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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
schlagen, und die Macht und Arroganz der Fujiwara in Kioto dauerte
weiter fort.

Zum ersten Male, wenn auch zunächst nur vorübergehend, war
das Geschlecht der Taira (chinesisch Hei, Frieden) in den Vorder-
grund der Ereignisse getreten. Gegründet wurde dasselbe durch
Taira-Takamochi, einen natürlichen Grossenkel des Kuwammu-
Tenno. Seine grosse politische Rolle fällt zwischen die der Fujiwara
und Minamoto in die Mitte des 12. Jahrhunderts. Als sie ausgespielt
war, lebte der Name in fünf Kugefamilien weiter, die sich von den
Taira herleiten. Auch die früheren Besitzer von Tsushima und ver-
schiedene andere Daimiofamilien leiten sich von den Taira ab.

Auch die tapferen Minamoto (chinesisch Gen, Genji, Ursprung
der Quelle) rücken von jetzt mehr und mehr auf den Schauplatz der
Geschichte vor. Diese hochgeachtete Familie, welche dem Lande
seine grössten und gefeiertsten Helden gab, wird vom 52. Mikado,
Saga-Tenno, abgeleitet. Letzterer hatte vier Töchter, denen er den
Beinamen Minamoto gab, welche denselben dann auf ihre Männer
übertrugen. Als eigentliches Haupt und Begründer der Familie wird
jedoch Tsunemoto, ein Enkel des 56. Mikado (Seiwa) angesehen.

Das Amt des Sei-i-tai-shogun, d. h. "des grossen Generals,
der die Barbaren züchtigt", wurde ihre besondere Domäne. Die
späteren Shogunfamilien Ashikaga und Tokugawa waren nur
Zweige derselben. Sieben Jahrhunderte und viele Wechselfälle hin-
durch hat diese Familie bis zum Jahre 1868 die weltliche Macht
behauptet.

Im 9. 10. und 11. Jahrhundert, so lange die Fujiwara die Re-
gierung noch in Händen hatten und die Taira als tapfere Generale
im Südwesten des Reiches, die Minamoto mehr im Nordosten sich
Waffenruhm erwarben, standen beide Geschlechter noch auf erträg-
lichem Fusse, als sie aber anfingen, die Fujiwara zu verdrängen und
abzulösen, trat ihre Rivalität und Feindschaft mit ganzer Wuth hervor,
und es entspannen sich blutige Kämpfe, welche das Land in fast
steter Aufregung hielten. Zuerst kam die Gewalt an die Taira, dann
an die Minamoto. Bevor wir jedoch diese Verhältnisse näher erörtern,
gilt es, in chronologischer Ordnung die Hauptmomente ihrer Vorge-
schichte hervorzuheben.

In der Zeit vom 62. bis 74. Mikado (947--1108) dauert der
Einfluss der Fujiwara noch fort. Bei allen Hofintriguen und Thron-
wechseln ist ihre Hand im Spiele und namentlich dann thätig, wenn
ein Mikado bestrebt ist, sich über das Niveau zu erheben und von
den ihn umgebenden Fesseln der Vormundschaft zu befreien, um als

I. Geschichte des japanischen Volkes.
schlagen, und die Macht und Arroganz der Fujiwara in Kiôto dauerte
weiter fort.

Zum ersten Male, wenn auch zunächst nur vorübergehend, war
das Geschlecht der Taira (chinesisch Hei, Frieden) in den Vorder-
grund der Ereignisse getreten. Gegründet wurde dasselbe durch
Taira-Takamochi, einen natürlichen Grossenkel des Kuwammu-
Tennô. Seine grosse politische Rolle fällt zwischen die der Fujiwara
und Minamoto in die Mitte des 12. Jahrhunderts. Als sie ausgespielt
war, lebte der Name in fünf Kugefamilien weiter, die sich von den
Taira herleiten. Auch die früheren Besitzer von Tsushima und ver-
schiedene andere Daimiofamilien leiten sich von den Taira ab.

Auch die tapferen Minamoto (chinesisch Gen, Genji, Ursprung
der Quelle) rücken von jetzt mehr und mehr auf den Schauplatz der
Geschichte vor. Diese hochgeachtete Familie, welche dem Lande
seine grössten und gefeiertsten Helden gab, wird vom 52. Mikado,
Saga-Tennô, abgeleitet. Letzterer hatte vier Töchter, denen er den
Beinamen Minamoto gab, welche denselben dann auf ihre Männer
übertrugen. Als eigentliches Haupt und Begründer der Familie wird
jedoch Tsunemoto, ein Enkel des 56. Mikado (Seiwa) angesehen.

