in Ise führt fast beständig über alte fossilfreie Schiefer und Grau- wacke, aber die nördlich davon gelegene Route von Matsusaka in Ise über Iga nach Nara in Yamato, die ich gleich jener im Sommer 1875 kennen lernte, berührt solche Schieferschichten erst, wenn sie sich Nara nähert, vorher in Ise jungtertiäre Bildungen, später Granit und einen feinkörnigen grauen Syenit. Das südliche Schiefergebirge erreicht im wesentlichen hier sein Ende. Aus den angegebenen That- sachen darf man schliessen, dass es mit azoischen Schichten beginnt, auf welche dann ältere Glieder der paläozoischen Formationsgruppe in mächtiger Entwickelung folgen. Ob dieselben als silurische oder devonische zu deuten, oder ob beide Formationen vertreten sind, lässt sich, so lange man keine Versteinerungen daraus kennt, wohl schwer bestimmen.
Wenn man von Sendai aus in nordöstlicher Richtung nach dem unteren Kitakami reist, erkennt man schon an den immer häufiger werdenden braunrothen und dunkelgrünen Sericitschiefer-Platten, auf welchen die Gräben überschritten werden, dass man sich wieder der Herrschaft des Schiefers nähert. Das nördliche Schiefergebirge, welches wir jenseits des Flusses betreten, zeigt in seinen Gesteinen viel Aehnlichkeit mit dem südlichen. Auch hier bilden altkrystallinische Ge- steine das Grundmassiv, welches von Thonschiefern und Grauwacken- schiefern, tiefer auch von älteren krystallinischen Schiefern überlagert wird. Von der Centralkette, die zugleich Wasserscheide zwischen Kitakami und dem Stillen Ocean ist, ausgehend, folgen lange, meist flache Bergrücken in grosser Zahl auf einander mit der Hauptrichtung von West nach Ost. Sie fallen steil, wenn auch meist nicht hoch, zur Küste ab, wo ihre dunklen Grauwackenschiefer die Wogen brechen und viele schöne Baien bilden. Mehrmals steht auch Kalk an, der durch die weissen Kalkspathadern in der älteren graublauen Kalk- steinmasse ebenfalls ein höheres geologisches Alter bekundet, so bei Kisenuma und landeinwärts von Kamaishi, wo die grossen Magnet- eisensteinlager sind. Hier treffen wir neben einem Kalksteingange feinkörnigen Diabas, Epidot- und Granatfels, dem sich der Magnet- eisenstein anschliesst.
Der Weg von Kamaishi nach Morioka am Kitakami wendet sich zwischen Tasobe und Otobe jenseits Nagaoka-mura über eine wellen- förmige hara (Grasheide), auf welcher rother Jaspisfels (Hornstein) in verwittertem Thonschiefer ansteht. Dieses Vorkommen, sowie die Schwefelkieswürfel im Jaspis erinnerten uns lebhaft an die unter ganz gleichen Umständen beobachteten Braunsteinnester der Provinz Huelva in Andalusien. Das petrographische Aussehen von Jaspis und Thon-
Gebirgsformationen.
in Ise führt fast beständig über alte fossilfreie Schiefer und Grau- wacke, aber die nördlich davon gelegene Route von Matsusaka in Ise über Iga nach Nara in Yamato, die ich gleich jener im Sommer 1875 kennen lernte, berührt solche Schieferschichten erst, wenn sie sich Nara nähert, vorher in Ise jungtertiäre Bildungen, später Granit und einen feinkörnigen grauen Syenit. Das südliche Schiefergebirge erreicht im wesentlichen hier sein Ende. Aus den angegebenen That- sachen darf man schliessen, dass es mit azoischen Schichten beginnt, auf welche dann ältere Glieder der paläozoischen Formationsgruppe in mächtiger Entwickelung folgen. Ob dieselben als silurische oder devonische zu deuten, oder ob beide Formationen vertreten sind, lässt sich, so lange man keine Versteinerungen daraus kennt, wohl schwer bestimmen.
