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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Zur Orientierung.
Kaiserin Jingo Kogo (201--269 n. Chr.), welche als Wittwe des
14. Mikado zwischen diesem und dem 15. eine glorreiche Regierung
führte, theilte nach ihrer siegreichen Rückkehr aus Shiraki (Korea)
die Provinzen ihres Landes nach dem Muster von Korea ein in das
Kinai oder Gokinai*), d. h. die fünf Stammprovinzen oder kaiser-
lichen Residenzländer, weil darin die Residenzen aller Mikado's**) bis
auf den jetzigen lagen, auch wohl Kamigata genannt, und in die
Shichi-do oder Sieben Landstrassen-Bezirke.

Unter der Regierung des 42. Mikado Mommu Tenno (696--707
n. Chr.) wurden einzelne der Provinzen weiter gespalten und wuchs
dadurch die Zahl aller in den 8 Bezirken auf 66 an, wozu noch die
Inseln Tsushima und Iki als getrennte Provinzen kommen. Der
45. Mikado Shomu Tenno (723--755) liess dann die Grenzen der
einzelnen Provinzen genauer feststellen. Endlich wurden 1868 nach
Beseitigung des Shiogunats durch den jetzigen Mikado die beiden
nördlichsten und grössten Provinzen des Landes, Mutsu und Dewa,
weiter eingetheilt, jenes in 5, dieses in 2 Provinzen, sodass dadurch
die Zahl aller im Gebiete von Oyashima auf 73 anwuchs. Zur selben
Zeit theilte man auch Yezo in 10 Provinzen, wozu die Chijima (Ku-
rilen) als 11. kommen, und fügte sie unter dem Namen Hokkaido oder
Nordseestrasse als 9. Landschaftsbezirk den übrigen bei. Die Riukiu
bildeten daneben bis vor kurzem ein besonderes Fürstenthum oder Han.

In der folgenden Uebersicht sind die 9 Landschaften mit ihren
82 Provinzen, ausserdem aber Tsushima und Iki, im Ganzen also
84 Provinzen aufgezählt, und zwar die meisten der letzteren mit 2
Namen: einem japanischen und einem chinesischen. Wo einer der-
selben gebräuchlicher ist als der andere, wurde er gesperrt ge-
druckt. Wo beide gleichviel angewandt werden, haben sie beide
gesperrten Druck erhalten.

Die chinesischen Provinznamen wurden in Folge des koreanischen
Einflusses gleichzeitig mit den Landstrassen-Bezirken eingeführt und
beziehen sich auf die ältere Eintheilung des Landes. Als daher ein-
zelne der grösseren ursprünglichen Provinzen später weiter gegliedert
wurden, wie z. B. Hi-no-kuni (Feuerland) in Hizen und Higo, das
vordere und hintere Hi, Bi in Bizen, Bichiu und Bigo, d. h. das
vordere, mittlere und hintere Bi, oder wie Mutsu (Oshiu) sogar in

*) Das Gokinai war anfangs ein Shikinai (vier Residenzländer), bis später Id-
zumi in Kawachi und Idzumi getheilt wurde.
**) Der erste Mikado war Jimmu Tenno 660--585 v. Chr. (1--76 der jap. Zeit-
rechnung); der 121. od. nach einer anderen Zählung der 123, ist Mutsu Hito-Tenno,
welcher seit 1867 regiert.

I. Zur Orientierung.
Kaiserin Jingô Kôgô (201—269 n. Chr.), welche als Wittwe des
14. Mikado zwischen diesem und dem 15. eine glorreiche Regierung
führte, theilte nach ihrer siegreichen Rückkehr aus Shiraki (Korea)
die Provinzen ihres Landes nach dem Muster von Korea ein in das
Kinai oder Gokinai*), d. h. die fünf Stammprovinzen oder kaiser-
lichen Residenzländer, weil darin die Residenzen aller Mikado’s**) bis
auf den jetzigen lagen, auch wohl Kamigata genannt, und in die
Shichi-dô oder Sieben Landstrassen-Bezirke.

Unter der Regierung des 42. Mikado Mommu Tennô (696—707
n. Chr.) wurden einzelne der Provinzen weiter gespalten und wuchs
dadurch die Zahl aller in den 8 Bezirken auf 66 an, wozu noch die
Inseln Tsushima und Iki als getrennte Provinzen kommen. Der
45. Mikado Shômu Tennô (723—755) liess dann die Grenzen der
einzelnen Provinzen genauer feststellen. Endlich wurden 1868 nach
Beseitigung des Shiogunats durch den jetzigen Mikado die beiden
nördlichsten und grössten Provinzen des Landes, Mutsu und Dewa,
weiter eingetheilt, jenes in 5, dieses in 2 Provinzen, sodass dadurch
die Zahl aller im Gebiete von Oyashima auf 73 anwuchs. Zur selben
Zeit theilte man auch Yezo in 10 Provinzen, wozu die Chijima (Ku-
rilen) als 11. kommen, und fügte sie unter dem Namen Hokkaidô oder
Nordseestrasse als 9. Landschaftsbezirk den übrigen bei. Die Riukiu
bildeten daneben bis vor kurzem ein besonderes Fürstenthum oder Han.

