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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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II. Küstengestaltung, Meerestheile, Strömungen.
in das Japanische Meer tritt. Diese Strömung hat v. Schrenk, der
Hydrograph der an Ostsibirien und Amurland stossenden Theile des
Stillen Oceans, die Tsushima-Strömung genannt. Sie fliesst
über die Osthälfte des Japanischen Meeres von Südwest nach Nord-
ost, tritt theils durch die Tsugaru-Strasse, vornehmlich aber
durch die Strasse La Perouse, und verliert sich bald im südlichen
Theil des Ochotskischen Meeres. Dieselbe bespült den Westen von
Yezo und den Südosten von Sachalin und macht sich hier bis zur
Bai der Geduld bemerkbar. Der Hauptstrom des Kuro-shiwo nimmt
nördlich des 38. Breitengrades eine mehr östliche Richtung an, biegt
endlich südlich der Aleuten nach der Küste Nordamerikas um, die
er von Nordwesten her, von Sitka bis Cap San Lucas unter dem
Namen "Nordpacifische Trift" bestreicht. Nur ein kleiner Theil des
Kuro-shiwo scheint jenseits des 38. Parallel die nordöstliche Richtung
beizubehalten und in einiger Entfernung von den Küsten zwischen
Kamtschatka und den Aleuten dem Beringsmeer zuzufliessen.

Wenn man auf dem Wege von Hongkong nach Yokohama das
Nordende der Insel Formosa passiert hat, tritt man bald in den Ku-
roshiwo ein. Eine auffallend unruhige Bewegung des Wassers und
fühlbare Temperatur-Zunahme machen den Uebergang auch dem-
jenigen bemerklich, der nicht gewöhnt ist, solche Dinge mit Aufmerk-
samkeit zu verfolgen. Die Meeresströmung treibt hier täglich 30 bis
40 Seemeilen -- im Winter weniger weit -- nordostwärts und weist eine
4--5°C. höhere Temperatur auf, als die angrenzende See. Bei be-
decktem Himmel ist ihre Farbe grau, bei Sonnenschein tief dunkel-
blau, und diese auffallend dunkle Färbung ist die Ursache des Na-
mens, denn der japanische Schiffer weiss zwischen dunkelblau und
schwarz nicht zu unterscheiden. Am 19. December 1873 betrug seine
Temperatur unter 29° 24' N. und 128° 18' O. Gr. 23°C. und stieg
noch etwas am folgenden Tage unter dem 130. Meridian zwischen
den Inseln Suwo-shima und Akiu-shima. Nach den Aufzeichnungen
an Bord des P. und O. Dampfers Avoca erreicht hier im Nachsommer
das Wasser 27°C. und bleibt daher nur 3 Grad hinter der höchsten
Temperatur des Atlantischen Golfstroms zurück. Zur nämlichen Zeit
(Ende September) findet der Seefahrer, welcher den Hafen von Ha-
kodate verlässt und südlich nach Yokohama steuert, dass an der
Küste von Nambu unter 39° N. die Meerestemperatur innerhalb einer
Stunde von 20°C. auf 25,5°C. steigt. Hieran, sowie durch andere
Veränderungen in seinem Fahrwasser merkt er, dass die kalte ark-
tische Strömung hinter ihm liegt und er in den Kuro-shiwo einge-
treten ist.

II. Küstengestaltung, Meerestheile, Strömungen.
in das Japanische Meer tritt. Diese Strömung hat v. Schrenk, der
Hydrograph der an Ostsibirien und Amurland stossenden Theile des
Stillen Oceans, die Tsushima-Strömung genannt. Sie fliesst
über die Osthälfte des Japanischen Meeres von Südwest nach Nord-
ost, tritt theils durch die Tsugaru-Strasse, vornehmlich aber
durch die Strasse La Pérouse, und verliert sich bald im südlichen
Theil des Ochotskischen Meeres. Dieselbe bespült den Westen von
Yezo und den Südosten von Sachalin und macht sich hier bis zur
Bai der Geduld bemerkbar. Der Hauptstrom des Kuro-shiwo nimmt
nördlich des 38. Breitengrades eine mehr östliche Richtung an, biegt
endlich südlich der Aleuten nach der Küste Nordamerikas um, die
er von Nordwesten her, von Sitka bis Cap San Lucas unter dem
Namen »Nordpacifische Trift« bestreicht. Nur ein kleiner Theil des
Kuro-shiwo scheint jenseits des 38. Parallel die nordöstliche Richtung
beizubehalten und in einiger Entfernung von den Küsten zwischen
Kamtschatka und den Aleuten dem Beringsmeer zuzufliessen.

