Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.wiesen wird. So verhält sich auch ihre Thätig- *) Albern ist derjenige, der obgleich er in einem
männlichen Alter ist, doch so handelt und re- det, als ein Kind, das noch nicht zu dem Ge- brauch des Verstandes gelangt ist. Der Alberne ist thätig, lebhaft, geschwätzig, aber auf eine kindische und abgeschmackte Art. Er ist nicht unempfindlich gegen alle Eindrücke, aber er fasst sie verkehrt auf, seine Augen sind in Be- wegung, aber in einer unsteten und absichts- losen. Ihn rühren die Dinge, die ihn umge- ben, verkehrt; er lacht, wo er weinen und weint, wo er lachen soll; er schweigt, wo er re- den und redet, wo er schweigen soll. Ade- lung's Wörterbuch, Eberhard's Synonymik, Kant's Anthropologie. wieſen wird. So verhält ſich auch ihre Thätig- *) Albern iſt derjenige, der obgleich er in einem
männlichen Alter iſt, doch ſo handelt und re- det, als ein Kind, das noch nicht zu dem Ge- brauch des Verſtandes gelangt iſt. Der Alberne iſt thätig, lebhaft, geſchwätzig, aber auf eine kindiſche und abgeſchmackte Art. Er iſt nicht unempfindlich gegen alle Eindrücke, aber er faſst ſie verkehrt auf, ſeine Augen ſind in Be- wegung, aber in einer unſteten und abſichts- loſen. Ihn rühren die Dinge, die ihn umge- ben, verkehrt; er lacht, wo er weinen und weint, wo er lachen ſoll; er ſchweigt, wo er re- den und redet, wo er ſchweigen ſoll. Ade- lung’s Wörterbuch, Eberhard’s Synonymik, Kant’s Anthropologie. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0403" n="398"/> wieſen wird. So verhält ſich auch ihre Thätig-<lb/> keit. Sie ſind regſam und geſchäfftig in jedem<lb/> Zeitmoment, aber ohne erhöhte Kraft, ohne<lb/> Zweck, ergötzen ſich an Spielereien und treiben<lb/> läppiſche Poſſen, wie die Kinder. Ihre Hand-<lb/> lungen ſind iſolirt wie ihre Ideen, automatiſche<lb/> Muskelſpiele, in den mannichfaltigſten Gruppi-<lb/> rungen, die weder unter ſich noch mit den Vor-<lb/> ſtellungen einen Zuſammenhang haben. Sie wir-<lb/> ken ohne ſich eines Zwecks, der Erreichbarkeit<lb/> deſſelben an ſich, oder durch die angewandten<lb/> Mittel bewuſst zu ſeyn. Daher kümmern ſie ſich<lb/> nicht über den Erfolg ihrer Handlungen, wie<lb/> miſslich derſelbe auch ausfallen mag. Sie ſind<lb/> in der Regel zufrieden, guter Laune, vergnügt,<lb/> gutmüthig, ſchaden ſich und andern nicht, und<lb/> können durch ein leichtes Schreckmittel beruhi-<lb/> get werden, wenn ſie aufbrauſen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Albern</hi> iſt derjenige, der obgleich er in einem<lb/> männlichen Alter iſt, doch ſo handelt und re-<lb/> det, als ein Kind, das noch nicht zu dem Ge-<lb/> brauch des Verſtandes gelangt iſt. Der Alberne<lb/> iſt thätig, lebhaft, geſchwätzig, aber auf eine<lb/> kindiſche und abgeſchmackte Art. Er iſt nicht<lb/> unempfindlich gegen alle Eindrücke, aber er<lb/> faſst ſie verkehrt auf, ſeine Augen ſind in Be-<lb/> wegung, aber in einer unſteten und abſichts-<lb/> loſen. Ihn rühren die Dinge, die ihn umge-<lb/> ben, verkehrt; er lacht, wo er weinen und<lb/> weint, wo er lachen ſoll; er ſchweigt, wo er re-<lb/> den und redet, wo er ſchweigen ſoll. <hi rendition="#g">Ade-<lb/> lung’s</hi> Wörterbuch, <hi rendition="#g">Eberhard’s</hi> Synonymik,<lb/><hi rendition="#g">Kant’s</hi> Anthropologie.</note>.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [398/0403]
wieſen wird. So verhält ſich auch ihre Thätig-
keit. Sie ſind regſam und geſchäfftig in jedem
Zeitmoment, aber ohne erhöhte Kraft, ohne
Zweck, ergötzen ſich an Spielereien und treiben
läppiſche Poſſen, wie die Kinder. Ihre Hand-
lungen ſind iſolirt wie ihre Ideen, automatiſche
Muskelſpiele, in den mannichfaltigſten Gruppi-
rungen, die weder unter ſich noch mit den Vor-
ſtellungen einen Zuſammenhang haben. Sie wir-
ken ohne ſich eines Zwecks, der Erreichbarkeit
deſſelben an ſich, oder durch die angewandten
Mittel bewuſst zu ſeyn. Daher kümmern ſie ſich
nicht über den Erfolg ihrer Handlungen, wie
miſslich derſelbe auch ausfallen mag. Sie ſind
in der Regel zufrieden, guter Laune, vergnügt,
gutmüthig, ſchaden ſich und andern nicht, und
können durch ein leichtes Schreckmittel beruhi-
get werden, wenn ſie aufbrauſen *).
*) Albern iſt derjenige, der obgleich er in einem
männlichen Alter iſt, doch ſo handelt und re-
det, als ein Kind, das noch nicht zu dem Ge-
brauch des Verſtandes gelangt iſt. Der Alberne
iſt thätig, lebhaft, geſchwätzig, aber auf eine
kindiſche und abgeſchmackte Art. Er iſt nicht
unempfindlich gegen alle Eindrücke, aber er
faſst ſie verkehrt auf, ſeine Augen ſind in Be-
wegung, aber in einer unſteten und abſichts-
loſen. Ihn rühren die Dinge, die ihn umge-
ben, verkehrt; er lacht, wo er weinen und
weint, wo er lachen ſoll; er ſchweigt, wo er re-
den und redet, wo er ſchweigen ſoll. Ade-
lung’s Wörterbuch, Eberhard’s Synonymik,
Kant’s Anthropologie.
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