Das Amt des Sei-i-tai-shôgun, d. h. »des grossen Generals,
der die Barbaren züchtigt«, wurde ihre besondere Domäne. Die
späteren Shôgunfamilien Ashikaga und Tokugawa waren nur
Zweige derselben. Sieben Jahrhunderte und viele Wechselfälle hin-
durch hat diese Familie bis zum Jahre 1868 die weltliche Macht
behauptet.

Im 9. 10. und 11. Jahrhundert, so lange die Fujiwara die Re-
gierung noch in Händen hatten und die Taira als tapfere Generale
im Südwesten des Reiches, die Minamoto mehr im Nordosten sich
Waffenruhm erwarben, standen beide Geschlechter noch auf erträg-
lichem Fusse, als sie aber anfingen, die Fujiwara zu verdrängen und
abzulösen, trat ihre Rivalität und Feindschaft mit ganzer Wuth hervor,
und es entspannen sich blutige Kämpfe, welche das Land in fast
steter Aufregung hielten. Zuerst kam die Gewalt an die Taira, dann
an die Minamoto. Bevor wir jedoch diese Verhältnisse näher erörtern,
gilt es, in chronologischer Ordnung die Hauptmomente ihrer Vorge-
schichte hervorzuheben.

In der Zeit vom 62. bis 74. Mikado (947—1108) dauert der
Einfluss der Fujiwara noch fort. Bei allen Hofintriguen und Thron-
wechseln ist ihre Hand im Spiele und namentlich dann thätig, wenn
ein Mikado bestrebt ist, sich über das Niveau zu erheben und von
den ihn umgebenden Fesseln der Vormundschaft zu befreien, um als

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[262/0288] I. Geschichte des japanischen Volkes. schlagen, und die Macht und Arroganz der Fujiwara in Kiôto dauerte weiter fort. Zum ersten Male, wenn auch zunächst nur vorübergehend, war das Geschlecht der Taira (chinesisch Hei, Frieden) in den Vorder- grund der Ereignisse getreten. Gegründet wurde dasselbe durch Taira-Takamochi, einen natürlichen Grossenkel des Kuwammu- Tennô. Seine grosse politische Rolle fällt zwischen die der Fujiwara und Minamoto in die Mitte des 12. Jahrhunderts. Als sie ausgespielt war, lebte der Name in fünf Kugefamilien weiter, die sich von den Taira herleiten. Auch die früheren Besitzer von Tsushima und ver- schiedene andere Daimiofamilien leiten sich von den Taira ab. Auch die tapferen Minamoto (chinesisch Gen, Genji, Ursprung der Quelle) rücken von jetzt mehr und mehr auf den Schauplatz der Geschichte vor. Diese hochgeachtete Familie, welche dem Lande seine grössten und gefeiertsten Helden gab, wird vom 52. Mikado, Saga-Tennô, abgeleitet. Letzterer hatte vier Töchter, denen er den Beinamen Minamoto gab, welche denselben dann auf ihre Männer übertrugen. Als eigentliches Haupt und Begründer der Familie wird jedoch Tsunemoto, ein Enkel des 56. Mikado (Seiwa) angesehen. Das Amt des Sei-i-tai-shôgun, d. h. »des grossen Generals, der die Barbaren züchtigt«, wurde ihre besondere Domäne. Die späteren Shôgunfamilien Ashikaga und Tokugawa waren nur Zweige derselben. Sieben Jahrhunderte und viele Wechselfälle hin- durch hat diese Familie bis zum Jahre 1868 die weltliche Macht behauptet. Im 9. 10. und 11. Jahrhundert, so lange die Fujiwara die Re- gierung noch in Händen hatten und die Taira als tapfere Generale im Südwesten des Reiches, die Minamoto mehr im Nordosten sich Waffenruhm erwarben, standen beide Geschlechter noch auf erträg- lichem Fusse, als sie aber anfingen, die Fujiwara zu verdrängen und abzulösen, trat ihre Rivalität und Feindschaft mit ganzer Wuth hervor, und es entspannen sich blutige Kämpfe, welche das Land in fast steter Aufregung hielten. Zuerst kam die Gewalt an die Taira, dann an die Minamoto. Bevor wir jedoch diese Verhältnisse näher erörtern, gilt es, in chronologischer Ordnung die Hauptmomente ihrer Vorge- schichte hervorzuheben. In der Zeit vom 62. bis 74. Mikado (947—1108) dauert der Einfluss der Fujiwara noch fort. Bei allen Hofintriguen und Thron- wechseln ist ihre Hand im Spiele und namentlich dann thätig, wenn ein Mikado bestrebt ist, sich über das Niveau zu erheben und von den ihn umgebenden Fesseln der Vormundschaft zu befreien, um als

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/288>, abgerufen am 24.11.2024.