Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.spüret wurden. Damit nun die Gewitterma- Wenn *) Man kann auch einigermassen mit electrischen Maschinen die Ueberhäufung der Electricität an einem Körper so weit treiben, daß sie sich besonders bey Ecken und Spitzen, in einem leuch- tenden Dunstkreise verbreitet, und bey der Dra- chenschnur konnten die rauhen Fasern dersel- ben zur Zerstreuung der Gewittermaterie die- nen. Bey aller Anhäufung aber, wenn die Electricität nur gemählig auf den Körper ge- bracht, oder davon abgezogen wird, ist doch keine Gewalt zu spüren. Wir sehen also, daß nur die schnelle Bewegung der electrischen Ma- terie, indem sie durch einen Körper durchfäh- ret, oder von einem zum andern springt, die heftigen Würkungen hervor bringt. **) Die anziehende Kraft, welches die erste Erschei- nung war, die man bey den electrischen Ver- suchen beobachtete, ist nämlich gleicherweise bey der F 5
ſpuͤret wurden. Damit nun die Gewitterma- Wenn *) Man kann auch einigermaſſen mit electriſchen Maſchinen die Ueberhäufung der Electricitaͤt an einem Koͤrper ſo weit treiben, daß ſie ſich beſonders bey Ecken und Spitzen, in einem leuch- tenden Dunſtkreiſe verbreitet, und bey der Dra- chenſchnur konnten die rauhen Faſern derſel- ben zur Zerſtreuung der Gewittermaterie die- nen. Bey aller Anhaͤufung aber, wenn die Electricitaͤt nur gemaͤhlig auf den Koͤrper ge- bracht, oder davon abgezogen wird, iſt doch keine Gewalt zu ſpuͤren. Wir ſehen alſo, daß nur die ſchnelle Bewegung der electriſchen Ma- terie, indem ſie durch einen Koͤrper durchfaͤh- ret, oder von einem zum andern ſpringt, die heftigen Wuͤrkungen hervor bringt. **) Die anziehende Kraft, welches die erſte Erſchei- nung war, die man bey den electriſchen Ver- ſuchen beobachtete, iſt naͤmlich gleicherweiſe bey der F 5
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ſpuͤret wurden. Damit nun die Gewitterma-
terie von der Drachenſchnur, oder dem daran
befindlichen metallenen Drathe, nicht abgezogen
werden, und ſich in die Erde verlieren moͤchte,
ſo hatte er das Ende derſelben an einer 3½ Fuß
langen ſeidenen Schnur angebunden, und ſolche
unter einem Vordache, damit ſie nicht naß reg-
nete, befeſtiget. Die Gewittermaterie haͤufete
ſich demnach ſo an, daß rund um die Drachen-
ſchnur ein ſteter Lichtcylinder geſehen wurde,
welcher bey hellem Tage 3 oder 4 Zoll im Durch-
ſchnitte hatte *). Ein Strohhalm, der ſich
unter der Schnur auf der Erde befand, und
einen Fuß lang war, ward davon angezogen,
und folgte ihr viele Ellen hoch in die Luft **).
Wenn
*) Man kann auch einigermaſſen mit electriſchen
Maſchinen die Ueberhäufung der Electricitaͤt
an einem Koͤrper ſo weit treiben, daß ſie ſich
beſonders bey Ecken und Spitzen, in einem leuch-
tenden Dunſtkreiſe verbreitet, und bey der Dra-
chenſchnur konnten die rauhen Faſern derſel-
ben zur Zerſtreuung der Gewittermaterie die-
nen. Bey aller Anhaͤufung aber, wenn die
Electricitaͤt nur gemaͤhlig auf den Koͤrper ge-
bracht, oder davon abgezogen wird, iſt doch
keine Gewalt zu ſpuͤren. Wir ſehen alſo, daß
nur die ſchnelle Bewegung der electriſchen Ma-
terie, indem ſie durch einen Koͤrper durchfaͤh-
ret, oder von einem zum andern ſpringt, die
heftigen Wuͤrkungen hervor bringt.
**) Die anziehende Kraft, welches die erſte Erſchei-
nung war, die man bey den electriſchen Ver-
ſuchen beobachtete, iſt naͤmlich gleicherweiſe bey
der
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Zitationshilfe: | Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reimarus_blitze_1769/89>, abgerufen am 16.02.2025. |