lich fassbar dargestellt werden, theils nur in der Vorstellung existieren, in erster Linie dem Bestreben der buddhistischen Missionäre zu- schreiben, sich dem Volke verständlich zu machen, indem sie sich den alten Anschauungen anzupassen suchten und die Götzenbilder als Repräsentanten abstracter Ideen vorführten oder der alten Landes- gottheiten.
Von den vielen Hundert Idolen, denen man in Japan begegnet, können hier nur die häufigsten und volksthümlichsten erwähnt werden. Es gehören hierher vor allem die sieben Glücksgötter, deren Gunst Ruhm, Liebe, Talente, Reichthum, Nahrung, Zufriedenheit und hohes Alter, diese viel begehrten Güter des Lebens, verleihen kann. Zwei derselben, den Gott des Reichthums, Daikoku, und Ebisu, den Gott der Nahrung und der Fischmärkte, findet man fast in jedem Hause. Jener wird oft mit einem Reissacke, dieser mit einem Fisch unter dem einen Arm und einer Angel unter dem andern repräsentiert, doch fehlen auch diese Embleme, ja die Gestalten reducieren sich nicht selten auf zwei fratzenhafte, steife Gesichtsmasken mit lächelndem Ausdruck und herunterlaufenden, stark angeschwollenen Ohrläppchen. Emma-sama und seine Gehülfen wurden bereits erwähnt. Eine andere beliebte und häufige Gruppe von Götzenbildern sind die Jizo-sama, auch Rokudo-no-Jizo-sama genannt, oder die 6 Nothhelfer. Oft findet man sie in einer Reihe überdacht zur Seite der Landstrasse, häufiger noch in der Nähe der Tempel. Sie sind ursprünglich berufen, den 6 Classen der Vernunftwesen, welche die buddhistische Seelenwanderung unterscheidet, nämlich den Göttern, Menschen, Asuren, Thieren, hungernden Dämonen und zur Hölle Verdammten im allgemeinen beizustehen, verrichten daneben aber auch noch besondere Dienste. So findet man bei einem der Tempel in Kioto einen sitzenden Jizo, der eine Kinderserviette vorgebunden und den Schooss voll Kieselsteine hat: er hilft den Kindern über das Zahnen hinweg. Ein viel in Anspruch genommener Doctor eigener Art ist Binzuru-sama, wie man zu Asakusa in Tokio, Zenkoji und anderwärts sich überzeugen kann. Aus Holz geschnitzt, sitzt er nach orientalischer Weise oder wie ein Schneider und hat die obligate Opferlade mit dem Gitterdeckel vor sich. Wenn der Hilfesuchende hier seine Kupfermünze geopfert hat, legt er zur Andacht seine Hand- flächen gegen einander, macht dem Götzen seine Verbeugung und nähert sich ihm darauf. Nun überfährt er ihm mit der rechten Hand Gesicht, Ohren, Kniee und andere Körpertheile und reibt darauf die betreffenden Stellen seines eigenen Körpers. An Binzuru's Gestalt und den vielen Besuchern kann man erkennen, wie vielbegehrt seine
II. Ethnographie.
lich fassbar dargestellt werden, theils nur in der Vorstellung existieren, in erster Linie dem Bestreben der buddhistischen Missionäre zu- schreiben, sich dem Volke verständlich zu machen, indem sie sich den alten Anschauungen anzupassen suchten und die Götzenbilder als Repräsentanten abstracter Ideen vorführten oder der alten Landes- gottheiten.
