beziehen und sich im Winter mit einer dicken Eiskruste bedecken, so dass die Anwohner über dieselbe hinweg mit einander verkehren können. Sein Abfluss geht als Seki-gawa nach dem Japanischen Meere.
Der seichten Strandseen im Unterlaufe des Tone-gawa, den Pro- vinzen Shimosa und Hitachi angehörend, wurde bereits früher ge- dacht. Der Kasumiga-ura ist der grösste unter ihnen und umfasst nahezu 4 Quadratmeilen. Er hat eine Länge von 10 ri (5, 3 g. M.) und 7 ri (3, 7 g. M.) als grösste Breite, flache bewaldete Ufer und geringe Tiefe. Ostwärts von ihm zieht sich der nur 1 ri breite Nishi-ura weit nach Norden und ist vom Meere durch eine gleich breite, aber 13 ri lange Landzunge, Shika-shima oder Hirschinsel genannt, getrennt.
Zu den Gestade-Seen am Japanischen Meere gehören der Shindji- no-midzu in Idzumo, sowie die Seen im unteren Gebiete vom Shi- nano-gawa, insbesondere der Fukushima-gata. Weiter nordwärts und mehr landein liegt in Uzen der Sumpfsee Ukishima-gata und nahe dem Meere ostwärts der Station Shiogosi der mit Inselchen besäete Zoo-gata.
Das Kapitel über die süssen Gewässer Japans würde unvollständig bleiben, wenn ich nicht auch einiger der berühmten Wasser- fälle des Landes gedenken wollte, Fälle, die an Höhe und Schön- heit der Umgebung sich mit den hervorragendsten in Europa messen können. Das Wasser stürzt bei fast allen über Wände aus altkrystal- linischen oder vulkanischen Massengesteinen. Beim Chiuzenji-See wurde bereits des Falles, welchen der Daiya unterhalb desselben macht, des hohen Kegon-no-taki, gedacht. Aber das Gebirge von Nikko ist reich an ähnlichen, wenn auch minder hohen Erschei- nungen, und man kann in wenigen Stunden ausser dem genannten noch ein halbes Dutzend sich ansehen, welche linke Nebenflüsse des Daiya bilden. Ich will hier nur noch eines derselben erwähnen, des Uramiga-taki, der an einer überhängenden Doleritwand hinab- stürzt und seinen Namen (von ura, Unterseite, miru, sehen, taki, Fall) dem Umstande verdankt, dass man unter ihm her gehen und ihn von hier aus besehen kann.
Als die schönsten Wasserfälle des Landes werden jedoch die des Natchi-no-taki auf der Südostseite von Kii, eine Meile von dem kleinen Hafen Katsura, angesehen. Nach Capt. St. John stürzt hier das Wasser erst 16 Meter, dann 23--25 Meter und endlich 86 Meter hoch herab.
Auch in der Nähe von Kobe sind einige sehr ansehnliche Fälle, wo Bäche an senkrechten Granitwänden herabgleiten. Der bekann-
V. Hydrographie des Landes.
beziehen und sich im Winter mit einer dicken Eiskruste bedecken, so dass die Anwohner über dieselbe hinweg mit einander verkehren können. Sein Abfluss geht als Seki-gawa nach dem Japanischen Meere.
Der seichten Strandseen im Unterlaufe des Tone-gawa, den Pro- vinzen Shimosa und Hitachi angehörend, wurde bereits früher ge- dacht. Der Kasumiga-ura ist der grösste unter ihnen und umfasst nahezu 4 Quadratmeilen. Er hat eine Länge von 10 ri (5, 3 g. M.) und 7 ri (3, 7 g. M.) als grösste Breite, flache bewaldete Ufer und geringe Tiefe. Ostwärts von ihm zieht sich der nur 1 ri breite Nishi-ura weit nach Norden und ist vom Meere durch eine gleich breite, aber 13 ri lange Landzunge, Shika-shima oder Hirschinsel genannt, getrennt.
Zu den Gestade-Seen am Japanischen Meere gehören der Shindji- no-midzu in Idzumo, sowie die Seen im unteren Gebiete vom Shi- nano-gawa, insbesondere der Fukushima-gata. Weiter nordwärts und mehr landein liegt in Uzen der Sumpfsee Ukishima-gata und nahe dem Meere ostwärts der Station Shiogosi der mit Inselchen besäete Zoo-gata.
