der Pflanze werden ebenfalls verwendet und zu einem schwarzen, zähen Brei gekocht, der in Folge des in Caramel übergegangenen Zuckers wie Lakritze aussieht und schmeckt, jedoch einen bitteren Beigeschmack hat. Dieses Präparat kommt nicht zur Ausfuhr.
Für die zubereitete Ginsengwurzel gibt es bald zahlreiche Käufer, welche das Kin (600 Gramm) dem Producenten mit 5--7 yen bezahlen, während es in China 10 yen oder 40 Mark werth ist. Der Ginseng der Mandschurei steht viel höher im Preis, zumal die gesuchteste Sorte, deren Aussehen an Bernstein erinnert und deren Preis oft mit dem 5--8-fachen Gewicht Silber aufgewogen wird. Mindestens gleich- geschätzt und noch immer ein beachtenswerther Ausfuhrartikel ist der Koreanische Ginseng. In der Tokugawa-Periode war der Daimio von Tsushima abgabenfrei, hatte dafür aber dem Hofe des Shogun jährlich ein gewisses Quantum Ginseng aus dem benachbarten Korea zu liefern.
Seitdem die jüngeren japanischen Aerzte begonnen haben, sich mit den europäischen Heilmethoden und -Mitteln mehr und mehr vertraut zu machen, ist in Japan das Ansehen der Ginsengwurzel bedeutend gesunken, so dass bei gleichbleibendem, ja stellenweise zunehmendem Anbau derselben jährlich immer grössere Mengen nach China ausge- führt werden können, wo sie stets willige Abnehmer finden. Früher vermittelten die Holländer in Nagasaki diesen Export, jetzt findet er meist über Ozaka durch Japaner und Chinesen direkt statt. Der Be- trag desselben erreichte im Jahr 1879 die hohe Summe von 507494 yen, ist aber seitdem etwas zurückgegangen.
Die Ginsengcultur findet in verschiedenen Hügellandschaften von 300--800 Meter Höhe statt, vornehmlich auf Hondo. Ihre bemerkens- werthesten Distrikte sind:
1) in der Provinz Idzumo südlich der Hauptstadt Matsuye an den Bergabhängen der Landschaft Tu (Tu-gori) und auf der kleinen Rettig- insel (Daiko-jima) im Nakano-umi;
2) in der Provinz Hoki auf der Nordseite des Daisen;
3) in Shinano längs des Nakasendo zwischen den Poststationen Iwamurata und Wada, sowie bei der Stadt Takeda an der Grenze von Hida;
4) in Aidzu 30 Meilen nördlich von Tokio an mehreren Stellen, insbesondere bei Terayama und Matsukawa, sodann bei Kuradani und Uchi auf dem Wege von Sanno-toge nach Wakamatsu.
Ausser in diesen Gebieten, wo Kempermann oder ich den Gin- sengbau beobachteten, kommt derselbe nach Maximowicz auch bei Hakodate vor, sowie an verschiedenen andern Orten des japanischen
3. Handelsgewächse.
der Pflanze werden ebenfalls verwendet und zu einem schwarzen, zähen Brei gekocht, der in Folge des in Caramel übergegangenen Zuckers wie Lakritze aussieht und schmeckt, jedoch einen bitteren Beigeschmack hat. Dieses Präparat kommt nicht zur Ausfuhr.
Für die zubereitete Ginsengwurzel gibt es bald zahlreiche Käufer, welche das Kin (600 Gramm) dem Producenten mit 5—7 yen bezahlen, während es in China 10 yen oder 40 Mark werth ist. Der Ginseng der Mandschurei steht viel höher im Preis, zumal die gesuchteste Sorte, deren Aussehen an Bernstein erinnert und deren Preis oft mit dem 5—8-fachen Gewicht Silber aufgewogen wird. Mindestens gleich- geschätzt und noch immer ein beachtenswerther Ausfuhrartikel ist der Koreanische Ginseng. In der Tokugawa-Periode war der Daimiô von Tsushima abgabenfrei, hatte dafür aber dem Hofe des Shôgun jährlich ein gewisses Quantum Ginseng aus dem benachbarten Korea zu liefern.
Seitdem die jüngeren japanischen Aerzte begonnen haben, sich mit den europäischen Heilmethoden und -Mitteln mehr und mehr vertraut zu machen, ist in Japan das Ansehen der Ginsengwurzel bedeutend gesunken, so dass bei gleichbleibendem, ja stellenweise zunehmendem Anbau derselben jährlich immer grössere Mengen nach China ausge- führt werden können, wo sie stets willige Abnehmer finden. Früher vermittelten die Holländer in Nagasáki diesen Export, jetzt findet er meist über Ôzaka durch Japaner und Chinesen direkt statt. Der Be- trag desselben erreichte im Jahr 1879 die hohe Summe von 507494 yen, ist aber seitdem etwas zurückgegangen.
