temperaturen, durch welche sich das Klima Japans dem continentalen des asiatischen Festlandes nähert. So hat Nagasaki unter 32° 44' N. gleiche mittlere Wintertemperatur mit dem um 11° weiter nördlich gelegenen Montpellier, und Kagoshima, obgleich unter der Breite von Damiette, im Winter noch häufige Nacht- fröste.
Im grössten Theil des südlichen Japan (Kiushiu, Shikoku und den an das Binnenmeer und die Owari-Bucht grenzenden Gebieten von Hondo) war 1883 der Januar der kälteste Monat, im übrigen Hondo und auf Yezo der Februar. Als heissester erwies sich fast überall der August. Die Differenz zwischen mittlerem Maximum und mittlerem Minimum der Temperatur nimmt natürlich auch in Japan mit der Breite und der Entfernung von der Küste zu. Sie betrug beispiels- weise in Miyasaki 19°C., in Sapporo 28°C. Beachtenswerther, für die Vegetation wenigstens, sind die äussersten Extreme von 36,6°C. in Wakayama und — 22,2° C. in Sapporo. In Kôchi betrug die Differenz zwischen höchster und niedrigster Temperatur 36°C., in Sapporo 56° C. Schwankungen von 14—15°C. am selben Tage und Orte sind im Früh- jahr und Herbst nicht ungewöhnlich.
Auch hinsichtlich der Menge und Vertheilung der Niederschläge zeigten sich grosse Differenzen. Ausser den Stationen auf Yezo wiesen
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[15/0035]
1. Die japanische Landwirthschaft im Allgemeinen.
Da das Land vom Meeresniveau bis zu Gipfeln um mehr als
3000 m sich erhebt und in Meridianrichtung über 27 Breitengrade
sich erstreckt, kann übrigens von Gleichartigkeit des Klimas keine
Rede sein. Während die Bonin-Inseln und die theilweise von Korallen
aufgebauten südlichen Riukiu sich dem nördlichen Wendekreise und
damit den Tropen nähern, treten nach ihrer Lage und ihrem Klima
Yezo und die Kurilen an das kalte Sibirien heran und haben in Folge
der oben erwähnten polaren Strömung an ihren Küsten kalte nebel-
reiche Sommer und lange Winter durchweg. So ergaben denn auch
die meteorologischen Beobachtungen des Jahres 1883 eine Variation
der mittleren Temperatur von 16,7°C. in Kagoshima (31 ½° N.) bis
6,5°C. in Sapporo (43° 4' N.) auf einer Strecke so weit wie von Lyon
bis Memel. Es ergibt sich hieraus und im Einklang mit den Be-
obachtungen auf den Zwischenstationen, dass die mittlere Jahrestem-
peratur in Japan auf jeden Grad höherer Breite durchschnittlich um
den verhältnissmässig hohen Werth von über 0,9°C. abnimmt. Sie ist
durchweg ansehnlich niedriger als im Westen der Alten Welt unter
gleicher Breite, so beispielsweise in der Station Nobiru unter 38° N.
am Stillen Ocean gleich der von Çork und Valentia in Irland unter
52° N. Die Differenz ist den langen japanischen Wintern zuzuschreiben
mit ihren verhältnissmässig niedrigen Temperaturen, durch welche sich
das Klima Japans dem continentalen des asiatischen Festlandes nähert.
So hat Nagasaki unter 32° 44' N. gleiche mittlere Wintertemperatur
mit dem um 11° weiter nördlich gelegenen Montpellier, und Kagoshima,
obgleich unter der Breite von Damiette, im Winter noch häufige Nacht-
fröste.
Im grössten Theil des südlichen Japan (Kiushiu, Shikoku und den
an das Binnenmeer und die Owari-Bucht grenzenden Gebieten von
Hondo) war 1883 der Januar der kälteste Monat, im übrigen Hondo
und auf Yezo der Februar. Als heissester erwies sich fast überall
der August. Die Differenz zwischen mittlerem Maximum und mittlerem
Minimum der Temperatur nimmt natürlich auch in Japan mit der
Breite und der Entfernung von der Küste zu. Sie betrug beispiels-
weise in Miyasaki 19°C., in Sapporo 28°C. Beachtenswerther, für
die Vegetation wenigstens, sind die äussersten Extreme von 36,6°C.
in Wakayama und — 22,2° C. in Sapporo. In Kôchi betrug die Differenz
zwischen höchster und niedrigster Temperatur 36°C., in Sapporo 56° C.
Schwankungen von 14—15°C. am selben Tage und Orte sind im Früh-
jahr und Herbst nicht ungewöhnlich.
Auch hinsichtlich der Menge und Vertheilung der Niederschläge
zeigten sich grosse Differenzen. Ausser den Stationen auf Yezo wiesen
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/35>, abgerufen am 24.11.2024.
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