Das Kapitel über die süssen Gewässer Japans würde unvollständig bleiben, wenn ich nicht auch einiger der berühmten Wasser- fälle des Landes gedenken wollte, Fälle, die an Höhe und Schön- heit der Umgebung sich mit den hervorragendsten in Europa messen können. Das Wasser stürzt bei fast allen über Wände aus altkrystal- linischen oder vulkanischen Massengesteinen. Beim Chiuzenji-See wurde bereits des Falles, welchen der Daiya unterhalb desselben macht, des hohen Kegon-no-taki, gedacht. Aber das Gebirge von Nikkô ist reich an ähnlichen, wenn auch minder hohen Erschei- nungen, und man kann in wenigen Stunden ausser dem genannten noch ein halbes Dutzend sich ansehen, welche linke Nebenflüsse des Daiya bilden. Ich will hier nur noch eines derselben erwähnen, des Uramiga-taki, der an einer überhängenden Doleritwand hinab- stürzt und seinen Namen (von ura, Unterseite, miru, sehen, taki, Fall) dem Umstande verdankt, dass man unter ihm her gehen und ihn von hier aus besehen kann.
Als die schönsten Wasserfälle des Landes werden jedoch die des Natchi-no-taki auf der Südostseite von Kii, eine Meile von dem kleinen Hafen Katsura, angesehen. Nach Capt. St. John stürzt hier das Wasser erst 16 Meter, dann 23—25 Meter und endlich 86 Meter hoch herab.
Auch in der Nähe von Kobe sind einige sehr ansehnliche Fälle, wo Bäche an senkrechten Granitwänden herabgleiten. Der bekann-
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V. Hydrographie des Landes.
beziehen und sich im Winter mit einer dicken Eiskruste bedecken,
so dass die Anwohner über dieselbe hinweg mit einander verkehren
können. Sein Abfluss geht als Seki-gawa nach dem Japanischen
Meere.
Der seichten Strandseen im Unterlaufe des Tone-gawa, den Pro-
vinzen Shimosa und Hitachi angehörend, wurde bereits früher ge-
dacht. Der Kasumiga-ura ist der grösste unter ihnen und umfasst
nahezu 4 Quadratmeilen. Er hat eine Länge von 10 ri (5, 3 g. M.) und
7 ri (3, 7 g. M.) als grösste Breite, flache bewaldete Ufer und geringe
Tiefe. Ostwärts von ihm zieht sich der nur 1 ri breite Nishi-ura
weit nach Norden und ist vom Meere durch eine gleich breite, aber 13 ri
lange Landzunge, Shika-shima oder Hirschinsel genannt, getrennt.
Zu den Gestade-Seen am Japanischen Meere gehören der Shindji-
no-midzu in Idzumo, sowie die Seen im unteren Gebiete vom Shi-
nano-gawa, insbesondere der Fukushima-gata. Weiter nordwärts
und mehr landein liegt in Uzen der Sumpfsee Ukishima-gata
und nahe dem Meere ostwärts der Station Shiogosi der mit Inselchen
besäete Zoo-gata.
Das Kapitel über die süssen Gewässer Japans würde unvollständig
bleiben, wenn ich nicht auch einiger der berühmten Wasser-
fälle des Landes gedenken wollte, Fälle, die an Höhe und Schön-
heit der Umgebung sich mit den hervorragendsten in Europa messen
können. Das Wasser stürzt bei fast allen über Wände aus altkrystal-
linischen oder vulkanischen Massengesteinen. Beim Chiuzenji-See
wurde bereits des Falles, welchen der Daiya unterhalb desselben
macht, des hohen Kegon-no-taki, gedacht. Aber das Gebirge
von Nikkô ist reich an ähnlichen, wenn auch minder hohen Erschei-
nungen, und man kann in wenigen Stunden ausser dem genannten
noch ein halbes Dutzend sich ansehen, welche linke Nebenflüsse des
Daiya bilden. Ich will hier nur noch eines derselben erwähnen, des
Uramiga-taki, der an einer überhängenden Doleritwand hinab-
stürzt und seinen Namen (von ura, Unterseite, miru, sehen, taki,
Fall) dem Umstande verdankt, dass man unter ihm her gehen und
ihn von hier aus besehen kann.
Als die schönsten Wasserfälle des Landes werden jedoch die des
Natchi-no-taki auf der Südostseite von Kii, eine Meile von dem
kleinen Hafen Katsura, angesehen. Nach Capt. St. John stürzt hier
das Wasser erst 16 Meter, dann 23—25 Meter und endlich 86 Meter
hoch herab.
Auch in der Nähe von Kobe sind einige sehr ansehnliche Fälle,
wo Bäche an senkrechten Granitwänden herabgleiten. Der bekann-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/140>, abgerufen am 25.11.2024.
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