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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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III. Geologische Verhältnisse.

Im Jahre 745 schwankte der Erdboden vom 27. des 4. Monats
an 2 Tage und 3 Nächte lang ohne Unterbrechung. Die Oscillationen
waren in der Provinz Mino derart heftiger Natur, dass hohe Gebäude,
Magazine, Tempel und Häuser in Menge zusammenstürzten.

Am 14. des 8. Monats im Jahre 797 war grosses Erdbeben mit
Sturm in Kioto. Ganze Strassenreihen stürzten. Alle Häuser und
Tempel fielen in Trümmer: die Stadt wurde vollständig vernichtet.

Im 7. Monate des Jahres 818 suchte ein gewaltiges Erdbeben die
Provinzen Sagami, Musashi, Shimosa, Hitachi, Kotsuke und Shimotsuke
heim. Der Menschen, die dabei um das Leben kamen, waren un-
zählig viele, so dass die Regierung für die Beerdigung sorgen musste.

Am 12. des 7. Monats 827 war ein grosses Erdbeben, und viele
Häuser brachen zusammen. An ein und demselben Tage fühlte man
einen Hauptstoss und 7--8 kleinere Stösse. Am 14. dauerte das
Erzittern noch immer fort, und um 10 Uhr dieses Tages wurde ein
furchtbar heftiger Stoss gefühlt. Bei jedem Stosse hörte man ein
donnerähnliches unterirdisches Geräusch. Es folgten in diesem und
dem folgenden Monate noch eine grosse Anzahl weiterer Erschütte-
rungen.

Im Jahre 830 fanden heftige Erdbeben in Akita statt.

Am 13. des 2. Monats 841 ereignete sich ein grosses Erdbeben
in Shinano. An einem Abende zählte man 94 Stösse. Viele Tausende
von Gebäuden wurden hierbei zerstört.

Heftige Erdbeben in den Jahren 850, 856, 857, 864, 868 zer-
störten Theile von Kioto und zeigten sich mehr oder minder verderb-
lich in den Provinzen ringsum.

Im Jahre 877 wurden alle Provinzen des Kuwanto von Erdbeben
heimgesucht, welche in Sagami und Musashi die meisten Verwüstungen
anrichteten.

So gehen die Berichte fort und es scheint vor allem Kioto häufig
in den Kreis der heftigsten Erschütterungen gefallen zu sein.

Diese Zusammenstellung bei Naumann beweist zur Genüge, wie
unbegründet die Annahme Brunton's ist, als habe die Häufigkeit
heftiger, verderblicher Erderschütterungen in der neueren Zeit zuge-
nommen. Vielfach ist auch von Meeresfluthen die Rede, welche sich
unaufhaltsam über Städte und Dörfer dahinwälzten und bis zu Orten
vordrangen, die weit vom Meere entfernt lagen. Eine solche Erd-
bebenfluth zeigte sich z. B. im Sommer 869 im nördlichen Oshiu und
nahm über 1000 Personen das Leben.

Nur noch einige der verhängnissvollsten Erderschütterungen dieses
und des vorigen Jahrhunderts mögen hier erwähnt werden. Nach

III. Geologische Verhältnisse.

Im Jahre 745 schwankte der Erdboden vom 27. des 4. Monats
an 2 Tage und 3 Nächte lang ohne Unterbrechung. Die Oscillationen
waren in der Provinz Mino derart heftiger Natur, dass hohe Gebäude,
Magazine, Tempel und Häuser in Menge zusammenstürzten.

Am 14. des 8. Monats im Jahre 797 war grosses Erdbeben mit
Sturm in Kiôto. Ganze Strassenreihen stürzten. Alle Häuser und
Tempel fielen in Trümmer: die Stadt wurde vollständig vernichtet.

Im 7. Monate des Jahres 818 suchte ein gewaltiges Erdbeben die
Provinzen Sagami, Musashi, Shimosa, Hitachi, Kotsuke und Shimotsuke
heim. Der Menschen, die dabei um das Leben kamen, waren un-
zählig viele, so dass die Regierung für die Beerdigung sorgen musste.

Am 12. des 7. Monats 827 war ein grosses Erdbeben, und viele
Häuser brachen zusammen. An ein und demselben Tage fühlte man
einen Hauptstoss und 7—8 kleinere Stösse. Am 14. dauerte das
Erzittern noch immer fort, und um 10 Uhr dieses Tages wurde ein
furchtbar heftiger Stoss gefühlt. Bei jedem Stosse hörte man ein
donnerähnliches unterirdisches Geräusch. Es folgten in diesem und
dem folgenden Monate noch eine grosse Anzahl weiterer Erschütte-
rungen.