Wenn man auf dem Wege von Hongkong nach Yokohama das
Nordende der Insel Formosa passiert hat, tritt man bald in den Ku-
roshiwo ein. Eine auffallend unruhige Bewegung des Wassers und
fühlbare Temperatur-Zunahme machen den Uebergang auch dem-
jenigen bemerklich, der nicht gewöhnt ist, solche Dinge mit Aufmerk-
samkeit zu verfolgen. Die Meeresströmung treibt hier täglich 30 bis
40 Seemeilen — im Winter weniger weit — nordostwärts und weist eine
4—5°C. höhere Temperatur auf, als die angrenzende See. Bei be-
decktem Himmel ist ihre Farbe grau, bei Sonnenschein tief dunkel-
blau, und diese auffallend dunkle Färbung ist die Ursache des Na-
mens, denn der japanische Schiffer weiss zwischen dunkelblau und
schwarz nicht zu unterscheiden. Am 19. December 1873 betrug seine
Temperatur unter 29° 24' N. und 128° 18' O. Gr. 23°C. und stieg
noch etwas am folgenden Tage unter dem 130. Meridian zwischen
den Inseln Suwo-shima und Akiu-shima. Nach den Aufzeichnungen
an Bord des P. und O. Dampfers Avoca erreicht hier im Nachsommer
das Wasser 27°C. und bleibt daher nur 3 Grad hinter der höchsten
Temperatur des Atlantischen Golfstroms zurück. Zur nämlichen Zeit
(Ende September) findet der Seefahrer, welcher den Hafen von Ha-
kodate verlässt und südlich nach Yokohama steuert, dass an der
Küste von Nambu unter 39° N. die Meerestemperatur innerhalb einer
Stunde von 20°C. auf 25,5°C. steigt. Hieran, sowie durch andere
Veränderungen in seinem Fahrwasser merkt er, dass die kalte ark-
tische Strömung hinter ihm liegt und er in den Kuro-shiwo einge-
treten ist.

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[24/0044] II. Küstengestaltung, Meerestheile, Strömungen. in das Japanische Meer tritt. Diese Strömung hat v. Schrenk, der Hydrograph der an Ostsibirien und Amurland stossenden Theile des Stillen Oceans, die Tsushima-Strömung genannt. Sie fliesst über die Osthälfte des Japanischen Meeres von Südwest nach Nord- ost, tritt theils durch die Tsugaru-Strasse, vornehmlich aber durch die Strasse La Pérouse, und verliert sich bald im südlichen Theil des Ochotskischen Meeres. Dieselbe bespült den Westen von Yezo und den Südosten von Sachalin und macht sich hier bis zur Bai der Geduld bemerkbar. Der Hauptstrom des Kuro-shiwo nimmt nördlich des 38. Breitengrades eine mehr östliche Richtung an, biegt endlich südlich der Aleuten nach der Küste Nordamerikas um, die er von Nordwesten her, von Sitka bis Cap San Lucas unter dem Namen »Nordpacifische Trift« bestreicht. Nur ein kleiner Theil des Kuro-shiwo scheint jenseits des 38. Parallel die nordöstliche Richtung beizubehalten und in einiger Entfernung von den Küsten zwischen Kamtschatka und den Aleuten dem Beringsmeer zuzufliessen. Wenn man auf dem Wege von Hongkong nach Yokohama das Nordende der Insel Formosa passiert hat, tritt man bald in den Ku- roshiwo ein. Eine auffallend unruhige Bewegung des Wassers und fühlbare Temperatur-Zunahme machen den Uebergang auch dem- jenigen bemerklich, der nicht gewöhnt ist, solche Dinge mit Aufmerk- samkeit zu verfolgen. Die Meeresströmung treibt hier täglich 30 bis 40 Seemeilen — im Winter weniger weit — nordostwärts und weist eine 4—5°C. höhere Temperatur auf, als die angrenzende See. Bei be- decktem Himmel ist ihre Farbe grau, bei Sonnenschein tief dunkel- blau, und diese auffallend dunkle Färbung ist die Ursache des Na- mens, denn der japanische Schiffer weiss zwischen dunkelblau und schwarz nicht zu unterscheiden. Am 19. December 1873 betrug seine Temperatur unter 29° 24' N. und 128° 18' O. Gr. 23°C. und stieg noch etwas am folgenden Tage unter dem 130. Meridian zwischen den Inseln Suwo-shima und Akiu-shima. Nach den Aufzeichnungen an Bord des P. und O. Dampfers Avoca erreicht hier im Nachsommer das Wasser 27°C. und bleibt daher nur 3 Grad hinter der höchsten Temperatur des Atlantischen Golfstroms zurück. Zur nämlichen Zeit (Ende September) findet der Seefahrer, welcher den Hafen von Ha- kodate verlässt und südlich nach Yokohama steuert, dass an der Küste von Nambu unter 39° N. die Meerestemperatur innerhalb einer Stunde von 20°C. auf 25,5°C. steigt. Hieran, sowie durch andere Veränderungen in seinem Fahrwasser merkt er, dass die kalte ark- tische Strömung hinter ihm liegt und er in den Kuro-shiwo einge- treten ist.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/44>, abgerufen am 24.11.2024.