Die Ginsengcultur findet in verschiedenen Hügellandschaften von 300—800 Meter Höhe statt, vornehmlich auf Hondo. Ihre bemerkens- werthesten Distrikte sind:
1) in der Provinz Idzumo südlich der Hauptstadt Matsuye an den Bergabhängen der Landschaft Tu (Tu-gori) und auf der kleinen Rettig- insel (Daiko-jima) im Nakano-umi;
2) in der Provinz Hoki auf der Nordseite des Daisen;
3) in Shinano längs des Nakasendô zwischen den Poststationen Iwamurata und Wada, sowie bei der Stadt Takeda an der Grenze von Hida;
4) in Aidzu 30 Meilen nördlich von Tôkio an mehreren Stellen, insbesondere bei Terayama und Matsukawa, sodann bei Kuradani und Uchi auf dem Wege von Sannô-tôge nach Wakamatsu.
Ausser in diesen Gebieten, wo Kempermann oder ich den Gin- sengbau beobachteten, kommt derselbe nach Maximowicz auch bei Hakodate vor, sowie an verschiedenen andern Orten des japanischen
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3. Handelsgewächse.
der Pflanze werden ebenfalls verwendet und zu einem schwarzen, zähen
Brei gekocht, der in Folge des in Caramel übergegangenen Zuckers
wie Lakritze aussieht und schmeckt, jedoch einen bitteren Beigeschmack
hat. Dieses Präparat kommt nicht zur Ausfuhr.
Für die zubereitete Ginsengwurzel gibt es bald zahlreiche Käufer,
welche das Kin (600 Gramm) dem Producenten mit 5—7 yen bezahlen,
während es in China 10 yen oder 40 Mark werth ist. Der Ginseng
der Mandschurei steht viel höher im Preis, zumal die gesuchteste
Sorte, deren Aussehen an Bernstein erinnert und deren Preis oft mit
dem 5—8-fachen Gewicht Silber aufgewogen wird. Mindestens gleich-
geschätzt und noch immer ein beachtenswerther Ausfuhrartikel ist der
Koreanische Ginseng. In der Tokugawa-Periode war der Daimiô von
Tsushima abgabenfrei, hatte dafür aber dem Hofe des Shôgun jährlich
ein gewisses Quantum Ginseng aus dem benachbarten Korea zu liefern.
Seitdem die jüngeren japanischen Aerzte begonnen haben, sich mit
den europäischen Heilmethoden und -Mitteln mehr und mehr vertraut
zu machen, ist in Japan das Ansehen der Ginsengwurzel bedeutend
gesunken, so dass bei gleichbleibendem, ja stellenweise zunehmendem
Anbau derselben jährlich immer grössere Mengen nach China ausge-
führt werden können, wo sie stets willige Abnehmer finden. Früher
vermittelten die Holländer in Nagasáki diesen Export, jetzt findet er
meist über Ôzaka durch Japaner und Chinesen direkt statt. Der Be-
trag desselben erreichte im Jahr 1879 die hohe Summe von 507494 yen,
ist aber seitdem etwas zurückgegangen.
Die Ginsengcultur findet in verschiedenen Hügellandschaften von
300—800 Meter Höhe statt, vornehmlich auf Hondo. Ihre bemerkens-
werthesten Distrikte sind:
1) in der Provinz Idzumo südlich der Hauptstadt Matsuye an den
Bergabhängen der Landschaft Tu (Tu-gori) und auf der kleinen Rettig-
insel (Daiko-jima) im Nakano-umi;
2) in der Provinz Hoki auf der Nordseite des Daisen;
3) in Shinano längs des Nakasendô zwischen den Poststationen
Iwamurata und Wada, sowie bei der Stadt Takeda an der Grenze
von Hida;
4) in Aidzu 30 Meilen nördlich von Tôkio an mehreren Stellen,
insbesondere bei Terayama und Matsukawa, sodann bei Kuradani und
Uchi auf dem Wege von Sannô-tôge nach Wakamatsu.
Ausser in diesen Gebieten, wo Kempermann oder ich den Gin-
sengbau beobachteten, kommt derselbe nach Maximowicz auch bei
Hakodate vor, sowie an verschiedenen andern Orten des japanischen
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/189>, abgerufen am 24.11.2024.
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