Camfora Fansuri und sagt, er sei so fein, dass er in China mit Gold aufgewogen werde. *)
Kaempfer bemerkt **), dass ein Catti (605 gr.) des eingeführten borneischen Kampfers gegen 80 bis 100 Catti des japanischen Kampfers vertauscht werde, und de Vriese schreibt in der erwähnten Arbeit über den Sumatra-Kampfer Folgendes: "Une caisse de camphre, qui con- tenait en tout 125 livres de camphre en trois differentes qualites ren- dait au Japon un prix de 2500--3000 rijksdaalders, c'est-a dire d'en- viron 12500--15000 francs". Weiter bemerkt er: "Pendant les annees de 1750--1760, le commerce de cet article avec la Chine a rendu a la Compagnie le provenu considerable de 153490 florins". Diese hohe Werthschätzung der Ping-pien (Eisflocken) oder Lung-nan (Drachen- gehirn), wie die Chinesen den Sumatra-Kampfer nennen, scheint noch fortzudauern, denn nach derselben Quelle geht der gesammte Export von Baros in diesem Artikel (weniger als 400 kg jährlich) nach China, wo sein Preis den des einheimischen Produkts hundertfach übertrifft. Im Jahre 1760 kostete das Pikul in Padang 44 fl. holländisch, 1860 gegen 60 fl., aber in Canton und Shanghai 114 fl. Nicht blos als in- nere Medicin und gegen Augenleiden wurde er bisher so hochgeschätzt; noch eine ganz andere Verwendung fand er früher in Sumatra selbst. Wenn nämlich ein Rajah der Battas starb, so kam sein Leichnam in einen Sarg aus dem Holze des Durio zibethinus und wurde hier mit Kampfer einbalsamirt und verschlossen gehalten, bis der am Todes- tage gesäete Reis nach 5--6 Monaten geerntet werden konnte. Dann fand unter Beigabe dieses neuen Reis die eigentliche Beerdigung des unterdess zur Mumie gewordenen Todten statt. Man hat berechnet, dass dieser Brauch im einzelnen Fall 50--100 Pfund Kampfer ver- schlang im Werthe von 2000--5000 fl.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fand ein lebhafter Handel mit diesem Sumatra-Kampfer nach Japan statt, dessen aber (nach de Vriese) die Bücher der holländischen Handelsgesellschaft von 1768 ab nicht mehr erwähnen und der desshalb von da an wohl aufhörte.
Als die Portugiesen zuerst nach Indien kamen, waren hier beide Kampferarten bekannt und in medicinischem Gebrauch. Man zahlte für das Pikul (60 kg) Sumatra-Kampfer erster Qualität 1360 Dollars und für das gleiche Gewicht chinesischen Kampfer 40--45 Dollars, woraus sich das Preisverhältniss 1 : 34 bis 1 : 30 berechnet. Den
*)Yule: Marco Polo. II. 282.
**) E. Kaempfer: Geschichte und Beschreibung von Japan 1777 pag. 131.
I. Land- und Forstwirthschaft.
Camfora Fansuri und sagt, er sei so fein, dass er in China mit Gold aufgewogen werde. *)
Kaempfer bemerkt **), dass ein Catti (605 gr.) des eingeführten borneischen Kampfers gegen 80 bis 100 Catti des japanischen Kampfers vertauscht werde, und de Vriese schreibt in der erwähnten Arbeit über den Sumatra-Kampfer Folgendes: »Une caisse de camphre, qui con- tenait en tout 125 livres de camphre en trois différentes qualités ren- dait au Japon un prix de 2500—3000 rijksdaalders, c’est-à dire d’en- viron 12500—15000 francs«. Weiter bemerkt er: »Pendant les années de 1750—1760, le commerce de cet article avec la Chine a rendu à la Compagnie le provenu considérable de 153490 florins«. Diese hohe Werthschätzung der Ping-pien (Eisflocken) oder Lung-nan (Drachen- gehirn), wie die Chinesen den Sumatra-Kampfer nennen, scheint noch fortzudauern, denn nach derselben Quelle geht der gesammte Export von Baros in diesem Artikel (weniger als 400 kg jährlich) nach China, wo sein Preis den des einheimischen Produkts hundertfach übertrifft. Im Jahre 1760 kostete das Pikul in Padang 44 fl. holländisch, 1860 gegen 60 fl., aber in Canton und Shanghai 114 fl. Nicht blos als in- nere Medicin und gegen Augenleiden wurde er bisher so hochgeschätzt; noch eine ganz andere Verwendung fand er früher in Sumatra selbst. Wenn nämlich ein Rajah der Battas starb, so kam sein Leichnam in einen Sarg aus dem Holze des Durio zibethinus und wurde hier mit Kampfer einbalsamirt und verschlossen gehalten, bis der am Todes- tage gesäete Reis nach 5—6 Monaten geerntet werden konnte. Dann fand unter Beigabe dieses neuen Reis die eigentliche Beerdigung des unterdess zur Mumie gewordenen Todten statt. Man hat berechnet, dass dieser Brauch im einzelnen Fall 50—100 Pfund Kampfer ver- schlang im Werthe von 2000—5000 fl.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fand ein lebhafter Handel mit diesem Sumatra-Kampfer nach Japan statt, dessen aber (nach de Vriese) die Bücher der holländischen Handelsgesellschaft von 1768 ab nicht mehr erwähnen und der desshalb von da an wohl aufhörte.
