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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
zu schützen, trägt jedes Beet der Länge nach in 2/3 --1 Meter Höhe
beständig ein auf Pfählen und Stangen ruhendes Strohdach über sich,
das nach Süden etwas geneigt ist. Hierdurch sind Ginsengpflanzungen
[Abbildung] Fig. 2.
dem Auge des aufmerksamen Reisenden
schon aus der Ferne erkennbar, wie z. B.
in der Provinz Shinano zur Seite des Na-
kasendo, in Aidzu und anderwärts. Wäh-
rend der Vegetationsdauer findet nur eine
Reinhaltung und zeitweise Lockerung der
Beete statt, sowie eine mehrmalige Düngung
mit Strohasche.

Die Aussaat erfolgt im Süden Japans
(z. B. in den Provinzen Idzumi und Hoki)
im November, weiter nordwärts aber erst
im April. Da die Samen leicht ihre Keim-
kraft verlieren, werden sie im letzteren Fall
mit Erde vermischt aufbewahrt. In das
tiefgegrabene, durchsiebte Land setzt man
den Samen in 6--9 cm Abstand und eben
so tief in Reihen, deren 2 auf ein Beet
kommen, so dass sie etwa 30 cm von ein-
ander entfernt sind. Ginseng wächst lang-
sam und bedarf 31/2 Jahre zu seiner Ent-
wickelung. So kann man denn Felder sehen
mit Pflanzen vom ersten Jahr (ichi nen sho),
von zwei Jahren (ni nen sho), von drei Jah-
ren (san nen sho), vom vierten Jahr (yo-nen
sho). Die Pflänzchen des Ichinensho (siehe
Figur 2) haben bis zum Herbst nur ein,
auch zwei Blätter, keinen Stengel entwickelt.
Ein solches Blatt ist einschliesslich des lan-
gen Stieles 8--10 cm hoch und dreizählig,
wie das des Klees. Die eiförmigen, zuge-
spitzten Blättchen haben scharfgezahnte Ränder. Stärker entwickelt
erscheint die walzenförmige ausdauernde Wurzel. Im zweiten Som-
mer bildet dieselbe einen einfachen glatten Stengel, der sich oben in
zwei, auch drei Blattstielen gabelt (siehe Figur 3). Die einzelnen
Blätter sind nun fingerförmig fünfzählig, in symmetrischer Weise ent-
wickelt, am stärksten das mittlere der Blättchen. Gestalt und Rand-
theilung, wie im ersten Jahr. Die Wurzel hat mit etwa 12 cm fast
gleiche Länge, wie der oberirdische Theil der Pflanze. Im dritten

I. Land- und Forstwirthschaft.
zu schützen, trägt jedes Beet der Länge nach in ⅔—1 Meter Höhe
beständig ein auf Pfählen und Stangen ruhendes Strohdach über sich,
das nach Süden etwas geneigt ist. Hierdurch sind Ginsengpflanzungen
[Abbildung] Fig. 2.
dem Auge des aufmerksamen Reisenden
schon aus der Ferne erkennbar, wie z. B.
in der Provinz Shinano zur Seite des Na-
kasendo, in Aidzu und anderwärts. Wäh-
rend der Vegetationsdauer findet nur eine
Reinhaltung und zeitweise Lockerung der
Beete statt, sowie eine mehrmalige Düngung
mit Strohasche.