Wenn man von Sendai aus in nordöstlicher Richtung nach dem unteren Kitakami reist, erkennt man schon an den immer häufiger werdenden braunrothen und dunkelgrünen Sericitschiefer-Platten, auf welchen die Gräben überschritten werden, dass man sich wieder der Herrschaft des Schiefers nähert. Das nördliche Schiefergebirge, welches wir jenseits des Flusses betreten, zeigt in seinen Gesteinen viel Aehnlichkeit mit dem südlichen. Auch hier bilden altkrystallinische Ge- steine das Grundmassiv, welches von Thonschiefern und Grauwacken- schiefern, tiefer auch von älteren krystallinischen Schiefern überlagert wird. Von der Centralkette, die zugleich Wasserscheide zwischen Kitakami und dem Stillen Ocean ist, ausgehend, folgen lange, meist flache Bergrücken in grosser Zahl auf einander mit der Hauptrichtung von West nach Ost. Sie fallen steil, wenn auch meist nicht hoch, zur Küste ab, wo ihre dunklen Grauwackenschiefer die Wogen brechen und viele schöne Baien bilden. Mehrmals steht auch Kalk an, der durch die weissen Kalkspathadern in der älteren graublauen Kalk- steinmasse ebenfalls ein höheres geologisches Alter bekundet, so bei Kisenuma und landeinwärts von Kamaishi, wo die grossen Magnet- eisensteinlager sind. Hier treffen wir neben einem Kalksteingange feinkörnigen Diabas, Epidot- und Granatfels, dem sich der Magnet- eisenstein anschliesst.
Der Weg von Kamaishi nach Morioka am Kitakami wendet sich zwischen Tasobe und Otobe jenseits Nagaoka-mura über eine wellen- förmige hara (Grasheide), auf welcher rother Jaspisfels (Hornstein) in verwittertem Thonschiefer ansteht. Dieses Vorkommen, sowie die Schwefelkieswürfel im Jaspis erinnerten uns lebhaft an die unter ganz gleichen Umständen beobachteten Braunsteinnester der Provinz Huelva in Andalusien. Das petrographische Aussehen von Jaspis und Thon-
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Gebirgsformationen.
in Ise führt fast beständig über alte fossilfreie Schiefer und Grau-
wacke, aber die nördlich davon gelegene Route von Matsusaka in
Ise über Iga nach Nara in Yamato, die ich gleich jener im Sommer
1875 kennen lernte, berührt solche Schieferschichten erst, wenn sie
sich Nara nähert, vorher in Ise jungtertiäre Bildungen, später Granit
und einen feinkörnigen grauen Syenit. Das südliche Schiefergebirge
erreicht im wesentlichen hier sein Ende. Aus den angegebenen That-
sachen darf man schliessen, dass es mit azoischen Schichten beginnt,
auf welche dann ältere Glieder der paläozoischen Formationsgruppe
in mächtiger Entwickelung folgen. Ob dieselben als silurische oder
devonische zu deuten, oder ob beide Formationen vertreten sind, lässt
sich, so lange man keine Versteinerungen daraus kennt, wohl schwer
bestimmen.
Wenn man von Sendai aus in nordöstlicher Richtung nach dem
unteren Kitakami reist, erkennt man schon an den immer häufiger
werdenden braunrothen und dunkelgrünen Sericitschiefer-Platten, auf
welchen die Gräben überschritten werden, dass man sich wieder
der Herrschaft des Schiefers nähert. Das nördliche Schiefergebirge,
welches wir jenseits des Flusses betreten, zeigt in seinen Gesteinen viel
Aehnlichkeit mit dem südlichen. Auch hier bilden altkrystallinische Ge-
steine das Grundmassiv, welches von Thonschiefern und Grauwacken-
schiefern, tiefer auch von älteren krystallinischen Schiefern überlagert
wird. Von der Centralkette, die zugleich Wasserscheide zwischen
Kitakami und dem Stillen Ocean ist, ausgehend, folgen lange, meist
flache Bergrücken in grosser Zahl auf einander mit der Hauptrichtung
von West nach Ost. Sie fallen steil, wenn auch meist nicht hoch,
zur Küste ab, wo ihre dunklen Grauwackenschiefer die Wogen brechen
und viele schöne Baien bilden. Mehrmals steht auch Kalk an, der
durch die weissen Kalkspathadern in der älteren graublauen Kalk-
steinmasse ebenfalls ein höheres geologisches Alter bekundet, so bei
Kisenuma und landeinwärts von Kamaishi, wo die grossen Magnet-
eisensteinlager sind. Hier treffen wir neben einem Kalksteingange
feinkörnigen Diabas, Epidot- und Granatfels, dem sich der Magnet-
eisenstein anschliesst.
Der Weg von Kamaishi nach Morioka am Kitakami wendet sich
zwischen Tasobe und Otobe jenseits Nagaoka-mura über eine wellen-
förmige hara (Grasheide), auf welcher rother Jaspisfels (Hornstein)
in verwittertem Thonschiefer ansteht. Dieses Vorkommen, sowie die
Schwefelkieswürfel im Jaspis erinnerten uns lebhaft an die unter ganz
gleichen Umständen beobachteten Braunsteinnester der Provinz Huelva
in Andalusien. Das petrographische Aussehen von Jaspis und Thon-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/57>, abgerufen am 24.11.2024.
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