Als die Portugiesen zuerst nach Indien kamen, waren hier beide Kampferarten bekannt und in medicinischem Gebrauch. Man zahlte für das Pikul (60 kg) Sumatra-Kampfer erster Qualität 1360 Dollars und für das gleiche Gewicht chinesischen Kampfer 40—45 Dollars, woraus sich das Preisverhältniss 1 : 34 bis 1 : 30 berechnet. Den
*)Yule: Marco Polo. II. 282.
**) E. Kaempfer: Geschichte und Beschreibung von Japan 1777 pag. 131.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
Camfora Fansuri und sagt, er sei so fein, dass er in China mit Gold
aufgewogen werde. *)
Kaempfer bemerkt **), dass ein Catti (605 gr.) des eingeführten
borneischen Kampfers gegen 80 bis 100 Catti des japanischen Kampfers
vertauscht werde, und de Vriese schreibt in der erwähnten Arbeit über
den Sumatra-Kampfer Folgendes: »Une caisse de camphre, qui con-
tenait en tout 125 livres de camphre en trois différentes qualités ren-
dait au Japon un prix de 2500—3000 rijksdaalders, c’est-à dire d’en-
viron 12500—15000 francs«. Weiter bemerkt er: »Pendant les années
de 1750—1760, le commerce de cet article avec la Chine a rendu à
la Compagnie le provenu considérable de 153490 florins«. Diese hohe
Werthschätzung der Ping-pien (Eisflocken) oder Lung-nan (Drachen-
gehirn), wie die Chinesen den Sumatra-Kampfer nennen, scheint noch
fortzudauern, denn nach derselben Quelle geht der gesammte Export
von Baros in diesem Artikel (weniger als 400 kg jährlich) nach China,
wo sein Preis den des einheimischen Produkts hundertfach übertrifft.
Im Jahre 1760 kostete das Pikul in Padang 44 fl. holländisch, 1860
gegen 60 fl., aber in Canton und Shanghai 114 fl. Nicht blos als in-
nere Medicin und gegen Augenleiden wurde er bisher so hochgeschätzt;
noch eine ganz andere Verwendung fand er früher in Sumatra selbst.
Wenn nämlich ein Rajah der Battas starb, so kam sein Leichnam in
einen Sarg aus dem Holze des Durio zibethinus und wurde hier mit
Kampfer einbalsamirt und verschlossen gehalten, bis der am Todes-
tage gesäete Reis nach 5—6 Monaten geerntet werden konnte. Dann
fand unter Beigabe dieses neuen Reis die eigentliche Beerdigung des
unterdess zur Mumie gewordenen Todten statt. Man hat berechnet,
dass dieser Brauch im einzelnen Fall 50—100 Pfund Kampfer ver-
schlang im Werthe von 2000—5000 fl.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fand ein lebhafter
Handel mit diesem Sumatra-Kampfer nach Japan statt, dessen aber
(nach de Vriese) die Bücher der holländischen Handelsgesellschaft
von 1768 ab nicht mehr erwähnen und der desshalb von da an wohl
aufhörte.
Als die Portugiesen zuerst nach Indien kamen, waren hier beide
Kampferarten bekannt und in medicinischem Gebrauch. Man zahlte
für das Pikul (60 kg) Sumatra-Kampfer erster Qualität 1360 Dollars
und für das gleiche Gewicht chinesischen Kampfer 40—45 Dollars,
woraus sich das Preisverhältniss 1 : 34 bis 1 : 30 berechnet. Den
*) Yule: Marco Polo. II. 282.
**) E. Kaempfer: Geschichte und Beschreibung von Japan 1777 pag. 131.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/194>, abgerufen am 24.11.2024.
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