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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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3. Handelsgewächse.
baki, C. Sasanqua Thunb., jap. Sasank'wa und C. theifera Griffith, jap.
Cha, welche davon 30--35 % enthalten. *)

Das Theesamenöl wird nur von denjenigen Theenüssen gewonnen,
welche man nicht zur Vermehrung verwenden will, während man die
beiden andern Camellienarten speciell der ölreichen Samen wegen
baut. So weist z. B. die Küstenlandschaft von Sendai und Nambu am
Stillen Ocean zwischen 38 und 40° N. an manchen Feld- und Weg-
rändern einzelne oder in Reihen gepflanzte Camellien auf, und zwar sind
es Bäume, von denen einzelne bei 4--6 m Höhe kerzengrade Stämme
bis zu 30 cm Durchmesser haben. Ihre wohlgeformten dunkelgrünen
Kronen stechen namentlich im Herbst scharf ab gegen das verblei-
chende Laub der meisten übrigen Holzgewächse. Die kugelförmigen
Früchte von der Grösse eines Taubeneies färben sich im direkten
Sonnenlichte rothbraun. Bei Ueberreife werden sie dunkel bis
schwarz -- auch im Innern --, springen dann mit drei Klappen auf,
so dass die drei dunkelgrauen, länglichen und etwas kantigen Nüsse
leicht herausfallen.

Das daraus gewonnene Tsubaki-no-abura steht unter allen japa-
nischen Oelen am höchsten im Preise (75 sen per icho = 3 Mark für
1,75 Liter). Es ist bernsteingelb bis strohgelb, hat bei 14° C. ein spe-
cifisches Gewicht von 0,927 und wird bei --4° bis --6° C. fest. Es
besteht zu 3/4 seines Gewichts aus oleinsaurem und 1/4 stearinsaurem
Glycerid und soll in China gleich dem sehr ähnlichen Theeöl auch zu
Speisen, zur Beleuchtung und zur Darstellung von Seife Verwendung
finden. Das Oel der Sasanqua ist heller, sonst aber ebenfalls wenig
davon verschieden.

Man cultiviert diese Pflanze in Suruga, auf Kiushiu, z. B. in Hizen,
auf Amakusa und in verschiedenen andern Distrikten, ähnlich wie
den Theestrauch. Sie bildet ausgebreitete Büsche von 2--4 m Höhe,
nie Bäume, und ähnelt überhaupt mehr dem Theestrauch, als der ge-
wöhnlichen Camellie, so auch hinsichtlich der Blüthezeit, welche in
den November und December fällt.

4) Wata-no-abura, Baumwollsamenöl. Die Baumwollsamen
(Wata-no-mi) sind erst in neuerer Zeit, wie anderwärts, so auch in
Japan, zur Darstellung eines schweren (specifisches Gewicht 0,926),
dickflüssigen, braunen Oels verwerthet worden. Dasselbe wird z. B.
in Awa auf der Insel Shikoku aus Samen von Gossypium herbaceum

*) Bezüglich der beiden ersten sei hier auf das Kapitel über Zierpflanzen ver-
wiesen, während Näheres über C. theifera (Thea chinensis Sims.) unter 3a. Thee
zu finden ist.
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3. Handelsgewächse.
baki, C. Sasanqua Thunb., jap. Sasank’wa und C. theïfera Griffith, jap.
Cha, welche davon 30—35 % enthalten. *)

Das Theesamenöl wird nur von denjenigen Theenüssen gewonnen,
welche man nicht zur Vermehrung verwenden will, während man die
beiden andern Camellienarten speciell der ölreichen Samen wegen
baut. So weist z. B. die Küstenlandschaft von Sendai und Nambu am
Stillen Ocean zwischen 38 und 40° N. an manchen Feld- und Weg-
rändern einzelne oder in Reihen gepflanzte Camellien auf, und zwar sind
es Bäume, von denen einzelne bei 4—6 m Höhe kerzengrade Stämme
bis zu 30 cm Durchmesser haben. Ihre wohlgeformten dunkelgrünen
Kronen stechen namentlich im Herbst scharf ab gegen das verblei-
chende Laub der meisten übrigen Holzgewächse. Die kugelförmigen
Früchte von der Grösse eines Taubeneies färben sich im direkten
Sonnenlichte rothbraun. Bei Ueberreife werden sie dunkel bis
schwarz — auch im Innern —, springen dann mit drei Klappen auf,
so dass die drei dunkelgrauen, länglichen und etwas kantigen Nüsse
leicht herausfallen.

