förmigen gedrehten und gerollten Blättchen besteht. Endlich wird dieser zum Export kommende Thee auf einem Tisch ausgebreitet und hier von Mädchen noch sorgfältig durchlesen, wobei alle noch zurück- gebliebenen Verunreinigungen durch Fruchtkapseln, Stielreste etc. be- seitigt werden. Die Arbeiten sind nun beendet, die Waare wird in neue Holzkisten verpackt, deren jede ein halbes Picul (30 Kilo) fasst, und nach einem der Vertragshäfen zum Verkauf gesandt. Eingeborene Zwischenhändler vermitteln ihren Uebergang aus den Händen des Pro- ducenten in diejenigen des fremden Kaufmanns und Exporteurs.
Um den Thee seetüchtig und marktfähiger zu machen, unterwirft dieser denselben 1--2 Stunden lang einem nochmaligen Dörren und endlich dem Färben. Bezüglich des ersteren werden zweierlei Ver- fahren eingeschlagen, das Erhitzen in Pfannen (Pan firing) und in Körben (basket firing). In grossen luftigen Hallen (Tea Firing Go- downs) werden eiserne Pfannen von annähernd halbkugeliger Gestalt, jede gegen 40--50 cm weit und etwas mehr als halb so tief, reihen- weise in niedrige Backsteinmauern gesetzt, jede mit einer besonderen kleinen Holzkohlenfeuerung darunter. Manche Kaufleute haben gegen 500 solcher Pfannen in einem Raume und zur Bedienung derselben ebensoviele Personen, vornehmlich Frauen und Mädchen. Wenn der frische Thee vom Lande hereingebracht wird, geht es hier von früh Morgens bis zum Sonnenuntergang munter her und wird das Scherzen und näselnde Singen schon von weitem wahrgenommen. Auf ein ge- gebenes Zeichen des dirigirenden Chinesen erhält jede vorgewärmte Pfanne den Inhalt des bereitstehenden Körbchens, etwa 5 Pfd. Thee, welche darin zwischen den flachen Händen zum letzten Mal emsig be- arbeitet und in beständiger Bewegung erhalten werden, bis der Diri- gent die Waare für vollkommen trocken hält. Das Färben, soweit es noch geübt wird, schliesst sich nun an (Näheres darüber weiter unten), worauf der zur Verschiffung bereite Thee in den Packraum kommt, wo er noch warm in sogenannte Halbkisten (half-chests), die im In- nern mit Bleifolie ausgelegt sind, zu je 40 englischen Pfund verpackt wird, in denen er zu den Händlern in den Vereinigten Staaten und der Dominion of Canada, als den fast ausschliesslichen Abnehmern, gelangt.
Zum Trocknen des Thees in Körben (Basket firing) bedient man sich geflochtener, beiderseits offener Körbe von Gestalt der Würfel- becher, welche aus gespaltenem Bambusrohr dargestellt werden. Der Korb wird mit dem einen Ende über eine Pfanne gestülpt, in welcher Kohlen von Asche umgeben glimmen. Auf der andern Seite wird ein dichtmaschiges Bambusgeflecht in Gestalt eines runden flachen Korbes eingefügt und darauf der zu erhitzende Thee gestreut etc. Dieses Ver-
I. Land- und Forstwirthschaft.
förmigen gedrehten und gerollten Blättchen besteht. Endlich wird dieser zum Export kommende Thee auf einem Tisch ausgebreitet und hier von Mädchen noch sorgfältig durchlesen, wobei alle noch zurück- gebliebenen Verunreinigungen durch Fruchtkapseln, Stielreste etc. be- seitigt werden. Die Arbeiten sind nun beendet, die Waare wird in neue Holzkisten verpackt, deren jede ein halbes Picul (30 Kilo) fasst, und nach einem der Vertragshäfen zum Verkauf gesandt. Eingeborene Zwischenhändler vermitteln ihren Uebergang aus den Händen des Pro- ducenten in diejenigen des fremden Kaufmanns und Exporteurs.
