Yoshitsune's Ruhm überstrahlte Alles. Seine grosse persönliche Tapferkeit und Gewandtheit und sein ungewöhnliches Kriegsglück waren in Aller Mund. Sein Jugendleben und seine dann folgende Flucht von Kurama wurden mit Sagen ausgeschmückt, seine Thaten besungen. Die grosse Schwärmerei der Japaner für das Haus Mina- moto galt vor allem ihm und seinem berühmten Vorfahr Hachiman- Taro. Er ist der Ritter ohne Furcht und Tadel, dessen Name und Thaten von nun an der aufstrebenden Jugend bis in die Neuzeit als Muster vorgeführt wurden. Im ganzen Lande gab es wohl keinen Knaben eines Samurai, der seine Geschichte nicht gekannt, dessen Herz beim Anhören derselben nicht höher geschlagen hätte.
Als Yoritomo sah, welchen Ruhm und welche grosse Popularität sein jüngerer Bruder genoss, erfüllten Neid und die Besorgniss, der- selbe möge gleich Yoshinaka seine einflussreiche Stellung gegen ihn ausbeuten, seine Brust und er sann darauf, Yoshitsune zu beseitigen. Nachdem sein Versuch, denselben meuchlings ermorden zu lassen, fehlgeschlagen und Yoshitsune von Kioto geflohen war, erklärte er denselben unter nichtigem Vorwande als Landesverräther und schickte besondere Emissäre in alle Provinzen, um nach ihm fahnden zu lassen. Es geschah dies auf Rath des Oye-Hirotomo, des Chefs des von ihm eingeführten Staatsrathes, der damit den weiteren Zweck verband, ein dauerndes Institut zur besseren Controle des Landes zu schaffen. Hinfort bildeten diese Abgesandten, die den Titel Shiugu (Protec- toren) führten, die Militärgouverneure der Provinzen, welche sich mit den Kokushiu oder Civilgouverneuren in die Verwaltung zu theilen und letztere in gewissem Sinne zu überwachen hatten.
Abermals suchte und fand Yoshitsune bei seinem alten Freunde Fujiwara Hidehira, dem Gouverneur von Mutsu, ein Asyl. Als der- selbe jedoch bald darauf starb, liess dessen feiger Sohn Yasuhira ihn, der damals erst 30 Jahre alt war, ermorden, um sich Yoritomo's Gunst und Verzeihung zu erwerben dafür, dass sein Vater mit seinem Wissen Yoshitsune Aufnahme und Schutz gewährt hatte. Yoritomo, dem dies sehr willkommen war, heuchelte Entrüstung und rückte mit einem Heere gen Norden, um Yasuhira zu bestrafen. Nachdem dies geschehen war, machte Yoritomo Vorbereitungen, um von Kama- kura aus Kioto zu besuchen.
Nach einer anderen Darstellung hätte sich Yoshitsune, als er gesehen, dass keine Rettung für ihn übrig blieb, selbst entleibt. Auch gibt es eine Sage, wonach er mit seinem treuen Diener Benkei von Mutsu nach Yezo und endlich nach dem asiatischen Festlande ge- flohen und hier gestorben sein soll.
I. Geschichte des japanischen Volkes.
Yoshitsune’s Ruhm überstrahlte Alles. Seine grosse persönliche Tapferkeit und Gewandtheit und sein ungewöhnliches Kriegsglück waren in Aller Mund. Sein Jugendleben und seine dann folgende Flucht von Kurama wurden mit Sagen ausgeschmückt, seine Thaten besungen. Die grosse Schwärmerei der Japaner für das Haus Mina- moto galt vor allem ihm und seinem berühmten Vorfahr Hachiman- Taro. Er ist der Ritter ohne Furcht und Tadel, dessen Name und Thaten von nun an der aufstrebenden Jugend bis in die Neuzeit als Muster vorgeführt wurden. Im ganzen Lande gab es wohl keinen Knaben eines Samurai, der seine Geschichte nicht gekannt, dessen Herz beim Anhören derselben nicht höher geschlagen hätte.
Als Yoritomo sah, welchen Ruhm und welche grosse Popularität sein jüngerer Bruder genoss, erfüllten Neid und die Besorgniss, der- selbe möge gleich Yoshinaka seine einflussreiche Stellung gegen ihn ausbeuten, seine Brust und er sann darauf, Yoshitsune zu beseitigen. Nachdem sein Versuch, denselben meuchlings ermorden zu lassen, fehlgeschlagen und Yoshitsune von Kiôto geflohen war, erklärte er denselben unter nichtigem Vorwande als Landesverräther und schickte besondere Emissäre in alle Provinzen, um nach ihm fahnden zu lassen. Es geschah dies auf Rath des Ôye-Hirotomo, des Chefs des von ihm eingeführten Staatsrathes, der damit den weiteren Zweck verband, ein dauerndes Institut zur besseren Controle des Landes zu schaffen. Hinfort bildeten diese Abgesandten, die den Titel Shiugu (Protec- toren) führten, die Militärgouverneure der Provinzen, welche sich mit den Kokushiu oder Civilgouverneuren in die Verwaltung zu theilen und letztere in gewissem Sinne zu überwachen hatten.