Das daraus gewonnene Tsubaki-no-abura steht unter allen japa-
nischen Oelen am höchsten im Preise (75 sen per ichô = 3 Mark für
1,75 Liter). Es ist bernsteingelb bis strohgelb, hat bei 14° C. ein spe-
cifisches Gewicht von 0,927 und wird bei —4° bis —6° C. fest. Es
besteht zu ¾ seines Gewichts aus oleinsaurem und ¼ stearinsaurem
Glycerid und soll in China gleich dem sehr ähnlichen Theeöl auch zu
Speisen, zur Beleuchtung und zur Darstellung von Seife Verwendung
finden. Das Oel der Sasanqua ist heller, sonst aber ebenfalls wenig
davon verschieden.

Man cultiviert diese Pflanze in Suruga, auf Kiushiu, z. B. in Hizen,
auf Amakusa und in verschiedenen andern Distrikten, ähnlich wie
den Theestrauch. Sie bildet ausgebreitete Büsche von 2—4 m Höhe,
nie Bäume, und ähnelt überhaupt mehr dem Theestrauch, als der ge-
wöhnlichen Camellie, so auch hinsichtlich der Blüthezeit, welche in
den November und December fällt.

4) Wata-no-abura, Baumwollsamenöl. Die Baumwollsamen
(Wata-no-mi) sind erst in neuerer Zeit, wie anderwärts, so auch in
Japan, zur Darstellung eines schweren (specifisches Gewicht 0,926),
dickflüssigen, braunen Oels verwerthet worden. Dasselbe wird z. B.
in Awa auf der Insel Shikoku aus Samen von Gossypium herbaceum

*) Bezüglich der beiden ersten sei hier auf das Kapitel über Zierpflanzen ver-
wiesen, während Näheres über C. theïfera (Thea chinensis Sims.) unter 3a. Thee
zu finden ist.
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[179/0201] 3. Handelsgewächse. baki, C. Sasanqua Thunb., jap. Sasank’wa und C. theïfera Griffith, jap. Cha, welche davon 30—35 % enthalten. *) Das Theesamenöl wird nur von denjenigen Theenüssen gewonnen, welche man nicht zur Vermehrung verwenden will, während man die beiden andern Camellienarten speciell der ölreichen Samen wegen baut. So weist z. B. die Küstenlandschaft von Sendai und Nambu am Stillen Ocean zwischen 38 und 40° N. an manchen Feld- und Weg- rändern einzelne oder in Reihen gepflanzte Camellien auf, und zwar sind es Bäume, von denen einzelne bei 4—6 m Höhe kerzengrade Stämme bis zu 30 cm Durchmesser haben. Ihre wohlgeformten dunkelgrünen Kronen stechen namentlich im Herbst scharf ab gegen das verblei- chende Laub der meisten übrigen Holzgewächse. Die kugelförmigen Früchte von der Grösse eines Taubeneies färben sich im direkten Sonnenlichte rothbraun. Bei Ueberreife werden sie dunkel bis schwarz — auch im Innern —, springen dann mit drei Klappen auf, so dass die drei dunkelgrauen, länglichen und etwas kantigen Nüsse leicht herausfallen. Das daraus gewonnene Tsubaki-no-abura steht unter allen japa- nischen Oelen am höchsten im Preise (75 sen per ichô = 3 Mark für 1,75 Liter). Es ist bernsteingelb bis strohgelb, hat bei 14° C. ein spe- cifisches Gewicht von 0,927 und wird bei —4° bis —6° C. fest. Es besteht zu ¾ seines Gewichts aus oleinsaurem und ¼ stearinsaurem Glycerid und soll in China gleich dem sehr ähnlichen Theeöl auch zu Speisen, zur Beleuchtung und zur Darstellung von Seife Verwendung finden. Das Oel der Sasanqua ist heller, sonst aber ebenfalls wenig davon verschieden. Man cultiviert diese Pflanze in Suruga, auf Kiushiu, z. B. in Hizen, auf Amakusa und in verschiedenen andern Distrikten, ähnlich wie den Theestrauch. Sie bildet ausgebreitete Büsche von 2—4 m Höhe, nie Bäume, und ähnelt überhaupt mehr dem Theestrauch, als der ge- wöhnlichen Camellie, so auch hinsichtlich der Blüthezeit, welche in den November und December fällt. 4) Wata-no-abura, Baumwollsamenöl. Die Baumwollsamen (Wata-no-mi) sind erst in neuerer Zeit, wie anderwärts, so auch in Japan, zur Darstellung eines schweren (specifisches Gewicht 0,926), dickflüssigen, braunen Oels verwerthet worden. Dasselbe wird z. B. in Awa auf der Insel Shikoku aus Samen von Gossypium herbaceum *) Bezüglich der beiden ersten sei hier auf das Kapitel über Zierpflanzen ver- wiesen, während Näheres über C. theïfera (Thea chinensis Sims.) unter 3a. Thee zu finden ist. 12*

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/201>, abgerufen am 23.04.2024.