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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Wirkungen subterraner Kräfte.

Unsere Kenntniss der japanischen Vulkane -- und es ist hier
nur von den am meisten in das Auge fallenden Stratovulkanen die
Rede -- ist bis jetzt eine sehr geringe. Sie beschränkt sich in den
meisten Fällen auf Namen und Lage der hervorragendsten Gipfel, von
deren Ausbrüchen in historischer Zeit sichere Berichte vorliegen. Nur
ein kleiner Theil derselben wurde von Fremden bis jetzt bestiegen,
und noch weit geringer ist natürlich die Zahl derer, welche der Fuss
eines geologisch gebildeten Naturforschers betrat. Eine beträchtliche
Zahl anderer Berge, die ich auf meinen Reisen berührte, oder deren
Gipfel ich von anderen Höhen aus sah, sind ohne Zweifel ebenfalls
geschichtete Vulkane mit gleich gut erhaltenen Krateren, obgleich
man sie kaum dem Namen nach kennt. So dürfen wir beispielsweise
die vielen Komagatake und Mitake vielleicht ohne Ausnahme hierher
zählen, von denen nur wenige bis jetzt betreten wurden. Welchen
geringen Werth unter diesen Umständen jene Angaben über die Zahl
der Vulkane Japans überhaupt und der noch thätigen insbesondere
haben, die wir in vielen Büchern finden, ergibt sich hiernach von selbst.

Die Unterscheidung zwischen thätigen und erloschenen Vulkanen
hat, wie dies schon öfter betont worden ist, grosse Schwierigkeiten
und Bedenken. Sollen wir Vulkane, über deren Ausbrüche keine
geschichtlichen Documente vorliegen, zu den erloschenen zählen, auch
wenn ihre Krater frisch und wohl erhalten, durch Erosion und Pflanzen-
wuchs noch nicht beeinflusst sind? -- Gehören andere, deren Krater-
wände theilweise eingestürzt und mit Vegetation überzogen sind, auf
deren Kraterboden wir frei und sicher wie auf einem Bergsattel
stehen können, noch zu den thätigen, blos weil bei ihnen vor nach-
weisbar hundert oder tausend Jahren eine Eruption stattfand? -- Nach
letzterem Princip scheint in der That Naumann verfahren zu sein,
der auf der Karte zu seinem Aufsatze "über Erdbeben und Vulkan-
ausbrüche Japans"*) folgende Berge als thätige Vulkane hinstellt:
Asama-yama, Fuji-san, Shirane-san (Shirane-yama im Gebirge von
Nikko), Nasu-yama, Iwate-yama, Yake-yama, Arima-fuji, Aso-yama,
Onzen-ga-take, Sakurajima, Iwoshima, Oshima, Kosashima, Miyako-
shima, Hachijio und Aogashima. Diesen gegenüber bezeichnet er als
erloschene Vulkane (von Alt-Japan, denn nur hierauf beziehen sich
seine Angaben) folgende 19: Iwaki-yama, Chokai-san, Bandai-san,
Takahara-yama, Akagi-san, Haruna-yama, Kusatsu-yama, Mioko-san,
Yake-yama, Renge-san, Tade-yama, Mazuga-take, Haku-san, Mi-take,
Daisen, Hakone-yama, Amagi-san, Kirishima-yama, Kaimon-take.

*) Mittheilungen der deutschen Gesellschaft etc. Heft 15. Yokohama 1878.
Rein, Japan I. 4
Wirkungen subterraner Kräfte.

Unsere Kenntniss der japanischen Vulkane — und es ist hier
nur von den am meisten in das Auge fallenden Stratovulkanen die
Rede — ist bis jetzt eine sehr geringe. Sie beschränkt sich in den
meisten Fällen auf Namen und Lage der hervorragendsten Gipfel, von
deren Ausbrüchen in historischer Zeit sichere Berichte vorliegen. Nur
ein kleiner Theil derselben wurde von Fremden bis jetzt bestiegen,
und noch weit geringer ist natürlich die Zahl derer, welche der Fuss
eines geologisch gebildeten Naturforschers betrat. Eine beträchtliche
Zahl anderer Berge, die ich auf meinen Reisen berührte, oder deren
Gipfel ich von anderen Höhen aus sah, sind ohne Zweifel ebenfalls
geschichtete Vulkane mit gleich gut erhaltenen Krateren, obgleich
man sie kaum dem Namen nach kennt. So dürfen wir beispielsweise
die vielen Komagatake und Mitake vielleicht ohne Ausnahme hierher
zählen, von denen nur wenige bis jetzt betreten wurden. Welchen
geringen Werth unter diesen Umständen jene Angaben über die Zahl
der Vulkane Japans überhaupt und der noch thätigen insbesondere
haben, die wir in vielen Büchern finden, ergibt sich hiernach von selbst.