Um den Thee seetüchtig und marktfähiger zu machen, unterwirft dieser denselben 1—2 Stunden lang einem nochmaligen Dörren und endlich dem Färben. Bezüglich des ersteren werden zweierlei Ver- fahren eingeschlagen, das Erhitzen in Pfannen (Pan firing) und in Körben (basket firing). In grossen luftigen Hallen (Tea Firing Go- downs) werden eiserne Pfannen von annähernd halbkugeliger Gestalt, jede gegen 40—50 cm weit und etwas mehr als halb so tief, reihen- weise in niedrige Backsteinmauern gesetzt, jede mit einer besonderen kleinen Holzkohlenfeuerung darunter. Manche Kaufleute haben gegen 500 solcher Pfannen in einem Raume und zur Bedienung derselben ebensoviele Personen, vornehmlich Frauen und Mädchen. Wenn der frische Thee vom Lande hereingebracht wird, geht es hier von früh Morgens bis zum Sonnenuntergang munter her und wird das Scherzen und näselnde Singen schon von weitem wahrgenommen. Auf ein ge- gebenes Zeichen des dirigirenden Chinesen erhält jede vorgewärmte Pfanne den Inhalt des bereitstehenden Körbchens, etwa 5 Pfd. Thee, welche darin zwischen den flachen Händen zum letzten Mal emsig be- arbeitet und in beständiger Bewegung erhalten werden, bis der Diri- gent die Waare für vollkommen trocken hält. Das Färben, soweit es noch geübt wird, schliesst sich nun an (Näheres darüber weiter unten), worauf der zur Verschiffung bereite Thee in den Packraum kommt, wo er noch warm in sogenannte Halbkisten (half-chests), die im In- nern mit Bleifolie ausgelegt sind, zu je 40 englischen Pfund verpackt wird, in denen er zu den Händlern in den Vereinigten Staaten und der Dominion of Canada, als den fast ausschliesslichen Abnehmern, gelangt.
Zum Trocknen des Thees in Körben (Basket firing) bedient man sich geflochtener, beiderseits offener Körbe von Gestalt der Würfel- becher, welche aus gespaltenem Bambusrohr dargestellt werden. Der Korb wird mit dem einen Ende über eine Pfanne gestülpt, in welcher Kohlen von Asche umgeben glimmen. Auf der andern Seite wird ein dichtmaschiges Bambusgeflecht in Gestalt eines runden flachen Korbes eingefügt und darauf der zu erhitzende Thee gestreut etc. Dieses Ver-
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I. Land- und Forstwirthschaft.
förmigen gedrehten und gerollten Blättchen besteht. Endlich wird
dieser zum Export kommende Thee auf einem Tisch ausgebreitet und
hier von Mädchen noch sorgfältig durchlesen, wobei alle noch zurück-
gebliebenen Verunreinigungen durch Fruchtkapseln, Stielreste etc. be-
seitigt werden. Die Arbeiten sind nun beendet, die Waare wird in
neue Holzkisten verpackt, deren jede ein halbes Picul (30 Kilo) fasst,
und nach einem der Vertragshäfen zum Verkauf gesandt. Eingeborene
Zwischenhändler vermitteln ihren Uebergang aus den Händen des Pro-
ducenten in diejenigen des fremden Kaufmanns und Exporteurs.
Um den Thee seetüchtig und marktfähiger zu machen, unterwirft
dieser denselben 1—2 Stunden lang einem nochmaligen Dörren und
endlich dem Färben. Bezüglich des ersteren werden zweierlei Ver-
fahren eingeschlagen, das Erhitzen in Pfannen (Pan firing) und in
Körben (basket firing). In grossen luftigen Hallen (Tea Firing Go-
downs) werden eiserne Pfannen von annähernd halbkugeliger Gestalt,
jede gegen 40—50 cm weit und etwas mehr als halb so tief, reihen-
weise in niedrige Backsteinmauern gesetzt, jede mit einer besonderen
kleinen Holzkohlenfeuerung darunter. Manche Kaufleute haben gegen
500 solcher Pfannen in einem Raume und zur Bedienung derselben
ebensoviele Personen, vornehmlich Frauen und Mädchen. Wenn der
frische Thee vom Lande hereingebracht wird, geht es hier von früh
Morgens bis zum Sonnenuntergang munter her und wird das Scherzen
und näselnde Singen schon von weitem wahrgenommen. Auf ein ge-
gebenes Zeichen des dirigirenden Chinesen erhält jede vorgewärmte
Pfanne den Inhalt des bereitstehenden Körbchens, etwa 5 Pfd. Thee,
welche darin zwischen den flachen Händen zum letzten Mal emsig be-
arbeitet und in beständiger Bewegung erhalten werden, bis der Diri-
gent die Waare für vollkommen trocken hält. Das Färben, soweit es
noch geübt wird, schliesst sich nun an (Näheres darüber weiter unten),
worauf der zur Verschiffung bereite Thee in den Packraum kommt,
wo er noch warm in sogenannte Halbkisten (half-chests), die im In-
nern mit Bleifolie ausgelegt sind, zu je 40 englischen Pfund verpackt
wird, in denen er zu den Händlern in den Vereinigten Staaten und der
Dominion of Canada, als den fast ausschliesslichen Abnehmern, gelangt.
Zum Trocknen des Thees in Körben (Basket firing) bedient man
sich geflochtener, beiderseits offener Körbe von Gestalt der Würfel-
becher, welche aus gespaltenem Bambusrohr dargestellt werden. Der
Korb wird mit dem einen Ende über eine Pfanne gestülpt, in welcher
Kohlen von Asche umgeben glimmen. Auf der andern Seite wird ein
dichtmaschiges Bambusgeflecht in Gestalt eines runden flachen Korbes
eingefügt und darauf der zu erhitzende Thee gestreut etc. Dieses Ver-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/162>, abgerufen am 24.11.2024.
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