Abermals suchte und fand Yoshitsune bei seinem alten Freunde Fujiwara Hidehira, dem Gouverneur von Mutsu, ein Asyl. Als der- selbe jedoch bald darauf starb, liess dessen feiger Sohn Yasuhira ihn, der damals erst 30 Jahre alt war, ermorden, um sich Yoritomo’s Gunst und Verzeihung zu erwerben dafür, dass sein Vater mit seinem Wissen Yoshitsune Aufnahme und Schutz gewährt hatte. Yoritomo, dem dies sehr willkommen war, heuchelte Entrüstung und rückte mit einem Heere gen Norden, um Yasuhira zu bestrafen. Nachdem dies geschehen war, machte Yoritomo Vorbereitungen, um von Kama- kura aus Kiôto zu besuchen.
Nach einer anderen Darstellung hätte sich Yoshitsune, als er gesehen, dass keine Rettung für ihn übrig blieb, selbst entleibt. Auch gibt es eine Sage, wonach er mit seinem treuen Diener Benkei von Mutsu nach Yezo und endlich nach dem asiatischen Festlande ge- flohen und hier gestorben sein soll.
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I. Geschichte des japanischen Volkes.
Yoshitsune’s Ruhm überstrahlte Alles. Seine grosse persönliche
Tapferkeit und Gewandtheit und sein ungewöhnliches Kriegsglück
waren in Aller Mund. Sein Jugendleben und seine dann folgende
Flucht von Kurama wurden mit Sagen ausgeschmückt, seine Thaten
besungen. Die grosse Schwärmerei der Japaner für das Haus Mina-
moto galt vor allem ihm und seinem berühmten Vorfahr Hachiman-
Taro. Er ist der Ritter ohne Furcht und Tadel, dessen Name und
Thaten von nun an der aufstrebenden Jugend bis in die Neuzeit als
Muster vorgeführt wurden. Im ganzen Lande gab es wohl keinen
Knaben eines Samurai, der seine Geschichte nicht gekannt, dessen
Herz beim Anhören derselben nicht höher geschlagen hätte.
Als Yoritomo sah, welchen Ruhm und welche grosse Popularität
sein jüngerer Bruder genoss, erfüllten Neid und die Besorgniss, der-
selbe möge gleich Yoshinaka seine einflussreiche Stellung gegen ihn
ausbeuten, seine Brust und er sann darauf, Yoshitsune zu beseitigen.
Nachdem sein Versuch, denselben meuchlings ermorden zu lassen,
fehlgeschlagen und Yoshitsune von Kiôto geflohen war, erklärte er
denselben unter nichtigem Vorwande als Landesverräther und schickte
besondere Emissäre in alle Provinzen, um nach ihm fahnden zu lassen.
Es geschah dies auf Rath des Ôye-Hirotomo, des Chefs des von
ihm eingeführten Staatsrathes, der damit den weiteren Zweck verband,
ein dauerndes Institut zur besseren Controle des Landes zu schaffen.
Hinfort bildeten diese Abgesandten, die den Titel Shiugu (Protec-
toren) führten, die Militärgouverneure der Provinzen, welche sich
mit den Kokushiu oder Civilgouverneuren in die Verwaltung zu
theilen und letztere in gewissem Sinne zu überwachen hatten.
Abermals suchte und fand Yoshitsune bei seinem alten Freunde
Fujiwara Hidehira, dem Gouverneur von Mutsu, ein Asyl. Als der-
selbe jedoch bald darauf starb, liess dessen feiger Sohn Yasuhira
ihn, der damals erst 30 Jahre alt war, ermorden, um sich Yoritomo’s
Gunst und Verzeihung zu erwerben dafür, dass sein Vater mit seinem
Wissen Yoshitsune Aufnahme und Schutz gewährt hatte. Yoritomo,
dem dies sehr willkommen war, heuchelte Entrüstung und rückte
mit einem Heere gen Norden, um Yasuhira zu bestrafen. Nachdem
dies geschehen war, machte Yoritomo Vorbereitungen, um von Kama-
kura aus Kiôto zu besuchen.
Nach einer anderen Darstellung hätte sich Yoshitsune, als er
gesehen, dass keine Rettung für ihn übrig blieb, selbst entleibt. Auch
gibt es eine Sage, wonach er mit seinem treuen Diener Benkei von
Mutsu nach Yezo und endlich nach dem asiatischen Festlande ge-
flohen und hier gestorben sein soll.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/300>, abgerufen am 25.11.2024.
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