Die Unterscheidung zwischen thätigen und erloschenen Vulkanen
hat, wie dies schon öfter betont worden ist, grosse Schwierigkeiten
und Bedenken. Sollen wir Vulkane, über deren Ausbrüche keine
geschichtlichen Documente vorliegen, zu den erloschenen zählen, auch
wenn ihre Krater frisch und wohl erhalten, durch Erosion und Pflanzen-
wuchs noch nicht beeinflusst sind? — Gehören andere, deren Krater-
wände theilweise eingestürzt und mit Vegetation überzogen sind, auf
deren Kraterboden wir frei und sicher wie auf einem Bergsattel
stehen können, noch zu den thätigen, blos weil bei ihnen vor nach-
weisbar hundert oder tausend Jahren eine Eruption stattfand? — Nach
letzterem Princip scheint in der That Naumann verfahren zu sein,
der auf der Karte zu seinem Aufsatze ȟber Erdbeben und Vulkan-
ausbrüche Japans«*) folgende Berge als thätige Vulkane hinstellt:
Asama-yama, Fuji-san, Shirane-san (Shirane-yama im Gebirge von
Nikkô), Nasu-yama, Iwate-yama, Yake-yama, Arima-fuji, Aso-yama,
Onzen-ga-take, Sakurajima, Iwoshima, Ôshima, Kosashima, Miyako-
shima, Hachijio und Aogashima. Diesen gegenüber bezeichnet er als
erloschene Vulkane (von Alt-Japan, denn nur hierauf beziehen sich
seine Angaben) folgende 19: Iwaki-yama, Chôkai-san, Bandai-san,
Takahara-yama, Akagi-san, Haruna-yama, Kusatsu-yama, Mioko-san,
Yake-yama, Renge-san, Tade-yama, Mazuga-take, Haku-san, Mi-take,
Daisen, Hakone-yama, Amagi-san, Kirishima-yama, Kaimon-take.

*) Mittheilungen der deutschen Gesellschaft etc. Heft 15. Yokohama 1878.
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[49/0069] Wirkungen subterraner Kräfte. Unsere Kenntniss der japanischen Vulkane — und es ist hier nur von den am meisten in das Auge fallenden Stratovulkanen die Rede — ist bis jetzt eine sehr geringe. Sie beschränkt sich in den meisten Fällen auf Namen und Lage der hervorragendsten Gipfel, von deren Ausbrüchen in historischer Zeit sichere Berichte vorliegen. Nur ein kleiner Theil derselben wurde von Fremden bis jetzt bestiegen, und noch weit geringer ist natürlich die Zahl derer, welche der Fuss eines geologisch gebildeten Naturforschers betrat. Eine beträchtliche Zahl anderer Berge, die ich auf meinen Reisen berührte, oder deren Gipfel ich von anderen Höhen aus sah, sind ohne Zweifel ebenfalls geschichtete Vulkane mit gleich gut erhaltenen Krateren, obgleich man sie kaum dem Namen nach kennt. So dürfen wir beispielsweise die vielen Komagatake und Mitake vielleicht ohne Ausnahme hierher zählen, von denen nur wenige bis jetzt betreten wurden. Welchen geringen Werth unter diesen Umständen jene Angaben über die Zahl der Vulkane Japans überhaupt und der noch thätigen insbesondere haben, die wir in vielen Büchern finden, ergibt sich hiernach von selbst. Die Unterscheidung zwischen thätigen und erloschenen Vulkanen hat, wie dies schon öfter betont worden ist, grosse Schwierigkeiten und Bedenken. Sollen wir Vulkane, über deren Ausbrüche keine geschichtlichen Documente vorliegen, zu den erloschenen zählen, auch wenn ihre Krater frisch und wohl erhalten, durch Erosion und Pflanzen- wuchs noch nicht beeinflusst sind? — Gehören andere, deren Krater- wände theilweise eingestürzt und mit Vegetation überzogen sind, auf deren Kraterboden wir frei und sicher wie auf einem Bergsattel stehen können, noch zu den thätigen, blos weil bei ihnen vor nach- weisbar hundert oder tausend Jahren eine Eruption stattfand? — Nach letzterem Princip scheint in der That Naumann verfahren zu sein, der auf der Karte zu seinem Aufsatze »über Erdbeben und Vulkan- ausbrüche Japans« *) folgende Berge als thätige Vulkane hinstellt: Asama-yama, Fuji-san, Shirane-san (Shirane-yama im Gebirge von Nikkô), Nasu-yama, Iwate-yama, Yake-yama, Arima-fuji, Aso-yama, Onzen-ga-take, Sakurajima, Iwoshima, Ôshima, Kosashima, Miyako- shima, Hachijio und Aogashima. Diesen gegenüber bezeichnet er als erloschene Vulkane (von Alt-Japan, denn nur hierauf beziehen sich seine Angaben) folgende 19: Iwaki-yama, Chôkai-san, Bandai-san, Takahara-yama, Akagi-san, Haruna-yama, Kusatsu-yama, Mioko-san, Yake-yama, Renge-san, Tade-yama, Mazuga-take, Haku-san, Mi-take, Daisen, Hakone-yama, Amagi-san, Kirishima-yama, Kaimon-take. *) Mittheilungen der deutschen Gesellschaft etc. Heft 15. Yokohama 1878. Rein, Japan I. 4

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/69>, abgerufen am 22.11.2024.