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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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3. Handelsgewächse.
(Yule: Marco Polo II, 217.), sowie mancher Andere, der später die
Wälder dieser Provinz durchreiste. Dieselben liefern noch immer jähr-
lich gegen 2500 piculs (150000 kg.); doch stieg die Produktion schon
auf 4000 piculs (240000 kg.) in einem Jahr.

An den Verbreitungsbezirk des Laurineenkampfers schliesst sich
derjenige des Borneols, Baros- oder Sumatra-Kampfers an. *) Diese
Kampferart findet sich bekanntlich im Holze von Dryobalanops Cam-
phora Colebr., einem Baume der Familie der Dipterocarpeen, abge-
lagert, und zwar in Hohlräumen und Spalten desselben, doch selten
mehr als 1/4--1 Pfund in einem Baum. Dieser Kampferbaum bewohnt
Sumatra und West-Borneo. Junghuhn spricht sich über ihn folgender-
massen aus: "Unter den Waldbäumen von Tapanuli (an der Westküste
von Sumatra nordöstlich von Nias und südöstlich der Stadt Baros) zieht
vor allem der Kampferbaum (Dryobalanops Camphora) des Reisenden
Aufmerksamkeit auf sich, durch seinen geraden, säulenartigen und
colossalen Stamm und seine Blätterkrone, welche sich hoch über den
Teppich des Waldes erhebt. Er übertrifft in seinen Dimensionen den
Rasamala (Liquidamber Altingiana), den höchsten Baum Java's." **)

In ganz Süd- und Ostasien waren beide Kampfersorten ohne
Zweifel schon zu Anfang unserer Zeitrechnung bekannt und geschätzt,
was daraus hervorgeht, dass Araber sie schon im 1. Jahrhundert nach
Europa brachten. Insbesondere galt das ganze Mittelalter hindurch
bis in die neueste Zeit Borneo-Kampfer auch bei Chinesen und Ja-
panern für eine höchst wichtige Medicin, welche sie ihrem einheimi-
schen Produkt weit vorzogen. Sein eigentlicher malayischer Name ist
Kapur Baros oder Barus, d. h. Kampfer von Baros, dem Hauptver-
sandtplatze an der Nordwestküste der Insel Sumatra, im Gegensatz
zu Kapur China oder Kapur Japun, dem Laurineenkampfer. Von Ba-
ros, aber auch von den andern Häfen der Nordwestküste zwischen
1° und 21/2° N., nämlich Tapanuli, Natal und Ajer Bangngies kam
der Sumatrakampfer über Padang nach Batavia und über Atschin nach
Pinang und Singapore. Den Namen Kapur adoptierten u. A. die
Araber und wandten ihn auch auf den Kampferbaum an, wie man
sich noch in Aegypten überzeugen kann. Marco Polo ist der erste
Europäer, der des Sumatrakampfers erwähnt. Er nennt denselben

*) Flückiger erwähnt in seinem sehr lesenswerthen Artikel "Camphora" (Phar-
makognosie des Pflanzenreichs II. Aufl. pag. 148) auch noch des Blumea-Campfers,
der aber für Japan nicht in Betracht kommt.
**) Eine ausführliche Beschreibung des Baumes nebst Abbildung lieferte W. H.
de Vriese 1856 unter dem Titel: "Memoire sur le Camphrier de Sumatra et de
Borneo".

3. Handelsgewächse.
(Yule: Marco Polo II, 217.), sowie mancher Andere, der später die
Wälder dieser Provinz durchreiste. Dieselben liefern noch immer jähr-
lich gegen 2500 piculs (150000 kg.); doch stieg die Produktion schon
auf 4000 piculs (240000 kg.) in einem Jahr.

An den Verbreitungsbezirk des Laurineenkampfers schliesst sich
derjenige des Borneols, Baros- oder Sumatra-Kampfers an. *) Diese
Kampferart findet sich bekanntlich im Holze von Dryobalanops Cam-
phora Colebr., einem Baume der Familie der Dipterocarpeen, abge-
lagert, und zwar in Hohlräumen und Spalten desselben, doch selten
mehr als ¼—1 Pfund in einem Baum. Dieser Kampferbaum bewohnt
Sumatra und West-Borneo. Junghuhn spricht sich über ihn folgender-
massen aus: »Unter den Waldbäumen von Tapanuli (an der Westküste
von Sumatra nordöstlich von Nias und südöstlich der Stadt Baros) zieht
vor allem der Kampferbaum (Dryobalanops Camphora) des Reisenden
Aufmerksamkeit auf sich, durch seinen geraden, säulenartigen und
colossalen Stamm und seine Blätterkrone, welche sich hoch über den
Teppich des Waldes erhebt. Er übertrifft in seinen Dimensionen den
Rasamala (Liquidamber Altingiana), den höchsten Baum Java’s.« **)