Von den vielen Hundert Idolen, denen man in Japan begegnet, können hier nur die häufigsten und volksthümlichsten erwähnt werden. Es gehören hierher vor allem die sieben Glücksgötter, deren Gunst Ruhm, Liebe, Talente, Reichthum, Nahrung, Zufriedenheit und hohes Alter, diese viel begehrten Güter des Lebens, verleihen kann. Zwei derselben, den Gott des Reichthums, Daikoku, und Ebisu, den Gott der Nahrung und der Fischmärkte, findet man fast in jedem Hause. Jener wird oft mit einem Reissacke, dieser mit einem Fisch unter dem einen Arm und einer Angel unter dem andern repräsentiert, doch fehlen auch diese Embleme, ja die Gestalten reducieren sich nicht selten auf zwei fratzenhafte, steife Gesichtsmasken mit lächelndem Ausdruck und herunterlaufenden, stark angeschwollenen Ohrläppchen. Emma-sama und seine Gehülfen wurden bereits erwähnt. Eine andere beliebte und häufige Gruppe von Götzenbildern sind die Jizô-sama, auch Rokudo-no-Jizô-sama genannt, oder die 6 Nothhelfer. Oft findet man sie in einer Reihe überdacht zur Seite der Landstrasse, häufiger noch in der Nähe der Tempel. Sie sind ursprünglich berufen, den 6 Classen der Vernunftwesen, welche die buddhistische Seelenwanderung unterscheidet, nämlich den Göttern, Menschen, Asuren, Thieren, hungernden Dämonen und zur Hölle Verdammten im allgemeinen beizustehen, verrichten daneben aber auch noch besondere Dienste. So findet man bei einem der Tempel in Kiôto einen sitzenden Jizô, der eine Kinderserviette vorgebunden und den Schooss voll Kieselsteine hat: er hilft den Kindern über das Zahnen hinweg. Ein viel in Anspruch genommener Doctor eigener Art ist Binzuru-sama, wie man zu Asakusa in Tôkio, Zenkoji und anderwärts sich überzeugen kann. Aus Holz geschnitzt, sitzt er nach orientalischer Weise oder wie ein Schneider und hat die obligate Opferlade mit dem Gitterdeckel vor sich. Wenn der Hilfesuchende hier seine Kupfermünze geopfert hat, legt er zur Andacht seine Hand- flächen gegen einander, macht dem Götzen seine Verbeugung und nähert sich ihm darauf. Nun überfährt er ihm mit der rechten Hand Gesicht, Ohren, Kniee und andere Körpertheile und reibt darauf die betreffenden Stellen seines eigenen Körpers. An Binzuru’s Gestalt und den vielen Besuchern kann man erkennen, wie vielbegehrt seine
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II. Ethnographie.
lich fassbar dargestellt werden, theils nur in der Vorstellung existieren,
in erster Linie dem Bestreben der buddhistischen Missionäre zu-
schreiben, sich dem Volke verständlich zu machen, indem sie sich den
alten Anschauungen anzupassen suchten und die Götzenbilder als
Repräsentanten abstracter Ideen vorführten oder der alten Landes-
gottheiten.
Von den vielen Hundert Idolen, denen man in Japan begegnet,
können hier nur die häufigsten und volksthümlichsten erwähnt werden.
Es gehören hierher vor allem die sieben Glücksgötter, deren Gunst
Ruhm, Liebe, Talente, Reichthum, Nahrung, Zufriedenheit und hohes
Alter, diese viel begehrten Güter des Lebens, verleihen kann. Zwei
derselben, den Gott des Reichthums, Daikoku, und Ebisu, den Gott
der Nahrung und der Fischmärkte, findet man fast in jedem Hause.
Jener wird oft mit einem Reissacke, dieser mit einem Fisch unter
dem einen Arm und einer Angel unter dem andern repräsentiert, doch
fehlen auch diese Embleme, ja die Gestalten reducieren sich nicht
selten auf zwei fratzenhafte, steife Gesichtsmasken mit lächelndem
Ausdruck und herunterlaufenden, stark angeschwollenen Ohrläppchen.
Emma-sama und seine Gehülfen wurden bereits erwähnt. Eine
andere beliebte und häufige Gruppe von Götzenbildern sind die
Jizô-sama, auch Rokudo-no-Jizô-sama genannt, oder die 6
Nothhelfer. Oft findet man sie in einer Reihe überdacht zur Seite
der Landstrasse, häufiger noch in der Nähe der Tempel. Sie sind
ursprünglich berufen, den 6 Classen der Vernunftwesen, welche die
buddhistische Seelenwanderung unterscheidet, nämlich den Göttern,
Menschen, Asuren, Thieren, hungernden Dämonen und zur Hölle
Verdammten im allgemeinen beizustehen, verrichten daneben aber
auch noch besondere Dienste. So findet man bei einem der Tempel
in Kiôto einen sitzenden Jizô, der eine Kinderserviette vorgebunden
und den Schooss voll Kieselsteine hat: er hilft den Kindern über das
Zahnen hinweg. Ein viel in Anspruch genommener Doctor eigener
Art ist Binzuru-sama, wie man zu Asakusa in Tôkio, Zenkoji
und anderwärts sich überzeugen kann. Aus Holz geschnitzt, sitzt er
nach orientalischer Weise oder wie ein Schneider und hat die obligate
Opferlade mit dem Gitterdeckel vor sich. Wenn der Hilfesuchende
hier seine Kupfermünze geopfert hat, legt er zur Andacht seine Hand-
flächen gegen einander, macht dem Götzen seine Verbeugung und
nähert sich ihm darauf. Nun überfährt er ihm mit der rechten Hand
Gesicht, Ohren, Kniee und andere Körpertheile und reibt darauf die
betreffenden Stellen seines eigenen Körpers. An Binzuru’s Gestalt
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/566>, abgerufen am 22.11.2024.
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