In der folgenden Uebersicht sind die 9 Landschaften mit ihren
82 Provinzen, ausserdem aber Tsushima und Iki, im Ganzen also
84 Provinzen aufgezählt, und zwar die meisten der letzteren mit 2
Namen: einem japanischen und einem chinesischen. Wo einer der-
selben gebräuchlicher ist als der andere, wurde er gesperrt ge-
druckt. Wo beide gleichviel angewandt werden, haben sie beide
gesperrten Druck erhalten.

Die chinesischen Provinznamen wurden in Folge des koreanischen
Einflusses gleichzeitig mit den Landstrassen-Bezirken eingeführt und
beziehen sich auf die ältere Eintheilung des Landes. Als daher ein-
zelne der grösseren ursprünglichen Provinzen später weiter gegliedert
wurden, wie z. B. Hi-no-kuni (Feuerland) in Hizen und Higo, das
vordere und hintere Hi, Bi in Bizen, Bichiu und Bigo, d. h. das
vordere, mittlere und hintere Bi, oder wie Mutsu (Ôshiu) sogar in

*) Das Gokinai war anfangs ein Shikinai (vier Residenzländer), bis später Id-
zumi in Kawachi und Idzumi getheilt wurde.
**) Der erste Mikado war Jimmu Tennô 660—585 v. Chr. (1—76 der jap. Zeit-
rechnung); der 121. od. nach einer anderen Zählung der 123, ist Mutsu Hito-Tennô,
welcher seit 1867 regiert.
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[8/0028] I. Zur Orientierung. Kaiserin Jingô Kôgô (201—269 n. Chr.), welche als Wittwe des 14. Mikado zwischen diesem und dem 15. eine glorreiche Regierung führte, theilte nach ihrer siegreichen Rückkehr aus Shiraki (Korea) die Provinzen ihres Landes nach dem Muster von Korea ein in das Kinai oder Gokinai *), d. h. die fünf Stammprovinzen oder kaiser- lichen Residenzländer, weil darin die Residenzen aller Mikado’s **) bis auf den jetzigen lagen, auch wohl Kamigata genannt, und in die Shichi-dô oder Sieben Landstrassen-Bezirke. Unter der Regierung des 42. Mikado Mommu Tennô (696—707 n. Chr.) wurden einzelne der Provinzen weiter gespalten und wuchs dadurch die Zahl aller in den 8 Bezirken auf 66 an, wozu noch die Inseln Tsushima und Iki als getrennte Provinzen kommen. Der 45. Mikado Shômu Tennô (723—755) liess dann die Grenzen der einzelnen Provinzen genauer feststellen. Endlich wurden 1868 nach Beseitigung des Shiogunats durch den jetzigen Mikado die beiden nördlichsten und grössten Provinzen des Landes, Mutsu und Dewa, weiter eingetheilt, jenes in 5, dieses in 2 Provinzen, sodass dadurch die Zahl aller im Gebiete von Oyashima auf 73 anwuchs. Zur selben Zeit theilte man auch Yezo in 10 Provinzen, wozu die Chijima (Ku- rilen) als 11. kommen, und fügte sie unter dem Namen Hokkaidô oder Nordseestrasse als 9. Landschaftsbezirk den übrigen bei. Die Riukiu bildeten daneben bis vor kurzem ein besonderes Fürstenthum oder Han. In der folgenden Uebersicht sind die 9 Landschaften mit ihren 82 Provinzen, ausserdem aber Tsushima und Iki, im Ganzen also 84 Provinzen aufgezählt, und zwar die meisten der letzteren mit 2 Namen: einem japanischen und einem chinesischen. Wo einer der- selben gebräuchlicher ist als der andere, wurde er gesperrt ge- druckt. Wo beide gleichviel angewandt werden, haben sie beide gesperrten Druck erhalten. Die chinesischen Provinznamen wurden in Folge des koreanischen Einflusses gleichzeitig mit den Landstrassen-Bezirken eingeführt und beziehen sich auf die ältere Eintheilung des Landes. Als daher ein- zelne der grösseren ursprünglichen Provinzen später weiter gegliedert wurden, wie z. B. Hi-no-kuni (Feuerland) in Hizen und Higo, das vordere und hintere Hi, Bi in Bizen, Bichiu und Bigo, d. h. das vordere, mittlere und hintere Bi, oder wie Mutsu (Ôshiu) sogar in *) Das Gokinai war anfangs ein Shikinai (vier Residenzländer), bis später Id- zumi in Kawachi und Idzumi getheilt wurde. **) Der erste Mikado war Jimmu Tennô 660—585 v. Chr. (1—76 der jap. Zeit- rechnung); der 121. od. nach einer anderen Zählung der 123, ist Mutsu Hito-Tennô, welcher seit 1867 regiert.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/28>, abgerufen am 24.04.2024.