In ganz Süd- und Ostasien waren beide Kampfersorten ohne
Zweifel schon zu Anfang unserer Zeitrechnung bekannt und geschätzt,
was daraus hervorgeht, dass Araber sie schon im 1. Jahrhundert nach
Europa brachten. Insbesondere galt das ganze Mittelalter hindurch
bis in die neueste Zeit Bornéo-Kampfer auch bei Chinesen und Ja-
panern für eine höchst wichtige Medicin, welche sie ihrem einheimi-
schen Produkt weit vorzogen. Sein eigentlicher malayischer Name ist
Kápúr Bárós oder Barús, d. h. Kampfer von Baros, dem Hauptver-
sandtplatze an der Nordwestküste der Insel Sumatra, im Gegensatz
zu Kapur China oder Kapur Japún, dem Laurineenkampfer. Von Ba-
ros, aber auch von den andern Häfen der Nordwestküste zwischen
1° und 2½° N., nämlich Tapanuli, Natal und Ajer Bangngies kam
der Sumatrakampfer über Padang nach Batavia und über Atschin nach
Pinang und Singapore. Den Namen Kápúr adoptierten u. A. die
Araber und wandten ihn auch auf den Kampferbaum an, wie man
sich noch in Aegypten überzeugen kann. Marco Polo ist der erste
Europäer, der des Sumatrakampfers erwähnt. Er nennt denselben

*) Flückiger erwähnt in seinem sehr lesenswerthen Artikel »Camphora« (Phar-
makognosie des Pflanzenreichs II. Aufl. pag. 148) auch noch des Blumea-Campfers,
der aber für Japan nicht in Betracht kommt.
**) Eine ausführliche Beschreibung des Baumes nebst Abbildung lieferte W. H.
de Vriese 1856 unter dem Titel: »Mémoire sur le Camphrier de Sumatra et de
Bornéo«.
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[171/0193] 3. Handelsgewächse. (Yule: Marco Polo II, 217.), sowie mancher Andere, der später die Wälder dieser Provinz durchreiste. Dieselben liefern noch immer jähr- lich gegen 2500 piculs (150000 kg.); doch stieg die Produktion schon auf 4000 piculs (240000 kg.) in einem Jahr. An den Verbreitungsbezirk des Laurineenkampfers schliesst sich derjenige des Borneols, Baros- oder Sumatra-Kampfers an. *) Diese Kampferart findet sich bekanntlich im Holze von Dryobalanops Cam- phora Colebr., einem Baume der Familie der Dipterocarpeen, abge- lagert, und zwar in Hohlräumen und Spalten desselben, doch selten mehr als ¼—1 Pfund in einem Baum. Dieser Kampferbaum bewohnt Sumatra und West-Borneo. Junghuhn spricht sich über ihn folgender- massen aus: »Unter den Waldbäumen von Tapanuli (an der Westküste von Sumatra nordöstlich von Nias und südöstlich der Stadt Baros) zieht vor allem der Kampferbaum (Dryobalanops Camphora) des Reisenden Aufmerksamkeit auf sich, durch seinen geraden, säulenartigen und colossalen Stamm und seine Blätterkrone, welche sich hoch über den Teppich des Waldes erhebt. Er übertrifft in seinen Dimensionen den Rasamala (Liquidamber Altingiana), den höchsten Baum Java’s.« **) In ganz Süd- und Ostasien waren beide Kampfersorten ohne Zweifel schon zu Anfang unserer Zeitrechnung bekannt und geschätzt, was daraus hervorgeht, dass Araber sie schon im 1. Jahrhundert nach Europa brachten. Insbesondere galt das ganze Mittelalter hindurch bis in die neueste Zeit Bornéo-Kampfer auch bei Chinesen und Ja- panern für eine höchst wichtige Medicin, welche sie ihrem einheimi- schen Produkt weit vorzogen. Sein eigentlicher malayischer Name ist Kápúr Bárós oder Barús, d. h. Kampfer von Baros, dem Hauptver- sandtplatze an der Nordwestküste der Insel Sumatra, im Gegensatz zu Kapur China oder Kapur Japún, dem Laurineenkampfer. Von Ba- ros, aber auch von den andern Häfen der Nordwestküste zwischen 1° und 2½° N., nämlich Tapanuli, Natal und Ajer Bangngies kam der Sumatrakampfer über Padang nach Batavia und über Atschin nach Pinang und Singapore. Den Namen Kápúr adoptierten u. A. die Araber und wandten ihn auch auf den Kampferbaum an, wie man sich noch in Aegypten überzeugen kann. Marco Polo ist der erste Europäer, der des Sumatrakampfers erwähnt. Er nennt denselben *) Flückiger erwähnt in seinem sehr lesenswerthen Artikel »Camphora« (Phar- makognosie des Pflanzenreichs II. Aufl. pag. 148) auch noch des Blumea-Campfers, der aber für Japan nicht in Betracht kommt. **) Eine ausführliche Beschreibung des Baumes nebst Abbildung lieferte W. H. de Vriese 1856 unter dem Titel: »Mémoire sur le Camphrier de Sumatra et de Bornéo«.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/193>, abgerufen am 26.04.2024.