Die Aussaat erfolgt im Süden Japans
(z. B. in den Provinzen Idzumi und Hoki)
im November, weiter nordwärts aber erst
im April. Da die Samen leicht ihre Keim-
kraft verlieren, werden sie im letzteren Fall
mit Erde vermischt aufbewahrt. In das
tiefgegrabene, durchsiebte Land setzt man
den Samen in 6—9 cm Abstand und eben
so tief in Reihen, deren 2 auf ein Beet
kommen, so dass sie etwa 30 cm von ein-
ander entfernt sind. Ginseng wächst lang-
sam und bedarf 3½ Jahre zu seiner Ent-
wickelung. So kann man denn Felder sehen
mit Pflanzen vom ersten Jahr (ichi nen shô),
von zwei Jahren (ni nen shô), von drei Jah-
ren (san nen shô), vom vierten Jahr (yo-nen
shô). Die Pflänzchen des Ichinenshô (siehe
Figur 2) haben bis zum Herbst nur ein,
auch zwei Blätter, keinen Stengel entwickelt.
Ein solches Blatt ist einschliesslich des lan-
gen Stieles 8—10 cm hoch und dreizählig,
wie das des Klees. Die eiförmigen, zuge-
spitzten Blättchen haben scharfgezahnte Ränder. Stärker entwickelt
erscheint die walzenförmige ausdauernde Wurzel. Im zweiten Som-
mer bildet dieselbe einen einfachen glatten Stengel, der sich oben in
zwei, auch drei Blattstielen gabelt (siehe Figur 3). Die einzelnen
Blätter sind nun fingerförmig fünfzählig, in symmetrischer Weise ent-
wickelt, am stärksten das mittlere der Blättchen. Gestalt und Rand-
theilung, wie im ersten Jahr. Die Wurzel hat mit etwa 12 cm fast
gleiche Länge, wie der oberirdische Theil der Pflanze. Im dritten

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[162/0184] I. Land- und Forstwirthschaft. zu schützen, trägt jedes Beet der Länge nach in ⅔—1 Meter Höhe beständig ein auf Pfählen und Stangen ruhendes Strohdach über sich, das nach Süden etwas geneigt ist. Hierdurch sind Ginsengpflanzungen [Abbildung Fig. 2.] dem Auge des aufmerksamen Reisenden schon aus der Ferne erkennbar, wie z. B. in der Provinz Shinano zur Seite des Na- kasendo, in Aidzu und anderwärts. Wäh- rend der Vegetationsdauer findet nur eine Reinhaltung und zeitweise Lockerung der Beete statt, sowie eine mehrmalige Düngung mit Strohasche. Die Aussaat erfolgt im Süden Japans (z. B. in den Provinzen Idzumi und Hoki) im November, weiter nordwärts aber erst im April. Da die Samen leicht ihre Keim- kraft verlieren, werden sie im letzteren Fall mit Erde vermischt aufbewahrt. In das tiefgegrabene, durchsiebte Land setzt man den Samen in 6—9 cm Abstand und eben so tief in Reihen, deren 2 auf ein Beet kommen, so dass sie etwa 30 cm von ein- ander entfernt sind. Ginseng wächst lang- sam und bedarf 3½ Jahre zu seiner Ent- wickelung. So kann man denn Felder sehen mit Pflanzen vom ersten Jahr (ichi nen shô), von zwei Jahren (ni nen shô), von drei Jah- ren (san nen shô), vom vierten Jahr (yo-nen shô). Die Pflänzchen des Ichinenshô (siehe Figur 2) haben bis zum Herbst nur ein, auch zwei Blätter, keinen Stengel entwickelt. Ein solches Blatt ist einschliesslich des lan- gen Stieles 8—10 cm hoch und dreizählig, wie das des Klees. Die eiförmigen, zuge- spitzten Blättchen haben scharfgezahnte Ränder. Stärker entwickelt erscheint die walzenförmige ausdauernde Wurzel. Im zweiten Som- mer bildet dieselbe einen einfachen glatten Stengel, der sich oben in zwei, auch drei Blattstielen gabelt (siehe Figur 3). Die einzelnen Blätter sind nun fingerförmig fünfzählig, in symmetrischer Weise ent- wickelt, am stärksten das mittlere der Blättchen. Gestalt und Rand- theilung, wie im ersten Jahr. Die Wurzel hat mit etwa 12 cm fast gleiche Länge, wie der oberirdische Theil der Pflanze. Im dritten

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/184>, abgerufen am 20.04.2024.