Im Jahre 830 fanden heftige Erdbeben in Akita statt.

Am 13. des 2. Monats 841 ereignete sich ein grosses Erdbeben
in Shinano. An einem Abende zählte man 94 Stösse. Viele Tausende
von Gebäuden wurden hierbei zerstört.

Heftige Erdbeben in den Jahren 850, 856, 857, 864, 868 zer-
störten Theile von Kiôto und zeigten sich mehr oder minder verderb-
lich in den Provinzen ringsum.

Im Jahre 877 wurden alle Provinzen des Kuwantô von Erdbeben
heimgesucht, welche in Sagami und Musashi die meisten Verwüstungen
anrichteten.

So gehen die Berichte fort und es scheint vor allem Kiôto häufig
in den Kreis der heftigsten Erschütterungen gefallen zu sein.

Diese Zusammenstellung bei Naumann beweist zur Genüge, wie
unbegründet die Annahme Brunton’s ist, als habe die Häufigkeit
heftiger, verderblicher Erderschütterungen in der neueren Zeit zuge-
nommen. Vielfach ist auch von Meeresfluthen die Rede, welche sich
unaufhaltsam über Städte und Dörfer dahinwälzten und bis zu Orten
vordrangen, die weit vom Meere entfernt lagen. Eine solche Erd-
bebenfluth zeigte sich z. B. im Sommer 869 im nördlichen Ôshiu und
nahm über 1000 Personen das Leben.

Nur noch einige der verhängnissvollsten Erderschütterungen dieses
und des vorigen Jahrhunderts mögen hier erwähnt werden. Nach

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[60/0080] III. Geologische Verhältnisse. Im Jahre 745 schwankte der Erdboden vom 27. des 4. Monats an 2 Tage und 3 Nächte lang ohne Unterbrechung. Die Oscillationen waren in der Provinz Mino derart heftiger Natur, dass hohe Gebäude, Magazine, Tempel und Häuser in Menge zusammenstürzten. Am 14. des 8. Monats im Jahre 797 war grosses Erdbeben mit Sturm in Kiôto. Ganze Strassenreihen stürzten. Alle Häuser und Tempel fielen in Trümmer: die Stadt wurde vollständig vernichtet. Im 7. Monate des Jahres 818 suchte ein gewaltiges Erdbeben die Provinzen Sagami, Musashi, Shimosa, Hitachi, Kotsuke und Shimotsuke heim. Der Menschen, die dabei um das Leben kamen, waren un- zählig viele, so dass die Regierung für die Beerdigung sorgen musste. Am 12. des 7. Monats 827 war ein grosses Erdbeben, und viele Häuser brachen zusammen. An ein und demselben Tage fühlte man einen Hauptstoss und 7—8 kleinere Stösse. Am 14. dauerte das Erzittern noch immer fort, und um 10 Uhr dieses Tages wurde ein furchtbar heftiger Stoss gefühlt. Bei jedem Stosse hörte man ein donnerähnliches unterirdisches Geräusch. Es folgten in diesem und dem folgenden Monate noch eine grosse Anzahl weiterer Erschütte- rungen. Im Jahre 830 fanden heftige Erdbeben in Akita statt. Am 13. des 2. Monats 841 ereignete sich ein grosses Erdbeben in Shinano. An einem Abende zählte man 94 Stösse. Viele Tausende von Gebäuden wurden hierbei zerstört. Heftige Erdbeben in den Jahren 850, 856, 857, 864, 868 zer- störten Theile von Kiôto und zeigten sich mehr oder minder verderb- lich in den Provinzen ringsum. Im Jahre 877 wurden alle Provinzen des Kuwantô von Erdbeben heimgesucht, welche in Sagami und Musashi die meisten Verwüstungen anrichteten. So gehen die Berichte fort und es scheint vor allem Kiôto häufig in den Kreis der heftigsten Erschütterungen gefallen zu sein. Diese Zusammenstellung bei Naumann beweist zur Genüge, wie unbegründet die Annahme Brunton’s ist, als habe die Häufigkeit heftiger, verderblicher Erderschütterungen in der neueren Zeit zuge- nommen. Vielfach ist auch von Meeresfluthen die Rede, welche sich unaufhaltsam über Städte und Dörfer dahinwälzten und bis zu Orten vordrangen, die weit vom Meere entfernt lagen. Eine solche Erd- bebenfluth zeigte sich z. B. im Sommer 869 im nördlichen Ôshiu und nahm über 1000 Personen das Leben. Nur noch einige der verhängnissvollsten Erderschütterungen dieses und des vorigen Jahrhunderts mögen hier erwähnt werden. Nach

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/80>, abgerufen am 24.11.2024.